Volker Griese:

KARL MAY
Stationen eines Lebens
Eine Chronologie seiner Reisen



Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 104/1995
Herausgeber und Verlag: Karl-May-Gesellschaft e.V., Hamburg
Geschäftstelle: Eitzenbachstraße 22
54343 Föhren

Redaktion: Joachim Biermann, Lingen
(Druck-)Vorlagen: Volker Griese, Wankendorf
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Zum Titelbild

Die einzige zeitgenössische Abbildung (55 kB) in dieser Chronologie hat durchaus ihre Bedeutung. Wenn man den Standpunkt des Fotografen einnimmt und sich umwendet, hat man einen Blick auf den Bahnhof von Hohenstein-Ernstthal, von wo aus Karl May seine erste "richtige" Reise unternommen hat. (Archiv Peter Richter, Dresden/Uwe Neßler, Pirna)
Ein "Schweizerhaus" gibt es übrigens in Karl Mays Roman "Der verlorene Sohn" (Olms-Reprint S.219, 1402, 1729)
H. Hatzig

Die vorliegende Chronologie entstand nach einem unvollendeten Manuskript aus dem Jahre 1987 von Hansotto Hatzig.

Grade zu dieser Zeit stand unser Glück auf der Höhe.
(Emma May an Louise Achilles 12.9.1910)(1)



Vorab

Schon früh trieb es den jungen Karl May in die Welt hinaus. Seine erste Reise sollte nach Spanien führen. Im Lande der edlen Räuber eines Rinaldo Rinaldini wollte er Hilfe für die in bitterer Armut lebende Familie holen. Der Weg, den er einschlug, führte über Lichtenstein nach Zwickau. Die Reise dauerte wohl nur einen Tag, denn bei Verwandten nahe Zwickau holte ihn der Vater ein und führte seinen Sohn wieder heim.(2) Jahre später erfolgte die Ausbildung zum Volksschullehrer. Die Seminare lagen vom Heimatorte entfernt, so daß im entferntesten Sinne Reisen notwendig wurden, nämlich An- und Heimreisen. Während der nachfolgenden Jahre, der Straftaten- und Vagantenzeit, unternahm Karl May unzählige kleine Reisen und Ausflüge innerhalb der sächsischen Hemisphäre und angrenzenden Länder; z. B. will er auf einer in Aussicht gestellten USA-Reise bis nach Bremen gekommen sein, und schließlich in Böhmen wurde er dann von der Gendarmerie als Vagabund aufgegriffen. Die Jahre, die der Haftzeit folgten, während der Karl May sich als Redakteur und schließlich als freier Schriftsteller zu etablieren suchte, ließen nur wenige kurze Ausflüge zu. Das sollte sich aber mit dem zunehmenden Erfolg ändern.

Die 90er Jahre begründeten unzweifelhaft den Ruhm des Schriftstellers Karl May. Die bisher in Fortsetzungen erschienenen Erzählungen wurden durch den Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld aus dem Zerstückelten der Zeitschriftenabdrucke zu einer Buchausgabe geformt, deren gediegenes Erscheinungsbild nicht wenig zum Erfolg der Reiseerzählungen beitrug. Die Geldeinnahmen stiegen, und mit ihnen nahmen die Sorgen der Anfangsjahre ab, als die Einnahmen recht spärlich flossen. Mit der gesicherten finanziellen Situation gingen der zunehmende Ruhm und die steigende Popularität Karl Mays einher, dessen Ansehen zudem durch die bewußte Gleichsetzung von Autor und Romanheld noch um ein weiteres gesteigert wurde.

Doch die Popularität forderte ihren Tribut: "Ich hatte "Old Surehand III" und 2000 Seiten "Im Reiche des silbernen Löwen" zu schreiben - eine Riesenaufgabe! Vorige Woche habe ich nicht eine Nacht schlafen können sondern nur zu weilen am Tage ein Stündchen halb schlummern dürfen. Noch heut weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Dabei diese Briefe!... Und die Besuche! Herrschaften wie Graf und Gräfin von Schwerin, Feldmarschall-Lieutenant Baron v. Scholley u.s.w. kann man doch nicht abweisen... In der letzten Zeit war es mir ganz unmöglich, zu reisen, aber nach Neujahr muß ich nach Berlin und Hamburg. Vielleicht wagen wir da gleich einen kleinen Sprung nach Deidesheim und bleiben nicht unterwegs in einer Schneewehe stecken... Ich beneide Sie um Ihre Christbescheerung, Herr Commerzienrath! Am Christbaum müssen frohe Kinderaugen strahlen, und leider wird Ihr ferner Hausfreund niemals Großvater sein!..." (an Emil Seyler 22. Dezember 1896) Neben dem täglichen Arbeitspensum als Schriftsteller galt es dann auch in zunehmendem Maße die Fan-Post zu beantworten. Und blieb ein Brief allzu lange unbeantwortet, so half immer die Ausrede, daß man gerade von einer längeren Reise zurückgekehrt sei.

Zahlreichen Einladungen von Verehrern und Brieffreunden wurden dem beliebten Schriftsteller zugesandt und bildeten somit eine dankbare Gelegenheit, den zahlreichen und rapide zunehmenden Besuchen im Hause der Villa Shatterhand zu entgehen. Aber es war nicht nur die vorgebliche Freundschaft oder pure Artigkeit, die ihm jene Besuchs-Versprechen abnötigten, es war noch etwas dahinter. Die Reisen ab 1897 waren - anders noch als 1896 der Aufenthalt im Hause der Familie Jung - gleich von vornherein nicht zur Erholung geplant. Vielmehr mußten sie als Hofhalten eines ungekrönten Königs angesehen werden. Wie Vorzeiten die deutschen Kaiser von Pfalz zu Pfalz zogen, so zog das Ehepaar und vornehmlich Karl May selbst umher und nahm die Huldigungen entgegen.

Zeitgleich mit dem zunehmenden Ruhm zogen aber auch die ersten dunklen Wolken am Horizont herauf. In Bayern wurde Front gegen die weitere Verbreitung von Mays Schriften gemacht, und erste Schulbibliotheken nahmen seine Romane wegen angeblicher Jugendgefährdung aus ihrem Verleihprogramm. Erste negative Urteile über das Werk Karl Mays erschienen in Deutschland und Übersee, und die Jahre zurückliegende Arbeit für den anrüchigen Kolportageverleger H. G. Münchmeyer drang langsam ins Bewußtsein der Öffentlichkeit.

Die um die Jahrhundertwende unternommene Orientreise markierte den Wendepunkt im Leben des Schriftstellers. Zum einen begannen Kritikaster und Neider einen regelrechten Feldzug gegen seine Werke und nicht zuletzt gegen seine Person, da sah er sich plötzlich in einen Wust von Prozessen verstrickt, und nicht zuletzt wandte er sich in seinem literarischen Schaffen Höherem und Neuem zu. Reiseerzählungen in symbolischem Gewande entstanden nunmehr. Gereist wurde wieder viel und ausgiebig, doch keine Triumpfreisen wie während der letzten beiden Jahre vor der Jahrhundertwende waren es jetzt, vielmehr nötigten Prozeßtermine zu kurzen Visiten, und der Körper sowie der Geist bedurften immer öfter der Erholung. Doch selbst die Kuren und Erholungsurlaube waren derart mit einem dichten Programm belegt, daß von Müßiggang keine Spur zu finden ist.

Wankendorf im Oktober 1995                            Volker Griese




I. Teil 1842-1899

25. Februar 1842. Ernstthal. Abends um 22.00 Uhr wird Karl May in der Niedergasse 111 geboren. Die Lebensreise beginnt.

26. Februar 1842. Ernstthal. Taufe in der Kirche St. Trinitatis zu Ernstthal. Wenig später erblindet der Knabe in Folge einer Infektion.

15. April 1845. Ernstthal. Die Eltern Karl Mays verkaufen das Haus in der Niedergasse, um damit die Ausbildung der Mutter Christiane Wilhelmine zur Hebamme zu finanzieren und ziehen zum Markt 183. Später erfolg ein Umzug zum Markt 185.

15. August 1845. Dresden. Christiane Wilhelmine May besucht das Hebammen-Institut in Dresden. Die Ausbildung dauert secht Monate.

27. Februar 1846. Ernstthal. Christiane Wilhelmine May wird zur Hebamme in Ernstthal bestellt. Ärzten am Institut in Dresden gelingt es, die Sehkraft Karl Mays wieder herzustellen, Februar/März 1846.

Jahreswende 1855/56. Der Fluchtversuch Karl Mays nach Spanien endet in Zwickau bei Verwandten.

1848-1856. Ernstthal. Besuch der Volksschule, wo May durch besondere Begabung auffällt. Der Vater Heinrich August May füttert ihn in der Folgezeit mit wahllos zusammengetragenem Lesestoff. Alles muß er abschreiben und auswendig lernen. Nebenbei erhält er noch Sprachunterricht. Um das alles zu finanzieren, muß er nach der Schule als Kegelaufsetzer in der Hohensteiner Gastwirtschaft Engelhardt arbeiten. Der Gastwirtschaft angegliedert ist eine Leihbibliothek, die die gängigsten Trivialromane enthält und von Karl May in der Folgezeit stark frequentiert wird.

16. März 1856. Ernstthal. Karl May wird unter dem Spruch konfirmiert: "Halte an dem Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus" (2. Tim. 1, 13).

29. September 1856. Aufnahme als Proseminarist in Waldenburg. Nicht zuletzt wird die Ausbildung durch eine kleine Unterstützung des Grafen Heinrich von Schönburg-Hinterglauchau ermöglicht.

1858. Anna Preßler, Karl Mays erste große Liebe, verläßt ihn.

23. Oktober 1858. Der Seminardirektor Schütze bittet den Grafen von Schönburg-Hinterglauchau um Weitergewährung der Unterstützung für den "hintergräflich-Schönburgschen Unterthan" Karl May.

28. Januar 1860. Waldenburg. Karl May wird von dem Lehrerseminar verwiesen, da er kurz vor Weihnachten als Lichtwochner sechs Kerzen entwendet hat. Sie sollten wohl für den heimischen Weihnachtsbaum der armen Eltern verwendet werden.

6. März 1860. Ernstthal. "Diese Strafe muß ich als ganz gerecht und dem Vergehen gemäß anerkennen, wage aber doch, dem Hohen Ministerio die unterthänigste Versicherung zu geben, daß auf meine früheren Fehler eine aufrichtige Reue gefolgt ist und späterhin in Betreff der Lichte keineswegs der Wille zu einer Veruntreuung vorlag, sondern daß es nachlässige Säumigkeit von mir war, sie nicht rechtzeitig an den gehörigen Platz zu legen." (May an das Kultusministerium) Vom heimischen Pastor Carl Hermann Schmidt unterstützt, richtet May ein Gnadengesuch an das sächsische Kultusministerium. Wenig später schließt sich Pastor Schmidt dem Gesuch an. Selbst der Waldenburger Seminardirektor Schütze, der Mays Entfernung aus dem Seminar zuvor betrieben hatte, betätigt sich jetzt als Fürsprecher.

7. April 1860. Ernstthal. "Da ich auf dem Seminar zu Waldenburg Schüler der zweiten Claße sic! war, so würde mir es lieb sein, wenn ich nicht zurückzubleiben genöthigt sein würde. Meine Unvorsichtigkeit, über welche Ihnen Herr Director Schütz sic! eine baldige Mittheilung machen wird, vergeßen sic! zu machen, sollte mein eifrigstes Streben sein, wenn ich so glücklich wäre, in genannte Anstalt eintreten zu dürfen." (May an Seminardirektor Johann Gottfried Wild)

4. Juni 1860. Plauen. Im Lehrerseminar setzt May seine Ausbildung fort.

12. September 1861. Plauen. Mit der Note "Gut" besteht Karl May die Lehrerprüfung.

7. Oktober 1861. Glauchau. Erste Anstellung als Hilfslehrer der Armenschule in Glauchau.

19. Oktober 1861. Glauchau. Karl May wird von seinem Logiswirt, dem Kaufmann Ernst Theodor Meinhold, wegen einer angeblichen Liebesaffäre mit dessen Ehefrau Henriette Meinhold angezeigt. Der junge Lehrer wird daraufhin aus dem Schuldienst entlassen.

6. November 1861. Altchemnitz. Anstellung als Fabrikschullehrer.

25.(26.) Dezember 1861. Hohenstein. Karl May wird im Hotel Drei Schwanen verhaftet. Laut Beschuldigung seines Zimmergenossen in Altchemnitz hat er ihm eine Taschenuhr (die sich May mit dessen Genehmigung schon öfters ausgeliehen hat), eine Tabakspfeife und eine Zigarrenspitze widerrechtlich entwendet.

1862. Chemnitz. Wegen widerrechtlicher Benutzung fremder Sachen erfolgt eine Verurteilung Mays zu sechs Wochen Haft.

8. September-20. Oktober 1862. Chemnitz. Verbüßung der sechswöchigen Haftstrafe im Gerichtsgefängnis Chemnitz.

6. Dezember 1862. Musterung für den Militärdienst; May wird für untüchtig befunden.(3)

25. Januar 1863. Ernstthal. Musikalisch-deklamatorischer Abend in der Schießhausrestauration. Dargeboten wird unter anderem ein "Terzett v. Mai". Karl May versucht in der Folgezeit mit Einnahmen von Privatstunden und öffentlichen Auftritten in solchen Veranstaltungen sein Leben zu fristen. Er ist Mitglied des Ernstthaler Sängerkreises "Lyra", für den einige Kompositionen entstehen.

8. März 1863. Hohenstein. Musikalisch-deklamatorischer Abend im Rathaus. "Piéçe aus Pretiosa, vorg. v. May."

25. März 1863. Hohenstein. Musikalisch-deklamatorischer Abend im Gasthof zu den drei Schwanen. "Das eigene Herz v. May. Dekl."

26. April 1863. Ernstthal. Teilnahme am heiligen Abendmahl in der Heimatkirche St. Trinitatis.

20. Juni 1863. May wird aus der Liste der Lehrer im Kultusministerium gestrichen. Die Lehrertätigkeit ist endgültig beendet.

5. Juli 1863. Ernstthal. Teilnahme am heiligen Abendmahl in der Heimatkirche St. Trinitatis.

9. Juli 1864. Penig. Als "Dr. med. Heilig aus Rochlitz" nimmt May in einem Gasthaus ein Zimmer und läßt sich fünf Kleidungsstücke bei einem Schneider anmessen.

16. Juli 1864. Penig. May nimmt die bestellten Kleidungsstücke in Empfang und entschwindet unter Mitnahme der Sachen, ohne zu bezahlen.

16. Dezember 1864. Chemnitz. Gasthof zum goldenen Anker. Als "Seminarlehrer Lohse" läßt May sich diverse Pelzwaren in den Gasthof bringen, begibt sich damit in ein Nebenzimmer, um sie angeblich seinem Dienstherrn zu zeigen, und entschwindet. May wendet sich zu Fuß Richtung Dresden. In Freiberg veräußert er zwei Pelzpelerinen.

Februar 1865 (?). Naußlitz.

28. Februar 1865. Gohlis bei Leipzig. Wohnsitz Mays in der Möckernschen Straße 28b bis zu seiner Festnahme einen Monat später.

20. März 1865. Leipzig. May mietet sich als "Kupferstecher Hermes" am Thomaskirchhof 12 ein. Wieder läßt er sich Pelze kommen und entschwindet, ohne zu bezahlen. Die Pfandleiher werden benachrichtigt.

26. März. 1865. Leipzig. Im Rosenthal, einem parkähnlichen Gelände zwischen Leipzig und Gohlis, wird May nach einem Handgemenge verhaftet.

8. Juni 1865. Karl May wird durch das Bezirksgericht Leipzig zu vier Jahren und einem Monat Arbeitshaus verurteilt.

14. Juni 1865. Zwickau. Einlieferung in das Arbeitshaus Schloß Osterstein. Zunächst wird May der Schreibstube zugeteilt, versagt jedoch völlig. Danach verfertigt er Geld- und Zigarrentaschen. Er wird Mitglied des Kirchenchores und Posaunenbläser.

Ende 1867/Anfang 1868. Zwickau. May wird "besonderer Schreiber" des Gefängnisinspektors Krell. Eigene literarische Entwürfe entstehen, wovon das "Repertorium C. May" kündet.

2. November 1868. Zwickau. May wird vorzeitig wegen guter Führung entlassen.

27. März 1869. Wiederau. May wird erstmals im Ort gesehen.(4)

29. März 1869. Wiederau. Als "Polizeilieutenant von Wolframsdorf aus Leipzig" begibt sich May zum Krämer Reimann, um nach Falschgeld zu fahnden. Angeblich fündig geworden, führt er Reimann in einen Gasthof in Clausnitz; von dort entschwindet May.

10. April 1869. Ponitz. Als "Mitglied der geheimen Polizei" fahndet May nach Falschgeld im Hause des Seilermeisters Krause, 30 Mark werden konfisziert. Auf dem Weg nach Crimmitschau, wohin ihm der Seilermeister aufs Gericht folgen soll, setzt sich May querfeldein ab, wird aber von Krause verfolgt. Unter Zuhilfenahme eines ungeladenen Doppelterzerols gelingt ihm die Flucht. Das konfiszierte Geld hat er vorher von sich geworfen.

13. (?) April 1869. Ernstthal. Heimlicher Besuch im Elternhaus. May hinterläßt einen Zettel, er wolle "nach Dresden".

18. April 1869. Schwarzenberg. Karl May fährt zu seiner Geliebten, dem Dienstmädchen Auguste Gräßler.

19. April 1869. Schwarzenberg. Besuch des Ottensteins. May trifft auf die Amerikaner Burton. "Ich traf nämlich zwei nordamerikanische Herren, Vater und Sohn, welche von einer Vergnügungs- und wohl auch halb und halb Geschäftsreise kamen und über Leipzig, Frankfurt, Amsterdam nach Hause wollten. In Prag hatten sie ihren Hofmeister zurückgelassen und machten mir den annehmbaren Vorschlag, an dessen Stelle zu treten, mit nach Pittsburg zu gehen und dort die jüngeren Geschwister zu unterrichten... Ich reise ab; man wird meine Vergangenheit vergessen und verzeihen, und als ein neuer Mensch mit besserer Zukunft komme ich wieder..." (May an seiner Eltern 20.4.1869)

20. April 1869. Leipzig. May reist mit den Amerikanern tatsächlich ab, kommt aber wohl infolge von Paßschwierigkeiten nur bis Bremen und wendet sich wieder nach Sachsen.

3. - 5. Mai 1869. Jöhstadt. Am Abend des 3. Mai Besuch des Theaters.

16.-17. Mai 1869. Schwarzenberg. May weilt zum letzten Mal bei Auguste Gräßler.

27. Mai 1869. Ernstthal. May besucht seinen Pathen Weißpflog. Er ist es wohl, der ihm die Eisenhöhle in unmittelbarer Nähe zu Ernstthal als Zufluchtsort vorschlägt. In der Nacht zum 28.5.1869 bezieht May sein neues Domizil.

31. Mai 1869. Limbach. May betritt die noch nicht geöffnete Gaststätte des Victor Reinhard Wünschmann und entfernt sich wieder, nicht ohne vorher einen Satz Billardkugeln unerkannt an sich zu bringen. Er begibt sich in Richtung Chemnitz.

3. Juni 1869. Bräunsdorf. Dem Gasthofbesitzer Schreier entwendet May in der Nacht ein Pferd samt Trense, Reitpeitsche und Halsriemen aus dem Stall.

4. Juni 1869. May bietet das Pferd (erst vergeblich in Remse, dann erfolgreich) in Höckendorf zum Verkauf an.

15. Juni 1869. Mülsen St. Jacob. Als "Expedient des Advocaten Dr. Schaffrath in Dresden" erscheint Karl May bei dem Bäckermeister Wappler und bittet ihn, sich zwecks einer Erbschaft sofort nach Glauchau zu begeben. Kaum ist der Bäckermeister fort, beginnt May bei den Angehörigen wieder mit der Forschung nach Falschgeld und entschwindet mit ca. 28 Talern.

Ende Juni 1869. Hohenstein. Einstieg ins Kegelhaus der Gastwirtschaft Engelhardt. Die Beute sind ein Handtuch und eine Zigarrenpfeife.

2. Juli 1869. Hohenstein. Nachts 3.00 Uhr wird Karl May im Kegelhaus schlafend entdeckt, überwältigt, verhaftet und nach Mittweida ins Gefängnis überführt.

5. Juli 1869. Lokaltermin in Wiederau.

15. Juli 1869. Mülsen St. Jacob. Lokaltermin.

26. Juli 1869. Kuhschnappel. Auf dem Weg zum Lokaltermin in Bräunsdorf flieht May unter Zerbrechung (?) der eisernen Breze.

6./7. August 1869. Erfolglose Suchaktion in der Nacht durch Polizei und Feuerwehr nach dem Flüchtigen in den Hohensteiner Wäldern.

August od. September 1869. Siegelsdorf bei Halle. Aufenthalt bei Malwine Wadenbach.

September od. Oktober 1869. Vermutlicher Aufenthalt in Ellersleben bei Sömmerda. Treffen mit dem Bauern Emil Wittig.

Mitte November 1869. Plößnitz bei Halle. Erneuter Aufenthalt bei Malwine Wadenbach.

Dezember 1869. May reist durchs Fürstentum Coburg-Gotha und hält sich zeitweise in Coburg auf. Er reist dann weiter nach Böhmen.

4. Januar 1870. Niederalgersdorf. Als ausweisloser Fremder wird May von der Polizei schlafend in einer Scheune aufgegriffen und zum Bezirksgericht Bensen gebracht. Da er sich nichts hat zu Schulden kommen lassen, wird er zur Ermittlung der Identität am 5.1. an die Bezirkshauptmannschaft Tetschen weitergegeben. May gibt sich als Plantagenbesitzer Albin Wadenbach aus Orby auf der Atlantikinsel Martinique aus, der einige Verwandte in Europa besuchen möchte. Doch das Kartenhaus bricht zusammen, als am 28.1. die Dresdner Polizeidirektion eingeschaltet wird und ein Porträtphoto des Festgenommenen erhält.

2. Februar 1870. "Der dort zur Haft gebrachte angebliche Albin Wadenbach aus Orby, welcher identisch mit dem entsprungenen Carl Friedrich May, ehemaliger Schullehrer, und ein sehr gefährlicher Verbrecher ist, soll dort sofort aufgehalten werden... " (Telegramm der Dresdner Staatsanwaltschaft)

14. März 1870. Tetschen. May wird aus Böhmen abgeholt und in das Gefängnis zu Mittweida überführt.

13. April 1870. Mittweida. Verurteilung durch das Bezirksgericht zu vier Jahren Zuchthaus.

3. Mai 1870. Strafantritt im Zuchthaus Waldheim. Arbeit als Zigarrendreher. Karl May gewinnt das Vertrauen des katholischen Anstaltskatecheten Johannes Kochta und wird auf dessen Fürsprache hin Organist während der katholischen Gottesdienste, obwohl er Protestant ist. Eine schriftstellerische Arbeit im Zuchthaus ist nicht möglich.

1873. Die ersten nachweisbaren Arbeiten Mays erscheinen im "Neuen Deutschen Reichsboten". Es handelt sich um Gedichte, die ca. 1869 entstanden.

Meine einstige Grabschrift.
Ich war ein Dichter, ernst und heiter,
Das Schicksal spielte mit mir frech;
Mein ganzes Leben war nichts weiter,
Als nur ein großer - Klumpen Pech!

2. Mai 1874. Entlassung aus dem Zuchthaus Waldheim. May steht fortan für zwei Jahre unter Polizeiaufsicht und nimmt Wohnung bei den Eltern in Ernstthal. Er fängt an zu schreiben, ohne jedoch viel zu publizieren. Die Eltern unterstützen ihn.

Anfang März 1875. Ernstthal. Die Gebrüder Heinrich Gotthold und Friedrich Louis Münchmeyer besuchen Karl May in Ernstthal und bieten ihm eine Stelle als Redakteur, die er annimmt.

8. März 1875. May reist nach Dresden um seine neue Arbeit aufzunehmen. Er wohnt "privatim am Jagdweg bei einer Frau verw. Vogel" (Aussage vor dem Dresdner Landgericht 6.5.1908)

12. März 1875. Wegen ungemeldeter Entfernung wird der unter Polizeiaufsicht stehende frischgebackene Redakteur von der Ernstthaler Behörde bei der Dresdner Kriminalpolizei angezeigt.

15. März 1875. Karl May wird aus Dresden ausgewiesen.

16. März 1875. Dresden. May reicht bei der Polizeidirektion ein Gesuch um Aufenthaltsbewilligung ein, "in Rücksicht darauf, daß meine Stellung eine fixierte und sichere ist..."

24. März 1875. Dresden. Karl May wird endgültig ausgewiesen und hat binnen drei Tagen die Stadt zu verlassen. Er kehrt nach Ernstthal zurück.

April-Mai 1875. Die erste bisher nachgewiesene größere Novelle "Die Rose von Ernstthal" erscheint.

Anfang August 1875. Rückkehr nach Dresden und Bezug der gleichen Wohnung am Jagdweg wie im März. Die erbetene Aufenthaltsbewilligung wird diesmal von der Polizeibehörde erteilt. Bis zum 2.5.1876 steht May aber weiterhin unter Polizeiaufsicht.

Ende August od. Anfang September 1875. Karl May unternimmt mit Probenummern der von ihm gegründeten und redigierten Zeitschrift Schacht und Hütte zwecks Reklame eine Rundreise durch Deutschland zu führenden Montanunternehmen, die ihn unter anderem nach Chemnitz, Essen und Berlin führt.(5)

Erste Septemberwoche 1875. Die erste Indianererzählung "Inn-nu-woh, der Indianerhäuptling" erscheint.

Ende 1875. Umzug in das Hintergebäude des Münchmeyer-Verlages, Jagdweg 14, erster Stock. "Von Dresden aus bin ich oft besuchsweise nach Ernstthal zu meinen Eltern und meiner Schwester Wilhelmine Schöne geb. May gefahren." (Aussage vor dem Dresdner Landgericht 6.5.1908) Bei einem dieser Aufenthalte im Jahre 1876 im Hause seiner Schwester lernt er Emma Lina Pollmer näher kennen. Ohne Eltern aufgewachsen, lebt sie im Hause ihres Großvaters, des Barbiers Christian Gotthilf Pollmer in Hohenstein.

1876. Dessau. Zwei Wochen verbringt der junge Literat in der Stadt zwecks Studien, die ihn u.a. in die Herzogliche Hofkammer führen.

November 1876. Es beginnt der erste Roman "Der beiden Quitzows letzte Fahrten" als Zeitungsabdruck zu erscheinen.

Weihnachten 1876. Ernstthal. Karl May weilt bei seiner Schwester Wilhelmine.

Anfang 1877. Wegen unüberbrückbarer Differenzen - er soll Minna Ey, die Schwägerin des Verlagsinhabers Müchmeyer, heiraten - kündigt Karl May zum Quartalsende seine Redakteursstellung beim Münchmeyer-Verlag und zieht aus dem Verlagsgebäude in die Pillnitzer Straße 72 zur Untermiete bei Amalie Wilhelmine Groh.

23. Februar 1877. Dresden. "Gestatten Sie mir gütigst, Ihnen beifolgende humoristische Arbeit, deren Sujet ein aus dem wirklichen Leben gegriffenes ist, zur freundlichen Entscheidung, ob dieselbe sich für das von Ihnen redigirte Unternehmen eignet, zu unterbreiten." (an Kaspar Braun, Redakteur der Fliegenden Blätter)

26. Mai 1877. Emma Pollmer übersiedelt von Hohenstein nach Dresden in die Nähe Karl Mays.

1. Juli 1877. Dresden. Der Restaurantbesitzer Louis Vogel leiht Karl May 50 Mark.

12. Juli 1877. "Hätten Sie, Herr Professor vielleicht zufällig den Namen Karl May schon gehört oder wüßten, welches Blatt er redigiert? Seiner ganzen Schreibweise nach halte ich ihn für einen vielerfahrenen Mann, der lange Zeit im Orient gelebt haben muß. Ich gedenke die "Rose von Kahira" mit dem Oktoberheft zu beginnen". (Peter Rosegger an Robert Hamerling)

Dezember 1877. Dresden. Karl May nimmt bei dem Verlag Bruno Radelli eine Stellung als Redakteur der Zeitschrift Frohe Stunden an.

Januar/Februar 1878. Umzug nach Dresden-Striesen Straße 4, Nr. 2, Villa Forsthaus, Parterre. Emma Pollmer zieht zu ihrem Geliebten.

25. April 1878. Niederwürschnitz. Karl May leistet dem Großvater seiner zukünftigen Frau einen Gefallen und recherchiert, um die näheren Umstände des Todes von Emil Pollmer zu klären. Emmas Onkel war betrunken unter ein Fuhrwerk geraten und im Stall einer Gastwirtschaft gestorben. Nach Zeugenaussagen tritt May als "höherer Regierungsbeamter" auf.

15. Mai 1878. May wird der Amtsanmaßung bezichtigt.

11. u. 20. Juni 1878. Die Behörden vernehmen May.

24. Juni 1878. Das Verfahren wegen "Ausübung eines öffentlichen Amtes" wird vom Bezirksgericht Chemnitz eingeleitet.

Anfang Juli (?) 1878. Emma Pollmer zieht wieder zu ihrem Großvater nach Hohenstein und Karl May gibt die Wohnung in Dresden auf. Er wohnt wieder bei seinen Eltern in Ernstthal. Die folgende Zeit erfordert des öfteren Reisen nach Dresden, um seinen Verpflichtungen als Redakteur nachzukommen.

Juli/August (?) 1878. Karl May hält sich angeblich in Berlin auf.(6) Auch in der Folgezeit reist er viel, meistens jedoch zwischen Ernstthal und Dresden, aber auch im Kohlerevier Lugau-Ölsnitz und in Stollberg ist sein Aufenthalt bezeugt.(7)

Ende August 1878. May beendet seine Stellung als Redakteur, um fortan als freier Schriftsteller arbeiten zu können. Er zieht nach Hohenstein zu Emma Pollmer und deren Großvater, Am Markt 242.

9. Januar 1879. Karl May wird fälschlich - da er keine Amtshandlung vorgenommen hatte - vom Amtsgericht Stollberg zu drei Wochen Gefängnis wegen Amtsanmaßung verurteilt. May legt Berufung ein.

März 1879. Die erste Erzählung im Deutschen Hausschatz "Three carde monte" beginnt zu erscheinen.

April 1879. Es kommt zu einem Zerwürfnis mit Emma Pollmer, und May zieht wieder zu seinen Eltern nach Ernstthal.

12. Mai 1879. Bestätigung des Stollberger Urteils in 2. Instanz.

2. Juli 1879. Ernstthal. May reicht ein Gnadengesuch an den sächsischen König Albert ein, dem jedoch kein Erfolg beschieden ist.

August 1879. Der erste Großroman "Scepter und Hammer" beginnt zu erscheinen.

1.-22. September 1879. Strafverbüßung im Arresthaus des Gerichtsamts Hohenstein-Ernstthal. Diese vierte Haftstrafe bleibt die letzte im Leben Karl Mays.

November 1879. Es erscheinen die beiden ersten Bucheditionen, zum einen die Bearbeitung von Gabriel Ferrys "Der Waldläufer" sowie die Erzählung "Im fernen Westen".

19. Februar 1880. Hohenstein. Das Heiratsaufgebot Karl May/Emma Pollmer wird bestellt. Der Aushang erfolgt vom 20.2. bis 7.3.1880.

Mai 1880. "Abonnent seit 74 in Leunefelde. Das können wir Ihnen wirklich nicht sagen, wie viel Selbsterlebtes und wie viel dichterische Zuthaten an May's Reiseabenteuern sind. Das ist aber wahr, daß der Verfasser alle jene Länder bereist hat, welche den Schauplatz der Abenteuer bilden; und das ist richtig, daß seine farbenreichen Schilderungen von Land und Leuten, Thieren und Pflanzen, Sitten und Gebräuchen etc. genau nach der Natur gezeichnet sind. Also Reisenovellen bietet uns der Verfasser und in diesem Genre ist er wohl Meister. Gegenwärtig reist er in Rußland und beabsichtigt, bald wieder einen Abstecher in's Zululand zu machen. Vielleicht trifft er dort den treuen tapferen Quimbo." (Deutscher Hausschatz Nr. 12)

26. Mai 1880. Hohenstein. Emmas Großvater Christian Gotthilf Pollmer stirbt an den Folgen eines Schlaganfalls.

17. August 1880. Hohenstein. Standesamtliche Trauung Karl Mays und Emma Pollmers.

12. September 1880. Hohenstein. Kirchliche Trauung in St. Christophori und Umzug ins Haus Am Markt 2.

Januar 1881. Im Deutschen Hausschatz in Regensburg beginnt der Orient-Zyklus "Giölgeda padishanün" zu erscheinen. Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar erblicken das Licht der Welt und Karl May findet seine ihm eigene literarische Form.

März 1881. ""Hausschatzleser in Westfalen." Der Verfasser der Reise-Abenteuer hat alle Länder, welche der Schauplatz seiner Erzählungen sind, selbst bereist. Unlängst ist er von einem Ausflug nach Rußland, Bulgarien, Konstantinopel etc. zurückgekehrt, und zwar mit einem Messerstich als Andenken. Denn er pflegt nicht, mit dem rothen Bädeker in der Hand im Eisenbahn-Coupé zu reisen, sondern er sucht die noch wenig ausgetretenen Pfade auf.- Besten Dank für Ihre Grüße!" (Deutscher Hausschatz Nr. 9)

Oktober 1881. "Pr. P. in Trattenbach. Einstweilen müssen wir uns auf die Mittheilung beschränken, daß Herr Dr. K... M.. etwa 45 Jahre alt ist und leider gegenwärtig krank darnieder liegt in Folge einer wieder aufgebrochenen alten Wunde. Auf seinen weiten und gefahrvollen Reisen in allen Theilen der Erde, hat er sich selbstverständlich manche Wunde geholt. Wir hoffen, daß die bisherige eiserne Constitution Ihres Lieblingsschriftstellers auch diesmal bald obsiegen wird." (Deutscher Hausschatz Nr. 1)

November 1881. "Auf mehrere Anfragen. Erfreulicher Weise ist jetzt der Herr Verfasser der Reiseabenteuer in der Genesung begriffen und gedenkt, demnächst nach dem Süden zu ziehen, um sich völlig zu erholen..." (Deutscher Hausschatz Nr. 2)

November 1881. Die Zeitung Le Monde beginnt mit dem Abdruck eines May-Textes auf Französisch.

Sommer 1882. Dresden. Hotel Trompeterschlößchen. "Noch von Hohenstein aus unternahm ich ... eine kleine Vergnügungsreise nach Dresden". (Aussage vor dem Dresdner Landgericht 13.4.1908) Etwa acht Tage weilt das Ehepaar May in Dresden und trifft dabei im Rengerschen Gartenrestaurant auf Mays vormaligen Arbeitgeber Heinrich Gotthold Münchmeyer. Der Verleger, dem seit dem Weggang Mays nicht allzuviel geglückt ist, versucht seinen ehemaligen Redakteur zur Lieferung von Kolpartageromanen zu bewegen. Unter Zureden Emmas gibt May den Wünschen Münchmeyers nach, nicht zuletzt auch um der prekären finanziellen Lage zu entkommen.

November 1882. "Alte Abonnentin in Zürich. Die "prächtigen Abenteuer" des beliebten "Weltläufers" werden allerdings in der Studirstube niedergeschrieben, aber die Reisen in allen Theilen der Welt sind von dem Herrn Verfasser wirklich gemacht worden. Selbstverständlich erlebt man in der Sahara, in Kurdistan u.s.w. andere Dinge, als im Coupé für Nichtraucher auf der Eisenbahn in Deutschland oder in der Schweiz..." (Deutscher Hausschatz Nr. 3)

November 1882. Die ersten Hefte des neuen Romanes "Das Waldröschen" aus dem Hause Münchmeyer beginnen zu erscheinen, bis August 1884.

7. April 1883. Umzug von Hohenstein nach Dresden-Blasewitz, Sommerstraße 7.

Oktober/November 1883. Die ersten Hefte des neuen Romanes "Die Liebe des Ulanen" aus dem Hause Münchmeyer beginnen zu erscheinen, bis November 1885.

November 1883. "An mehrere Abonnenten. Dr. K. May ist wieder auf der Rückkehr nach Deutschland begriffen. Die Fortsetzung der Reiseabenteuer wird nun nicht mehr lange auf sich warten lassen." (Deutscher Hausschatz Nr. 12)

März 1884. "Auf mehrere Anfragen. Herr Dr. Karl May ist am 19. Februar "nach langer Irrfahrt", wie er uns schreibt, wieder in der Heimat angekommen und will nun seine Reise-Erzählungen alsbald fortsetzen." (Deutscher Hausschatz Nr. 23)

Frühjahr 1884. Umzug von Dresden-Blasewitz nach Dresden-Altstadt (Johannstadt), Prinzenstraße 4, Parterre. Wohnungseigentümer ist Rentier Franz Eduard Boericke.

August/September 1884. Die ersten Hefte des neuen Romanes "Der verlorne Sohn" aus dem Hause Münchmeyer beginnen zu erscheinen, bis Juli/August 1886.

26. November 1884. Dresden. "Von einer monatelangen Reise zurückkehrend, finde ich Ihre werthe Zuschrift vor." (an Joseph Kürschner)

Dezember 1884. "Leider ist ein ein von Dr. Karl May an uns rechtzeitig abgesandtes Manuscript-Packet bis jetzt noch nicht hier eingetroffen und wahrscheinlich auf der Post verloren gegangen. Aus diesem Grunde hat die Fortsetzung von "Giölgeda" unterbrochen werden müssen." (Deutscher Hausschatz Nr. 13)

8. März 1885. Dresden. "Krankheit war der Grund meines Schweigens. Binnen acht Tagen werde ich mir gestatten, Ihnen für "Vom Fels zum Meere" den wohl zeitgemäßen Beitrag "Die erste Liebe des Mahdi" zur geneigten Verfügung zu stellen". (an Joseph Kürschner)

Anfang April 1885. Ernstthal. Von Verwandten benachrichtigt, hält May sich wegen des schlechten Gesundheitszustandes der Mutter seit Anfang April bei seinen Eltern auf.

15. April 1885. Ernstthal. Mays Mutter stirbt nach längerem Leiden. Der Vater erleidet wenig später einen Schlaganfall mit linksseitiger Lähmung. Der Schriftsteller ist für Wochen zu keiner Arbeit fähig. Der Deutsche Hausschatz meldet "ganz ohne Nachricht von dem Verfasser" (Deutscher Hausschatz Nr. 27) zu sein, und Münchmeyer fügt mangels Manuskript in die laufende Lieferung von "Die Liebe des Ulanen" einen vorliegenden, aber nicht zum Roman gehörigen Text mit dem Titel "Ulane und Zouave" ein.

Juli 1885. "O. Rdlbg. D. Leider ist das von Dr. Karl May uns fest versprochene Manuscript des Schlusses von Giölgeda (der letzte Ritt) noch nicht in unseren Händen. Wir begreifen die Ungeduld der Leser, und es ist uns diese Verzögerung überaus peinlich." (Deutscher Hausschatz Nr. 43)

1. Juli 1885. Dresden. "Mitten aus der für Sie bestimmten Arbeit wurde ich durch die Aufforderung zu einer sofort anzutretenen Reise gerissen. Gestern zurückgekehrt, fand ich Ihre werthe Karte. Ich habe mich sehr, sehr zu entschuldigen." (an Joseph Kürschner)

November 1885. Die ersten Hefte des neuen Romanes "Deutsche Herzen, deutsche Helden" aus dem Hause Münchmeyer beginnen zu erscheinen, bis Dezember 1887.

Juni 1886. "Auf mehrere Anfragen. Es ist uns höchst peinlich, daß abermals - und ganz gegen unsere Erwartung - eine Unterbrechung in der Reise-Erzählung "Der letzte Ritt" eingetreten ist. Leider haben wir bis jetzt das fehlende Manuscript noch nicht erhalten und entbehren zur Zeit jede Nachricht von dem Verfasser. In Zukunft werden wir freilich niemals mehr mit der Veröffentlichung irgend eines Werkes beginnen, ohne daß uns das Manuscript vollständig vorliegt." (Deutscher Hausschatz Nr. 36)

Juli/August 1886. Die ersten Hefte des neuen Romanes "Der Weg zum Glück" aus dem Hause Münchmeyer beginnen zu erscheinen, bis Anfang 1888.

17. Oktober 1886. Dresden. "Verzeihung, daß ich Ihre letzte so freundliche Zuschrift erst heut zu beantworten vermag! Ich war nicht daheim und habe den Brief erst jetzt zu Händen bekommen." (an Joseph Kürschner)

8. Januar 1887. Die erste Jugenderzählung "Der Sohn des Bärenjägers" beginnt zu erscheinen.

Frühjahr 1887. Umzug von Dresden-Altstadt nach Dresden (Seevorstadt), Schnorrstraße 31, 1.Stock. Wohnungseigentümer ist der Wirt Johann August Nitsche.

Sommer 1887. Dresden. May beendet die Zusammenarbeit mit Münchmeyer. Insgesamt lieferte er fünf umfangreiche Romane, einen sechsten bricht er ab.

Oktober 1887. Die Jugenderzählung "Der Geist der Llano estakata" beginnt zu erscheinen.

1888. Der Legende nach weilt der May einige Zeit in Ossiach, Kärnten, und schreibt an seinem Werk "Der blau-rote Metusalem". Aber auch ein Besuch Ossiachs 1905 steht unbelegt im Raum. Wahrscheinlicher ist es dagegen, daß May bei seinem Aufenthalt in Kärnten 1904 die nur wenige hundert Seelen zählende Gemeinde streifte.(8)

September 1888. Die Jugenderzählung "Kong-Kheou, das Ehrenwort" beginnt zu erscheinen.

6. September 1888. Der Vater stirbt in Ernstthal.

1. Oktober 1888. Umzug von Dresden nach Kötzschenbroda, Schützenstraße 6, Villa Idylle. Hausbesitzerin ist Alma Freifrau von Wagner.

12. Oktober 1888. Kötzschenbroda. Als "Dr. phil. Karl May, Schriftsteller" trägt er sich in das Einwohnermelderegister ein.

September 1889. Die Jugenderzählung "Die Sklavenkarawane" beginnt zu erscheinen.

Oktober 1889. Die Reiseeerzählung "Lopez Jordan" beginnt zu erscheinen.

Mai 1890. "Gretchen Rbg. Ihre Hoffnung ist vergebens. Unser verehrter Mitarbeiter Dr. Karl May, der Weltläufer, der einst mehr außer als im Hause war, ist bereits verheirathet..." (Deutscher Hausschatz Nr. 33)

1. Januar 1890. Kötzschenbroda. Karl May kann die fällige Quartalsmiete für die Villa in Höhe von 200 Mark nicht aufbringen, obwohl er kaum vom Schreibtisch aufsteht und in manchen Wochen ca. 100 Manuskriptseiten entstehen.

14. Januar 1890. Kötzschenbroda. Die Vermieterin reicht bei dem Amtsgericht Dresden Zahlungsklage wegen Mietsäumnis ein.

Mai 1890. Kötzschenbroda. Der Verleger Wilhelm Spemann besucht May, um ihn zu einer weiteren Mitarbeit am "Guten Kameraden" zu bewegen.

September/Oktober 1890. Die Reiseerzählung "Der Schatz der Inkas" und die Jugenderzählung "Der Schatz im Silbersee" beginnen zu erscheinen.

18. Oktober 1890. Kötzschenbroda. "Verzeihung, daß ich wegen einer längeren Abwesenheit Ihre werthe Anfrage erst heut zu beantworten vermag." (an Joseph Kürschner)

Herbst 1890. Umzug von Kötzschenbroda nach Niederlößnitz, Lößnitzstraße 11.

Kurz v. d. 6. Dezember 1890 (?). Regensburg. Karl May und Emma weilen in der Stadt und besuchen Friedrich Pustet, den Verleger des Deutschen Hausschatzes.

Anfang 1891 (?). Karl und Emma lernen das Ehepaar Richard und Klara Plöhn kennen

8. April 1891. Umzug von Niederlößnitz nach Oberlößnitz, Nizzastraße 13, Villa Agnes.

28. Mai 1891. Oberlößnitz. Nachdem der Hund längere Zeit angeschlagen hat, "erwachte die Frau des Dr. May durch ein Geräusch im Parterre. Sie weckte ihren Mann, der sich sofort nach unten begab, wo er zu seiner Überraschung ... sämmtliche Schränke und Kommoden geöffnet und deren Inhalt zum Theil auf dem Boden verstreut fand. Außerdem hatte der Einbrecher eine Axt auf das Bett gelegt. Von dem Diebe, der nach Aufbrechen eines Fensterladens und Zerbrechen mehrerer Fensterscheiben in das Zimmer gedrungen, war nichts mehr zu bemerken..."
(Kötzschenbrodaer Zeitung 30.5.1891)

Spätsommer 1891. Oberlößnitz. Der Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld aus Freiburg/Br. besucht den Schriftsteller und verhandelt über die Herausgabe einer Buch-ausgabe der Mayschen Erzählungen. Gemeinsam werden Spaziergänge durch den Lößnitzgrund und die nähere Umgebung unternommen.

September 1891. Die Jugenderzählung "Das Vermächtnis des Inka" beginnt zu erscheinen.

September/Oktober 1891. Die Reiseerzähung "Der Mahdi" beginnt zu erscheinen.

21. Oktober 1891. Oberlößnitz. Die Zahlungsklage des Kaufmanns Johann Schwarz auf fällige 125 Mark wird vor dem Amtsgericht Dresden verhandelt.

17. November 1891. Karl May und Friedrich Ernst Fehsenfeld schließen eine Vertrag über die Herausgabe von "Carl May's gesammelte(n) Reiseromanen".

25. November 1891. Oberlößnitz. Die Zahlungsklage des Restaurantbesitzers Louis Vogel auf noch offene 50 Mark (von 1877) wird vor dem Amtsgericht Dresden verhandelt. Vorschüsse des Verlegers Fehsenfeld ermöglichen die finanzielle Konsoli-dierung des Schriftstellers.

3. Dezember 1891. Oberlößnitz. "...ich arbeite, obgleich noch stark Reconvalescent, die Nacht hindurch..."
Im lieben, schönen Lößnitzgrund
Da saßen Zwei selbander;
Die schlossen einen Freundschaftsbund,
Gehn niemals auseinander.
Der Eine schickt Romane ein,
Der Andre läßt sie drucken,
Und's Ende wird vom Liede sein:
's wird Beiden herrlich glucken!

(an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

10. Mai 1892. Der erste Band der Reiseerzählungen "Durch Wüste und Harem" (später "Durch die Wüste") erscheint. Bis zum Jahresende erscheinen die fünf Fortsetzungsbände des Orientzyklus "Giölgeda padishanün". Die finanzielle Situation hat sich schlagartig geändert. Karl May wird über die Buchausgaben bei Fehsenfeld ein wohlhabender Mann.

13. Juni 1892. Oberlößnitz. "Emma brachte einen Nothpfennig herbei und das war ein Glück, denn am ersten Feiertag kamen vier Verwandte auf Besuch; wir waren am zweiten Feiertag mit ihnen in Dresden, also nicht daheim, weshalb bei den hiesigen Postverhältnissen Ihre Anweisung erst am dritten zu Mittag in meine Hände kam." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

25. Juni 1892. Oberlößnitz. "Meine Frau sagt zum Sudan nicht quod non. Sie möchte sogar mit und will in Kairo bleiben und auf mich warten..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

10. Oktober 1892. Oberlößnitz. "Ein hiesiger Arzt, Dr. Büttner, war kürzlich in Constantinopel und hat dort in der "Orientalischen Correspondenz" einen langen, außerordentlich günstigen Artikel über unser Unternehmen gefunden. Sie wurden sehr anerkannt, und ich hatte die Ehre, einer der ersten Kenner des Orientes genannt zu werden. Das erfreut. Nicht?" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

16. Oktober 1892. Oberlößnitz. "Am Liebsten schriebe ich alle 3 Bände neu. Es müßte ein ethnographisch-novellistisches Meisterstück werden, nach welchem 100000 Hände griffen, noch ganz anders als Lederstrumpf und Waldläufer, viel gediegener, wahrer, edler, eine große, verkannte, hingemordete, untergehende Nation als Einzelperson Winnetou geschildert." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

9. Dezember 1892. Oberlößnitz. "Sie haben ganz richtig vermuthet; ich erzähle nur wirklich Geschehenes, und die Männer, von denen ich erzähle, haben existirt oder leben sogar noch heut. Old Shatterhand z.B. bin ich selbst." (an Unbekannt)

24. Februar 1893. Oberlößnitz. "Meine Frau bäckt soeben Kuchen, weil morgen mein Geburtstag ist. Da giebt es Abendgesellschaft mit Sang und Tanz bei mir. Könnten Sie doch dabei sein! Werde in Ihrem Namen mit Emma einen feschen Walzer schwenken." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Mai 1893. Die Buchausgabe von "Winnetou 1.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

9. Juni 1893. Titisee. "Gruß aus dem schönen Schwarzwald." (an Ferdinand Schöne) Im Anschluß an den Schwarzwaldaufenthalt erfolgt ein Abstecher nach Freiburg.

Juni 1893. Freiburg. Karl May und seine Ehefrau Emma besuchen das Verlegerehepaar Fehsenfeld.

(20.) Juni 1893. Schweiz. Gemeinsam unternehmen Mays und Fehsenfelds eine Reise nach Bönigen am Brienzer See. "...ganze Tage unterhielten wir uns in Knüttelversen." (Friedrich Ernst Fehsenfeld)(9)

September 1893. Die Jugenderzählung "Der Oelprinz" beginnt zu erscheinen, ebenso die Reiseerzählung "Die Felsenburg".

17. September 1893. Oberlößnitz. "Der Hauptgrund, daß ich nichts fertig brachte, ist meine gegen früher hochgradig gesteigerte Nervosität, auf welche meine Frau nicht die mindeste Rücksicht nimmt, und dann ein familiärer, über den ich nicht schreiben kann. Meine Frau ist seit der unglückseligen Reise eine ganz andere geworden." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

30. Oktober 1893. Oberlößnitz. "P. Monsignore Klein, der Beichtvater unseres Königs war bei mir und hat sich außerordentlich beifällig über unsern Verlag ausgesprochen; er will sich zur Verbreitung alle Mühe geben..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

26. November 1893. Oberlößnitz. Wegen eines Augenleidens war May "kürzlich zweimal in Leipzig gewesen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Anfang 1894. Dessau. Hotel Drei Kronen. Mehrere Tage, angeblich um Studien zu einem Stück über den Alten Dessauer zu machen, weilen Karl May und Frau in der Stadt.(10) Ein gereimter Kartengruß geht an Klara Plöhn.

21. März 1894. Oberlößnitz. "Ich habe Ihnen mitgetheilt, daß ich arme Verwandte unterstütze, was meine Frau nicht will. Ich bin also gezwungen, zuweilen eine Einnahme oder Ausgabe vor ihr geheim zu halten. Ein Mann hat ja überhaupt oft Ausgaben, für welche die Frau kein Verständnis hat..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Mai 1894. Harzreise. Karl May unternimmt sie mit Emma, um seinen angegriffenen Gesundheitszustand zu verbessern. Eine Grippe mit Rippenfellentzündung hatte ihn zuvor geplagt. May hat kein festes Absteigequartier und unternimmt zahlreiche Wanderungen.(11)

9. Mai 1894. Blankenburg. Der Gesundheitszustand ist immer noch nicht gut, so daß an literarische Arbeit kaum zu denken ist. Er muß sich sogar "eines Schreibers bedienen". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Oktober 1894. Bei einem Mittagessen im Hause der Verlegerwitwe Münchmeyer erinnert der Schriftsteller an eine längst fällige Abrechnung der fünf Lieferungsromane und verlangt seine Manuskripte zurück. Statt der angeblich nicht mehr vorhandenen Handschriften erhält May wenig später einen Satz gebundener Exemplare der Heft-ausgabe. Die von Pauline Münchmeyer gewünschte erneute Lieferung eines Romanes kommt nicht zustande.

2. November 1894. Oberlößnitz. "Ich spreche und schreibe: Französisch, englisch, italienisch, spanisch, griechisch, lateinisch, hebräisch, rumänisch, arabisch 6 Dialekte, persisch, kurdisch 2 Dialekte, chinesisch 2 Dialekte, malayisch, Namaqua, einige Sunda-Idiome, Suaheli, Hindostanisch, türkisch und die Indianersprachen der Sioux, Apachen, Komantschen, Snakes, Uthas, Kiowas nebst dem Ketschumany 3 südamerikanische Dialekte. Lappländisch will ich nicht mitzählen." (an Carl Jung)

27. November 1894. Die Verlegerwitwe Pauline Münchmeyer bittet ihren ehemaligen Autor erneut um Lieferung eines neuen Romanes. May lehnt wie zuvor ab.

Dezember 1894. Die Buchausgabe von "Old Surehand 1.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

6. Dezember 1894. Oberlößnitz. ""Old Surehand" soll wo möglich noch besser sein als "Winnetou". ...trotzdem mir die Krankheit noch schwer in den Gliedern liegt. Gut bekommen ist mir das nicht." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

16. Dezember 1894. Oberlößnitz. "Ja, ich habe das Alles und noch viel mehr erlebt. Ich trage noch heute die Narben von den Wunden, die ich erhalten habe." (an Lisbeth Felber)

24. Dezember 1894. Oberlößnitz. Zum Weihnachtsfest sind liebe Gäste geladen. "Schon brannten die Lichter an den Bäumen, und eben wollte ich mich an das Instrument setzen, um die Feier einzuleiten, da kam der Postmann und brachte Ihre Gabe. Welche Freude! ... Ihre Flaschen kamen auf die Festtafel und Ihre Photographien dazu." (an Emil Seyler 3.1.1895)

1895. Oberlößnitz. Im Verlauf des Jahres besuchen der jetzt in Lawrence USA lebende ehemalige Schulfreund Ferdinand Pfefferkorn und dessen Frau das Ehepaar May. Die Gäste neigen zum Spiritismus und führen im Hause Mays Séancen durch.

3. Januar 1895. Oberlößnitz. "Haben Sie nicht im "Hausschatze" gefunden, daß ich in Arabien und Persien gewesen bin? Bei meiner Rückkehr lagen Briefe massenhaft zur Beantwortung da, außerdem hatte ich 3 Bände "Old Surehand" zu schreiben. Der Weg über die kalten Alpen zurück zeigte sich mir nach der persischen Hitze so schädlich, daß mich die Influenza abermals packte..." (an Emil Seyler)

5. Oktober 1895. Oberlößnitz. "Ich war bis gestern verreist." (an Josef Kürschner)

November 1895. Oberlößnitz. Karl May kauft eine Villa in Radebeul.

23. Dezember 1895. Radebeul. "Lange Reise! Schwere Krankheit! Kauf einer neuen Villa! Gestern Umzug und neue Einrichtung! Tag und Nacht Manuscript schreiben!" (an Carl Felber)

30. Dezember 1895. Der offizieller Vertrag über den Kauf der Villa in Radebeul, Kirchstraße 5, für 37300 Mark, wird abgeschlossen.

März/April 1896. Der Dresdner Büchsenmacher Max Fuchs übergibt die im Auftrag hergestellte "Silberbüchse" und den "Bärentöter".

25. April 1896. Der Frühling treibt sie in das Land,
Nun kommen alle hergerannt,
Mich, bin ich früh kaum aus den Daunen,
Schon bei dem Kaffee anzustaunen.
Und glauben Sie mir auf mein Wort:
Sie geh'n nicht etwa wieder fort!
...
(an Alois Schießer)

Ostern 1896. Radebeul. Der Amateurphotograph Alois Schießer weilt für einige Tage in der Villa Shatterhand und macht 101 Kostümaufnahmen, u.a. Karl May als Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi.

4. Juni 1896. Radebeul. "Meine Geschäftsreise trete ich erst morgen an. Wie lange sie währt, kommt ganz darauf an, wann sie zu Ende geht. Finde ich die Verhältnisse vorbereitet, bin ich schon in 3 Tagen wieder da, sonst aber vor dem 12ten nicht." (an Alois Schießer) May bietet Schießer, der in Dresden studieren will, freie Kost und Logis an. Letzterer geht darauf ein und wohnt in der Folgezeit in der Villa Shatterhand.(12)

13. Juni 1896. Radebeul. "Was ich in "Winnetou" erzählt habe, ist Alles erlebt; ich erfinde überhaupt nichts. Die Überschrift meiner Bücher "Reiseromane", ist falsch; sie wird nächstens in "Reiseerlebnisse" umgeändert werden." (an Familie Wolf-Malm)

Juli (?) 1896. Radebeul. Der Redakteur des Deutschen Hausschatzes Heinrich Keiter besucht das Ehepaar May.

5. August 1896. Ein Kartengruß aus der "Maierei im Lößnitzgrunde" geht an das Ehepaar Felber.

August/September 1896. Lorch am Rhein. Nach schon länger andauerndem Briefwechsel, spätestens seit 1894, erfolgt im Herbst ein nahezu dreiwöchiger Aufenthalt im Hause der Familie des Weinhändlers Jung. "Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung mit Besichtigung von Burgen und Besuch von bekannten Ausflugsorten verschafften dem in lebhaftem Gespräch unentwegt sächselnden Ehepaar vielerlei Erlebnisse und entsprechenden Stoff zur Unterhaltung. Sehr viel Gefallen fand Karl May an den Rheingauer Weinen... in aufgelockerter Weinstimmung erzählte er dann witzige Schnurren, z.B. aus dem sächsischen oder bayerischen Sprachbereich, jedoch niemals aus der Erlebniswelt seiner Reisen. ...Fragen nach weiteren Einzelheiten über seine Reiseerlebnisse wich er gewöhnlich mit einer kurz abfertigenden Antwort aus, so daß ich bald erkannte, daß er in diesen Dingen nicht besonders mitteilsam sein wollte. Andererseits bot sein Verhalten im persönlichen Umgang keinen Anlaß, den Wahrheitsgehalt seiner Reiseschilderungen anzuzweifeln." (Bericht Carl Jungs im Wiesbadener Tagblatt 31.3./1.4.1962)Beim Abschied erfolgt die Einladung an den Schüler Carl Jung zu einem längeren Aufenthalte in der Villa Shatterhand sobald die Gymnasialzeit erfolgreich abgeschlossen sei.(13)

September 1896. Die Jugenderzählung "Der schwarze Mustang" beginnt zu erscheinen.

14. September 1896. Radebeul. "Ich war zweimal verreist, und dann daheim diese Ueberschwemmung von Arbeit! Tausende von Briefen zu beantworten - nach Regensburg, Stuttgart, Breslau und Kairo lange Manuscripte schreiben, letzteres sogar in arabischer und türkischer Sprache! Dann "Mahdi" III und "Old Surehand" III schreiben, "Im Reiche des silbernen Löwen" 5000 Seiten - dazu hunderte von Leserbesuchen, schrecklich, schrecklich, schrecklich! Ich habe Tag und Nacht arbeiten müssen und in mancher Woche nur dreimal schlafen können... Ich bewohne mein Haus "Shatterhand" jetzt mit den dienstbaren Geistern allein. Meine gute Frau befindet sich in einer Naturheilanstalt, um die Folgen der Influenza fortzujagen." (an Emil Seyler)

Oktober 1896. "Es ist Dienstag früh punkt sieben. Ich werde um Manuskript gedrängt, habe seit gestern Nachmittag drei Uhr, also sechzehn Stunden lang, am Schreibtische gesessen und kann, auch wenn ich nicht gestört werde, vor abends acht Uhr nicht fertig werden. Die Nacht, oft zwei, drei Nächte hintereinander, ohne dann am Tage schlafen zu können, ist überhaupt meine Arbeitszeit, der vielen Besucher wegen... Acht Uhr! Die erste Post wird abgegeben; dreißig Briefe von Lesern, darunter vier mit zusammen achtzig Pfennigen Strafporto, ein fast tägliches Vorkommnis... Ich kann dreist behaupten, daß noch nie jemand soviel Bierkarten erhalten hat, wie Karl May. Wer kennt alle die May-Klubs, deren Ehrenmitglied ich bin?... Wer zählt die Verbindungen, die akademischen und un-akademischen Gesangsvereine, die Lese-, Fecht-, Turn- und anderen Vereine, die Stamm-, Skat- und Kaffeetische, welche mir durch Depeschen, Briefe, Karten, Blumen und sonstige Spenden beweisen, daß ich jährlich etwa zwanzig Geburts- und dreißig Namenstage habe?..." (May in "Freuden und Leiden eines Vielgelesenen")

6. Oktober 1896. Radebeul. "Hierauf [nach "Old Surehand III"] sollte "Marah Durimeh" kommen, 3 Bände, mein Hauptwerk, welches meine ganze Lebens- und Sterbensphilosophie enthalten wird." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

17. Oktober 1896. Radebeul. "Meinen Lieblingen den lieben Obstspenderinnen in Deidesheim. Welch eine freundliche Ueberraschung! Da ich selbst ein großer Obst-Fex bin, ist mir diese Sendung im höchsten Grade interessant. Herzlichsten Dank dafür! Wären doch die Namen dabei! Man kennt mich hier als denjenigen Pomologen, welcher die edelsten Sorten zieht. Ich lege mir eben jetzt einen neuen Garten an, ca. 5000 [Zeichnung: Quadrat] Meter. Da wage ich es denn, eine große Bitte auszusprechen. Darf ich vielleicht erfahren, wie diese herrlichen Sorten heißen und aus welcher Gärtnerei resp. Baumschule sie stammen? Giebt es einen Katalog, der sie enthält? Ich möchte sie mir so gern anschaffen, und grad jetzt ist die richtige Zeit zum Einpflanzen..." (an Familie Seyler)

November 1896. "Die in Nro. 1-2 abgedruckten 9 Porträts unseres hochverehrten Mitarbeiters, des Herrn Dr. Karl May, sind uns von ihm selbst zum Zwecke des Abdruckes im Hausschatz übergeben worden. Nachdem wir nachträglich erfahren, daß Herr Photograph Adolf Nunwarz in Urfahr-Linz a.D. Eigentümer der Originalaufnahmen ist, konstatieren wir das hiermit ausdrücklich, warnen vor Nachbildung und verweisen auf seine Ankündigung der Photographien, wornach dieselben und auch noch andere Darstellungen Dr. Karl May's durch alle Buchhandlungen bezogen werden können." (Deutscher Hausschatz Nr. 8)

22. Dezember 1896. Radebeul. "...der Ärmste hatte in der letzten Zeit zu arbeiten wie in seinem ganzen Leben noch nie. Dazu täglich Besuche von auswärtigen Lesern, die man nicht gut abweisen kann..." (Emma May an Agnes Seyler)

Januar 1897. ""Schutzengel? Lächerlich!" sagte einst ein sehr gelehrter und weit gereister Herr zu mir, dessen Namen man in einigen Erdteilen kannte und auch heut noch kennt... Ein Jahr später traf ich ihn in Tirol." (May in "Old Surehand 3.Bd." S.152)

"Soll ein Buch seinen Zweck erreichen, so muß es eine Seele haben, nämlich die Seele des Verfassers." (May in "Old Surehand 3.Bd." S.342)

"Wir saßen dem Dr. May und seiner treuen Gattin am Tische gegenüber und plauderten nach Herzenslust über Mancherlei. Daß natürlich May und seine Werke den allergrößten Teil der Unterhaltung ausmachten, liegt auf der Hand. Mit entzückender Offenheit, die seinem ganzen Character eigen, erzählte er bald eine Episode aus diesem, bald aus jenem Lande. Oft waren sie uns liebe Bekannte aus seinen Schriften, zuweilen waren sie neu und es mutete uns ganz eigenartig an, diese Erzählungen zu hören, die so leichtlich dahersprudelten, als beträfen sie die einfachsten Sachen der Welt, obschon sie Erlebnisse der gefährlichsten Natur oft enthielten... Neunzehn Jahre reisen, wie May sagt, immer abseits der Heerstraße, mögen ihren Einfluß auf seinen eisernen Körper ausgeübt haben. Aber der Wille, der Geist ist sicher nicht, weder von Strapazen früher, noch von zunehmenden Alter oder von seiner angestrengten schriftstellerischen Tätigkeit angegriffen. Mit welchem Feuer weiß May zu erzählen, wie leuchten die Augen, wenn er auf seinen rothen Freund, seinen Winnetou, zu sprechen kommt! Und wie überschleicht eine unaussprechliche Rührung sein energisches Gesicht, gedenkt er des Todten." (Bericht von Dr. Fr. Amroth)(14)

5. Januar 1897. Radebeul. Erster Besuch des jungen Max Welte in der Villa Shatterhand. "May empfing uns in dem Zimmer, welches andere Leute Salon nennen würden; da es aber einen solchen hier nicht gibt, so hat das Zimmer den poetischen Namen "Emmas Harem" empfangen... May ist nämlich Feinschmecker und genießt manche Speisen nur dann, wenn sie von seiner Gattin eigenhändig zubereitet sind... Mays Weinkeller ist höchst exquisit und wird von dankbaren Lesern oft bereichert; oben an stehen die "Deidesheimer Orgelpfeifen". Nach Tische setzte sich May an's Klavier... Er spielte Stücke aus seiner Oper "Winnetou", an welcher er jetzt arbeitet. Sein Spiel zu beschreiben unterlasse ich, und ich fände auch keine Worte, aber jeder, der seine Komposition seines Liedes "Ave Maria" kennt, der weiß, wie ergreifend seine Melodien wirken..." (Max Welte in einem Brief an seine Cousine Nana)

9. Januar 1897. Die Buchausgabe von "Old Surehand 3.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

22. Januar 1897. Radebeul. "Wollte schon am 20ten "Satan" III schicken; da kam Pustet. Er ist erst jetzt fort; darum erst heut der Band. "Auf fernen Pfaden" [sic!] folgt binnen einer Woche." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

26. Januar 1897. "Herr Keiter, der sich für die Folge jedes literarischen Eingriffs in Ihre Manuskripte enthalten wird, beginnt im 8ten Heft des "Hausschatz" mit Ihrer neuen so sehnlichst erwarteten Reiseerzählung "Im Reiche des silbernen Löwen"... Hoffentlich erfreuen Sie uns recht bald mit der Fortsetzung des hochinteressanten Manuskripts." (Friedrich Pustet jun. an May)

Februar 1897. "An Mehrere: Die spannende Reiseerzählung von Dr. Karl May, "Im Reich des silbernen Löwen", beginnt im nächsten, dem 8. Hefte." (Deutscher Hausschatz Nr. 21)

Die Reiseerzählung beginnt: "Im Reiche des silbernen Löwen. Erste Abteilung. Die Rose von Schiras." (Deutscher Hausschatz Nr. 22)

"Es ist jeder heiß- oder schnellblütig angelegte Mann nur glücklich zu preisen, wenn er eine bedachtsame Frau besitzt, welche es versteht, ihn in freundlicher, aber ja nicht herrischer Weise vor Unbedachtsamkeiten zu bewahren. Und doppelt glücklich zu preisen ist er, wenn er trotz seines Temperamentes so einsichtig ist, sich von ihr raten, mahnen und lenken zu lassen! Es geht ihm dadurch kein einziges Atom von seiner Manneswürde verloren." (May in "Im Reiche des silbernen Löwen 1.Bd" S.285 der späteren Buchausgabe)

"Ein Mann, der eine Frau hat, ist doch ein ganz anderer Mann als einer, der kein Weib besitzt!" (May/Halef in "Im Reiche des silbernen Löwen 1.Bd" S.385 der späteren Buchausgabe)

"Ich habe mich stets bemüht, meine Pflicht zu thun und ein guter Mensch zu sein; das ist mir oft schwer, sehr schwer geworden, wenn ich sah, daß mir dieses Bestreben nur Nachteil brachte... Ich habe mit meinem Herzen und mit meiner Armut unaufhörlich kämpfen müssen und mich schließlich drein ergeben, daß es meine Bestimmung sei, in der trüben Gesellschaft unerfüllter Wünsche durch das Leben zu gehen." (May/Dozorca in "Im Reiche des silbernen Löwen 2.Bd" S.412 der späteren Buchausgabe)

15. Februar 1897. Radebeul. "Da ich tausende von Briefen meiner Leser zur Beantwortung hier liegen habe, kann ich Ihnen leider nur kurz sagen, daß Droll und Hobble-Frank jetzt unter sehr guten Verhältnissen leben. Wenn Sie mich besuchen, werde ich Ihnen Alles zeigen, was Sie zu sehen wünschen." (an Michael Oppenheim)

10. März 1897. Radebeul. "Ich bedarf der Erholung nur zu dringend, kann aber doch nicht eher fort, als bis mein neuer Garten angelegt ist, und habe bis Ende April noch über 3000 Seiten "Im Reiche des silbernen Löwen" und 1200 Seiten "Scheitana" zu schreiben. Dann aber geht es unbedingt fort, nach Berlin, Hamburg, Bremen, Leer, Hannover, Münster u.s.w. Köln, Deidesheim, Stuttgart, Regensburg, München, Innsbruck, Salzburg, Wien, Ungarn pp pp Eine Erholung wird das aber auch nicht, denn ich habe da überall Vorträge zu halten und die Salamander der verschiedenen Studentenschaften mitzureiben. Dabei mach ich diese lange Tour nur, um endlich wenigstens den gesellschaftlich Hervorragendsten unter den Hunderten, welche mich eingeladen haben und längst mit Ungeduld erwarten, zu Willen zu sein. Lange kann ich mich da freilich bei Niemandem verweilen, oft höchsten nur ein halbes Stündchen. Ich werde wohl müder nach Hause kommen, als ich von hier fortgehe... Sind meine lieben Orgelpfeifen noch gut bei Ton? Oder klingen sie verstimmt, weil
der vielgeplagte Onkel,
welcher schreibt Nachts, wenn es donkel
und gar auch die oft genannte
reiselustge Emmatante
im Ballon bei günstgem Wind
heut noch nicht gekommen sind?
Ich versteh mich etwas auf das Orgelstimmen und werde, wenn der May mit dem Mai bei Ihnen eingezogen ist, den Schaden auszubessern versuchen.
" (an Emil Seyler)

20. März 1897. Radebeul. "Da Sie die drei Bände Old Surehand noch nicht zu kennen scheinen, schicke ich sie Ihnen als Geschenk von Ihrem Old Shatterhand. Aus dem ersten Bande werde Sie ersehen, daß auch ich blind gewesen bin und also sehr wohl weiß, welche herrliche Gottesgabe den lieben Zöglingen Ihrer Anstalt versagt worden ist... Ich schreibe jetzt drei neue Bände einer Reise, welche ich mit Hadschi Halef durch Persien gemacht habe. Wenn die Bücher fertig sind, werde ich sie Ihnen senden. Auch die drei Bände "Im Lande des Mahdi" schicke ich Ihnen gern, wenn Sie sie noch nicht haben..." (an Unbekannt in einer Blindenanstalt im Elsaß)

22. März 1897. Die Buchausgabe von "Satan und Ischariot 2.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

April 1897. "Eine englische Übersetzung von Dr. Karl Mays Reiseerzählungen ist unseres Wissens nicht erschienen." (Deutscher Hausschatz Nr. 29)

8. April 1897. Radebeul. "Bitte, kommen Sie mit Herrn Weber morgen, Freitag, und richten Sie es so ein, daß Sie mit uns essen, also spätestens 1 Uhr hier eintreffen." (an Max Welte)

9. April 1897. Radebeul. Besuch Max Weltes mit seinem Freund Walter Weber in der Villa Shatterhand. Es fallen ihm die "kleinen zarten Hände" Mays auf. Beim Essen im "Weißen Roß" habe May seine Gemahlin mit "vorzüglicher Hochachtung" bedient. Seine Lieblingsrose sei die Marschall-Niel-Rose. Auch ist May ein starker Raucher; als Kettenraucher verbraucht er nur ein Zündholz am Tag. (Max Welte an seine Cousine Nana)

11. April 1897. Radebeul. Phototermin in der Villa Shatterhand. "1er Preis für das VIIIte sächsische Wettphotographieren" (an Max Welte)

14. April 1897. Radebeul. "Also, Anfang Mai geht es fort, nach Hamburg, an den Rhein, zu Ihnen und dann weiter: Schweiz, Tirol, Oesterreich, Ungarn. Ich werde Ihnen meine Ankunft melden. Lange kann ich leider nirgends bleiben, denn es stehen mir zu dieser ganzen Reise höchstens sechs Wochen zur Verfügung; aber ich freue mich riesig auf Sie und die lieben Ihrigen. Was (den Wein) - die Reben - betrifft, so wird es wohl nun Zeit zum Pflanzen. Ich gehe auf Ihr freundliches Anerbieten ein, behalte mir aber vor, mit Ihnen persönlich darüber zu verhandeln, ob es opportun ist oder nicht, eine solche Sendung als Geschenk anzunehmen." (an Emil Seyler)

15. April 1897. Radebeul. "Das Titelwort "Reiseromane" ist ohne meine Erlaubniß gesetzt (also falsch) und jetzt in "Reiseerzählungen" umgeändert worden. Ich bin wirklich Old Shatterhand resp. Kara Ben Nemsi und habe erlebt, was ich erzähle." (an Unbekannt) "Ich kam erst Sonnabend von einer weiten Reise zurück, und nun liegen über 5000 Leserbriefe da, welche alle nach der Reihenfolge ihres Einganges zu beantworten sind. Das würde für Ihr Schreiben erst nach Monaten sein, aber so lange darf ich die lieben Kleinen doch unmöglich warten lassen... Ihre lieben Kinder würden sich gewiß sehr freuen, wenn sie Heft I des "Deutschen Hausschatz" neuer Jahrgang, sehen könnten; da ist viel (mit Abbildungen) über Old Shatterhand zu lesen." (an Freiherrn von Laßberg)

Mai 1897. "Herr Dr. Karl May erfreut sich in seiner Villa zu Radebeul des besten Wohlseins." (Deutscher Hausschatz Nr. 34) Veröffentlichung von "Ave Maria, Gedicht und Komposition für Männerchor von Dr. Karl May."

2. Mai 1897. "Ich war verreist. Ich bin gern bereit, Ihnen eine packende, actuelle Reiseerzählung im gewünschten Umfang zu liefern, und bitte mir Ihre Bedingungen gütigst mitzutheilen." (an Joseph Kürschner) "Betreffs des Weihnachtsbandes muß ich auch mit Ihnen reden. Ich habe da 2 Sujets, nämlich entweder einen Hadschi Halef-Band oder einen "Christmas" betitelten, welcher hochinteressant zu werden verspricht... Wir reisen am 8. ds. M. ab, Berlin, Hamburg, Westfalen, Rhein, Stuttgart pp, Bayern, Oesterreich, Ungarn. Die Fahrtenbücher sind schon bestellt." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

4. Mai 1897. "Hervorragende Neuheit. Photographieen von Dr. Carl May, dem berühmten und wohl beliebtesten Reiseschriftsteller der Gegenwart, mit seiner eigenhändigen Unterschrift sind unter Vorbehalt aller Urheberrechte seitens der Verlagsfirma A. Nunwarz, Urfahr-Linz in nachstehenden Ausgaben erschienen: ..." (Anzeige im Börsenblatt)

9. Mai 1897. Radebeul. "Beim Einpacken einige Worte. Morgen nach Leipzig; dann Harz, Hamburg, Rhein. Von Köln aus werde schreiben, wann wir mit Kurirzug Bingerbrück Neustadt fahren. Wenn möglich, sind wir zu Pfingsten bei Ihnen." (an Emil Seyler)

10. Mai 1897. Abreise nach Leipzig.(15)

10.-15. Mai 1897. Harz. Wie schon bei dem Harzaufenthalt 1894 läßt sich der Verlauf der Reise nicht mehr rekonstruieren. Möglicherweise erfolgte ein Besuch der Familie Hannes in Wernigerode. Mit Marie und deren Bruder Ferdinand Hannes muß Karl May seit den späten 90er Jahren näher in Kontakt getreten sein.(16)

16. Mai 1897. Hamburg. Der Besuch gilt in erster Linie der Familie Carl Felber. "Schlicht und sympathisch sah er (Karl May) aus. Der Schalk blitzte ihm aus den Augen, als er zum erstenmal vor uns stand in unserer damaligen Wohnung am Steindamm... Voller Bewunderung betrachteten wir stets Karl Mays Hände... In einer Kutsche fuhr man durch Hamburg. Karl May bewunderte die Stadt. Und vor allem die Kellner bewunderten - ihn. Wo er auch aufkreuzte, gab es tiefe Bücklinge. Geld hatte für Karl May keinen Wert - außer, damit anderen eine Freude bereiten zu können. Wir rissen die Augen groß auf, wenn Karl May eine Zeche von zwei oder drei Mark bezahlte und dann dem Kellner ein Goldstück als Trinkgeld in die Hand drückte." (Bericht Elisabeth Larson, geb. Felber)(17)
Gruß auf offizieller Ausstellungspostkarte der Gartenbauausstellung aus Hamburg an Emil Seyler.

19. Mai 1897. Hamburg. "Mein Bruder und Karl May waren große Verehrer von Fürst Bismarck. Daher wurde, ehe Karl May abreiste, ein Ausflug nach Friedrichsruh vereinbart. Wir führen hin und fragten in einem nahe gelegenen Restaurant, wann und wo man wohl Bismarck sehen könnte. Wir hörten, daß er mittags 12 Uhr aus dem Tor seiner Besitzung herausfahre, um eine kleine Ausfahrt zu unternehmen. Da wir mit Blumensträußen versehen waren, hieß es, wir dürften sie ihm nicht in die Hände drücken, denn sie schmerzten ihn sehr. Wir stellten uns dann mit noch einigen anderen Leuten nahe dem Tor auf, und richtig kam dann das Gefährt mit dem schon recht leidend aussehenden Fürsten und fuhr langsam, so daß jede von uns Frauen und Mädchen die Blumen mit Grüßen aus Hamburg und Dresden übergeben konnte. Der Fürst neigte ein wenig den Kopf und sagte liebenswürdig: "O meine Damen!" Dann rollte der Wagen weiter und Karl May und mein Bruder blieben gedankenvoll plaudernd zurück." (Bericht Elisabeth Larson, geb. Felber) "Viele Grüße" aus Friedrichsruh gehen an Max Welte.

21. Mai 1897. Hamburg. An Bord des Schnelldampfers "Prinzessin Heinrich" auf Helgolandfahrt. Kartengruß Mays an Emil Seyler.

24. Mai 1897. Hamburg. "Mit lieben eingeladenen Leserinnen und Lesern hier in Hamburg Hotel Berliner Hof vereint". (telegraphisch an Emil Seyler)

29. Mai 1897. Hamburg. Telegramm vom Hotel Berliner Hof an Emil Seyler.

30. Mai 1897. Kassel. Besuch der Wilhelmshöhe. "Tausend Grüße vom Hausfreund Shatterhand und seiner guten Squaw vom Rio Pecos". (telegraphisch an Emil Seyler)

31. Mai 1897. Wiesbaden. Besuch der Familie Wolf-Malm. "Große Hitze hier, welche von den tausend Fragen meiner hiesigen Leser noch glühender gemacht wird. Old Shatterhand und Nscho-tschi II" (an Emil Seyler) Es erfolgt die Eintragung ins Gästebuch der Familie Wolf-Malm:
Das Leben ist ein Kampf;
Der Tod ist der Sieg;
Ich lebe, um zu kämpfen,
Und ich sterbe, um zu siegen.

Juni 1897. "Eine weitere Komposition des Ave Maria von Karl May veröffentlichen wir demnächst." (Deutscher Hausschatz Nr. 38)

1. Juni 1897. Köln.

5. Juni 1897. Bonn. Telegramm an Emil Seyler. Die Ankunft zu Pfingsten in Deidesheim wird durchgegeben. Weiterfahrt nach Königswinter, Hotel Monopol.

6. Juni 1897. Königswinter. "Das Wort: Karl May ist da, fuhr im nähern Bekanntenkreise wie der Blitz herum und sehr schnell war der bescheidene Gesellschaftssaal mit Damen und Herren angefüllt, die darauf brannten, die Bekanntschaft des Mannes zu machen... Da gings dann an ein Erzählen und Fragen... Mit seltener Liebenswürdigkeit, mit frischem Humor hielt Herr Dr. May im Kreuzfeuer der Rede und Gegenrede Stand, hier eine interessante Episode seines reich bewegten Lebens streifend, dort mit seinem Geiste eine Ansicht berichtigend... Nachmittags machte der Schriftsteller mit seiner Gemahlin eine Fahrt auf den Drachenfels. Eine Anzahl seiner Verehrer begleitete ihn. Der Director der Zahnradbahn stellte sofort einen Extrazug dem bekannten Weltreisenden zu Ehren ein." (Echo des Siebengebirges, 8. Juni 1897) "Zur Erinnerung, an den schönen Pfingstsonntag des Jahres 1897" (Widmung im Gästebuch des Gasthofes zum Drachenfels)

7. Juni 1897. Königswinter.Vormittags Besuch bei verschiedenen Familien. Danach Abreise nach Deidesheim zur Familie Emil Seyler.

8.-10. Juni 1897. Deidesheim. Im Kreise Geladener aus der Bekanntschaft der Seylers wird in der Folgezeit herzhaft in der Tafelrunde "geweint und gelacht" (an Emil Seyler vom 14.7.1897)
"Wir hatten ihn fest und hielten ihn fest. Denn es war ein zu köstlicher Genuß, ihn fern von seinen Manuskripten, losgetrennt von seinen ernsten Pflichtarbeiten, Friedenspfade verfolgend als muntern Wandersmann für einige Stunden mit Beschlag belegen zu können... Aber leider wie bald schwand die Zeit dahin, in der man mit ihm, dem Erholungsbedürftigen, zusammen sein konnte. Auch war schon die Sonne hinabgesunken und die heraufsteigenden Wolken führten kühlere Luftzüge in ihrem Gefolge mit - Umstände, welche die Räumung der Veranda veranlaßten. Gute Geister fügten es aber, daß man seine anregende Gesellschaft auch noch anderswo genießen konnte, nie zu lang nie lang genug, denn wenn er freigebig spendet aus dem reichen Schatz seiner Erfahrung, wobei seine Wort- und Menschenkenntnis zutage tritt, wenn man dem leichten Fluß seiner Rede lauscht und seine große Sprachgewandtheit bewundern muß, wenn er so ungesucht den Ernst seiner Worte mit den Guirlanden anmutigen Scherzes verbrämt, so auf den Goldgrund eines tiefen Gemütes schauen läßt, dann fühlt auch der unruhigste Mensch - Talent zum Sitzenbleiben." (Kaplan Andreas Kempf in der Pfälzer Zeitung vom 21.8.1897)

11. Juni 1897. Niederwald. Kartengruß an Familie Felber

Beim Denkmal hier am Niederwald,
Auf Euer Wohl ein Pfropfen knallt;
Hoch lebe Liesbeth Felber
Und zweitens auch er selber!

17. Juni 1897. Deidesheim. Ausflug mit Besuch der Hardenburg. Eine Postkarte geht an die Gastgeber Seyler.

19. Juni 1897. Deidesheim. Telegramm an Friedrich Ernst Fehsenfeld.

21.-22. Juni 1897. Deidesheim. Abreise mit Abschiedsgedicht:

Nacht ist es rings; es schlägt halb drei,
Und vom Gepäck ermüdet, sitzen
der Onkel und die Tante May,
Um Euch noch geistig anzublitzen. ...

22.-23. Juni 1897. Stuttgart. Telegraphischer Dank für eine Depesche sowie zwei Ansichtskarten an Familie Seyler.

24. Juni 1897. Friedrichshafen. Kartengruß an Familie Seyler.

25. Juni 1897. Lindau. Fahrt auf dem Bodensee. "...probiere einige Deiner Weine. Man muß sie bei Dir trinken!" (an Emil Seyler)

26. Juni 1897. Innsbruck. "... als ich, von einem Radausflug zurückgekehrt, auf meiner Bude in Innsbruck eben beim Umkleiden war, klopfte es an der Tür, und herein trat - Karl May! Er machte damals mit seiner Frau eine Reise nach Tirol... Ich konnte ihm die gastfreundliche Aufnahme in Radebeul ein wenig vergelten, indem ich ihm die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigte, und wieder waren es äußerst wertvolle Stunden, die ich in seiner Gesellschaft verbringen durfte." (Clemens Freiherr von der Kettenburg)(18)

27. Juni 1897. Aufbruch zum Achensee.

29. Juni 1897. Achensee. Hotel Scholastika. Der größte Teil der Zeit wird auf dem Kreuzhof des befreundeten Grafen Jankovics verbracht. "Der Abt [von Fiecht, Albert II. Wildauer] kam nach dem See. Er umarmte mich und grüßte mich mit den Worten: "Sie sind der größte Wohltäter der deutschen Jugend!" Er führte mich im Laufe des Tages rund um den Achensee..." (in der Freistatt 1910).
Freiherr von der Kettenburg trifft für einen kurzen Besuch auf dem Kreuzhof ein. "So konnte ich den herrlichen Sommertag zum größten Teil in Karl Mays Gesellschaft, sei es in der gemütlichen Tirolerstube, sei es im Boot, genießen" (Clemens Freiherr von der Kettenburg). Eintragung Karl Mays ins Gästebuch des Kreuzhofes:

Am Achensee, am Achensee,
Da steht ein wundersames Haus;
So oft hinein, hinein ich geh,
sehn' ich mich nimmermehr hinaus. ...

30. Juni 1897. Achensee. "... als wir Abend 11 Uhr Abschied nahmen, um nach unserem Hotel zu fahren, (wir mußten nämlich immer über den See) begleitete uns die alte Frau Gräfin mit ihrer Tochter, u. als wir noch einmal einen letzten Gruß nach dem Kreuzhof sandten, erstrahlte das ganze Haus in Buntfeuer; Alles war behangen mit bunten Lampions, sogar das Bootshaus, was sich im See prächtig wiederspiegelte [sic!]. Und weit her vom See erklangen wunderbare Töne an unser Ohr; vielleicht zehn Boote waren hinausgesandt worden, um uns aus der Ferne ein letztes Lebewohl zu singen." (Emma May an Agnes Seyler 1.8.1897) "Währenddessen wurde von der Dienerschaft auf dem Wasser das "Ave Maria" vierstimmig gesungen... " (Clemens Freiherr von der Kettenburg). Abreise vom Achensee mit unbekanntem Ziel.

1. Juli 1897. Die Buchausgabe von "Satan und Ischariot 3.Bd" wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

3. Juli 1897. Starnberg. Dampferfahrt auf dem Starnberger See. Grußkarte an die Familie Seyler und an den Verleger Friedrich Pustet.

4. Juli 1897. Eintreffen in München. Hotel Trefler. "Am Ersten Abend entdeckte mich ein dortiger Buchhändler im Hotel und ließ es ohne mein Wissen in die Zeitungen setzten, daß "May da sei"." (an Emil Seyler 12.8.1897)

5. Juli 1897. München. "... Mittag hatte ich schon über 600 Briefe und Karten mit Besuchsanmeldungen. Von nachmittags zwei bis abends 1 Uhr gegen 900 Besuche... Während ich Hunderte von Lesern (hohe Offiziere, Grafen, Barone mit ihren Squaws bis herunter zum Arbeiter) im Saale hatte, mußte ich alle zehn Minuten auf den Balkon treten, um mich der untenstehenden Menge zu zeigen und sie zu grüßen... Die kleineren Gymnasiasten pp standen so dicht vor dem H“tel, daß die Tramway nicht durchkonnte und es keine andere Hilfe gab, als sie per Wasserschlauch auseinanderzuspritzen." (an Emil Seyler 12.8.1897)
"Gegen halb 8 Uhr Abends fand die erste Audienz ihr Ende. Von 8 Uhr Abends ab sammelte sich, wiederum im Speisesaale, ein aus Männern gereifteren Alters zusammengesetztes Auditorium, um teils Aufschlüsse des gefeierten Schriftstellers über seine Lebensgewohnheiten, seine Art zu reisen, die Qualität seiner Waffen etc. entgegenzunehmen, teils selbst dem Schriftsteller Anekdoten und Schilderungen von der Wirkung seiner Schriften zur Kenntnis zu bringen..." (Bayerischen Courir 7.7.1897).
"Karl May behandelte die Erschienenen mit größter Liebenswürdigkeit, gleichsam wie Glieder einer großen Familie... Old Shatterhand hielt mit nichts zurück, sondern erzählte uns von allem Möglichen und zwar im buntesten Wechsel, von einem Gebiet ins andere überspringend, ohne daß es mir gelungen wäre, irgendwelche Associationspunkte zu entdecken, von den intimsten Dingen, die ihm persönlich Seele und Leib berührten, von seiner Brautwerbung, wie von seinen Mahlzeiten, von erlebten Gefahren und Abenteuern..."(Bericht Ernst Webers 1903)(19)

6. Juli 1897. München. Fortsetzung der Massenaudienzen im Hotel Trefler. "über 600" Besucher (an Emil Seyler 12.8.1897)."Bald werden die Radebeuler Zugvögel ihr Nest wieder aufsuchen!" (Emma May an Max Welte)

7. Juli 1897. München. Fortsetzung der Massenaudienzen im Hotel Trefler. "über 800" Besucher (an Emil Seyler 12.8.1897). Das Ehepaar May entzieht sich dem Besucherstrom ("dann riß ich aus"), bleibt aber in München. Ein großer Bericht über den Besuch Karl Mays erfolgt im Bayerischen Courir. "Soeben kommt mir Ihr õ Referat in die Hände. Um Mißverständnissen vorzubeugen, gestatte ich mir die Bitte um Aufnahme folgender Bemerkungen in Ihr geschätztes Blatt: Ich habe vor militärischen Autoritäten allerdings 100 Schüsse aus meinem Henry-Stutzen abgegeben, doch nicht in der Minute... " (an den Redakteur des Bayerischen Courir)

8. Juli 1897. München. May hält sich vornehmlich in einem kleinen Kreise von Verehrern auf. In der Gastwirtschaft Schleibinger Keller schreibt er folgende Zeilen Dr. Joseph Weigl in dessen Kalender:

Ich kurier den Schmerz der Seelen,
Sie kurieren Mann, Weib und Kind;
Drum werd ich daheim erzählen,
Daß wir liebe Collegen sind.

9. Juli 1897. München. Grußkarte an Familie Seyler "im Kreise lieber Menschen", mitunterzeichnet haben Max Harlander, Dr. Weigl und F. Schmid.

10. Juli 1897. "Nach etwa achttägigem Aufenthalt in München hat Dr. Karl May unsere Stadt nunmehr wieder verlassen, um sich über Regensburg in seine Heimat zurückzubegeben..." (Bericht im Bayerischen Courir 10.7.1897). Ankunft in Regensburg und Besuch des Verlegers Pustet.

11. Juli 1897. Regensburg, wo der Besucherstrom der Verehrer "gleich wieder so los ging. Darum sind wir nur zwei Tage geblieben" (Emma May an Agnes Seyler 14.7.1897). Beginn eines mehrtägigen Abstechers nach Böhmen.

12. Juli 1897. Eger. Kartengruß Emma Mays an Agnes Seyler.

13. Juli 1897. Komotau. Hotel Scherber. Auf Einladung erfolgt ein Besuch der Gerümpelausstellung. "... Es hat auch nicht lange gedauert, da hörten wir ein heiteres Frauenlachen auf der Stiege, darauf eine ernste Stimme, die sprach: "Aber bitte, da ist gar nichts zu lachen!" Die mit eingedrückten Zylinderhüten dekorierte Stiege hatte die Heiterkeit der Frau May erregt und gleich darauf betrat das Ehepaar den alten Schießhaussaal. Sie war eine imposante Frauengestalt, wie man sich Wagners Walküre denken kann, doch der Anblick Karl Mays enttäuschte uns. Wir hatten uns eine Heldengestalt vorgestellt, statt deren kam ein kaum mittelgroßer Mann herein, etwas krumme Beine (vom vielen Reiten, wie Fischer erklärte) aufrechtstehende, ziemlich struppige Haare, einen goldenen Zwicker auf der Nase... Als Karl May die Ausstellung verlassen hatte, ließen wir ihn noch nicht los und Fischer brachte die Bitte vor, May möchte sich von uns zum Andenken photographieren lassen... Aber Karl May wollte davon nichts wissen, er habe, wie er sagte, den Alleinvertrieb seiner Bilder seiner Verlagsbuchhandlung übergeben und sei vertraglich verpflichtet, sich nirgends photographieren zu lassen. Aber auf unser dringendes Bitten ließ er sich doch herbei, uns zu einer Aufnahme zu sitzen, richtiger zu stehen, denn die Aufnahme wurde eine ganze Figur, er ließ sich auch von uns keine Stellung geben, sondern nahm selbst Stellung und meinte, er wisse schon selbst, wie er gut werde." (Bericht von K. Handek 1933)(20)

14. Juli 1897. Komotau. "Du wärst so recht die dritte im Bunde... sind nun schon wieder 2 Tage hier in Komotau in Böhmen, von wo aus es dann, Gott sei Dank, endlich morgen nach Hause geht." (Emma May an Agnes Seyler)

15. Juli 1897. Dresden-Altstadt. "ein Pilsener auf aller Euer Wohl!" (an Emil Seyler)

16. Juli 1897. Eine Anfrage aus dem Hause Pustet über Mays Kolportagetätigkeit bedarf der Antwort: "Ich werde die Münchmeyer`sche Verlagsbuchhandlung gerichtlich belangen und Ihnen das Resultat mitteilen." (an den Verleger Pustet)

27. Juli 1897. Um die längere Schreibverzögerung gegenüber dem Verleger zu verschleiern, heißt es: "vorgestern nach Hause gekommen". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

1. August 1897. Radebeul. "... jetzt sind wir schon bald 3 Wochen daheim... Die Reise war zwar sehr anstrengend, aber schön war sie auch. Wir haben Tage u. Stunden verlebt, die wohl nicht jedem Sterblichen beschieden sind... Wir hatten wieder zwei Amerikanerinnen zu Besuch; so lange wir heim sind, haben wir noch keine Ruhe gehabt." (Emma May an Agnes Seyler)

5. August 1897. Kartengruß aus der "Maierei im Lößnitzgrunde." (an Emil Seyler)

10. August 1897. Dresden. Dr. Heinrich von Marquardsen ist Gast der Familie Seyler in Deidesheim. "Hoch auf das Haus Seyler und seinen illustren Gast". (telegrafisch an Emil Seyler)

12. August 1897. Radebeul. "Es ist wirklich kaum auszuhalten, welche Last von Arbeiten mich drückt! 6000 Seiten "Silberner Löwe", 1 Band "Christfest", 1 Band "Hadschi Halef" u.s.w. u.s.w. Täglich ca. 60 Briefe; nur zu lesen, oft 8 Seiten lang und unleserlich! Dann die Besuche während der großen Ferien! Ich möchte aus der Haut fahren...!" (an Emil Seyler).
"Im Bahnhofsrestaurant [Leipziger Bahnhof, Dresden] sitze ich und denke über den Weihnachtsband nach, den ich mit wahrer Begeisterung schreibe... der Zug geht ab. Herzl. Gruß!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

17. August 1897. Radebeul. In Warschau sind viel Leute edel,
Am alleredelsten Herr Wedel,
Dieweil er liess mit Haut und Haaren
Frau Julie her nach Dresden fahren,
Um sich bei Bilz zu restauriren
Und die Gesundheit renoviren. ...
Drum komme Freundin, komme bald,
Sonst wird bei uns der Kaffee kalt,
Und bleib auch auf der Reise treu
Herrn und Frau Doctor Emma May.

(an Julie Vitali)

20. August 1897. Dresden. Kartengruß an die Familie Seyler. Der Band "Auf fremden Pfaden" wir als erschienene Neuigkeit angekündigt.

27. August 1897. Nachmittäglicher Besuch des Buchhändlersohnes Richard Kirsch aus Wien. "Mein Besuch dauerte bereits 2 Stunden. Ich wollte nicht lästig erscheinen, wiewohl May nicht das Geringste merken ließ. Und so ging ich schweren Herzens, indem ich für die freundliche Aufnahme dankte und May im Namen meines Vaters einlud, im Falle einer Wiener Reise uns aufzusuchen." (Richard Kirsch vom 24.2.1937)(21)

29. August 1897. Kaplan Andreas Kempf ist Gast in der Villa Shatterhand. Gemeinsame Wanderungen mit den Gastgebern durch die Sächsische Schweiz erfolgen. Kartengruß von der Bastei geht an Familie Seyler.

September 1897. "Dr. Karl May, der Allbeliebte, erscheint mit der Reiseerzählung "Scheba et Thar"" (Ankündigung des Regensburger Marienkalenders im Deutschen Hausschatz Nr. 49)

"Was wir im nächsten Jahrgang bringen. Im Reiche des silbernen Löwen, von Karl May. Der Liebling der Leserwelt hat uns in sichere Aussicht gestellt, daß der erste Band der packenden Reiseerzählung pünktlich eintreffen werde. Die zahllosen Freunde von Dr. Karl May werden also auch im kommenden Jahrgang seine gern gelesenen Abenteuer nicht vermissen." (Deutscher Hausschatz Nr. 49)

Die Reiseerinnerung "Mutterliebe" im Einsiedler Marien-Kalender für 1898 wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

2. September 1897. Kötzschenbroda. Bahnhofsrestaurant Max Baumann. Kartengruß Emma Mays an Familie Seyler.

15 September 1897. Niederlößnitz. Friedensburg. "Wir gestatten uns die herzlichsten Glückwünsche zu Eurem heutigen Hochzeitstage!!! (Wann ist er denn eigentlich ?)" (an Familie Felber). Von gleicher Örtlichkeit geht ein Kartengruß an Familie Seyler ab.

17. September 1897. Dresden. Kartengruß an Jenny Plaeschke.

22. September 1897. Radebeul. ""Weihnacht" schreitet schnell vorwärts. Nächstens geht ein ganzer Schub an Krais ab. Anfang November letztes Manuscript. Dieser Band wird kostbar. Drucken Sie nur so viel wie möglich!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

28. September 1897. May bedankt sich für zwei Zahlungen und erwähnt, daß er den Kontrakt mit Nunwarz zum Vertrieb seiner Portraitkarten gekündigt habe. (an Alois Schießer)

10. Oktober 1897. Radebeul. Massen von Besuchern, es klingelt "alle drei Minuten, so daß ein Mädchen nur immer an der Pforte stehen" muß. Es handelt sich vor allem um Dresdner Herrschaften, die "verbinden dann gleichzeitig einen Ausflug in unsere herrliche Lößnitz damit." (Emma May an Agnes Seyler 16.10.1897)

12. Oktober 1897. "Die Hauptsache ist der Name May, der muß besonders in die Augen fallen, denn er ist es allein, welcher zieht. Steht er bloß auf dem Rücken, so ist es nichts. Die Käufer wollen zu Weihnachten weniger einen Weihnachts- als vielmehr einen May-Band haben; daß dieser Band ein Weihnachtsthema behandelt, kommt in zweiter Linie." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

13. Oktober 1897. Radebeul. "Erstes Kapitel von "Weihnacht" geht... an H. Krais ab. die weiteren folgen schnell nach." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld 12.10.1897)

14. Oktober 1897. Radebeul. "Ich verkaufe keine Photographien; das lasse ich natürlich den Händlern über. Von Winnetou, Sam Hawkens... sind keine zu haben, sondern nur von mir (Old Shatterhand). Indem ich die Preisliste beilege sage ich Ihnen besten Gruß!" (an Paul Thomas)

15. Oktober 1897. Radebeul. Clemens Freiherr von der Kettenburg war für zwei Tage zu Besuch; auch Kaplan Andreas Kempf war zu Gast in der Villa Shatterhand (Foto mit ihm und Max Welte). Z.Z. Besuch von Frau Carl Jung, demnächst kommt "Gräfin Jankovics auf einige Tage, dann Besuch aus Berlin, Hamburg, Warschau... Du kannst mir glauben, ich bin oft so kaputt, daß ich umfallen möchte." Es "sammelten sich z.B. soviel Fremde hier an, daß wir Abends mit einigen hiesigen Bekannten 26 Personen zu Tisch hatten." (Emma May an Agnes Seyler 16.10.1897)
Neben den Arbeiten am Bande "Weihnacht" stehen noch Arbeiten für Magazine in Kairo und Konstantinopel an. "... ich habe z.B. in dieser Woche 3 Nächte durch geschrieben, muß auch die nächste durch arbeiten und werden dann am Tage, anstatt ruhen zu können, von Gästen, kürzeren Besuchen, der Beantwortung von Fragen, Bittschriften pp so in Anspruch genommen werden... Ich bin selbst schuld, weil ich das Verhältniß zwischen mir und meinen Lesern vielleicht zu ernst, zu heilig nehme; ich bin ihr Freund, ihr Berather auch in tausend privaten Angelegenheiten. Ich sollte aufhören, zu schreiben und mich zur Ruhe setzen; ... wöchentlich wenigstens 500 Seiten à 900 Sylben, ... Uebrigens haben wir kürzlich sehr kräftig auf das Wohl unserer geliebten Seylers angestoßen. Ich hatte, um die Drängendsten gleich auf einmal zu befriedigen, ihrer so ein halbes Schock geladen und gab ein Feuerwerk von 86 Nummern. Es... dauerte volle drei Stunden." (an Emil Seyler)

16. Oktober 1897. Radebeul. "amerikanische Reise einstweilen aufgegeben." (Emma May an Agnes Seyler)

22. Oktober 1897. Radebeul. "Haben Sie schon Correctur v. "Weihnacht" bekommen? Das Manuscript wächst schnell." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld) Karl May begibt sich an einem der folgenden Tage auf Reisen, um dem heimatlichem Trubel zu entkommen und so in Ruhe und Abgeschiedenheit den Roman "Weihnacht" fortsetzen zu können.

25. Oktober 1897. Wachau. Kartengruß an Familie Seyler.

26. Oktober-17. November 1897. Birnai. Garten-Restaurant Ernst Herzig. Bis auf das erste Kapitel und einige Schlußseiten entsteht hier der Hauptteil des Bandes "Weihnacht". "Menschen, die ihn kannten, erzählen noch, wie er die Einrichtung seines Zimmers umgruppiert hatte und Tag und Nacht bei Petroleumbeleuchtung schrieb, umgeben von zahllosen Landkarten und Plänen" .(Zeitungsbericht von 1938)

26. Oktober 1897. Die Buchausgabe von "Der Oelprinz" wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

November 1897. "Wenn Herr Dr. Karl May mit der Lieferung von Manuskript so fleißig, wie in den letzten Wochen, fortfährt, so kann der Roman: Im Reiche des silbernen Löwen, im dritten Hefte beginnen." (Deutscher Hausschatz Nr. 6)

18. November 1897. Radebeul. Muß "noch in dieser Woche den Band "Weihnacht" fertigschreiben. Interessant ist mir das von den Cigaretten. Bitte, senden Sie mir ein Päcktchen [sic!] oder Kästchen zur Ansicht; den Preis schicke ich Ihnen sofort zu." (an Unbekannt) Der unbekannte Briefschreiber hatte den Schriftsteller informiert, daß Zigarettenschachteln mit dem Konterfei Old Shatterhands aus der Kostümfotoserie auf dem Markt seien.

25. November 1897. Radebeul. "Ab nun nicht mehr "Gesammelte Reiseromane", sondern "Gesammelte Reiseerzählungen"." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

28. November 1897. Radebeul. "Ich erhielt auch erst Bogen 27 Correctur. Das Manuscript ist dort bei dem Drucker Felix Krais, nur die letzten Seiten Schluß behielt ich zur Abrundung zurück, bis ich Bogen 34 bekomme." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Dezember 1897. "Fehsenfelds Verlag in Freiburg in Baden legt von Karl Mays gesammelten Reiseerzählungen die Bände 20-23 auf den Weihnachtsbüchertisch (jeder Band elegant gebunden 4 Mark). Die Bände 20-22 enthalten den Roman Satan und Ischariot, den wir in den Jahrgängen 1894/1896 unter dem Titel: Die Felsenburg, Krüger-Bei und die Jagd auf den Millionendieb veröffentlichten. Bd. 23 umfaßt unter dem Titel: Auf fremden Pfaden eine Reihe kleinerer Erzählungen. Unseren Lesern Karl Mays Reiseerzählungen besonders empfehlen wollen, hieße Eulen nach Athen tragen, wir dürfen uns begnügen, auf das Erscheinen der neuen Bände aufmerksam zu machen." (Deutscher Hausschatz Nr. 11)

"Herr Dr. Karl May wohnt in Radebeul-Dresden.- J. Sch. in D. Die im Deutschen Hausschatz vom 15. Jahrgang an veröffentlichten Reiseerzählungen von Karl haben folgende Titel: XV. Der Scout. Reiseerlebnisse in Mexiko. XVI. El Sendador, Quer durch Südamerika. I. Teil. Lopez Jordan. XVII. El Sendador, Quer durch Südamerika. II. Teil. Schatz der Inkas. XVIII. Der Mahdi. I. Teil. Am Nile. XIX. Der Mahdi. II. Teil. Im Sudan. XX. Die Felsenburg. XXI. Krüger-Bei. XXII. Die Jagd auf den Millionendieb. XXIII. Im Reiche des silbernen Löwen. Einleitung." (Deutscher Hausschatz Nr. 13)

10. Dezember 1897. Kötzschenbroda. Bahnhofsrestaurant Max Baumann "Bitte, Sonntag mit dem Zuge 12, 1 von Neustadt aus zum Mittagessen!" (an Max Welte)

11. Dezember 1897. Radebeul. "Es stand in alten Zeiten ein Café hoch und her, /Das war ganz voll von Leuten, und das gefiel uns sehr/jedoch am allerbesten gefiel von seinen Gästen/Uns der Besitzer selber, denn es war unser Felber./Wir denken seiner immer, und wenn er nicht bald schreibt, /wird's mit der Sehnsucht schlimmer, bis krank sie liegen bleibt, /Drum laß uns nicht lang warten: Es gibt ja Ansichtskarten!" (an Carl Felber)

17. Dezember 1897. Radebeul. "Es ist mir nicht möglich gewesen, Ihren Brief richtig zu verstehen. Bitte, habe Sie die Güte, mir mitzuteilen, welches Honorar Sie mir pro Auflage bieten und wie hoch diese Auflage sein soll..." (an Josef R. Vilimek)

24. Dezember 1897. Die Bücher Karl Mays seien "in den Index einzutragen". (Frankfurter Zeitung)

25.-27. Dezember 1897. Radebeul. "An den 3 Weihnachtsfeiertagen haben wir zusammen 43 Personen zu Tisch... Da heißt es, die Gedanken zusammennehmen, zumal wenn man, wie es mir jetzt geht, keine zuverlässigen Mädchen hat." (Emma May an Agnes Seyler 10.2.1898)

28. Dezember 1897. Der Band "Weihnacht" wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

Januar 1898. "Die in meinem Hause übliche Gastfreundschaft, welche ich eine westmännische nennen möchte, beraubt meinen Gast nicht einen Augenblick lang seiner Freiheit und Selbstbestimmung. Er bekommt als Zeichen, daß er sein eigener Herr bleibt, sofort den Hausschlüssel ausgehändigt. Er ist in jeder Beziehung Familienglied, und was ich habe, gehört, so lange er bei mir ist, auch ihm. Er braucht nicht zu bitten oder auf Erfüllung eines Wunsches zu warten wie ein Fremder, sondern er hat nur zu wollen, zu bestimmen, ganz so zu thun, als ob er in seinem eigenen Hause sei." (May in "Weihnacht" S.169)

"Fr. Z. Die unter dem Titel: Auf fremden Pfaden herausgekommenen Erzählungen von Karl May sind zuerst meist in Kalendern veröffentlicht worden." (Deutscher Hausschatz Nr. 17)

11. Januar 1898. Radebeul. "Sie wissen es kommt mir nicht auf das Geld an sondern darauf, daß ich einen so guten Bekannten auch achten kann! N.unwarz dagegen wimmert mir stets die Ohren voll, hat mir aber noch keinen Kr. Zinsen für das ihm geliehene Kapital gesandt." (an Alois Schießer)

16. Januar 1898. Besuch der Villa Shatterhand und Eintrag ins Gästebuch von Friedrich Ernst Fehsenfeld mit Frau und Bruder.

17.-21 Januar 1898. Berlin.

22. Januar. 1898. Berlin. "...diesen Gruß und noch 999.999 recht herzliche dazu". (an Emil Seyler)

24. Januar 1898. Berlin. Tag der Abreise.

Februar 1898. "P.Bl.G. Im Deutschen Hausschatz erschien der erste Roman von Karl May im fünften Jahrgang, 1880, betitelt: Three carde monte." (Deutscher Hausschatz Nr. 22)

Ende Januar oder Anfang Februar 1898. Carl Jung ist zu Besuch in der Villa Shatterhand. "Um meinen Aufenthalt für mich so angenehm und interessant wie möglich zu machen und meinen Drang nach möglichst weitgehender Teilnahme an dem sehr hochstehenden Kuturleben des benachbarten Dresdens zu ermöglichen, überreichte mir mein Gastgeber zunächst eine Eisenbahndauerkarte 1. Klasse... Die Wohnräume machten im allgemeinen den Eindruck des in damaliger Zeit üblichen Wohnstils gehobener Bürgerlichkeit. Wenn ich mich auch nicht erinnere, damals Kunstgegenstände von besonderem Wert wahrgenommen zu haben, so bewies immerhin ein im Eßzimmer plaziertes Pianino ein gewisses musisches Verhältnis zur Kunst... Angesichts der in seinem Klavierspiel offen zutage getretenen Diskrepanz zwischen Wollen und Können wagte ich die etwas beklommene Frage, ob er sich auch imstande fühle, mit dem Schreiben einer Orchesterpartitur und der Instrumentation neben seiner sonstigen schriftstellerischen Betätigung fertig zu werden. Darauf gab er mir prompt zur Antwort, das besorge ihm ein befreundeter Dresdener Musiker. Auch sonst fanden meine begeisterten Schilderungen von meinen damaligen musikalischen Erlebnissen in der Hofoper, Hofkirche und Konzerten bei ihm nur geringen Widerhall, da er zu den Werken der großen klassischen Kunst nur ein oberflächliches Verhältnis zu haben schien. Während meines Aufenthaltes in seiner persönlichen Nähe und Umgebung habe ich nicht den Eindruck gewinnen können, daß er tagsüber mit ernster schriftstellerischer Arbeit beschäftigt sei. Er schien in dieser Hinsicht mir eine Erklärung schuldig zu sein, als er mir sagte, daß er nur nachts arbeite, um so den Ablenkungen der banalen Alltäglichkeit zu entgehen. Das Zigarrenrauchen und der Kaffee seien ihm dabei seine besten Gesellschafter." (Bericht Carl Jungs im Wiesbadener Tageblatt 31.3./1.4.1962) Carl Jung wird von Karl May gebeten, die in wenigen Tagen beginnende Pragreise mitzumachen, auf Kosten des Hausherrn.(22)

10. Februar 1898. Radebeul. "Ausruhen giebt es überhaupt nicht; es jagt immer Eins das Andere. Morgen kommen 2 Hamburger Herren; die kommen mir allerdings sehr ungelegen, denn Sonnabend muß ich das Bündel schnüren; Sonntag geht es auf 3 Wochen fort in die weite Welt. Erst Prag, dann Wien, Linz, München, Regensburg, Dresden." (Emma May an Agnes Seyler)

11. Februar 1898. "Es ist im Leben häßlich eingerichtet, /Daß May, grad wenn er schreibt und dichtet, /Eh fertig er den Reim an Euch gebracht, /Ein unbegreiflich dumm's Gesichte macht." (an Carl Felber)

16. Februar 1898. Prag. "Dr. Carl May, der bekannte Weltreisende und Schriftsteller, Tausenden von Lesern unter dem Namen Old Shatterhand und Kara ben Nemsi bekannt, ist aus Dresden zu zweitägigem Aufenthalt in Prag eingetroffen und im "Hotel de Saxe" abgestiegen. Herr Dr. May ist im Begriffe, eine auf drei Jahre projectirte Reise nach Arabien, Persien und Ostindien zu unternehmen." (Prager Tagblatt)(23) Grund der Pragreise ist der Wunsch des Verlegers Josef R. Vilimek, in größerem Stile Romane Mays zu verlegen.
Ein Artikel gegen Karl May erscheint in dem amerikanisch-deutschen Blatt Der Wanderer, St. Paul, Minnesota.

17.-19. Februar 1898. Prag. Hotel de Saxe. "In Prag rissen sich die Czechen mit den Deutschen um mich" (an Emil Seyler 15.4.1898). Besuch des Klosters Emaus durch Vermittlung Carl Jungs. "Der Rundgang endete auf der Orgelempore, wo ein großes dreimanualiges Instrument sich dem Spieler darbot. Prior Schachleiter, als ausgezeichneter Orgelvirtuose bekannt, begann mit einer großartigen Improvisation, nach deren Beendigung er Karl May einlud, auch seinerseits das machtvolle Instrument einmal auszuprobieren." Alle Bemühungen bleiben jedoch erfolglos. Karl May setzt sich nicht an die Orgel.(24)

20. Februar 1898. Ankunft in Wien. Hotel Goldene Ente. Grüße "aus der alten Kaiserstadt" (Emma May an Max Welte).

21. Februar 1898. Wien. Besuch des Buchhändlers Heinrich Kirsch und dessen Sohn Richard. Anschließend am Abend Vortrag in der Leo-Gesellschaft. "Seine bischöfliche Gnaden, der Hochwürdigste Herr Feldvicar Dr. Belopotoczky, dankte dem Redner bewegt und aufs tiefste gerührt." (Bericht im Vaterland 22.2.1898)
"... nach Schluß des Unterhaltungsabends der Leo-Gesellschaft, begab sich Herr Dr. May in Begleitung des Barons Vittinghoff-Schell zum Faschingsabend des katholischen Handelscasinos, wo er in Gesellschaft seiner Frau Gemahlin längere Zeit in animiertester Stimmung verweilte und alle Anwesenden durch seine witz- und geistsprühende Unterhaltung in gehobene Stimmung versetzte. Selbstverständlich ließen es die Versammelten nicht an Ovationen für den Helden des Wilden Westens fehlen..." (Bericht in der Reichspost 26.2.1898)(25)

22. Februar 1898. Wien. Vormittags Faschingsausflug nach Nußdorf zusammen mit Richard von Kralik. Durch Vermittlung des ehemaligen Schülers Richard Kirsch nachmittags halb drei Uhr ein Vortrag im Theatersaal des Konvikts Kalksburg vor 500 Zöglingen und der Anstaltsleitung über das Thema: Winnetou, der Edelmensch. Darüber hinaus erfolgt eine Audienz am Hofe. "Dieser allerorts beliebte und viel bekannte Reiseschriftsteller wurde... von Ihrer kaiserlichen Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Therese, im Beisein der Erzherzoginnen Maria Annunciata und Elisabeth, sowie der Kinder des Erzherzogs Otto und der hier weilenden Söhne des Herzogs Karl Theodor von Bayern empfangen". (Bericht in der Reichspost 26.2.1898)

23. Februar 1898. Wien. Abends "fand sich Dr. May in einer ihm zu Ehren im "Regensburger Hof" veranstalteten Zusammenkunft katholischer Männer ein, bei welcher sein von ihm gedichtetes und componirtes "Ave Maria" vom Sängerchor "Dreizehnlinden" vorgetragen wurde, was einen tiefen Eindruck auf die ganze Versammlung machte." (Bericht in der Reichspost 26.2.1898)

25. Februar 1898. Wien. Karl May feiert seinen 56. Geburtstag im Hause des Grafen Jankovics. Abends Fortsetzung der Geburtstagsfeier im Hause der Familie Kirsch. "Wir hatten noch einige Freunde zu Tische gebeten. Der Abend verlief sehr angeregt und May erzählte ein ganzes Kapitel aus "Im Reich des silbernen Löwen", ... Schließlich spielte er auf unsere Bitte auf dem Klavier das von ihm selbst vertonte "Ave Maria". Es mag Mitternacht gewesen sein, als, immer noch zu früh, der Gefeierte von uns schied." (Bericht Richard Kirsch 24.2.1937)

26. Februar 1898. Wien. Ausführlicher Bericht über Karl Mays Aufenthalt in der Wiener Reichspost.

März 1898. "J.L. Die jetzt in Buchform erscheinenden Reiseerzählungen von Karl May sind zum größten Teil zuerst im Deutschen Hausschatz veröffentlicht." (Deutscher Hausschatz Nr. 26)

1. März 1898. Wien. "Uns geht es hier in Wien sehr traurig; wir sind keine Minute Herrn unserer Zeit. Die ganze hohe und höchste Aristokratie ist begeistert u. will Old Shatterhand sehen... Das H“tel ist von früh bis Abends belagert; ... Es ist schön, aber auch ungeheuer beschwerlich, ein berühmter Mann zu sein... es ist jetzt 12 Uhr Nachts; mein guter Mann schläft schon... " (Emma May an Agnes Seyler)
May erkrankt ernstlich und verbringt "3 Wochen krank im Bette". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld 19.5.1898) Vermutlich handelt es sich um ein "erbliches Hämorrhoidalleiden, kompliziert mit dem Aufbruche einer alten schlecht vernarbten Wunde." (May unter dem Namen Richard Plöhn in der Tremonia 20.8.1899)

9. März 1898. Wien. "Erst heute ist eine Wendung zur Besserung eingetreten, doch ist noch größte Schonung geboten." (Meldung in der Reichspost)

10. März 1898. Wien. "An ein Fortkommen ist hier nicht zu denken, wir werden noch 8 Tage hier bleiben." (Emma May an Agnes Seyler) Karl May verläßt das Krankenlager und unternimmt erste Spaziergänge.

11. März 1898. Wien. "Dr. Carl May, welcher noch immer in unserer Stadt weilt, ist wieder vollkommen hergestellt..." (Meldung im Vaterland)

12.-20. März 1898. Wien.

21. März 1898. "Dr. Carl May hat heute nach fünfwöchentlichem Aufenthalte Wien verlassen und ist nach Linz abgereist." (Meldung im Vaterland)

22. März 1898. Linz. Die Rückkehr für den 27. März wird angekündigt. "Du wirst auch von Radebeul öfter von mir hören!" (Emma May an Agnes Seyler)

23. März 1898. Linz.

24. März 1898. München. Hotel Trefler. Begrüßung auf dem Bahnhof durch Mitglieder des örtlichen Karl-May-Clubs. "Hurrah, jetzt sind wir endlich wieder auf deutschem Boden." (Emma May an Agnes Seyler) Abends treffen sich die Klubmitglieder im Hotel Trefler zu einem gemütlichen Abend. May wird nicht müde, Episoden aus seinem Leben zu erzählen. Um 2 Uhr morgens trennt man sich.(26)

25. März 1898. München. Mittags und abends ist Karl May Gast des Karl-May-Clubs im Café Luitpold. Es folgen gemeinsames Billiardspiel, auch werden zahlreiche Geschichten über die eigene Biographie, über Winnetou, über das Westmannsleben etc. zum besten gegeben.

26. März 1898. München. Auf Betreiben Prinzessin Wiltruds erfolgt eine Einladung in das Wittelsbacher Palais, "wo ich in einer langen, langen Audienz alle Glieder des Bayerischen Königshauses um mich versammelt sah und mit ihnen wie ein alter, lieber Bekannter verkehren durfte." (May an Emil Seyler 15.4.1898) "Bald werden die Radebeuler Zugvögel ihr Nest wieder aufsuchen!" (Emma May an Max Welte)

28. März 1898. München. Karl May ist wieder Gast des May-Clubs. Über 30 Personen feiern Abschied von dem Namengeber ihrer Vereinigung.

29. März 1898. Regensburg. Heimkehr nach Radebeul.

April 1898. "Ave Maria, Gedicht von Karl May. Komposition von K.W.Nitzsche". (Deutscher Hausschatz Nr. 29)

15. April 1898. Radebeul. "Wäre es nicht Nacht, und hätte ich nicht so entsetzlich nothwendig zu arbeiten, so würde ich Dir einen langen Brief schreiben über die großartigen Ehrungen, welche mir auf meiner letzten Reise zu Theil wurden... Es war ein wahrer Siegeszug, den ich gehalten habe, oder vielmehr nicht ich, denn gesiegt hat die Sache meines lieben Herrgottes, für den ich schreibe, um ihm recht, recht viele Menschenherzen zuzuführen." (an Emil Seyler)

17. April 1898. Radebeul. Das Ehepaar May schenkt Magdalena Seyler zur Erstkommunion die Reproduktion der Rafaelschen Madonna. May widmet es mit einer Variante seines "Ave Maria" :
Ave Maria
Sei gegrüßt, Du Heil'ge, Reine!
Sei gegrüßt, gegrüßt seist Du,
Keine Liebe giebt wie Deine
Meinem Herzen selge Ruh.

Sei gegrüßt, Du voller Gnaden,
Du mein Heil zu jeder Zeit,
Komm ich zu Dir schmerzbeladen,
Nimmst auf Dich Du all mein Leid.

Sie gegrüßt, von Dir gerufen,
Steig ich immer höher auf,
Bis vor Deines Thrones Stufen
Ich vollende meinen Lauf.

Sei auch dann gegrüßt, und breite
Ob mir Gottes Gnade aus,
Nimm mich an der Hand und leite
mich zu ihm ins Vaterhaus.

29. April 1898. Dessau. Grußtelegramm an Familie Seyler.

30. April 1898. Dessau. "Vom Geburtsfeste des Herzogs von Dessau... In diesem Schlosse wohnt ein sehr lieber Gönner von mir." (an Agnes Seyler)

1. Mai 1898. Abreise ins Niedersächsische über Salzwedel. May reist alleine.(27)

2. Mai 1898. Lanz. Kartengruß an Emil Seyler aus Lenzen/Elbe. Es gilt Studien zu unternehmen "... wegen meines nächst erscheinenden Theaterstückes in Gartow, Lüchow, Lenzen". May beabsichtigt, ein neues Stück über den "Alten Dessauer" zu schreiben.

3. Mai 1898. Lüchow.

4. Mai 1898. Gartow. Hotel Krug. Kartengruß an Emil Seyler aus der Thal-Mühle. Für die nächsten Abende gibt Karl May in geselliger Stammtischrunde Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben als Jäger und Abenteurer zum besten. So heißt es über dem Bärentöter, daß die Büchse den einen Nachteil habe, "daß sie ungeheuer schwer sei, so daß außer ihm selbst nur wenige damit umgehen könnten. Wenn ihn jemand besuchte und es dann einen plötzlichen Krach gäbe, so wisse seine Frau schon, daß er wieder einmal - wie erst kürzlich dem König von Sachsen - seine Büchse vorgeführt und gereicht hätte und der Besucher die Büchse habe fallen lassen, weil sie ihm zu schwer war." (Bericht Karl Junacks, Heimatbote 1935) Mit dem Lehrer Friedrich Hinnrichs unternimmt May Ausflüge in die nähere Umgebung, z.B. über Kapern nach Schnackenburg. Abgestiegen wird im Gasthof Kerkau.

6. Mai 1898. Gartow. Da May die geringsten Dienstleistungen mit verschwenderischen Trinkgeldern belohnt, macht er sich hier bei einfachen Leuten auf dem Lande verdächtig. Zwei Polizeibeamte erscheinen im Hotel und setzen den Schriftsteller fest. Ermittelt wird wegen Hochstapelei. Er darf das Hotelzimmer nicht verlassen, bis seine genaue Identität festgestellt ist. Im Laufe des Tages kommt aus Radebeul die erlösende Mitteilung: "Karl May hier wohnhaft, übt sehr gern Wohltätigkeit." (Friedrich Hinnrichs, Karl-May-Jahrbuch 1924) "... als franz. Spion arretirt". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld 19.5.1898)

7. Mai 1898. Abreise mit der Kutsche aus Gartow über Kapern, Bömenzien, Ziemendorf und Arendsee nach Salzwedel. "Dr. Karl May hat also auch Bekanntschaft gemacht mit den das Herz bewegenden Verkehrsverhältnissen, die jetzt ja auch nicht allerseits besser geworden sind, denn in den Schlaglöchern zwischen Gartow und Capern gleich nach der Straße nach Holtorf würde K. May heute als unerfahren auf der Strecke wahrscheinlich steckenbleiben, weil er ja nicht wissen könnte, daß nur die eiligste Flucht auf den Sommerweg oder in Schneckentempo vor Berg- und Thalkarussell retten kann - und so bleibe ich diese Nacht in Salzwedel." (an Wilhelm Anton Krug) Abgestiegen im Gasthof Zum Schwarzen Bären.

8. Mai 1898. Fortsetzung der Reise mit der Bahn. Grußtelegramme an Friedrich Hinnrichs: 14.50 Uhr aus Stendal, 16.25 Uhr aus Schönebeck.

13. Mai 1898. Per Bahnpost Dresden-Meißen, Zug Nr.1559, geht ein Brief Emma Mays an Familie Seyler. Briefschulden werden bedauert und Besserung gelobt.

16. Mai 1898. Radebeul. Mays haben einen "...höchst interessanten Besuch, nämlich die drei Grafen von Radetzky, welche begeisterte Leser von mir sind -- Enkel des Feldmarschalls Radetzky." (an Emil Seyler 18.5.1898)

17. Mai 1898. Radebeul. Karl May vermeldet in einer Karte an Wilhelm Anton Krug, daß er, kaum aus Gartow zurück, schon weiter nach Wien mußte. Soeben sei er wieder daheim angekommen.

18. Mai 1898. Radebeul. "Wir haben eine schwere Reisezeit hinter uns. Ich machte diese Reise, um mich zu erholen, bin aber angegriffener wiedergekommen als ich fortgegangen bin." (an Carl Felber)
"Kürzlich war ich zum Geburtstag in Dessau und dann in Gartow bei Grafen von Bernstorff, um Studien zu machen... In einer der neuen Nummern des "Hausschatz" steht mein "Ave Maria" wieder, für Tenor und Sopran von einem guten Bekannten von mir komponirt. Die Composition ist vortrefflich. Wie würde ich mich freuen, sie von der herrlichen Stimme unserer lieben Freundin Agnes zu hören!... Jetzt ists aber genug, denn ich sehe, ich trete ins Stadium der Dichteritis, und dann werde ich lebensgefährlich." (an Emil Seyler)
"Was Ihre Auseinandersetzung betrifft, so giebt es außer Ihnen - man sollte es wohl nicht glauben - noch elf Offerten... Nun weiß ich, daß Sie Ihrer Leistungsfähigkeit wegen den Vorzug verdienen... Nur ist es ein Irrthum, daß ich mit 150 Mrk. einverstanden gewesen sei... Auch möchte ich contractlich festgestellt haben, wie hoch die Auflage für diese 200 Mrk. sein soll. Und was dieses Honorar betrifft, so würde, da ich sehr oft für lange Zeit von daheim auf Reisen abwesend bin, es mir lieb sein, wenn es pränumerando zu entrichten wäre!" (an Josef R. Vilimek)

19. Mai 1898. Radebeul. Ähnlicher Bericht wie am Vortag an Felbers über die Reisetätigkeit der letzten Monate geht an seinen Freiburger Verleger: "Wien. Wollte drei Tage da sein; es wurden fünf Wochen. Audienzen am Kaiserhof, ... - Nur wenige Tage daheim: Drei Grafen von Radetzky, Enkel des Feldmarschalls, Graf Schwerin, Prinzessin Windisch-Grätz u.s.w." Darüber hinaus wird erstmals ein neues literarisches Projekt angekündigt. "Der nächste Band ist der 25te, also ein Jubiläumsband; da muß ich etwas Vorzügliches bringen... und werde einen Band schreiben, der entweder den Titel "Vom Tode erstanden" oder "Am Jenseits" hat." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

25. Mai 1898. Radebeul. "...Ihnen lege ich Blumen aus dem gelobten Lande bei, welche mir mein lieber, hochverehrter Freund, der Patriarch von Jerusalem, gesandt hat." (an Friedrich Hinnrichs)

29. Mai 1898. Radebeul. "Wegen Ueberhäufung mit Arbeit, Besuchen pp können wir Euch leider einen nur kurzen aber um so herzlichern Pfingstgruß senden." (an Emil Seyler)

7. Juni. 1898. Per Bahnpost Leipzig-Riesa-Dresden geht eine Karte an Familie Seyler. Bedauern über eine Erkrankung Agnes Seylers wird zum Ausdruck gebracht.

19. Juni 1898. Radebeul. "Vergangene Woche haben wir die ersten Erdbeeren von Deinen Pflanzen gepflückt; ... morgen Logierbesuch auf 8 Tage; da giebt es noch Vieles zu besorgen. Ein geistlicher Herr aus Ungarn Lajos Szekrényi ..., welcher meines Mannes Werke ins Ungarische übersetzt..." (Emma May an Agnes Seyler)

23. Juni 1898. Kartengruß von der Bastei geht an Emil Seyler. Die Zierde der Sächsischen Schweiz wird bedichtet.

24. Juni 1898. Meißen, "die ganz aus Porzellan bestehende Stadt". (Kartengruß an Emil Seyler)

25. Juni 1898. Per Bahnpost Leipzig-Riesa-Dresden geht ein Kartengruß an Familie Seyler.

8. Juli 1898. Radebeul. "Meine Werke sind nicht zu beurtheilen wie die Bücher Anderer, auch Verne's. Die meinen sind nicht bloß die Früchte langer und angestrengter Studien sondern noch mehr die Erfolge fast 30jähriger Reisen, Entbehrungen und Gefahren; sie sind, man kann das wörtlich nehmen, mit meinem Blute aus den Wunden geflossen, deren Narben ich noch heut an meinem Körper trage." (an Josef R. Vilimek)

12. Juli 1898. Radebeul. "Auch ich verreise, wie ich Ihnen bereits mitgetheilt habe, und zwar für lange Zeit, weit über das laufende Jahr hinaus, und so ist es selbstverständlich, daß ich lange Verhandlungen und einen Contract mit Honorarverzettelungen... möglichst vermeiden muß." (an Josef R. Vilimek)

27. Juli 1898. Radebeul. "...nehmt unsern Herzensdank für die herrliche Hoffnung, Euch bald unsere Treppen hinaufkraxeln zu sehen!" (an Emil Seyler)

August 1898. "Anmerkung zu Seite 857. Der Schluß des ersten Bandes der Reise-Erzählung von Karl May ist weit umfangreicher geworden, als erwartet werden konnte. Um nun das Material bewältigen zu können, ohne den übrigen Lesestoff erheblich zu schädigen, hat der Verlag sich entschlossen, zu Heft 16, 17 und 18 je eine besondere Beilage von 8 Seiten zu geben, sodaß unsere Leser in diesem Jahrgang 24 Seiten Lesestoff mehr erhalten. Die Redaktion." (Deutscher Hausschatz Nr. 46)

2. August 1898. Radebeul. Karl May will laut einer Mitteilung an seinen Buchverleger Fehsenfeld bis zum Spätherbst mit "Am Jenseits" fertig sein. Zur Zeit bearbeitet er den Zeitschriftenabdruck von "Im Reiche des silbernen Löwen" für die Buchausgabe. "Anbei empfangen Sie von "Im Reiche des Silberlöwen" Bd. 1 und das erste Kapitel von Bd. II. Es würde mir lieb sein, wenn H. Krais recht bald beginnen könnte, damit wir mit diesen beiden Bänden und "Am Jenseits" schnell fertig werden, weil ich im Spätherbst nach Mossul, Bagdad etc. etc. zu Hadschi Halef reise."

12. August 1898. Vierfacher dichterischer Kartengruß an Familie Seyler von Schloß Weesenstein.

Vers 1: Im alten Schloß zu Weesenstein,
Da solls des Nachts sehr finster sein.
Warum so finster grad bei Nacht?
Das hat man nicht herausgebracht.

Vers 2: Wenn es des Nachts dort Zwölfe schlägt,
Der Klöppel zwölfmal sich bewegt,
Warum es grad zwölf Schläge macht,
Das hat man nicht herausgebracht!

Vers 3: Ein Dichter, dem dies ward bericht',
Der machte darauf ein Gedicht.
Warum er das Gedicht gemacht?
Das hat noch niemand 'rausgebracht!

Nutzanwendung: Im alten Schloß zu Weesenstein
Da sitzen wir so ganz allein.
Warum Ihr nicht mit uns gemacht,
Das hat noch keiner 'rausgebracht'!

15. August 1898. Radebeul. Der schon angekündigte und wieder verschobene Besuch der Familie Seyler verzögert sich zum Leidwesen der Mays weiter, was Emma May in einem Brief an Agnes Seyler zum Ausdruck bringt.

17. August 1898. Grünthal. Gastwirtschaft Klinger. Ein Eintrag in das Gästebuch erfolgt.
In Grünthal giebts ein liebes Haus; Geht man da öfters ein und aus
Und lernt die braven Leute kennen,
Die sich mit Namen Klinger nennen,
So geht man wohl von diesem Ort
Mit großem Widerstreben fort
Und sagt: "Hier läßt sichs glücklich sein;
Ich kehre baldigst wieder ein!"

18. August 1898. Grünthal. Von einer "nur dreitägigen Spritztour nach der österreichischen Grenze herzliche Grüße" (Emma May an Agnes Seyler). Mit von der Partie sind Klara und Richard Plöhn sowie Mays Hausarzt Dr. Mickel.

30. August 1898. Die Reiseerzählung "Die Umm ed Dschamahl" im Regensburger Marien-Kalender für 1899 wird als soeben erschienen angekündigt.

September 1898. "Auch für den neuen Jahrgang haben wir ausgezeichneten Lesestoff in reicher Auswahl zur Verfügung, sodaß der 25. Jahrgang sich seinen vielen Vorgängern würdig anreihen wird. Karl May setzt seine Reiseerzählung Im Reiche des silbernen Löwen fort und spannt den Leser durch die stets wechselnde abenteuerreiche Handlung und die frische packende Darstellung, die auch dem Humor einen weiten Spielraum läßt." (Deutscher Hausschatz Nr. 49) [Der geplante Beitrag Mays erscheint jedoch nicht.]

8. September 1898. Kartengruß aus dem Kurort Mulda an Familie Seyler.

14. September 1898. Mulda. Telegraphischer Gruß an die Familie Seyler.

15.-30. September 1898. Kirchheim unter Teck. Zu Gast bei Max und Emma Weise in deren Villa Weise. Ähnlich wie im Herbst 1897 zieht sich Karl May zur literarischen Arbeit zurück.(28) "Wie Sie aus meinen Karten ersehen haben, war ich nicht daheim sondern wegen den lästigen, täglichen Leserbesuchen nach dem einsamen Orte geflohen, um ungestört am Band 25 "Am Jenseits" arbeiten zu können." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld 1.10.1898)

Oktober 1898. "Abonnent in Ostpreußen. Bezüglich der zweiten Frage werden Sie sich am besten an Dr. Karl May selbst wenden, der Ihnen gerne Auskunft erteilen wird." (Deutscher Hausschatz Nr. 2)

1. Oktober 1898. Rückreise um 7.50 Uhr von Kirchheim unter Teck mit der Bahn mit Umsteigen in Unterboihingen, Stuttgart, Weißenfels und Leipzig.

2. Oktober 1898. Ankunft um 0.41 Uhr in Dresden. "Sobald ich mit der Arbeit fertig bin, geht es nach Arabien zu Halef etc. etc. etc. vielleicht an Freiburg vorüber. Ich freue mich königlich, daß ich meine Haddedihn wiedersehe!" Die zur Zeit vorbereitete Serie an Bildpostkarten zu den Reiseerzählungen kommt ebenfalls zur Sprache: "Wie kann ich den Meisterschuß thun, von welchem die Rede ist, wenn mein Pferd, grad als ich schieße das Bein hebt... Das bin ich, der da liegt? Pfui!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld, rückdatiert 1.10.1898)

2. Oktober 1898. Radebeul. "Im October, spätestens November gehe ich wieder nach Arabien, um meine braven Haddedihn und ihren Scheik, den lieben Hadschi Halef Omar aufzusuchen..." (an Pfarrer Hammer)

3. Oktober 1898. Radebeul. "Gestern nach hier zurückgekehrt" (an Agnes Seyler) wird immer noch der Besuch der Familie Seyler sehnlichst erwartet.

8. Oktober 1898. Karl May bittet schriftlich die Redaktion des Radebeuler Adreßbuches um Korrektur der Seite 358. Es fehlt bei seiner Namensnennung der Titel Dr., was laut seiner Aussage schon zu Verwechslungen geführt hat.

12. Oktober 1898. Beginn einer Prag-Reise, deren Anstoß in den zögerlichen Vertragsverhandlungen mit dem Verleger Vilimek liegt.

13. Oktober 1898. Prag. Hotel de Saxe. "Zu meinem großen Erstaunen erfahre ich hier durch öffentliche Plakete, daß die Verlagshandlung von Jos. R. Vilimek mit der Herausgabe einer böhmischen Uibersetzung resp. Bearbeitung meiner Reisewerke begonnen hat... Seine wiederholte Drohung, das Unternehmen auch gegen meinen Willen auszuführen, ist jetzt, wie ich sehe, zur That geworden... Ich werde selbstverständlich für meine Rechte und für die Unantastbarkeit des ethischen Charakters meiner Werke mit vollen Kräften einzutreten wissen..." (in Bohemia 14.10.1898/Vaterland 15.10.1898)(29)

14. Oktober 1898. "Ein sogen. Schriftsteller Dr. May habe dadurch die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, daß er sich den ständig oder vorübergehend hier weilenden Mitgliedern des Mecklenb. Fürstenhauses zu nähern gewußt hat und sich dieser Beziehungen gelegentlich rühmt. Der Mann entpuppt sich bei näherer Prüfung als ein vorbestrafter Schwindler und Hochstapler..." (Polizeipräsident von Dresden an Kgl. Sächs. Amtshauptmann).
Prag. Kartengruß "Mit der Abbildung der größten hiesigen Sehenswürdigkeit (Judenfriedhof)..." (an Emil Seyler)

15. Oktober 1898. Der Gemeindevorstand von Radebeul übersendet dem Schriftsteller Strafnotifikation mit der Bemerkung, daß Karl May sich fälschlicherweise Dr. phil. nennt und auch sein Namensschild an seinem Wohnhaus auf diesen Titel lautet.

17. Oktober 1898. Prag. "...der Portier wurde von kurzhosigen Greenhorns überlaufen. Sie alle kamen, den kühnen Präriehelden zu sehen, den sie früher oder später weit übertrumpfen wollten. Zitternd empfingen wir die Botschaft, wir mögen zum Herrn Doktor ins Zimmer kommen. Er machte uns geheimnisvolle Andeutungen über ein entsetzliches Ende, das Hadschi Halef Omar genommen habe..." (Egon Erwin Kisch in "Die Abenteuer in Prag")(30) Karl May überreicht dem Schüler Egon Erwin Kisch ein Exemplar von "Old Surehand Bd.III" mit der bekannten Widmung: "Das Leben ist ein Kampf..."
"...Schließlich erwähne ich noch, daß ich morgen von hier abreisen werde, und zwar nicht ohne diesen hochinteressanten Fall in die besten Hände gegeben und meine Autorisation zu einer böhmischen Uebersetzung ertheilt zu haben. Da ich in kürzester Zeit nach Arabien reise, muß diese Angelegenheit auf das Schleunigste erledigt werden. Ich bin nicht nur mir sondern der ganzen schriftstellerischen und anständigen buchhändlerischen Welt die größte Energie schuldig." (an Leopold Katz)

18. Oktober 1898. Prag. "Ich erkläre hiermit, daß ich mich mit der hiesigen Verlagsfirma Jos. R. Vilimek bezüglich der Uebersetzung meiner Werke in die böhmische Sprache gütlich geeinigt habe." (in Bohemia 19.10.1898)

19. Oktober 1898. Prag. "Wir mußten geschäftlich nach Prag, Karl hat große Erfolge gehabt." (Emma May an Agnes Seyler) Abreise aus Prag.

25. Oktober 1898. Hamburg. Hotel zum Großherzog von Mecklenburg. Kartengruß mit Dank für "Pomonas süße Gaben". (an Emil Seyler)

28. Oktober 1898. Radebeul. "Es giebt gegenwärtig keinen Schriftsteller, dessen Werke so viel ohne Berechtigung nachgedruckt werden wie die meinigen. Gutmütig, wie ich bin, habe ich mir das bisher ausnahmslos gefallen lassen; aber da die mir dadurch entzogenen Honorare sich auf Hunderttausende belaufen, sehe ich mich auf Drängen meines Buchverlegers, welcher ebenso wie ich an diesem Verluste beteiligt ist, jetzt gezwungen, den betreffenden Firmen nun endlich einmal Halt zu gebieten. In welch kräftiger Weise wir das thun, mögen Sie aus der beiliegenden Prager Zeitung ersehen. Ich habe den Prozeß gegen den Verlagsbuchhändler Vilimek binnen 5 Tagen gewonnen... Jetzt nun richten wir unsere weiteren gerichtlichen Klagen gegen... einen Dresdner Verleger. Dieser letztere ist die Verlagsfirma H. G. Münchmeyer..." (an Pauline Münchmeyer)

31. Oktober 1898. Grünthal. Kartengruß an die Familie Seyler.

6. November 1898. Radebeul. Diese "letzten Rosen" sende
Zum Willkommen ich als Spende,
Als des späten Herbstes Gabe,
Ausser welcher ich nichts habe.
Wenn Dich dran ein Dörnlein sticht,
Liebstes Mausel, zittre nicht!

(an Klara Plöhn)

7. November 1898. Radebeul. "Haben Sie im Westf. Merkur gelesen, was der hervorragendste katholische Recensent, Hochwürden Dr. Hülskamp, päpstlicher Geheimkämmerer, schreibt? "May Erzählungen sind Schauergeschichten; das beweisen die Postkartenbilder!" Und in dem jetzt erschienenen Buche von Veremundus wird dasselbe behauptet und vor ihm gewarnt! Der Verfasser war ein eifriger Mayleser und hat mich stets empfohlen - jetzt nicht mehr! wenn die Bilder, welche ich Ihnen zurücksende, zu Postkarten verarbeitet würden, wäre es mit mir als Schriftsteller aus!... Mein Zweck ist, meine Leser zu Gott zu führen und sie für alles Gute, Edle, Schöne und Erhabene zur begeistern. Hieran haben sich auch die Bilder zu halten... Ich habe "Am Jenseits" noch nicht fertig..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

8. November 1898. Kartengruß mit Bahnpost Dresden-Meißen, Zug Nr. 1568, an Familie Seyler.

10. November 1898. May wird zu einem von Ihm eingereichten Antrag auf Führung des Doktortitel vernommen. "Ich bin nicht im Besitz eines von einer deutschen Universität verliehenen Doktortitels, dagegen habe ich den Doktortitel in Rouen in Frankreich verliehen erhalten." (Aussage vor der Amtshauptmannschaft Dresden) Ihm wird die Führung des Doktortitels untersagt.

19. November 1898. Die Buchausgabe von "Im Reiche des silbernen Löwen 1.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

25. November 1898. Radebeul. An den von Fehsenfeld herausgegebenen Bildpostkarten gibt es immer noch genug zu tadeln. So heißt es über Palmen in der Wüste: "stehen aber, Allah siehste, /grad mitten in der Wüste, /wo, das weeß mer hier in Sachsen, /niemals kann e Beemchen wachsen!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

29. November 1898. Radebeul. "Ich begreife nicht, warum Herr Krais die Correktur zum Schluß des 27ten Bandes nicht schickt; er hat das Manuscript dazu schon seit den 10ten [sic!] in den Händen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

Dezember 1898. "J.S. in Bl. Von Karl May liegt uns erst ein Teil seiner Reiseerzählung: Im Reiche des silbernen Löwen vor." (Deutscher Hausschatz Nr. 13)

"P.M. in N. Ihnen und allen übrigen Interessenten teilen wir mit, daß wir mit der Reiseerzählung Karl Mays: "Im Reiche des silbernen Löwen" erst dann beginnen können, wenn der Verfasser den größten Teil derselben fertig gestellt haben wird. Bisher liegen uns erst etwa 100 Seiten Handschrift vor, und das genügt für unsern Bedarf nicht. Haben Sie also etwas Geduld!" (Deutscher Hausschatz Nr. 14)

17. Dezember 1898. Die Buchausgabe von "Im Reiche des silbernen Löwen 2.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

21. Dezember 1898. Berlin. Kartengruß an Familie Seyler.

9. Januar 1899. Radebeul. "Rih ist längst todt, wie in dem Bande "Der Schut" zu lesen ist. In einigen Tagen gehe ich nach Arabien zu meinem lieben Hadschi Halef Omar." (an Ina Seidel)

13. Januar 1899. Radebeul. "Kurz vo meiner Abreise nach Arabien zu Hadschi Halef Omar und dann nach Amerika zu meinen Apatschen sende ich Dir mein Bild. Bleibe so brav, wie Du jetzt bist!" (an Josef Schlipper)

14. Januar 1899. Radebeul. Karl May depeschiert "um einen schneidigen Rechtsanwalt in Aschaffenburg. Habt Ihr in irgendeiner Zeitung eine böswillige Kritik gefunden, dann mir sofort senden." (an Emil Seyler)

20. Januar 1899. Radebeul. "Da schreibt mir nun Marie Hoppe einen Brief, daß sie heirathet, aber die Hauptsache schreibt sie nicht, nämlich wer und was der ist, den sie nimmt. So dumm! Und dann die alberne Adresse... Was Emma dazu sagt, kannst Du Dir denken! Sie ist im höchsten Grade zornig über diese Adresse!... Wenn sie uns so wenig achtet, daß sie den Krühel [sic!] Herr nennt, mich aber auf der Adresse nicht, so kann sie mir nur leid thun... Nicht einmal eine Ueberschrift hat ihr Brief. Ist sie denn gar so dumm?... Nächste Woche bin ich nicht mehr da. Ich mache eine Reise rund um die Erde, welche wohl ein ganzes Jahr dauern wird." (an seine Schwester Wilhelmine)

27. Januar 1899. Kartengruß an Familie Seyler mit Bahnpost Leipzig-Riesa-Dresden, Zug Nr. 430.

28. Januar 1899. Reise nach Berlin.

Februar 1899. "Parcival. Die von Ihnen erwähnten Schriften sind von Karl May und in Stuttgart (Union) erschienen." (Deutscher Hausschatz Nr. 19)

28. Februar 1899. Radebeul. "Das verflossene Jahr war ein recht bewegtes für uns, mit Ausnahme der vier Wochen, die wir im Gebirge zugebracht haben... Eigentlich wollte mein Mann gleich nach Weihnachten fort, aber allerlei Abhaltungen verzögerte [!] das Schreiben des 25 Bandes "Am Jenseits" so sehr, daß er vor Mitte März nicht fortkommt. Das Schlimmste für mich ist, daß er auf unbestimmte Zeit fortgeht, sonst habe ich keine Sorge um ihn! Ich weiß bestimmt, daß mein Hühnlichen glücklich zurückkehrt... Nur vor Einem fürchte ich mich; Ich werde heimweh nach meinem Hühnlichen bekommen; ... Bald wären wir jetzt nach München gereist. Mein Mann war an den Hof befohlen; die Prinzessin Ludwig hatte es so sehr gewünscht, dazu noch eine ganze Menge anderer Prinzen u. Prinzessinnen. Leider mußte mein guter Mann abschreiben; ..." (Emma May an Agnes Seyler)

März 1899. "Die Liebe ist eine Gotteskraft, ist die Gotteskraft; sie kann nicht wie mit dem Messer zerschnitten werden, so daß jeder einzelne Mensch einen für ihn bestimmten Teil bekommt, der nun keine andere als nur seine Liebe ist." (May in "Am Jenseits" S.174f)

"Glücklich zwar ist der Mensch, dem es gelungen ist, seinen kindlichen Sinn mit herüber in die ernsten Jahre zu retten, aber der Ernst soll sich ihm nicht unterzuordnen haben." (May in "Am Jenseits" S.272)

2. März 1899. Radebeul. "Manuscript in nächster Woche beendet". (an Felix Krais)

4. März 1899. Radebeul. "Ich war an den Königl. Hof nach München zu Besprechungen berufen, welche sich auf den Hauptgedanken meines Lebens und Wirkens beziehen, an dessen Veröffentlichung ich nun endlich - Gott sei Dank! - angelangt bin... Ich habe in eiligster, fürchterlichster Anstrengung den Band "Am Jenseits" zu fertigen, um das Schiff, auf welchem ich meine große Reise antrete, rechtzeitig zu erreichen... Ich gehe zunächst zu Hadschi Halef, dann nach Persien, Indien, China, Amerika zu meinen Apatschen pppp Wann oder vielmehr ob ich überhaupt wiederkomme, das weiß ich freilich nicht, da ich nicht so reise wie Andere, die jeden Schritt und Tritt, so sorgfältig vorausberechnen, daß ihr geliebter Leichnam ja nicht von dem leisesten Anfluge einer Gefahr berührt werde." (an Emil Seyler)

12. März 1899. Radebeul. Karl May bedankt sich für eine Zusendung und schreibt: ""Perle" wird mitgenommen, für Hanneh die kleine, die andern für Halef und Omar Ben Sadek". (an Emil Seyler)

13. März 1899. Radebeul. "Donnerstag geht das letzte Manuscript an Sie ab. Am 24ten dieses Monates muß ich von hier fort". (an Felix Krais) "Lesen Sie die Correcturen von Band 25? Ja? Dann werden Sie gemerkt haben, daß Karl May jetzt beginnt, mit seinen eigentlichen Absichten herauszurücken. Es handelt sich um eine wohlvorbereitete, großartige Bewegung auf religiös-ethisch-sozialem Gebiete... Die bisherigen Bände waren nur dazu geschrieben, mir eine möglichst große Zahl von Lesern als Arbeitsfeld zu schaffen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

16. März 1899. Adalbert Fischer übernimmt den Verlag H. G. Münchmeyer und bringt sich so in den Besitz von Karl Mays fünf Kolportageromanen.

21. März 1899. Radebeul. "Winnetou war geboren 1840 und wurde erschossen am 2.9.1874. Er war noch herrlicher, als ich ihn beschreiben kann." (an Sophie von Stieber)

24. März 1899. Karl May erhält seinen Reisepaß auf der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt. Die Gültigkeitsdauer des Dokumentes reicht bis zum 23.3.1904.

26. März 1899. Abreise nach dem Orient. "Dresden früh 8.50 ab, Frankfurt abends 8.20 an (mit Emma und Klara)." (Reisetagebuch)

27.-28. März 1899. Frankfurt. Hotel Continental.

29. März 1899. Frankfurt. "9.45 ab nach Freiburg. Abend bei Fehsenfelds." (Reisetagebuch)

30. März 1899. Freiburg.

31. März 1899. Abreise nach Lugano. Die Reise führt am Vierwaldstätter See und entlang der Rigi Kulm, über den Gotthardt. Hier entstand das Geicht "Am Gotthardt" aus dem Zyklus "Eine Pilgerreise in das Morgenland":

Der Helm von Eis, der Panzer Stein,
So steht er an des Südens Thor,
Lässt scheinbar Niemand aus und ein,
Blickt scheinbar unbesiegt empor.
Doch, hast du von des Maultiers Gang
Auf seiner Schulter nichts gewußt?
Und kennst du nicht den Eisenstrang,
Der ihm durchbohrt die Felsenbrust?

So sah ich den Versucher stehn
In Lüge stark, in Wahrheit schwach;
Er kann mich niemals hintergehn,
So lang' ich mich und ihn bewach.
Nicht seine Drohung fürchte ich;
Denn daß er längst besiegt schon ist,
Das weiß ich, und er täuscht nur sich.

So ragt der Zweifel himmelwärts,
Der gern dem Hier das Dort versagt,
Und blickt so finster, wenn das Herz
Voll Sehnsucht nach dem Jenseits fragt.
Doch trägt grad er den kühnen Steg
Von Bergeswand zu Bergeswand
Und tief in sich den dunklen Weg
Hinüber in das helle Land.

So giebts zu Gott kein Hinderniss,
Und sei es noch so stolz, so groß;
Wer ehrlich strebt, macht sich gewiß
Doch endlich von den Fesseln los
Das irdische Gigantentum,
Es ist nur Trug, es ist nur Schein;
Der wahren Größe höchster Ruhm
Gebührt nur Gott dem Herrn allein!

1. April 1899. Lugano. Besuch der kleinen auf dem Monte San Salvadore liegende Kapelle. "Sei mir gegrüßt, San Salvatore, /Du hochgebautes Gotteshaus!/ Lugano's herrlichste Empore, /Schaust weit' du übers Land hinaus. ..." ("Eine Pilgerreise in das Morgenland")

2. April 1899. Abreise nach Genua über Como, Mailand, Pavia.

3. April 1899. Genua. Erste Begegnung mit dem "Kulturschock", der ihn im Orient noch öfters treffen wird. "Signor, bleib stehn; gieb eine Gabe!/Es bittet Dich ein armer Knabe, /Ein Krüppel, ein "zerbrochnes Kind"./Sieh doch die Thränen, die ich weine; /Schau meine Arme, meine Beine, /Wie sie verdreht, verbogen sind!..." ("Eine Pilgerreise in das Morgenland").
Ausflug nach Arenzano.

4. April 1899. Abreise von Genua auf dem Dampfer Preußen. Mit Halt in Rom, Neapel, Messina, Catania geht es nach Port Said. "Das war in Genua für mich ein böses Scheiden. Ich habe an derselben Stelle gestanden, bis nach 2 Stunden das Land ganz verschwunden war. Diese herrliche, unvergleichliche Reisewoche hat es mir noch heut angethan!" (an Emma May, Kairo 25.4.1899)

Die sich anschließende Orientreise Karl Mays 1899/1900, die sich über Ägypten, Palästina, Libanon und bis nach Indonesien erstreckt, ist vollständig dokumentiert von Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch im Jb-KMG 1971. Die Rückkehr erfolgt über die Türkei, Griechenland nach Italien. Während dieser Reise fand eine Audienz bei Papst Leo XIII. in Rom statt.




II. Teil 1900 - 1912

Februar 1900. "J. A. P. Über Karl May wissen wir nichts Näheres, er soll auf Reisen sein." (Deutscher Hausschatz Nr. 19)

25. Juli 1900. Von Venedig geht die Rückreise weiter über Verona nach Bozen.

26. Juli 1900. Bozen. Hotel Victoria. Anschließend erfolgt eine Fahrt zum Hotel Penegal auf der Mendel. Nicht nur bei der späteren Ehescheidung spielt die Mendel noch eine Rolle; diese Region wird auch hinfort in Mays Leben und Werk zu einer Art Schicksalslandschaft, und man ist versucht, mit den Worten des blinden Münedschi zu sagen: "Schaut noch einmal zurück, und merkt euch diese Stelle, denn ihr kommt wieder her, wenn abgerechnet wird!" ("Am Jenseits" S.594)

27. Juli 1900. Vom Mendelpaß zum Karerpaß. Abgestiegen wird im Karersee-Hotel.

28. Juli 1900. Ausflug in das Sarntal.

30. Juli 1900. München. Hotel Leinfelder.

31. Juli 1900. Abreise aus München und Ankunft in Radebeul. Nach 15 Monaten ist Karl May erstmals wieder daheim.

8. September 1900. Radebeul. "Da ich wegen Ueberhäufung mit Arbeit nicht nach Prag reisen kann und doch eine mündliche Besprechung geboten erscheint, so wäre es mir allerdings lieb, wenn Sie die Güte haben und hierherkommen wollen. Bestimmt aber bin ich nur noch bis nächsten Donnerstag Abend hier." (an Josef R. Vilimek)

10. September 1900. Radebeul. "Nach anderthalb Jahr endlich wieder daheim! Nun bin ich wieder Sklave meiner Leser! Und wie, wie fällt man über mich her, den so Ruhebedürftigen! Dazu Dauerbesuch aus Amerika, der mich keine Minute allein läßt! Darum heut nur ganz kurz einen Manuscripttheil zu "Himmelsgedanken"... Ich trete erst jetzt an meine eigentliche Aufgabe, und zwar mit diesem Gedichtbande, welcher das Thor zu meinem Tempel bildet... Man hat zu früh über Old Shatterhand gelacht. Er ist kein Nebelbild. Seine eigentlichen Jagdhiebe kennt man noch gar nicht. Ich weiß, ich sterbe nicht eher, als bis ich meine Aufgabe erfüllt habe..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

21. September 1900. Weimar. Hotel Erbprinz. "Nach einer so langen, anderthalbjährigen Abwesenheit giebt es in der Heimath für mich so viele Pflichten zu erfüllen, daß ich der Herr keines einzigen Tages bin... Ein persönliches Aussprechen ist freilich wünschenswerther als dieses häßliche Feilschen aus der Ferne, doch bin ich leider zu sehr in Anspruch genommen, als daß ich nach Prag reisen könnte, zudem ich Tag und Nacht an einem Werke zu arbeiten habe..." (an Josef R. Vilimek)

11. November 1900. Radebeul. In Sachen verbotener Nachdrucke schreibt Karl May an den Verlag Bachem und retourniert ihm die gesandten 24 Mark.

2. Januar 1901. Radebeul. "Es giebt keinen Freund und auch keinen Feind meiner Bücher, der mich bisher verstanden hat. Darum wird mich Alles, was man über sie gesagt hat und noch sagt, bis dahin gleichgültig lassen, wo man beginnt, die Seele, welche in den Reiseerzählungen lebt und wirkt, in den nun erscheinenden Bänden deutlicher zu sehen und endlich, endlich besser zu begreifen." (an Unbekannt)

14. Februar 1901. Der Freund Richard Plöhn stirbt an einem Nierenleiden.

23. März 1901. Radebeul. "In betreff der jetzt angebotenen Karl May's illustrirte Werke und "Ulanenliebe" von Karl May mache ich die Herren Sortimenter darauf aufmerksam, daß ich gegen die betreffende Firma H. G. Münchmeyer in Dresden gerichtliche Hülfe in Anspruch genommen habe." (im Börsenblatt Nr.69)
"Die... unter dem Gesamttitel "Karl May's illustrierte Werke" erscheinenden Romane und Reiserbeschreibungen sind von demselben Karl May..., der die "bekannten" Reiseerzählungen geschrieben hat... Von einem gerichtlichen Vorgehen gegen mich ist mir bis zur Stunde leider noch nichts bekannt". (Adalbert Fischer im Börsenblatt Nr.69)

3. April 1901. Radebeul. "Wenn Du wüßtest, wie ich zu thun habe, würdest Du mein Schweigen verzeihen. Es kommen täglich neue Leser. Dazu die neuen Orientbekanntschaften. Für die, denen ich früher schrieb, habe ich keine Zeit mehr. Nur den Aller-, Allerliebsten kann ich zuweilen noch eine Zeile senden...
Nach Hamburg fliegt von Haus zu Haus
Der Karl mit seiner Emma aus,
Um bei Kaffee und Osterkuchen
Die alten Lieben zu besuchen,
Und wenn's auch geistig nur geschieht,
Sie thun es doch mit Appetit,
Denn wenn Ihr seid beim Kaffeekochen,
So wird's in Radebeul gerochen,
Und so ein Duft macht alte Treu
Und alte Freundschaft wieder neu.
"
(an Carl Felber)

15. April 1901. Radebeul. "Ich habe nun über ein Vierteljahrhundert lang an der schriftstellerischen Aufgabe gearbeitet, die deutsche Volkseele hinaus zu fremden Völkern zu führen, damit sie die Seelen dieser Völker kennen und lieben lerne... Jetzt nun tritt ein mir vollständig fremder Verleger mit sogenannten Werken von mir auf. Er hat einen Verlag gekauft, für welchen ich früher einmal geschrieben habe, ganz ebenso sittlich rein wie stets." (an Ambros Opitz)

12. Mai 1901. Radebeul. "Wenn mir Herr Comm. Rath Pustet vorwirft, nicht schon im Jahre 1897 den Rechtsweg gegen Münchmeyer beschritten zu haben, so kann ich nur sagen, daß ich meine Interessen zu wahren pflege, wann und wie es mir paßt, nicht aber einem Anderen." (an Unbekannt in der Reichspost vom 18.5.1901)
Der Verleger Hermann Zieger besucht unangemeldet die Villa Shatterhand um mit May über dessen Mitarbeit am "China"-Band zu sprechen. "Als ich vor dem Gartenthore stand, fragte mich eine Art Gärtnergestalt um mein Bekehr (sic!), worauf ich die Antwort erhielt Dr. M wäre verreist. Da ich mich nicht abweisen liess, sondern erklärte, Herrn Dr. M wohl persöhnlich vor mir zu sehen, so stellte er (nemlich der besagte Herr) sich als Verwandter vor, dem ich nunmehr mein Anliegen vorbrachte + von ihm fast Stunde erhört wurde."//"Nun entpuppte sich der Verwandte als ein in jeder Beziehung völlig Vertrauter des Dr. M. Er sprach von den Plänen, die M mit der Ihnen zugesagten Erzählung habe, fand dass das große Publikum in der gefährlichsten (?) Art Dr. M belästigte, erzählte mir, wie viele Personen schon unverrichteter Sache wieder von der Villa geschieden seien..." (Hermann Zieger an Joseph Kürschner 12.5.//14.5.1901)

1. Juli 1901. Radebeul. "Wenn ich nur erst wieder angefangen habe; dann reihen sich an "silb. Löwe" sofort "Marah Durimeh." Ich habe von meiner Reise eine solche Fülle des Stoffes mitgebracht, daß ich bis jetzt noch nicht damit zu Ende bin, ihn litterarisch zu sichten, obgleich schon einiges Hochinteressandes sic!, wie "Et in terra pax!" geschrieben wurde..." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

10. Juli 1901. Radebeul. "Gestern von einer Reise heimgekehrt, welche länger währte, als ich bei ihrem Beginne wissen konnte, finde ich unter Bergen von Briefen auch den Ihrigen... Weil ich mehr für die Zukunft als für die Gegenwart schreibe, kann ich nicht verlangen, daß mich alle meine Leser verstehen. Ich führe sie nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich in fremde Länder, und thue das in einer dem Schriftstellerthume bisher fremden Weise." (an Unbekannt)

13. Juli 1901. Radebeul. "Es tut mir unendlich leid, immer und immer wieder in diese Pfütze herniedersteigen zu sollen, mit welcher ich weder als Christ noch als Mensch oder als Schriftsteller etwas zu schaffen habe." (an Unbekannt)

24. Juli 1901. Radebeul. "Die Entscheidung ist gefallen! "Im Reiche des silbernen Löwen" wird 4 Bände stark. Ich schrieb diese Werk bekanntlich für den "Hausschatz" und kam bis zu 100 Seiten des 3ten Bandes... Ich vollende Bd. 3 u. 4 also direct für Sie." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

(17.) September 1901. Einsiedeln. in der Schweiz. Hotel Zum Pfauen. Mit dem Verlag Eberle & Rickenbach, in dessen Einsiedler Marienkalender May 1898/1899 die Erzählung "Mutterliebe" herausgab, werden geschäftliche Verhandlungen geführt. Eine weitere Zusammenarbeit kommt jedoch nicht zustande.

20. September 1901. Einsiedeln. Eintrag ins Gästebuch des Hotels und Abreise zur Rigi.

21. September 1901. Rigi. Der als Kur dienende Aufenthalt wird größtenteils dazu benutzt, für den Anhang der Broschüre "Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser" die Verehrerbriefe zusammenzustellen. Auch entsteht hier mit ca. 50 Manuskriptseiten der Schluß des Romans "Et in terra pax" für Kürschners "China"-Band.

27. September 1901. Rigi. "Schluß des Manuskriptes Et in terra pax abgegangen". (an Herrmann Zieger)

1. Oktober 1901. Rigi. "Gestern hatten wir einen Sonnenuntergang von unbeschreiblicher Pracht u. Erhabenheit". (Emma May an Max Welte)

5. Oktober 1901. Stuttgart. Verhandlungen mit Buchdrucker und Buchbinder über die Herausgabe des "Dankbaren Lesers".

Bis 2. November 1901. Bad Godesberg. Hotel Maibücher. Karl May besucht die Familie Seyler, die sich am Ort in einer Erbschaftsangelegenheit aufhält.

Wie war's so schön, als wir uns wiederfanden,
Wie glücklich lächelte der alte Vater Rhein!
Wenn Menschenherzen liebend sich verstanden,
Soll auch die Ferne niemals Trennung sein.

Wir gehen weiter, ziehen unsre Bahnen,
Was Gott, der Herr will, wird mit uns geschehen,
Doch geht mit uns das frohe, schöne Ahnen,
Daß, Ihr Geliebten, wir Euch wiedersehen.

20. November 1901. Weimar. Nach längerem Aufenthalt dort reist May weiter nach Leipzig. Vergebens sucht er den abwesenden Verleger Hermann Zieger in dessen Wohnung auf.

21. November 1901. Leipzig. Vormittags besucht May das Geschäft von Hermann Zieger und trifft den Verleger auch dort an. Für den Abend wird ein geselliges Beisammensein in Aeckerleins Weinkeller vereinbart.

10. Dezember 1901. Wegen unbefugten Nachdrucks der Kolportageromane aus dem Verlag Münchmeyer klagt May gegen Adalbert Fischer beim Landgericht Dresden.

5. Januar 1902. Radebeul. Johannes März besucht die Villa Shatterhand.

6. Januar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Flachsmann als Erzieher".

9. Januar 1902. Abreise nach Stuttgart. Hotel Marquardt. Fritz Scharf wird besucht.

12. Januar 1902. Düsseldorf. Breitenbacher Hof. Abstecher nach Elberfeld. Karl May bereitet für die Broschüre "Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser" den Vertrieb vor.

13. Januar 1902. Düsseldorf. Theaterbesuch; gespielt wird "Ein armes Mädchen".

14. Januar 1902. Düsseldorf. Kurzer Besuch der Familie Meyer. "Kein Mensch darf wissen, daß ich hier bin. Ich kämpfe von hier aus incognito und gehe gar nicht zum Vortrag nach Elberfeld." (an Felix Krais) Der Vortrag von Hermann Cardauns "Literarische Curiosa (Leo Taxil, Robert Graßmann und Karl May)" abends in Elberfeld wird dagegen von Emma May und Klara Plöhn besucht.

15. Januar 1902. Koblenz. Hotel Monopol. Abends besucht Franz Josef Börger die Mays im Hotel. "Ich bin hier im Hotel Monopol abgestiegen, Zimmer No. 25, und für Sie bis Nachmittag 6 Uhr zu sprechen. Bringen Sie aber Niemand mit. Es soll Niemand wissen, daß ich hier bin, habe darum nicht meinen richtigen Namen, sondern Dr. Friedrich in das Fremdenbuch eingetragen." Es wird über die geplante Verbreitung des "Dankbaren Lesers" gesprochen.

16. Januar 1902. Koblenz. Johann Dederle besucht die Mays im Hotel.

17. Januar 1902. Leipzig. Hotel Haufe.

18. Januar 1902. Dresden. Abends Besuch eines Vortrages von Dr. Rudolf Steiner über Nietzsches Leben und Leiden.

19. Januar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Der Herrgottschnitzer von Ammergau" von Ludwig Ganghofer.

22. Januar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Prinz Friedrich von Homburg" von Heinrich von Kleist.

26. Januar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Die Jungfrau von Orleans" von Friedrich von Schiller.

30. Januar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Egmont" von Johann Wolfgang von Goethe.

2. Februar 1902. Dresden. Besuch eines Vortrages von Dr. Geising über Aeschylus als Begründer des Dramas.

5. Februar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Gyges und sein Ring" von Friedrich Hebbel. "Karl lebt immer auf. Alle Müdigkeit und Schwäche schwindet, wenn er in der Luft athmet, die vom Geiste großer, reiner Menschen durchweht ist." (Tagebuch Klara Plöhn)

6. Februar 1902. Radebeul. "Endlich kann ich Sie benachrichtigen, daß wahrscheinlich schon nächste Woche Manuscript vom Bd III des "Silberlöwen" abgehen wird." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld) Der Hausarzt Dr. Mickel und dessen Schwester werden besucht.

7. Februar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Johannes" von Hermann Sudermann.

9. Februar 1902. Radebeul. Besuch eines russischen Komponistenabends.

14. Februar 1902. Radebeul. "Ich arbeite fleißig am "Silberlöwen" und hoffe, daß Band 3 und 4 bis Ostern geschrieben sind." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

20. Februar 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Don Carlos" von Friedrich von Schiller.

25. Februar 1902. Radebeul. Emma May und Klara Plöhn besuchen Lisa Weise. Karl May ist an seinem Geburtstag allein zu Hause.

14. März 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Es lebe das Leben" von Hermann Sudermann. "Warum bringe ich es nicht fertig meine gute Emma zu begeistern? Sie macht Karl das Leben nahezu unmöglich. Sie freut sich daß er in der Dachkammer liegt und kümmert sich nicht ob das Zimmer gemacht wird, oder nicht. (Tagebuch Klara May)

10. März 1902. Klage vor dem Dresdner Landgericht auf Rechnungslegung gegen die Verlegerwitwe Pauline Münchmeyer.

16. März 1902. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Don Pasquale" von Gaetano Donizetti.

19.-20. März 1902. Meißen. Hotel Stern. Karl May entflieht für eine Nacht der angespannten Situation mit seiner Ehefrau.

21. März 1902. Radebeul. "Ich bin keineswegs der große, edle Mann, der mir aus Ihrem Briefe ernst entgegenschaut. Ja, ich möchte so gern rein und edel sein. Ich gebe mir alle Mühe, es zu werden. Aber wie ist das doch so schwer, so schwer!... Liebe und Frieden möchte ich allen meinen Lesern geben: Die Liebe, welche der ganzen Menschheit nöthig ist, und den Seelenfrieden, den ich mir nur nach langem Kampfe gegen mich selbst errungen habe... Ich lebe in einer eigenen Welt. Sie ist so licht, so sonnig, und Engelsflügel schweben auf und nieder. Aber ich wohne da in großer Einsamkeit. Ich sehe nur einige Sterbliche neben mir." (an Sophie von Boynburg)
"Meine Werke wurden allerdings schon mehrfach übersetzt, doch ist das fast stets mit einer solchen geschäftlichen Rücksichtslosigkeit und zum Zwecke der buchhändlerischen Ausbeutung geschehen, daß ich zögern muß, Ihnen eines dieser Bücher zu empfehlen. Meine Seele würden Sie keinesfalls in ihnen finden." (an Alban Kibele)

23. März 1902. Dresden. Theaterbesuch: "Hamlet" von William Shakespeare.

30. März 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Faust" von Johann Wolfgang von Goethe.

4. April 1902. Radebeul. Der Drucker Felix Krais erhält den Anfang des Manuskriptes von "Im Reiche des silbernen Löwen 3.Bd.".

6. April 1902. Radebeul. Besuch bei Rechtsanwalt Rudolf Bernstein. Abends geht es in den Zirkus.

7. April 1902. Radebeul. Klara Plöhn wird von Karl May als Sekretärin fest angestellt.

9. April 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Der Meineidbauer" von Ludwig Anzengruber.

10. April 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Romeo und Julia" von William Shakespeare.

16. April 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Der große Galeotto" von José Echegaray.

24. April 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Die Räuber" von Friedrich von Schiller.

Mai 1902. "Da stand ein weibliches Wesen, so strahlend weiß wie eine abendländische Festjungfrau gekleidet. Festjungfräulich waren auch die langen Zöpfe, in welche sie ihr herabhängendes Haar geflochten hatte. Festlich auch die beiden Rosen, die rechts und links auf die Ohren niederschauten. Und das Gesicht? Könnte ich es doch beschreiben! ... Ja, diese Aeuglein! Wer kann überhaupt Augen beschreiben? Und nun gar so liebe, kleine, gute, außerordentlich lebendige! Und wie das Gewand, so war auch dies Gesicht ein Abglanz allergrößter Sauberkeit. ... Es war überhaupt alles... gut, ja wirklich gut!" (Beschreibung Pekala/Emma in "Im Reiche des silbernen Löwen 3.Bd." S.348f.) Karl May schildert seine Ehefrau in den besten Tönen, von einem endgültigen Zerwürfnis wie wenig später kann noch keine Rede sein.

2. Mai 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Nathan der Weise" von Gotthold Ephraim Lessing. "Wie der liebe, gute Karl dabei ist. Welche Kraft und wieviel Gutes steckt in diesem Manne." (Tagebuch Klara Plöhn)

19. Juni 1902. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Maria Stuart" von Friedrich von Schiller.

12. Juli 1902. Radebeul. Telegraphisch geht dem Drucker Felix Krais die Nachricht zu, daß am folgenden Dienstag der Schluß von "Im Reiche des silbernen Löwen" abgesandt wird.

18. Juli 1902. Berlin. Centralhotel. Emma und Klara Plöhn begleiten Karl May. Das Zerwürfnis zwischen den Ehepartnern beginnt.

19. Juli 1902. Berlin. Besuch bei Wertheimers und Mannheimers.

20. Juli 1902. Berlin. Wanderung im Grunewald.

21.-24. Juli 1902. Berlin.

25. Juli 1902. Berlin. Besuch der Grabstätte Heinrich von Kleists.

August 1902. "Ich reise, um allüberall, im Urwalde, in der Steppe, der Wüste, im Leben der Verachteten und Bedrängten, im Herzen des sogenannten Wilden die Spuren Gottes, die Wahrzeichen und Beweise der ewigen Liebe und Gerechtigkeit zu suchen, denn meine Bücher sollen zwar Reisebeschreibungen, aber in dieser Form Predigten der Gottes- und der Nächstenliebe sein. Darum gehe ich meine eigenen Wege und bewege mich in meiner eigenen Weise; ich lebe und reise von meinen eigenen Mitteln, verlasse mich nächst Gottes Schutz auf meine eigene Kraft und lasse mich von keinem andern Willen als meinem eigenen dirigieren." (May in "Im Reiche des silbernen Löwen 3.Bd." S.32)

"Wie wunderbar die Fäden des menschlichen Lebens gesponnen werden! So fern die Maschen von einander liegen, es kommt ganz unerwartet ein Faden, der sie eng vereinigt." (May in "Im Reiche des silbernen Löwen 3.Bd." S.288)

2. August 1902. Berlin. "Das höchste Ziel erreicht, was je ein Mensch erreicht!" (im Hotel 22.45 Uhr)(31) May bittet ihm umgehend Verlagsexemplare seiner Werke "nach Hamburg, Hotel St. Petersburg, am Jungfernstieg, zu senden". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

8. August 1902. Hamburg. Hotel St. Petersburg.

9. August 1902. Hamburg. "So will ich heut in diesem Briefe wie eine Blüthe vor meiner gütigen Leserin stehen. Wie eine Blüthe, welche ihre Blumenblätter öffnet, weil ein lieber Sonnenstrahl gekommen ist, der ihr zu duften gebietet... Ich sehe uns noch an der Volière stehen - damals, im Münchener Palais. Ich werde das nie vergessen... Damals in München stand ich am Beginne meiner fast zweijährigen Reise nach dem Morgenlande. Die Karl May-Begeisterung schlug die höchsten Wogen... Heut muß ich büßen, was ich damals nicht verschuldete!!!" (an Wiltrud von Bayern)
Die Buchausgabe von "Im Reiche des silbernen Löwen 3.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

19. August 1902. Ankunft in Leipzig. Hotel Haufe. Klara Plöhns Mutter Wilhelmine Beibler ist gekommen, um Emma und Karl wieder auszusöhnen. Ohne Erfolg: "Karl ist wie Eisen. Emma wie ein dummes Kind." (Tagebuch Klara Plöhn)

20. August 1902. Leipzig. Eine telegraphische Nachricht geht an den Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld.

21. August 1902. Leipzig. Emma May bricht mit ihrem Ehemann. "Nimm Du den Kerl, ich mag ihn nicht mehr" äußert sie sich gegenüber Klara Plöhn. Abreise nach München. "Es war ein Tag der tausend Seligkeiten, /Als ich zu dir, dem Vielgesuchten, kam./Ich wollte deinen Geist zur Wahrheit leiten, /Als deine Hand ich in die meine nahm. ..."(32) (im Speisewagen zwischen Leipzig und München)

22. August 1902. München. Hotel Leinfelder. Besuch bei der Familie Einsle. Es kommt zur Aussprache zwischen Emma und Karl May. Die Gemeinsamkeiten sind endgültig aufgebraucht. Emma May ist mit der Scheidung einverstanden.

August 1902. Bad Tölz. Während der ganzen Reise kreisen Mays Gedanken um Emma, ohne daß er von ihr loskommt: "Wenn deine Hand ich mit der meinen streiche, /Fühlt sie so lieb und doch so keusch sich an."(33)

27. August 1902. Bozen. Weiterfahrt in getrennten Kutschen nach der Mendel Klara und Karl May in der einen, Emma in der anderen. Hotel Penegal. "...eine höchst widerliche Fahrt... Man kann es unmöglich erzählen."(34)

29. August 1902. Mendel. Emma May unterschreibt die von ihrem Mann aufgesetzte Scheidungseinwilligung.

30. August 1902. Spätmorgens erfolgt die Abreise von der Mendel mit Ziel Radebeul. Emma bleibt im Hotel.

10. September 1902. Radebeul. Karl May reicht die Scheidungsklage gegen Emma ein. Anschließend geht es für drei Tage nach München.(35)

3. Oktober 1902. Karl May erreicht eine einstweilige Verfügung auf Trennung.

8. Oktober 1902. Gardasee. "Zeig mir den Stern, den ich dir holen soll; /Ich steig hinauf und bring ihn dir herunter./Dann wirst du sehen, daß er Zoll für Zoll/Nichts andres ist als all dein Erdenplunder. ..."(36) (während der Bahnfahrt von Dresden nach Linz)

9. Oktober 1902. Fahrt mit der Bahn von Linz nach Salzburg.

10. Oktober 1902. Salzburg. "Nichts mußt du werden, um Etwas zu sein./Vernichte dich, indem du Gott vernichtest./Dann stellt in dir der wahre Gott sich ein, /Auf den du für den falschen jetzt verzichtest."(37)

11. Oktober 1902. "Herr, gieb mir die Strenge; Herr gieb mir die Macht, /Und lehre mich reden in donnernden Psalmen./Es möge dein Engel die Geister der Nacht/Im Sturze der zuckenden Wetter zermalmen."(38) (im Bahnwagen zwischen Salzburg und Innsbruck)

12. Oktober 1902. Fahrt mit der Bahn von Innsbruck nach Bozen.

13. Oktober 1902. Fahrt mit der Bahn von Bozen nach Riva. Ankunft in Riva am Gardasee. Grand Hotel Sole. May nennt sich hier "Dr. Richard Sonnenschein".

14. Oktober 1902. Riva. "So kommen wir, wie uns der Herrgott sendet, /Bewegt bei Tag, nie ruhend in der Nacht./Es bleibt der Anfang ewig unvollendet." (Veranda am See, um 16.00 Uhr)

15. Oktober 1902. Riva. "Du bist der Erde ruheloser Gast, /So lange du ihr Lächeln nötig hast./Erst dann, wenn es den Wert für dich verlor, / Hebt sich dein Weg zur Heimat hoch empor."(39) (vor der Konditorei in Riva)

17. Oktober 1902. Riva. "Ich steig zu dir im Sonnenstrahl, /Um dir mein dankend Herz zu bringen./Befreit von ihrer Erdenqual, /Regt meine Seele ihre Schwingen."(40)

26. Oktober 1902. Riva. Klara Plöhn fährt zur Mendel, um Emma May zu besuchen.

7. November 1902. Emma May ist in Sachen Ehescheidung zur Anhörung vor das Gericht geladen. Gemäß Absprache erscheint sie nicht.

15. November 1902. Trient. "Bin auf Auslandsreise. Studienzwecke für spätere Arbeiten. Ihr Brief hat mich eingeholt. Beginne jetzt den Schluß des "Löwen". Trete in größter Frische und voller Lust an ihn heran." (an Felix Krais)

26. November 1902. Mori. May sendet Manuskript des "Silberlöwe 4.Bd." an den Drucker Felix Krais ab.

6. Dezember 1902. Trento. "Bitte, über den neuen Band IV nachzudenken, aber tief! Er enthält meine Abrechnung mit jenen Würmern, von denen Halef träumte. Zugleich so viel Autopsychologisches, wie ich für nötig halte." (an Felix Krais)

15. Dezember 1902. Riva. Karl May nimmt Abschied von Riva und von der Liebe zu Emma mit einem Treuewort:

Komm, Liebling, komm, wir wollen scheiden gehen;
Die Erde hat es uns so leicht gemacht.
Ich kann nicht traurig vor dem Abschied stehen,
Wenn er so froh in deinen Augen lacht.
...

Schau auf! Du sollst in meinen Sternen lesen,
Was in den deinen längst geschrieben lag:
Wir sind auf Erden nur verlobt gewesen!
Der Todestag ist unser Hochzeitstag!


21. Dezember 1902. Radebeul. "Soeben komme ich aus Italien heim. Frau Plöhn bringt mir Berge von Briefen. Der Ihrige natürlich obenauf! Ich antworte sofort - leider nur ganz kurz. Reisestiefel und Zeitmangel entschuldigen ja wohl!... Daß man meine Werke aus verschiedenen Schulbibliotheken gestrichen hat, ist keine Blamage für mich, sondern für Die, welche dies gethan haben." (an Adele Einsle)

22. Dezember 1902. Radebeul. Anhörung zur Ehescheidung vor Gericht.

24. Dezember 1902. Radebeul. "Bemerken Sie, daß mit Band IV eine neue Aera angebrochen ist? Der bisher so schweigsame "Silberlöwe" tritt endlich, endlich aus seiner Felsenverborgenheit hervor... Unsere Bücher sind für Jahrhunderte bestimmt. Man wird das endlich zuzugeben haben. "Am Jenseits", zweiter Band, "Et in terra pax" und "Marah Durimeh" müssen selbst der Blindheit beide Augen öffnen. Also: Meine Zeit ist endlich da!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

31. Dezember 1902. Radebeul. "An diesen Seiten ändere ich nichts; sie werden auch nicht von dem Concepte ins Reine geschrieben. Ich schicke sie früh fort, und wie die Zeilen aus der Feder kamen, so werden sie gesetzt und gedruckt. Änderungen dulde ich nicht!" (an Unbekannt)

3. Januar 1903. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach.

7. Januar 1903. Radebeul. Neuerliche Zeugenvernehmung zur Ehescheidung vor dem Gericht. Gemäß Absprache erscheint Emma May nicht.

14. Januar 1903. Radebeul. May wird rechtskräftig von Emma Pollmer geschieden.

19. Januar 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Monna Vanna" von Mourice Maeterlinck.

20. Januar 1903. Radebeul. "Brief- und Kartenmassen zu beantworten. Dann eine plötzliche Tour nach Nordwestdeutschland, von der ich soeben heimkehre!... Das Leben ist niemals zart mit mir umgegangen. Die Gegenwart noch viel weniger. Ich habe keinen andern Sonnenschein gehabt, als nur den, der mir vom Himmel in mir kam." (an Adele Einsle)

21. Januar 1903. Radebeul. "Vielleicht ahnen Sie nun, wie meine Bücher gelesen werden müssen, die keineswegs für "Jungens geschrieben sind", wie meine Feinde behaupten!" (an Willy Einsle)

24. Januar 1903. Radebeul. "Was mich betrifft, so arbeite ich jetzt an Band IV des "Silberlöwen". Ich will in ihm den Freunden und Feinden nun endlich einmal zeigen, wie man Karl May zu lesen hat. Man soll einsehen, wie man sich in ihm täuschte. Man soll begreifen lernen, daß alles, was er erzählt, zu gleicher Zeit in ganz verschiedenen Welten vor sich geht." (an Franz Weigl)

31. Januar 1903. Dresden. Besuch des Vortrags von Prof. Friedrich Delitzsch über "Babel und Bibel".

9. Februar 1903. Radebeul. Karl May setzt sich mit Adalbert Fischer in Verbindung, um zu einem Vergleich bezüglich der leidigen Münchmeyerromane zu gelangen.

10. Februar 1903. Radebeul. Karl May und seine Ehefrau Klara besuchen den Verleger Adalbert Fischer in dessen Villa Fischer in Niedersedlitz, Lungkwitzer Straße 4.

11. Februar 1903. Radebeul. Karl May und Adalbert Fischer schließen einen Vergleich. "Dafern in den bei H. G. Münchmeyer erschienenen Schriften des Herrn Karl May etwas Unsittliches enthalten sein sollte, dies nicht aus der Feder des Verfassers stammt, sondern von dritter Seite früher hineingetragen worden ist..." (Erklärung Adalbert Fischer) Mays Hauptgegnerin in Sachen Kolportageromane ist nunmehr einzig Pauline Münchmeyer.

16. Februar 1903. Radebeul. Aus Anlaß des gütlichen Vergleiches dankt Karl May den Eheleuten Fischer und gibt ihnen zu Ehren abends 7.00 Uhr ein Diner im Kaiserpalast.

4. März 1903. Radebeul. Die Ehescheidung Karl Mays von Emma wird rechtskräftig.

14. März 1903. Radebeul. May ersucht das Kultusministerium zu Dresden um Genehmigung zur Führung des Doktortitels der Philosophie und legt sein ihm von Klara verschafftes Doktordiplom zur Begutachtung vor.

17. März 1903. Radebeul. Das Kultusministerium in Dresden stellt zu Mays Antrag auf Führung des Doktortitels fest, daß "es nach den hinsichtlich ausländischer Doktortitel festgehaltenen Grundsätzen zu seinem Bedauern außer Stande ist, die nachgesuchte Genehmigung zu erteilen."(41)

18. März 1903. Berlin. Zeugenvernehmung in Sachen Münchmeyer.

20. März 1903. Radebeul. Der Redakteur Fedor Mamroth besucht Karl May.

30. März 1903. Radebeul. "In diesem Kampfe stehe ich fest, ich ganz allein, ohne alle andere Hülfe; ich greife nicht an und ich vertheidige mich nicht. Ich bin mir selbst genug, denn der Ort, auf dem ich stehe, ist fester Felsengrund..." (an Gräfin Anna E. Jankovics) Es erfolgt die standesamtliche Trauung zwischen Karl May und Klara Plöhn.

31. März 1903. Radebeul. Die kirchliche Trauung erfolgt im kleinsten Kreis in der Lutherkirche zu Radebeul.

3. April 1903. Radebeul. Besuch von Dr. Franz Weigl, der für einige Tage Gast in der Villa Shatterhand ist. Gemeinsam unternimmt man einen Ausflug zum Spitzhaus.

5. April 1903. Radebeul. Gemeinsam mit Dr. Weigl und Rechtsanwalt Rudolf Bernstein wird ein Ausflug in die Sächsische Schweiz zur Bastei unternommen.

10. Mai 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Gespenster" von Henrik Ibsen.

11. Mai 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Rosenmontag" von Otto Erich Hartleben.

Anfang Juni 1903. Meißen. Karl May besucht erstmals den Künstler Sascha Schneider in dessen Haus.

8. Juli 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Die Ahnfrau" von Franz Grillparzer.

7. Juli 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Kean - Genie und Leidenschaft" von Alexandre Dumas d.Ä.

16. Juli 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Das Leben ein Traum" von Calderon.

17. Juli 1903. Radebeul. "Hier neues Manuscript für "Silberlöwe". Bitte, die paar Seiten, die Ihnen blieben, wegzuwerfen..." (an Felix Krais)

18. Juli 1903. Radebeul. "Mit gleicher Post gehen 272 Manuscript "Silberlöwe" nach Stuttgart ab. Er konnte nicht eher kommen, weil sein Inhalt mit den Ereignissen läuft." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

1.-7. August 1903. Radebeul. Aufenthalt von Dr. Franz Weigl und Frau in der Villa Shatterhand.

14. August 1903. Der Sammelband "Erzgebirgische Dorfgeschichten" wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

10. September 1903. Radebeul. "Hier der Schluß des "Löwen"... Dieser Band ist die Vorbereitung auf Wichtiges... " (an Felix Krais)

14. September 1903. Radebeul. May bereitet "Et in terra pax" für die Buchausgabe bei Fehsenfeld vor. Das erste Kapitel geht an den Drucker Felix Krais ab.
Theaterbesuch; gespielt wird "Der Volksfeind" von Henrik Ibsen.

15. September 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Der Kaufmann von Venedig" von William Shakespeare.

17.-19. September 1903. Bastei. Zusammen mit dem Ehepaar Bernstein verbringen die Mays drei Tage in der Sächsischen Schweiz. Eintrag ins Gästebuch auf der Bastei.

20. September 1903. Radebeul. Besuch des Ehepaares Fischer in der Villa Shatterhand.

21. September 1903. Bastei. Karl May und Frau kehren auf die Bastei zu Bernsteins zurück. Gemeinsam werden Fahrten und Wanderungen in die nähere Umgebung unternommen.

22. September 1903. Bastei. Ausflug zur Waltersdorfer Mühle, Hockstein.

23. September 1903. Bastei. Ausflug zum Hohenstein.

24. September 1903. Bastei. Ausflug zum Lilienstein. "Schicken Sie mir eine Aufstellung der Werke, welche Sie bis heut von mir gedruckt haben... Das Alles hat ganz genau mit Ihren Büchern zu stimmen..." (an Josef R. Vilimek)

25. September 1903. Bastei. Ausflug nach Stürza, Stolpen, Brand, Hohenstein, Polenz.

26. September 1903. Bastei. Ausflug in den Feingrund, zum Wettinstein, Hochwald, Knotenwald, Utewaldergrund, Felsenthor, Waldidyll.

27. September 1903. Bastei. Ausflug in den Amselgrund von Rathewalde und nach Rathen.

28. September 1903. Bastei. Abreise des Ehepaares Bernstein. Die Mays verbringen noch einige Tage mit Ausflügen im Elbsandsteingebirge.

29. September 1903. Bastei. Ausflug durchs Polenztal nach Bad Schandau.

30. September 1903. Bastei. Ausflug zu den Schwedenlöchern, zum Amselgrund, zur Reinwiese.

Oktober 1903. "Das war das Roß der Himmelsphantasie, der treue Rappe mit der Funkenmähne, der keinen andern Menschen trug als seinen Herrn, den nach der fernen Heimat suchenden. Sobald sich dieser in den Sattel schwang, gab es für beide nur vereinten Willen. Die Hufe warfen Zeit und Raum zurück; der dunkle Schweif strich die Vergangenheiten. Des Laufes Eile hob den Pfad nach oben. Dem harten Felsen gleich ward Wolke, Dunst und Nebel, und durch den Aether donnerte das Rennen hinauf, hinauf ins klare Sternenland. Dort flog die Mähne durch Kometenbahnen, und jedes Haar klang knisternd nach der Kraft, die von den höchsten aller Sonnen stammt und drum auch nur dem höchsten Können dient." (May in "Im Reiche des silbernen Löwen 4.Bd." S.208f.)

"Wer sich bei guten Menschen nicht daheim fühlt, für den gibt es überhaupt keine Heimat..." (May in "Im Reiche des silbernen Löwen 4.Bd." S.640)

1. Oktober 1903. Abreise von der Bastei. Die Buchausgabe von "Im Reiche des silbernen Löwen 4.Bd." wird als Neuerscheinung angekündigt.

5. Oktober 1903. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Herodes und Marianne".

9. Oktober 1903. Louise Häußler, eine Freundin Emma Pollmers, zeigt May wegen "betrügerischer Handlungen zur Ermöglichung der Ehescheidung" an.

31. Oktober 1903. Radebeul. Max Dittrich ist zu Besuch in der Villa Shatterhand.

8. November 1903. Radebeul. Karl May erkrankt schwer. Er erkennt, welcher Rechtsmaschinerie er sich ausgeliefert hat. So verstand es der Münchmeyer-Anwalt Oskar Gerlach, im Verlauf des Münchmeyer-Prozesses erstmals die Herbeiziehung von Mays Strafakten zu veranlassen. "Karl May ist über dieses Verfahren wie gebrochen. Der Glaube an die Gerechtigkeit ist erschüttert... Furchtbare Nacht. Kampf mit Karl. Er wollte im Fieber raus, er müsse Luft haben..."(42) (Tagebuch Klara May)

9. Dezember 1903. Radebeul. Nach dem Auf und Ab der letzten Tage und Wochen tritt eine deutliche Besserung des gesundheitlichen Zustandes ein.

23. Dezember 1903. Radebeul. "Wie Du's aus meiner Schrift siehst, ist meine Hand noch zu schwach zum Schreiben; sie zittert. Ich war krank, habe lange mit dem Tode gerungen". (an Carl Felber)

25. Dezember 1903. Radebeul. Nach der Genesung werden erstmals wieder Gäste in die Villa Shatterhand geladen; zehn Personen vereinigen sich an der Festtafel.

28. Dezember 1903. Radebeul. Erster Spaziergang Karl Mays im Freien nach den Wochen der Krankheit.

30. Dezember 1903. Radebeul. Das Verfahren gegen Karl May in Sachen Ehescheidung wird eingestellt.

10. Januar 1904. Radebeul. Karl May begibt sich zum ersten Mal wieder nach Dresden und besucht einen Dichterabend zu Ehren Ludwig Uhlands.

15. Januar 1904. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Der Strom" von Max Halbe.

24. Januar 1904. Radebeul. Musikalischer Abend im Haus des Gewerbevereins, geboten wird Felix Mendelssohn-Bartholdy.

25. Januar 1904. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Lohengrin" von Richard Wagner.

3. Februar 1904. Dresden. Konzertbesuch; gespielt wird die"Missa Solemnis" von Ludwig van Beethoven.

7. Februar 1904. Radebeul. Besuch des Musenhauses und eines dort gehaltenen Kant-Vortrages der literarischen Gesellschaft.

10. Februar 1904. Dresden. Besuch der Kantfeier in der Dresdner Hochschule und des dortigen Festvortrages.

26. Februar 1904. Radebeul. "Die geschiedene Frau Pollmer... scheint nun auch den letzten Rest von Einsicht, Scham und Schicklichkeitsgefühl von sich geworfen zu haben. Sie belästigt mich in neuerer Zeit mit einer Anbetung, für welche das Wort "widerwärtig" der gelindeste aller Ausdrücke ist." (an einen Rechtsanwalt)

8. März 1904. Meißen. Karl May und seine Frau besuchen Sascha Schneider. "Herzle zahlte 1500 Mk. à Konto für unser bestelltes Bild. Schneider klagte, als wir ihn zuletzt sahen. Wir wollen ihm helfen wie und wo wir können. Der liebe Schneider will Karls Bücher mit anderen Titelbildern versehen, damit man Karl endlich verstehen lerne und der alberne Name "Jugendschriftsteller" schwinde." (Tagebuch Klara May)(43)

11. März 1904. Radebeul. "Es soll Alles eine höhere Bewegung und ein höheres Aussehen bekommen, der May, die Bücher und auch der Herr Verleger... Sascha Schneider, der Berühmte, ist mein Freund... Einbanddecken von der Hand eines solchen Meisters hat noch nie ein Verleger gehabt und wird auch nie wieder einer kommen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

18. März 1904. Radebeul. Sascha Schneider besucht Karl May und verbringt auch die Nacht im Hause des Schriftstellers. "Der Abend war wie Kirche für mich. Diese beiden gewaltigen Geister philosophierten über Welt und Leben, Kunst und Menschen. Es wollte gar kein Ende nehmen, wir saßen bis früh." (Tagebuch Klara May)

20. März 1904. Radebeul. May bittet um eine andere Farbgebung der Bände mit den Einbanddecken von Sascha Schneider. "Wenn Schneider mit seinem Künstlernamen für unsere Bände eintritt, müssen wir ihm, dem Meister der Farben, die Berechtigung zuerkennen, diese Farbe zu bestimmen... Wir stehen vor einer neuen Aera, die Alles aufwiegen wird, was uns jetzt als Opfer erscheint." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

30. März 1904. Radebeul. "Die Sortimenter werden mit Freuden zugreifen, und in ganz Deutschland und Oesterreich werden ihre Ladenfenster wochenlang im Bilderschmuck von Sascha Schneider prangen. Das giebt eine Reclame, wie man sie sich anständiger gar nicht denken kann!... An "Frieden" wird tapfer weiter gearbeitet." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

7. April 1904. Radebeul. "Können Sie mir vielleicht etwas für mein Blatt schreiben?" (Rudolf Lebius an May) Der Schriftsteller kommt dieser Aufforderung jedoch nicht nach.

2. Mai 1904. Radebeul. Besuch des Journalisten Rudolf Lebius in der Villa Shatterhand. Als Zeuge der Gespräche ist Max Dittrich geladen. "Man darf den Besuch gewisser Journalisten... nicht abweisen, zumal wenn sie mit einem, wenn auch noch so kleinen Zeitüngelchen bewaffnet sind, sonst rächen sie sich..." (Eingabe Mays)(44)

16. Mai 1904. Radebeul. Sascha Schneider besucht Karl May.

17. Mai 1904. Radebeul. "Von Arbeiten konnte natürlich keine Rede sein. Als Sie fort waren, ging ich auch, hinaus, in den Wald, also in meine Kirche! Ich kam erst gegen Abend heim..." (an Sascha Schneider)

24. Mai 1904. Radebeul. "Wollte am ersten Feiertag nach M.eißen und mit zu Ihnen, wurde aber durch Massenbesuch abgehalten. Dieser Pfingstansturm der Leser dauert auch noch heute." (an Sascha Schneider)

7. Juni 1904. Radebeul. Sascha Schneider beginnt Karl May zu modellieren.

16. Juni 1904. Radebeul. Zeugenvernehmung in Sachen Münchmeyer.

8. Juli 1904. Radebeul. "Wenn mein Verleger behauptet, daß ich 4 Millionen Leser habe, so befinden sich unter ihnen weit über 3 Millionen, welche von der Gegend zwischen Knie und Hüfte noch nicht wissen dürfen, wenigstens officiell!" (an Sascha Schneider) Besuch des Apothekers Heine mit Frau, einer Reisebekanntschaft von der Orientreise aus Beirut.

12. Juli 1904. Radebeul. "Würden Sie mir vielleicht ein auf drei Jahre laufendes fünfprozentiges Darlehen gewähren?" (Rudolf Lebius an May) Dieses und weitere Ersuchen werden abschlägig beschieden. May schafft sich dadurch in Lebius den ärgsten Widersacher.

25. Juli 1904. Radebeul. "Herzlichen Dank für die Uebersendung Ihres prächtigen Werkes. Ich freue mich darauf, durch Lectüre desselben Sie geistig und seelisch kennen zu lernen." (an Konrad Guenther)

29. Juli 1904. Radebeul. May kündigt Fehsenfeld für die nächsten Tage die letzte Manuskriptsendung für "Friede" an.

20. August 1904. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Figaros Hochzeit" von Wolfgang Amadeus Mozart.

23. August 1904. Radebeul. "Sie werden fragen: Was ist das wohl, was er nun schreibt? Bitte, lassen Sie es noch für kurze Zeit Geheimnis bleiben!" (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

September 1904. "Die Menschheit gleicht der Zeit. Beide schreiten unaufhaltsam vorwärts, und wie keiner einzelnen Stunde ein besonderer Vorzug gegeben worden ist, so kann auch kein Mensch, kein Stand, kein Volk sich rühmen, von Gott mit irgend einer speziellen Auszeichnung begnadet worden zu sein." (May in "Und Friede auf Erden" S.24)
"...ich klage die ganze sich "zivilisiert" nennende Menschheit an, daß sie trotz aller Religionen und trotz einer achttausendjährigen Weltgeschichte noch heutigen Tages nicht wissen will, daß dieses "Zivilisieren" nichts anderes als ein "Terrorisieren" ist!" (May/Sir John Raffley in "Und Friede auf Erden" S.278)

7. September 1904. Radebeul. Karl May erhält eine "anonyme" Erpresserkarte von Rudolf Lebius, mit der Drohung, enthüllende Beiträge über den Schriftsteller zu publizieren.

11. September 1904. In der Sachsenstimme Nr. 33 erscheint der erste May feindlich gesinnte Artikel von Rudolf Lebius, "Mehr Licht über K. May".

16. September 1904. Radebeul. "Da kamen die Weinproben. Maschallah! So splendid war das nicht gedacht! Und das "Forster Ungeheuer" wurde sofort bei dem Schopf genommen. Brillant!... Jetzt gärt es durch ganz Deutschland. Man braut die Recensionen zusammen. Was wird dann kommen? Ich habe am 20ten September einen Gerichtstermin in Friedberg, Hessen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

19. September 1904. Radebeul. "Sehr gern erfülle ich den Wunsch, der Königl. Oeffentl. Bibliothek meine Werke zur Verfügung zu stellen. Diese Bücher erscheinen jetzt in einem neuen, von Professor Sascha Schneider gezeichneten Gewande. Um den Lesern klar zu machen, daß ich ihnen etwas ganz Anderes biete, als sie denken, fertigt dieser Herr für jeden einzelnen Band eine besondere Zeichnung an, und es wird einige Zeit währen, bis alle 30 vollendet sind." (an Geh. Hofrat Prof. Dr. Franz Schnorr von Carolsfeld)
Die Reiseerzählung "Und Friede auf Erden" wird als erscheinende Neuigkeit angekündigt.

26. September 1904. Radebeul. Pauline Münchmeyer wird zur Rechnungslegung verurteilt, sobald Karl May den Parteieid leistet.

4. Oktober 1904. Abfahrt nach Leoben.

5.-17. Oktober 1904. Leoben. Hotel Gärtner. May hatte den Pater Willibrod Bessler wegen schwerer Beleidigung vor dem dortige Kreisgericht angezeigt. [Bessler nimmt seine Behauptungen über "Krankheitserscheinungen des Schriftstellers Karl May" am 20.10.1904 schriftlich zurück.]

12. Oktober 1904. Besuch von Seckau.

13. Oktober 1904. Leoben. May trägt ein Gedicht in das Gästebuch der Familie Gärtner ein:(45)
Sei mir gegrüßt, Du liebes Österreich!
Du ragst so hoch und bist so tief gegründet
Schon graut der Morgen und nun kommt wohl gleich
Die Sonne, welche Dir den Tag verkündet.

Es schauen Dir der Erde Völker zu,
Ob Du wohl wirst aus diesen Tiefen steigen,
Und hast Du es getan, so öffnest Du
Das Eisentor, um dich als Held zu zeigen.
...

17. Oktober 1904 Leoben. "Bitte, machen Sie keinen Versuch, meine Feinde zu bessern. Lesen Sie lieber mein neuestes Buch: "Und Friede auf Erden."" (an Heinrich Coenenberg). "Ihr Brief erreicht mich soeben hier in den Alpen. Ich beeile mich, Ihnen mit wendender Post das Gewünschte zuzustellen, um es zu veröffentlichen resp. Ihren Büchern und Heften beizudrucken." (an Josef R. Vilimek)

Oktober 1904. Graz.

24. Oktober 1904. Donauwörth. Karl May hält auf Einladung im Cassianeum, einer Schule mit angegliedertem Internat, einen Vortrag. "Feierliche Ansprache der Lehrer im großen Saale. Dann dankte Karl in langer Rede, die einen Sturm der Begeisterung hervorrief. Die Lehrer dankten wieder durch den Direktor der Anstalt. Dann wurde ein dreifaches Hoch auf Karl May ausgebracht, was aus den vielen Kehlen der begeisterten Schüler und Lehrer wie ein Donner erscholl. Die Fenster des Saales klirrten. Mir lief es kalt über den Rücken vor Erregung. Solch eine Überfülle von Liebe hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen." (Tagebuch Klara May)
Abends versammelt man sich im Erkerzimmer des Hotels Krone. "Die lebhaften, gemütlichen Erzählungen dieses berühmten, vielgepriesenen und vielgeschmähten Mannes und seiner ebenso geistreichen, treuen Lebensgefährtin, fesselten die Aufmerksamkeit der Anwesenden im höchsten Grade." (Donauwörter Anzeigenblatt 27.10.1904)

25. Oktober 1904. Nürnberg.

26. Oktober 1904. Über Frankfurt nach Nauheim. Hotel Reichshof. Besuch der Familie Eser. Der Bürgermeister von Mainz, Gättelmann, besucht den Schriftsteller.

31. Oktober 1904. Abreise von Nauheim um 8.30 Uhr. Gegen 4.00 Uhr Ankunft in Weimar. Besuch von Sascha Schneider.

1. November 1904. Heimreise nach Radebeul.

5. u 7. November 1904. Radebeul. Gerichtstermin in Sachen Münchmeyer.

8. November 1904. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Uriel Acosta" von Karl Gutzkow.

30. November 1904. Radebeul. May richtet eine Schulstiftung bezüglich Lehrmittel "für die Kinder armer Leute in Radebeul, ohne Ansehen der socialen Parteien" ein.(46)

11. Dezember 1904. In der Sachsenstimme Nr.46 erscheint ein weiterer May feindlich gesinnter Artikel von Rudolf Lebius` "Zur Mayfrage".

18. Dezember 1904. In der Sachsenstimme Nr.47 erscheint der Lebius-Artikel "Amtliches Material über Karl May".

19. Dezember 1904. Radebeul. Karl May erstattet Strafanzeige gegen Rudolf Lebius wegen versuchter Erpressung.

29. Dezember 1904. Radebeul. Besuch des Redakteurs der Dresdner Rundschau in der Villa Shatterhand.

20. Februar 1905. Radebeul. Vernehmung beim Staatsanwalt in Sachen Fischer.

26. Februar 1905. Radebeul. Besuch Johannes März` in der Villa Shatterhand.

14. März 1905. Radebeul. Das Verfahren May gegen Lebius wegen versuchter Erpressung wird von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Eine Beschwerde wird abgewiesen. So klagt May erneut gegen Lebius wegen Verleumdung.

21. März 1905. Radebeul. "Wir gehen einer großen Zeit entgegen, einer Zeit, die uns zum Saïs-Tempel führen soll, um uns zu zeigen, daß wir keinesweges sofort zu sterben haben, wenn wir es wagen, hinter den Vorhang des gegenwärtigen Lebens zu schauen. Es wird eine Zeit der Erlösung sein aus der Gewalt uralter Irrthümer, eine Zeit, die Licht und Wahrheit bringt nach langer Finsterniß und hartem Regiment der endlich überlebten Menschheitslüge..." (an Leopold Gheri)

23. März 1905. Radebeul. "Du sprichst in Deinem Briefe von "dummen Urtheilen", die Du über mich zu hören bekommst. Ich wollte, ich könnte Dich vor Aehnlichem behüten und bewahren!" (an Willy Einsle)

19. April 1905. Radebeul. "Herr Plöhn war mein ... Freund, der mich während meiner Reisen daheim vertrat... Ich verlor meine Frau. Wir reisten nach dem Süden, um sie zu retten, doch vergeblich. Das war damals, als wir bei Ihnen waren, als Bruder und Schwester. Meine Frau mitzubringen, war unmöglich. Es war fürchterlich. Während wir bei Ihnen scheinbar heiter scherzten, war ich innerlich fast todt und auch äußerlich ein leidesmüder, beinahe zusammenbrechender Mann." (an Adele Einsle)

1.-5. Mai 1905. Radebeul. Besuch Dr. Franz Weigls in der Villa Shatterhand.

6. Mai 1905. Radebeul. Termin mit Fischer.

18. Juni 1905. In den Dresdner Neuesten Nachrichten erscheint der gegem May gerichtete Artikel "Ein König der Schwindler".

1. Juli 1905. Radebeul. Sascha Schneider ist zu Besuch in der Villa Shatterhand.

4. Juli 1905. Radebeul. Termin mit Lebius.

19. Juli 1905. Radebeul. In der Sachsenstimme werden erste Einzelheiten von Mays Vorstrafen bekanntgegeben.

12. August 1905. Radebeul. "Wem es so schwer fällt, May anstatt Plöhn zu sagen, den kann man doch nicht in den Saïstempel schauen lassen! Wer zu meiner Frau nicht "Du" und nicht "Tante Klara" sagt, der bekommt von uns überhaupt nichts mehr zu sehen und zu hören!" (an Willy Einsle)

29. September 1905. Radebeul. "Mich beschäftigt nun der Dienstagtermin mit unseren beiden Klagen... Auf keinen Fall darf ich den fürchterlichen Fehler begehen, vor dem versammelten Berichterstattervolk die Vorstrafen zuzugeben. Es würde das mein ganzes Lebenswerk vernichten, und ehe ich das zugebe, will ich lieber sterben! ..." "Also, ich bin sogar, um mein Recht zu erkämpfen, zu einer gewissen Art von Mangel an Umgangsform bereit..." (an Rudolf Bernstein)

3. Oktober 1905. Radebeul. Gerichtsverhandlung Karl May gegen Rudolf Lebius. Als der Richter aus den Strafakten zu zitieren beginnt, zieht May seine Klage zurück.

15. Oktober 1905. Dresden. Besuch eines Vortrages von Bertha von Suttner.

17. Oktober 1905. Radebeul. Unter dem Eindruck des Vortrages Bertha von Suttners übersendet May ihr ein Exemplar von "Und Friede auf Erden" verbunden mit der Mitteilung, "daß Ihre Seele alle meine Bücher belebt, auch das hier vorliegende. Wir, die wir uns von dieser Seele leiten lassen, scheuen weder Haß noch Hohn. Wir gehen ruhig des Weges, den Sie uns führen." (an Bertha von Suttner)

28.-31. Oktober 1905 Radebeul. Dr. Franz Weigl ist Gast in der Villa Shatterhand.

8. November 1905. Radebeul. "Nun sitze ich oben beim Ustad und schreibe, Niemand darf mich stören. Schakara, die Seele, besorgt all meine Correspondenz. Ihren Brief hat sie mir denn doch heraufgebracht und auf den Tisch gelegt... Mein höchstes Bestreben ist, der Menschheit das "versteinerte Gebet" zurückzugeben..." (an Marie Luise Fritsch)

16. November 1905. Radebeul. Besuch Sascha Schneiders ist der Villa Shatterhand.

21. November 1905. Radebeul. Besuch Prof. Dr. Selmar Werners in der Villa Shatterhand.

5. Dezember 1905. Radebeul. Besuch des Globetrotters Willy Schwiegershausen in der Villa Shatterhand.

23. Dezember 1905. Radebeul. Max Welte wird für den ersten Weihnachtsfeiertag zum Mittagessen um 13.00 Uhr eingeladen.

24. Dezember 1905. Radebeul. "Draußen klares Wetter, nirgends Schnee; bei mir aber schneit es Weihnachtsbriefe." (an Adele Einsle)

9. Januar 1906. Radebeul. "Lieber Herr Spillner! Bitte kommen Sie mit Ihrer lieben Frau und Ihrem Herrn Sohn nächsten Sonntag 7 Uhr zu einem einfachen Abendbrote zu uns". (an Albin Spillner)

Die Berufung Pauline Münchmeyers gegen das Urteil vom 5.2.1906 wird vom Reichsgericht abgewiesen.

13. Januar 1906. Radebeul. Karl May arbeitet an seinem ersten Drama. "Ich gehe mit meinem Marmorblocke sehr vorsichtig um, daß ich ihn nicht etwa verhaue. Ich stehe in Vision... Ganz heraus aus dem Block ist erst ein prächtiger Araberscheik, ein Gewaltmensch impulsivster Art, den ich zum Edelmenschen zu erziehen habe..." (an Sascha Schneider)

21. Januar 1906. Radebeul. "Ich weiß, daß Sie der Ansicht sind, die Schneidermappe sei für mich von keiner vortheilhaften Wirkung auf gewisse Leute. Lieber Herr Kirsch, diese gewissen Leute haben mich seinerzeit hinausgeworfen, ohne daß ich auch nur das Allergeringste verschuldet hatte. Ich habe keine Spur von Grund, bei ihnen jemals wieder anzuklopfen! Meine Ideale und meine Ziele sind nur auf einsamen Wegen zu erreichen, und ich habe bisher noch keinem Schwächling zugemuthet, mit zitternden Knieen hinter mir her zu kommen." (an Heinrich Kirsch)

5. Februar 1906. Radebeul. Karl May gewinnt den Münchmeyer-Prozeß in 2. Instanz. Pauline Münchmeyer wird zur Rechnungslegung verurteilt.

27. März 1906. Radebeul. "Ueber das Manuscipt zu "Bibel und Babel" sic!. Ich sage Ihnen, das ist eine wahre Schöpfung, die täglich immer größer wird... es wuchs mir aus der Hand". (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

13. April 1906. Radebeul. "Mein lieber, guter Junge! Du bist durch meine Bücher bewegt worden, zum Christentum überzutreten? Es freut mich sehr, daß diese Bücher Dein Herz bewegt haben, aber Du kennst noch nicht einmal den Glauben Deiner Väter [Judaismus] und den Christenglauben noch viel zu wenig. Wie kannst Du da reif genug sein, zwischen ihnen wählen zu dürfen?" (an Herbert Friedländer)

23. Juni 1906. Radebeul. Karl May und Frau beim Rosenfest im Bilz-Sanatorium.

26. Juni 1906. Radebeul. "Sie wollen nach dem Norden? Sie Glücklicher! In den letzten drei Jahren habe ich 2 Tage Ferien gehabt. So wird es auch noch bleiben - bis zur nächsten großen Reise. Die Vorstudien für Späteres halten mich Tag und Nacht gefangen. In diesem Jahr ging ich einmal ins Concert. Weiter hatte ich nichts." (an Sascha Schneider)

23. Juli 1906. Radebeul. Die junge Verehrerin Marie Hannes, mit der May schon länger in Briefkontakt steht, weilt zu Besuch in der Villa Shatterhand.

16. September 1906. Radebeul. "Wie hoch der künstlerische Werth von "Babel und Bibel" anzuschlagen ist, hat sich noch zu zeigen. Zunächst war es nur ein rein taktischer Coup, der auch vortrefflich gelungen ist. Die Herren Gegner wissen nun, woran sie sind!" (an Sascha Schneider)

18. September 1906. Radebeul. "Ich habe mich entschlossen, Ihnen eine fortlaufende Reihe kurzer, inhaltsreicher und gewiß sehr eigenartiger Artikel über Kunst einzusenden, ohne mich aber an eine bestimmte Zahl und Lieferzeit zu binden. Sie wissen ja, ich reise viel..." (an Leopold Gheri)

26. September 1906. Radebeul. "Ich war in Afrika, als sich der Burenkrieg, und dann auch in Ostasien, als sich der gewaltige Kampf zwischen Rußland und Japan vorbereitete." (an Marie Therese von Bayern)

4. Oktober 1906. Radebeul. "Für Ihre liebe Besprechung von "Babel und Bibel" sage ich Ihnen Herzensdank. Das Werk wird ganz so aufgenommen, wie ich es erwartete. So Etwas hat große, schwere Schwingen; Finken und Zeißige fliegen leichter, kommen dafür aber auch nicht über die Menschenreiche hinaus..." (an Maximilian von Witzleben)
"Nehmen Sie meinen Dank für die Mühe, mir die aufgefundenen "Fehler" anzuzeigen! Es gingen schon ähnliche Briefe ein, meist aber hatten sich die Einsender geirrt. Und wo sie Recht hatten, da trug natürlich nicht ich die Schuld, denn es kann mir doch nicht einfallen, so lüderlich zu arbeiten oder mir selbst zu widersprechen." (an Ludwig Carriere)

29. November 1906. Radebeul. "Ebenso erscheint noch ein vierter Band von "Winnetou." Ich werde also nächstens nach dem "Dunkeln Wasser" gehen, an dem ich mit dem dritten Band geschlossen habe. Es hat sich seit damals dort so viel verändert, daß ich neue Studien machen muß, um die geographische Genauigkeit und Zuverlässigkeit zu wahren." (an Wiltrud von Bayern)

9. Januar 1907. Das Reichsgericht in Leipzig weist die von Pauline Münchmeyer beantragte Revision in dritter und letzter Instanz zurück.

14. Januar 1907. Radebeul. "Da ich beabsichtige, nächstens wieder eine längere Studienreise um die Erde anzutreten... " (an Unbekannt)

16. Januar 1907. Radebeul. "Ich konnte wirklich nicht eher antworten. Die Gratulationen kamen in Haufen, und ich mußte verreisen. Nun bin ich wieder daheim..." (an Lisbeth Barchewitz)

11. Februar 1907. Radebeul. Karl May leistet vor Gericht den Parteieid und erbringt somit den Beweis, daß der honorarfreie Nachdruck seiner Kolportageromane im Münchmeyerverlag widerrechtlich erfolgte.

12. Februar 1907. Radebeul. "Nächste Woche beginne ich mit zwei neuen Bänden. Der Titel ist: Abu Kital der Scheik der An`allah." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

18. Februar 1907. Radebeul. "Ich beeile mich mit ihnen den Bänden "Abu Kital", weil ich nach Amerika muß, wegen Bd. IV "Winnetou". Und dann nach Bagdad u.s.w. wegen der 3-4 Bände "Marah Durimeh"." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

1. März 1907. Radebeul. "Als Dank für Ihre Geburtstagsnummer habe ich mich trotz entsetzlicher Arbeitsüberlastung über Nacht hergesetzt und Ihnen den Kunstbrief für den April geschrieben..." (an Leopold Gheri)

30. März-9. April 1907. Radebeul. A. Abels weilt als Gast in der Villa Shatterhand. Gemeinsam werden Ausflüge in die nähere Umgebung unternommen.

5. April 1907. Radebeul. Karl May nimmt die Kündigung des Verlagsvertrages durch seinen Verleger Fehsenfeld an, ohne sich hierdurch an weiteren Plänen hindern zu lassen. Beide Parteien einigen sich wieder.

7. April 1907. Radebeul. Der Münchmeyer-Nachfolger Adalbert Fischer stirbt.

15. April 1907. Radebeul. Oskar Gerlach, der Rechtsanwalt Pauline Münchmeyers, erstattet bei der Staatsanwaltschaft Anzeige gegen Karl May und andere wegen Meineids und Verleitung zum Meineid am 11.2.1907.

17. April 1907. Radebeul. "Es ist gar nicht ausgeschlossen, daß ich mit dem "Herzle" einmal nach der fränkischen Schweiz komme und Sie einlade, sich uns anzuschließen." (an Euchar Albrecht Schmid)

22. Mai-29. Juni 1907. Bad Salzbrunn. Villa Belvedere. Kuraufenthalt. Karl May hat sich vorgenommen zu arbeiten; aufgrund des schlechten körperlichen Zustandes ist daran aber nicht zu denken. Der Zustand bessert sich jedoch innerhalb der nächsten Tage, so daß er, beginnend am 2. Juni, an fast jedem Abend der folgenden Tage bis zum 2. Juli das umfangreiche Theaterprogramm genießt.(47)

30. Juni 1907. Bad Salzbrunn. Als Dank für den Aufenthalt entsteht das Gedicht

An mein liebes Schlesien
...

Ich trank an Deiner Quelle mich gesund
Und laß mich hygienisch bei ihr nieder.
Und treibt der Tod es abermals zu bunt,
So weiß ich, was ich tu: Ich komme wieder!

(Salzbrunner Zeitung vom 2.7.1907)

3. Juli 1907. Über Grüssau mit Besuch der dortigen Barockkirche geht es nach Johannisbad. Hotel Reichsapfel.

4. Juli 1907. Johannisbad. Ausflug nach dem Schwarzwassergrund, Schwarzschlagbaude, Fuchsbaude, Wiesenbaude, Riesenbaude, Koppe, wo übernachtet wird.

5.-7. Juli 1908. Weiter geht es über Wiesenbaude sowie Riesenbaude nach Spindlermühle und Hohenelbe. Von Hohenelbe wird die Reise fortgesetzt in Richtung Rochlitz. Die Ortschaft Schreiberhau wird durchquert und Agnetendorf, dem Wohnsitz Gerhart Haupmanns, ein Besuch abgestattet. Über Hermsdorf und Warmbrunn geht es weiter nach Hirschberg.(48)

8. Juli 1907. Abfahrt von Hirschberg und Ankunft in Radebeul. Das viele Herumreisen in kalter Witterung hat den Kurerfolg fast zunichte gemacht. Karl May laboriert an einer Erkältung und hütet in den nächsten Tagen öfters das Bett.

23. Juli 1907. Radebeul. "Du bist ein starker Charakter, aber glaube mir, du wärst längst wahnsinnig oder todt, wenn du diese tödtlichen Stiche so immerfort und so lange zu ertragen hättest. Zumal wenn du täglich sähest, daß alle Mühe, diese Qualen abzukürzen, vergeblich ist..." (an Rudolf Bernstein)

29. Juli 1907. Radebeul. Abels ist zu Besuch in der Villa Shatterhand.

11. August 1907. Radebeul. "Bekanntlich lehre ich in meinen Werken eine vollständig neue Psychologie. Alle Gestalten, die ich bringe, haben diesem Zwecke dienstbar zu sein..." (an Ludwig Henkel)

15./16. August 1907. Radebeul. Amand von Ozoroczy ist zu Besuch in der Villa Shatterhand.

17. August 1907. Radebeul. "Ich fiel einer Bande von Fälschern und Betrügern in die Hände. Ich wurde um meine Ehre und um Summen von Hunderttausenden gebracht. Dieser kolossale, noch nie dagewesene Schwindel wurde nur durch den wohlbekannten Herrn Cardauns von der Kölnischen Volkszeitung ermöglicht, der sich von dem Schundverleger Münchmeyer-Fischer übertölpeln und verleiten ließ, die frechen Fälschungen für meine Originale auszugeben..." (an Peter Rosegger)

18. August 1907. Radebeul. Hetty Heide und Ehemann besuchen die Villa Shatterhand.

31. August 1907. Radebeul. Karl May und Ehefrau besuchen das Winzerfest im Bilz-Sanatorium.

2.-4. September 1907. Berlin. Treffen mit Rudolf Lebius im Café Bauer als Versuch, eine gütliche Einigung mit dem Journalisten herbeizuführen. Ohne Erfolg.

13. September 1907. München. "Bin mit meiner Frau auf 2 Wochen in München..." (an Paul Näcke) Treffen mit Dr. Adolf Emil Knecht und abends gegen 20.00 Uhr im Hotel Leinfelder mit Dr. Otto Denk, dem Redakteur des Deutschen Hausschatzes.

Oktober 1907. "Einer persönlichen Zusammenkunft mit Herrn Dr. Karl May und den damit zusammenhängenden Erklärungen haben wir den angenehmen Erfolg der Wiederanknüpfung unserer Verbindung mit diesem gefeierten Schriftsteller zu verdanken. Wir dürfen zu unserer großen Freude nunmehr ankündigen, daß bereits das nächste Heft mit dem erstmaligen Abdruck von Karl Mays hochinteressanter Reiseerzählung: "Der Mir von Dschinnistan" beginnen wird, die den ganzen heurigen Jahrgang zu begleiten verspricht, gewiß ein triftiger Grund, um unsere Abonnements-einladung hiermit zu erneuern. (Deutscher Hausschatz Heft 2)

1. Oktober 1907. Radebeul. "Obwohl völlig unbekannt, erlaube ich mir, bei Ihnen einmal anzufragen, ob Sie mir nähere Mitteilungen über einen Herrn Lebius, seinerzeit in Dresden, machen könnten. Genannter Herr... hat gegen mich die Privatbeleidigungsklage angestrengt." (Carl Wermuth an May)
Die Reiseerzählung "Schamah" beginnt zu erscheinen.

8. Oktober 1907. Radebeul. Arthur Fischer, Nachfolger Adalbert Fischers im Verlag, unterzeichnet vor dem Gericht die Erklärung, daß die Kolportageromane "in ihrer jetzigen Form nicht mehr als von Herrn Karl May verfaßt gelten können..." (Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Nr. 253 vom 29.10.1907)

21. Oktober 1907. Radebeul. "Der letzte Kampf nahm meine ganze Zeit in Anspruch. Es galt, den Feind derart einzukreisen, daß er herausmußte mit der Wahrheit. Nun ist sie heraus, endlich, endlich, Gott sei Dank!... Mein "Herzle" und ich, wir gedenken mit Dankbarkeit der Stunden, die uns in Augsburg mit Ihnen u. Hr. und Frau Chefredacteur Seiwert vereinten. Es war ein goldiger, lieber, schöner Tag." (an Hans Rost)

29. Oktober 1907. Radebeul. Unterredung zwischen Klara May und Frau Lebius.

3. November 1907. Radebeul. "Es ist Sonntag früh. Die Herbstsonne grüßt durch die Fenster. Ich wohne neben der Kirche. Die Glocken läuten." (an Peter Rosegger)

9. November 1907. Radebeul. Überraschend beginnt morgens um 7 Uhr eine Hausdurchsuchung in der Villa Shatterhand. "Volle 8 Stunden lang. Von einem Staatsanwalte, einem Untersuchungsrichter und vier Kriminalgendarmen. Man nahm eine ganz bedeutende Menge von Skripturen mit." (an Untersuchungsrichter Larrass 19.12.1907)

14. November 1907. Radebeul. "Was "Abu Kital" anlangt, so habe ich mich keineswegs anders besonnen, sondern die Verhältnisse zwingen mich, es noch vor Schluß zu verschieben." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

16. November 1907. Radebeul. Der Psychiater Dr. Paul Näcke besucht Karl May.

13. Dezember 1907. Dresden. Besuch eines Sinfoniekonzertes.

31. Januar 1908. Dresden. Besuch eines Sinfoniekonzertes.

6. Februar 1908. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Zwei mal Zwei ist Fünf".

21. Februar 1908. Dresden. Besuch eines Sinfoniekonzertes.

29. Februar 1908. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Die Rabensteinerin" von Ernst von Wildenbruch.

12. März 1908. Radebeul. Besuch des Vereinshauses des Gewerbevereins Radebeul. Ado Conrad trägt Verse aus Mays "Himmelgedanken" vor.

21. März 1908. Radebeul. Besuch eines Volksliederabends.

23. März 1908. Die Reiseerzählung "Abdahn Effendi" beginnt zu erscheinen.

26. März 1908. Radebeul. "Ja, darf ich denn meinen Augen trauen? Bin ich denn ein Vagabund, nach dessen Aufenthalt man erst andere Menschen fragen muß? ... Wenn bis Sonntag früh keine Antwort von Ihnen da ist, nehme ich an, daß die Gerlach-Cardauns-Polizei Ihnen meine Briefe und Manuscripte unterschlägt..." (an Otto Denk)

1. April 1908. Radebeul. Johannes Mayerhofer von der Zeitung Germania sowie der Prokurist des List-Verlages sprechen in der Villa Shatterhand vor und wollen die Mitarbeit Karl Mays für ihre Unternehmen gewinnen.
Auch Friedrich Salomon Krauß und Dr. Paul Näcke besuchen den Schriftsteller.
Die von Rudolf Lebius initiierte Schrift "Karl May - ein Verderber der deutschen Jugend, von F. W. Kahl" erscheint. Karl May klagt gegen Verleger, gegen den Strohmann Kahl und gegen Lebius.

5. April 1908. Radebeul. "Zu unserem Bedauern haben Sie es bisher unterlassen, sich über die gegen Sie gerichteten Angriffe des Lebius zu äußern resp. uns die notwendigen Beweismittel der ehrenabschneiderischen Tätigkeit des Lebius in Bezug auf Ihre Person zur Verfügung zu stellen." (Redaktion des Vorwärts)

6. April 1908. Vernehmung Karl Mays vor dem Königlichen Landgericht Dresden durch Assessor Dr. Larrass in Sachen Meineidsuntersuchung.

7.-9. April 1908. Berlin. Centralhotel.

13. April 1908. Dresden. Neuerliche Vernehmung Karl Mays vor dem Königlichen Landgericht Dresden durch Assessor Dr. Larrass in Sachen Meineidsuntersuchung.

22. April 1908. LetztmaligeVernehmung Karl Mays vor dem Königlichen Landgericht Dresden durch Assessor Dr. Larrass in Sachen Meineidsuntersuchung.

Letzte Aprilwoche (?). Radebeul. Besuch des Chefredakteurs der Sächsischen Volkszeitung Philipp Rauer mit Familie in der Villa Shatterhand. Im Beisein der Kinder Max, Philipp und Marie wird der Besuch auf Grund einer Einladung Klara Mays im Sommer wiederholt.(49)

2. Juni 1908. Prag. Hotel de Saxe. Um 9.00 Uhr wird vor dem Handelsgericht die Klage Mays gegen den Verleger Josef R. Vilimek wegen Gestattung der Büchereinsicht verhandelt. May bekommt das Recht zugesprochen, jederzeit Einsicht in die Geschäftsbücher zu erhalten, um über die jeweiligen Auflagenhöhen informiert zu sein.

3. Juli 1908. Berlin. Ein Kartengruß geht an Willy Einsle.

1. August 1908. Radebeul. "Ihre Zuschrift vom 4. Juni... konnte erst heut von mir gelesen werden; ich war verreist." (an Josef R. Vilimek)

30. August 1908. Radebeul. "Ich gehe morgen nach Amerika, zu Vorstudien von Bd. IV von Winnetou." (an Felix Krais)

5. September 1908. Beginn der Überfahrt mit dem Doppelschrauben-Postdampfer "Großer Kurfürst" des Norddeutschen Lloyd von Bremen über Cherbourg nach New York. Gereist wird in der ersten Kajütenklasse. Nähere Bekanntschaften werden mit Frau E. C. Hendrikson, dem Ehepaar Stasny und Herrn Leo Weil geschlossen.

16. September 1908. New York; "von weither waren die guten Menschen gekommen, die auf Umwegen seine Ankunft erfahren hatten." (Klara May 1931) Hotel Continental. Ungefähr eine Woche hält sich das Ehepaar May in der Stadt auf. Es werden die Hauptsehenswürdigkeiten der Metropole und der Umgebung besucht.
Im American Museum of Natural History wird May von dem Direktor Ralph Winfred Tower über die Exponate unterrichtet und erhält zum Abschied einige Fachwerke über Indianistik, die sich dann später in seiner Bibliothek wiederfinden werden. Unter Vermittlung des Museumsdirektors macht das Ehepaar May die Bekanntschaft des Indianistik-Händlers Willis C. Witte, der schon einige amerikanischen Museen mit indianischen Stücken versorgt hatte, und erwirbt selbst einige Exponate.

20. September 1908. New York. Besuch eines Gottesdienstes im "herrlichen weißen Marmortempel der Christian Scientists... Weiße Nelken waren die Blumen des Tages, und überall sah man diese Blumen in auserlesenen schönen Exemplaren. Den Altar schmückten sie, die Sängerin und den Vorleser. Alle Mitglieder trugen sie... Eine Glaskuppel überwölbt den Raum. Sie stellt eine riesige, leuchtende Sonne dar, in deren Mitte das eine Wort "Love" glüht. Die Beleuchtung der Sonnenstrahlen ist künstlich..." (Reisenotizen Klara May).

21.-27. September 1908. Mit dem Dampfer "New York" geht es den Hudson-River aufwärts nach Albany, Oaks Hotel. Der Abend wird dort bei Bekannten verbracht. Nach zwei Tagen Aufenthalt wird ein Abstecher zum ehemaligen Wohnort von Longfellow nach Pittsfield unternommen. Weiter geht es zum Mount Lebanon. In einer Siedlung der Shaker-Sekte wird Station bei Otto und Rosalia Thümmel gemacht, Bekannte aus der alten Heimat. Anschließend geht es nach "Buffalo, um auf dem dortigen Forest Lawn Cemetary (Friedhof) das Grab und die Statue des berühmten Häuptlings Sa-go-ye-wat-ha zu besuchen und ihm einige Blumen mitzubringen. Ich habe eine ganz besondere Zuneigung und Hochachtung grad für diesen großen Mann, den man noch heutigentags als den "strong and peerless orator" (Gewaltigen und unvergleichlichen Redner) aller Seneca-Indianer bezeichnet. Dieser "Gottesacker" ist schön, fast einzig schön... Es war ein schöner, klarer, sonnenwarmer Tag. Als wir die Blumen an dem Häuptlingssteine niedergelegt hatten, setzten wir uns auf die unterste Kante des Postamentes, auf welchem sein Standbild bis hoch in die Wipfel der umstehenden Bäume ragt." (May in "Winnetou 4.Bd." S. 57f.) Endpunkt der Reise ist dann das Clifton Hotel auf der kanadischen Seite der Niagara-Wasserfälle.

28. September-3. Oktober 1908. Niagara Falls. "Und nun waren wir bei den Niagarafällen. Wir wohnten im Clifton-House, unweit der kanadischen Mündung der Hängebrücke. Man hat von diesem Hotel aus einen geradezu unvergleichlichen Blick auf das grandiose Schauspiel der stürzenden Wassermassen. Die besten Zimmer liegen in der ersten Etage uns sind den Fällen zugewendet. Sie münden alle auf eine lange, vielleicht acht Schritte breite Plattform, die ein gemeinschaftliches Säulendach überragt. Wer vom Korridor aus seinen Raum betritt, ihn quer durchschreitet und sich durch die gegenüberliegende Tür hinaus auf die Plattform begibt, der hat beide Fälle, den geraden und den hufeisenförmigen, genau in eindrucksfähigster Perspektive vor seinen Augen." (May in "Winnetou 4.Bd." S.45) Kartengrüße gehen u.a. an Hedwig Thomsen, Arthur Stengele, Albin Spillner und Otto Hartmann. Ausflüge zu der Reservation der Tuscarora-Indianer, nach dem Lake Seneca und nach Toronto werden unternommen.

4. Oktober 1908. Niagara Falls. "Der mir so werthvolle Brief hat eine lange Irrfahrt hinter sich. Er folgte mir nach Amerika... Heut schreibe ich die Antwort im Clifton H“tel... Sie wird nur kurz, weil ich morgen nach Toronto u.s.w. muß, von wo aus ich beabsichtige, über die "tausend Inseln" nach Montreal und von da nach Bosten zu gehen. Ich bin hier in Amerika, um Vorstudien zum wichtigen Band IV von "Winnetou" zu machen." (an Wiltrud von Bayern)

5. Oktober 1908. Lawrence, Massachusetts. Das Ehepaar May ist Gast im Haus des Arztes Ferdinand Pfefferkorn, eines ehemaligen Schulfreundes Mays aus Hohenstein-Ernstthal. Gemeinsam werden während der nächsten Wochen mit dem Auto des Gastgebers zahlreiche Ausflüge unternommen, so nach dem Canobie Lake, Indian Ridge mit seinen Feuerstellen und Höhlen der Indianer, zum Nugget-Berg der Indianer, dem Den Rock, und an die Salisbury Bucht, sowie zur Devil's Pulpit. Bei einer weiteren Fahrt zur Devil's Pulpit ist es um die feierliche und herrliche Wildnis der umgebenden Wälder geschehen. "Wälder und Dorfgruben brennen meilenweit, die Luft ist dick von Rauch. Sonne nicht zu sehen." (Reisenotizen Klara May) Des weiteren führt ein Ausflug nach Andover, mit Ziel Phillips Inn, dem Wohnhaus von Harriet Beecher-Stowe. Abschließend wird das Grab der Schriftstellerin aufgesucht. An das schlichte Holzkreuz gelehnt, verweilt May annähernd eine Stunde am Grabe.

10. Oktober 1908. Lawrence. "Endlich ist der sehnlichst erwartete Gast hier in unserer Mitte. Der Mann, dessen Namen nicht nur in Deutschland mit Verehrung ausgesprochen wird, sondern in der ganzen zivilisirten Welt und das ist Herr Dr. Karl May... Obgleich er hier zur Erhohlung weilt, so konnte er doch nicht umhin, den Bitten des gesammeen sic! Deutschthums nachzugeben und versprach, am Sonntag in acht Tagen einen Vortrag... zu geben." (Bericht in Der Deutsche Herold)

18. Oktober. 1908. Lawrence. Auf Initiative des Gastgebers Pfefferkorn hält Karl May in der Turnhalle zu Lawrence den angekündigten Vortrag: "Drei Menschheitsfragen: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin gehen wir?" Die Halle ist restlos gefüllt. "Dem Vortrag ging das Massenchorlied der deutschen Gesangvereine unter Leitung des Herrn Emil Wilde voraus "Das ist der Tag des Herrn", auch sang der Chor ein Lied während der Pause zwischen den zwei Theilen des Vortrages. Herr Councilman Hermann Grunwald fungirte als Vorsitzender und stellte Redner in passenden Worten vor." (Bericht des Deutschen Herold vom 19.10.1908) Im Namen des Deutschtums erhält May im Anschluß an den Vortrag vom Vorsitzenden Grunwald eine goldene Turnernadel überreicht.

20. Oktober-23. November 1908. Lawrence. Über Boston geht es dann nach New York zurück.

24. November 1908. Abreise aus den USA mit dem Doppelschrauben-Schnellpostdampfer "Kronprinzessin Cecilie", Kabine Nr. 258, des Norddeutschen Lloyd von New York nach Plymouth.

30. November 1908. Ankunft in Plymouth mit Weiterreise nach London.

1. Dezember 1908. London. Scharenweise werden Kartengrüße mit "Herzlichem Gruß aus Old England" bzw. "aus London" an Bekannte und Freunde versandt. "Gegen Weihnachten hoffen wir, daheim zu sein... Wir befinden uns auf der Heimreise..." (Klara May an Adele Einsle)

4. Dezember 1908. Ankunft in Radebeul.

9. Dezember 1908. Radebeul. "Man sagt mir, daß von Ihnen ein Artikel über mich erscheine. Darf ich ihn kennen lernen?" (an Paul Rentschka)

10. Dezember 1908. Radebeul. "Bin wieder heim. Mit großen Erfolgen und reichen Schätzen beladen. Winnetou IV wird vorzüglich. Dann folgen 6-10 Bände, von Winnetou hinterlassen und von ihm selbst erzählt. Sein eigentliches Testament!" (an Felix Krais)

11. Dezember 1908. Radebeul. "Merken Sie nun, wie sich nach und nach meine literarische Aufgabe entwickelt und wie planvoll logisch ich gleich von allem Anfange her geschrieben und gehandelt habe? ...es gehört ein energischer, thätiger, elastischer und zahlungsfähiger Verleger dazu, für den nur meine Intentionen maßgebend sind, nicht aber die von andern Leuten... Die bisherigen Bände sind nur Vorübungen gewesen. Ich habe mich selbst und auch mein Publikum geprüft." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

22. Dezember 1908. Radebeul. Bruch mit dem befreundeten Rechtsanwalt Rudolf Bernstein. Von nun an übernimmt Rechtsanwalt Netcke als Rechtsbeistand die Geschäfte Karl Mays.

Zw. 25. u. 30. Dezember 1908. Dresden. Karl May besucht den Hofkaplan Paul Rentschka in Dresden.

26. Dezember 1908. Prag. Ein Kartengruß geht an Adele Einsle.

31. Dezember 1908. Radebeul. "In New-York besuchte ich auch Ihren Laden, um mir dort Einiges zu kaufen. Leider habe ich mir außer diesen guten Dingen auch etwas recht Schlimmes mitgebracht. Ich zog mir da drüben eine Verletzung zu, die ich nicht beachtete. Sie wuchs sich aber infolge der ungewöhnlichen Reiseanstrengungen so schnell und gefährlich aus, daß ich, um mein Leben zu retten, mich hier in Dresden kurz vor Weihnachten operiren lassen mußte. Man schnitt mir ein großes Stück Fleisch aus der Brust. Nun sitze ich hier, in Bandagen bis an den Hals gewickelt... In London sind mir alle meine Aufzeichnungen und Notizen über den "Mir"abhanden gekommen." (an Karl Pustet)

8. Januar 1909. Radebeul. Das gegen Karl May angestrengte Verfahren von 1907 wegen Meineides wird von Staatsanwalt Seyfert aus Mangel an Beweisen eingestellt.

17. Januar 1909. Der erste gegen May gerichtete Artikel erscheint in Der Bund.

30. Januar 1909. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Donna Diana" von Emil Nikolaus von Reznicek.

4.-5. April 1909. Radebeul. Besuch von Dr. Lorenz Krapp in der Villa Shatterhand.

16. April 1909. Radebeul. May reicht Privatklage gegen Emma Pollmer u.a. wegen verleumderischer Beleidigung ein.

19. Mai 1909. Berlin. Der Gerichtstermin May-Lebius vor dem Schöffengericht in Schöneberg endet in einem Vergleich: "die Parteien versprechen auch, in Zukunft Frieden zu halten..."

2. Juni 1909. Radebeul. "Also einen Vortrag! Ich habe "ja" gesagt, für Dezember, obgleich ich nie wieder öffentlich sprechen wollte. Hauptbedingung: Alles still und ruhig!" (an Hans Rost)

31. Juli 1909. Die Reiseerzählung "Merhameh" erscheint in einem Jahreskalender.

2.-3. September 1909. Radebeul. Das Ehepaar Einsle und deren Sohn Willy weilen zu Besuch in der Villa Shatterhand. Ein Ausflug in die Sächsische Schweiz erfolgt am letzten Besuchstag.

12. September 1909. Radebeul. "Leider konnte ich soeben erst beginnen, Winnetou IV zu schreiben." (an Felix Krais)

22. September 1909. Dresden. Opernbesuch; gespielt wird "Oberon" von Carl Maria von Weber.

26. September 1909. Berlin. Karl May besucht die internationale Flugwoche mit Fliegern wie Blériot, de Caters, oder dem Franzosen Hubert Latham. "Im Auto nach Johannisthal zur Fliegerbahn. Mit Lathan sic! und den anderen Fliegern gesprochen. Ihre Maschinen angesehen." (Tagebuch Klara May)(50)

Oktober 1909. "Ich war gelebt worden und hatte dies mit schwerem, bitterem, viele Jahre langem Weh bezahlen müssen." (May in "Ardistan und Dschinnistan 1.Bd." S.435)

"Es ist nicht jedem Menschen gegeben, zu gleicher Zeit die Tiefe und die Höhe zu erfassen, ohne den eigenen Halt zu verlieren." (May/Abd el Fadl in "Ardistan und Dschinnistan 1.Bd." S.539)

"Der gewöhnliche Sterbliche, der den zwölften Teil eines Dutzends oder den sechzigsten Teil eines Schockes gilt, mag sich gestatten dürfen, das, was er sagt und spricht, für unwichtig zu halten; wer es aber wagt, sich auf weithin sichtbare und weithin wirksame Punkte zu stellen, der muß sich vor allen Dingen sagen, daß ein jedes Wort, welches er spricht, in der Verantwortung vor Gott tausend Zentner wiegt..." (May in "Ardistan und Dschinnistan 2.Bd." S.575)

20. Oktober 1909. Radebeul. "Ich war krank; daher die Pause, die ich zu entschuldigen bitte!" (an Felix Krais)

22. November 1909. Rudolf Lebius schreibt der Kammersängerin Selma vom Scheidt, daß er Karl May "für einen geborenen Verbrecher" hält.

7. Dezember 1909. Augsburg. Hotel Kaiserhof.

8. Dezember 1909. Augsburg. Im Schießgrabensaal hält Karl May den Vortrag "Sitara, das Land der Menschheitsseele". Liebe Freunde reisen an und wohnen dem Vortrag bei, wie die Familien Einsle, Heide und Fehsenfeld. "Die glühende Sehnsucht tausender von Lesern und Leserinnen, denjenigen einmal von Angesicht zu Angesicht schauen zu dürfen, der ihnen durch seine gierig gelesenen Schriften so manche Stunde verschönt, der ihre jugendliche Phantasie so reich und seltsam befruchtet hat... diese Sehnsucht, sie wurde... gestillt. Alle Gesellschaftskreise scharten sich um den heißumstrittenen Mann. Das hohe Alter, das den Entwicklungsgang Karl Mays in seinen Schriften miterleben durfte, es war fast ebenso zahlreich vertreten wie die reifere Jugend... Er gewährte uns Einsicht in jede Falte seines großen Fühlens und Denkens, er predigte uns seine Ideale, für die er sein ganzes Sinnen und Trachten geopfert hat und für die er focht, furchtlos und treu, sein Leben lang... Mit einem Veilchenstrauß in der Hand betrat der ungestüm Erwartete das Podium, mit tosendem Beifall begrüßt, der kein Ende nehmen wollte, empfangen. Nach herzlichen Dankesworten und einer wunderbar sinnigen Definition des Märchens... trug Redner sein orientalisches Märchen "Sitara, das Land der Menschheitsseele" vor, an das er geistreiche, in glitzerndes, poetisches Gewand gehüllte Nutzanwendungen knüpfte." (Bericht in der Augsburger Postzeitung vom 10.12.1909)

9. Dezember 1909. Augsburg. Auf Einladung besucht Karl May die Erziehungsanstalt der Englischen Fräulein. Ähnlich wie am Vortage wird er enthusiastisch begrüßt und hält einen Vortrag. Abreise nach München.

10. Dezember 1909. München. Hotel Leinfelder. Empfang am Bayerischen Königshof.

17. Dezember 1909. Radebeul. May reich eine Privatklage gegen Rudolf Lebius ein wegen des beleidigenden Passus in einem Brief an Selma vom Scheidt, er sei ein "geborener" Verbrecher.

19. Dezember 1909. Radebeul. Mit "Hinter den Kulissen", einem gegen den Schriftsteller gerichteten Artikel, erscheinen die bisher schlimmsten Verleumdungen Lebius` in der Zeitschrift Der Bund.

1. Januar 1910. Radebeul. Karl May stellt Strafantrag gegen Lebius wegen Verleumdung im letzten Bund-Artikel.

10. Januar 1910. Dresden. Karl May trifft Hieronymus Richard Krügel, Marie Anna Krügel und Auguste Emma Dörrer in Rechtsanwalt Netckes Kanzlei.

28. Februar 1910. Radebeul. "Die gerichtlichen Strafanträge und Schriftsätze wegen der jetzigen, unmenschlichen May-Hetze absorbirten meine ganze Kraft und Zeit." (an Felix Krais)

30. März 1910. Dresden. Theaterbesuch; gespielt wird "Hanneles Himmelfahrt" von Gerhart Hauptmann.

11. April 1910. Berlin. May bereitet sich auf den Beleidigungsprozeß gegen Lebius vor.

12. April 1910. Berlin. Prozeß gegen Lebius. Lebius wird freigesprochen. "" (Tagebuch Klara May)

14. April 1910. Weimar. May zieht die Privatklage gegen seine ehemalige Frau Emma Pollmer zurück.

25. April 1910. Düsseldorf. Hotel Breitenbacher Hof.

26. April 1910. Weiterreise über Essen und Köln.

27. April 1910. Bonn.

6. Mai 1910. Radebeul. "Ich hoffe, bis Montag, den 9ten d.M. von meinem Unwohlsein so weit hergestellt zu sein, daß ich Sie empfangen und Ihnen Auskunft geben kann." (an Egon Erwin Kisch)

9.(10.) Mai 1910. Radebeul. Besuch des Journalisten Egon Erwin Kisch in der Villa Shatterhand.

Was klingen doch von allen, allen Seiten
Für liebesarme Stimmen auf mich ein!
Daß ich ein Mensch bin, kann ich nicht bestreiten,
Doch man befiehlt, ich soll ein Engel sein.

Wer seid denn Ihr, die über mich ihr richtet,
Obwohl von Euch kein Einziger mich kennt?
Wer hat mir Eure Fehler angedichtet,
Indem er sie so kühn die meinen nennt?

Ich frage nicht, um Euch hier anzuklagen,
Denn was Euch fehlt, die Nachsicht, macht mich still.
Ich habe nur das Einzige zu sagen,
Daß ich um Folgendes Euch bitten will:

Verzeiht mir, daß ich bin und daß ich lebe,
Genau so schwach, so fehlerhaft wie Ihr!
Indem ich meine Fehler Euch vergebe,
Verzeih ich als die Eurigen sie mir!

(Radebeul 9.5.1910)

12. Mai 1910. Radebeul. "Ich habe nie geleugnet, daß ich vor fast 50 Jahren mit dem Strafgesetzen in Conflict gekommen bin. Das was ich that, würde jetzt vor den Arzt, nicht aber vor den Richter gehören. Meine Gegner wühlen das auf und fügen raffinirt Erlogenes hinzu. Es sind fünf Strafanträge gestellt, aus denen die Wahrheit hervorgehen wird." (May an Peter Rosegger)

21. Mai 1910. Radebeul. Es fällt kein Haar von Deinem Haupt,
Das nicht Dein Herr und Gott gezählt.
Was Dir das Leben stiehlt und raubt,
Wiß, daß es Dir dereinst nicht fehlt,
Dein Engel trägts im Buche ein,
Das droben aufgeschlagen liegt,
Und es wird unverloren sein,
Ob leicht es hier, ob schwer es wiegt.

(an Georg Keil)

Juni 1910. "Es war in der Frühe eines schönen, warmen, hoffnungsreichen Frühlingstages. Ein lieber, lieber Sonnenstrahl schaute mir zum Fenster herein und sagte "Grüß dich Gott!" Da kam das "Herzle" aus ihrem Erdgeschoß herauf und brachte mir die erste Morgenpost, die soeben vom Briefträger abgegeben worden war. Sie setzte sich mir gegenüber, wie alltäglich mehrere Male, so oft die Briefe kommen, und öffnete zunächst die Kuverts, um mir dann den Inhalt vorzulesen." (May in "Winnetou 4.Bd." S.1)

13. Juni 1910. Die Buchausgabe von "Winnetou 4.Bd." wird als erschienene Neuigkeit angekündigt.

Mitte-Ende Juli 1910. Radebeul. Lu Fritsch und Adolf Droop sind zu Gast in der Villa Shatterhand.

25. Juli 1910. Radebeul. Marie Hannes besucht Karl May.

4. August 1910. Radebeul. "Ich komme Montag. Bitte, sucht heimlich zu erfahren, ob Lebius jetzt wieder bei Krügel war oder aber ob Krügel in Berlin bei Lebius gewesen ist." (an Christiane Wilhelmine Schöne)

7. August 1910. Radebeul. "Die entsetzlichen Prozesse, zu denen die Rückständigkeit der Einen und die Niedertracht der Andern mich zwingt, muß und werde ich gewinnen; davon ist Dr. Puppe ebenso überzeugt wie ich selbst. Aber den schon seit Jahren fast täglich auf mich niederfallenden Faustschlägen jener verrotteten Presse, die entweder nur in Sensationen macht oder nur blindem, confessionellem Zelotismus handelt, kann ich nichts entgegenhalten, als nur den geduldigen Rücken. Doch ist man auch nur Mensch! Wie lange hält man das aus! Ja, wäre ich ein, wenn auch nur ganz kleiner --- Maximilian Harden! Da wäre ich bald erlöst von aller dieser Qual! Aber der bin ich eben nicht! Und da kommt der Brief meines Rechtanwaltes, um mir zu sagen, daß Sie, der Starke, gewillt sind, sich des armen gequälten Menschleins anzunehmen. Können Sie sich denken, wie mich das freut? Und wie dankbar ich Ihnen bin? Ich habe in dieser Woche einen sehr wichtigen Prozeßtermin, der es mir verbietet nach Berlin zu reisen." (an Maximilian Harden)

9. August 1910. Hohenstein-Ernstthal. Vor dem Schöffengericht in Hohenstein-Ernstthal findet der Prozeß gegen Hieronymus Richard Krügel, den Informanten des Lebius, statt. Der Informant nimmt seine falschen Behauptungen gegen Karl May zurück. Es kommt zum Vergleich.

17. August 1910. Hohenstein-Ernstthal. Karl May trifft sich mit Hieronymus Richard Krügel in der Kanzlei des Notars Dierks.

19. August 1910. Radebeul. "Zu meiner Freude theilt mir mein Rechtsanwalt Dr. Puppe mit, daß die Verweigerung der Annahme meines Packetes auf einem Irrthum beruht. Er wünscht, daß ich es Ihnen nochmals sende. Ich thue das." (an Maximilian Harden)

Bis 20. August 1910. Radebeul. Der Jurist und spätere Karl-May-Verleger Dr. E. A. Schmid ist für ca. zwei Wochen zu Gast. An diesem Tage ist ebenfalls der junge Rechtsanwalt Wilhelm Otto Ernst Arthur Carstanjen, der ehemalige Prozeßbevollmächtigte Hieronymus Richard Krügels, zu Besuch.

25. August 1910. Berlin. Besuch bei dem Publizisten Maximilian Harden.

27. August 1910. Radebeul. Marie Hannes ist Gast des Ehepaares May. Gemeinsam wird das Winzerfest im Bilz-Sanatorium besucht.

23. September 1910. Dresden. "Wir stecken so in Aufregungen, d. wir nicht einen Tag freie Zeit haben und dazu geht es dem armenOnkel sehr schlecht.... Onkel muß nach Gastein sobald als nur möglich, es geht nicht mehr." (Klara May an Willy Einsle)

26. September 1910. Dresden. Hauptverhandlung gegen Pater Expeditus Schmidt vor dem Amtsgericht Dresden. Noch am selben Tag fährt das Ehepaar May nach Bonn.

27. September 1910. Bonn.

29. September 1910. Abreise aus Bonn 8.30 Uhr Richtung Mainz auf dem Dampfer "Ernst Ludwig". Ankunft in Mainz gegen 20.00 Uhr.

19. Oktober 1910. Radebeul. "...der schlechten Geschäftslage wegen" schließen Karl May und sein Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld einen neuen Vertrag, der bis zuletzt gelten soll. Danach erhält der Schriftsteller statt wie bisher 50 nunmehr 35 Pfennige je gedrucktem Band.

23. November 1910. Bozen. In Sachen Beleidigungsklage May gegen Rudolf Lebius wegen der Bezeichnung "geborener Verbrecher" findet in Bozen eine kommissarische Vernehmung einiger Zeugen statt, die nähere Angaben zu den Umständen der Ehescheidung mit Emma Pollmer liefern sollen. Neben der Wirtin des Hotels Penegal Maria Schrott erscheinen auch deren Tochter Henriette Schrott, das Ehepaar May sowie Rudolf Lebius vor Gericht.
"Über ein Bild von gnädigem Fräulein würden wir uns herzlich freuen, ebenso über den Besuch Ihres Herrn Bruders. Wir hoffen Ende d. M. wieder daheim zu sein." (Klara May an L. von Chavanne)

Ende November 1910. Radebeul. "Gestern Abend kamen wir sehr kaput heim. Die Zeugenvernehmungen in Bozen waren noch glänzender für uns als wir erhofft hatten. Lebius kochte vor Wut und wird nun sicher auf neue Schandtaten sinnen.... Morgen fahren wir zur Beratung nach Berlin. Anfang December werden die Verhandlungen sein." (Klara May an Adele Einsle)

Dezember 1910. Radebeul. Karl May erkrankt an einer Lungenentzündung.

27. Januar 1911. Radebeul. "Schon seit vor Weihnachten krank, dictiere ich diese Zeilen meiner Frau in die Feder." (an Maximilian Harden)

8. Mai 1911. Radebeul. "Von Neuem schwer krank, schreibe ich Ihnen heut nur sehr kurz. Ich habe meine Kräfte überschätzt, Lungenentzündung und physische Aufregung bei den Zeugenvernehmungen haben mich ganz kaput gemacht... Ich muß ins Bad; ich reise schon Donnerstag." (an Rechtsanwalt Haubold)

11. Mai 1911. Joachimsthal. Abreise mit Dienstmädchen Frieda und den beiden Schoßhündchen Seelchen und Engelchen.

12. Mai-16. Juni 1911. Joachimsthal. Der Arzt Dr. Gottlieb verordnet Karl und Klara Bäder.(51)

13. Mai 1911. Joachimsthal. Beginn der Kuranwendungen.

19. Mai 1911. Joachimsthal. Ausflug nach Karlsbad.

20. Mai 1911. Joachimsthal. Ausflug zum Schloß Hauenstein.

22. Mai 1911. Joachimsthal. Ausflug zum Fichtelberg und nach Oberwiesenthal.

23. Mai 1911. Joachimsthal. Ausflug zum Keilberg, zu den Försterhäusern und zum Spitzberg.

24.-25. Mai 1911. Joachimsthal. Kleinere Spaziergänge werden unternommen. "Wir befinden uns hier, im stärksten Radiumbad der Welt, zu Kur. Die Reaktion der Bäder ist so stark, daß ich die Feder nicht halten und auch nicht schreiben kann... Mein hiesiger Arzt, ein Kaiserlicher Rat und Bezirksarzt, wird mich vor Juni kaum freigeben, die Nachkur nicht gerechnet..." (May durch Klara an Rechtsanwalt Haubold 24.5.1911)

26. Mai 1911. Joachimsthal. Ausflug über Platten, Oberhan nach Johann-Georgenstadt und zurück durchs Schwarzwassertal.

2. Juni 1911. Joachimsthal. Da die bezogene Wohnung zu unruhig liegt, wird das Quartier gewechselt.

3.-16. Juni 1911. Joachimsthal. Die Kur klingt aus mit Wanderungen, so z.B. zur hohen Pfarrwiese, Spaziergängen und einem weiteren Ausflug nach Schloß Hohenstein über Gottesgab.

17. Juni 1911. Joachimsthal. Abreise nach Tirol zum Zwecke einer Nachkur. Ehefrau Klara war Tags zuvor mit der Bahn nach Radebeul zurück gefahren, um frische Kleidung zu holen.

18. Juni 1911. Bozen. Fahrt mit der Pferdekutsche vom Bahnhof Bozen zum Mendelpaß. Ankunft auf der Mendel nachmittags 3.00 Uhr. Hotel Penegal. In den folgenden Tagen werden Ausflüge in die Umgebung unternommen. So geht es mit der elektrischen Bahn nach St. Domenico, nach Kaltern und Bozen, und der Penegal wird erwandert.(52)

27. Juni 1911. Mendel. "Es geht besser, doch noch nicht gut. Wir gedenken noch ca. 4 Wochen hier zu bleiben. Hast Du lust uns zu besuchen, soll es uns freuen." (Eheleute May an Willy Einsle)

1. Juli 1911. Mendel. Das Ehepaar Gheri besucht für ein paar Tage die Mays im Hotel Penegal.

11. Juli 1911. Abstecher über Fondo nach Madonna di Campiglio. Hotel Neumann.

12. Juli 1911. Abstecher ins Sarkatal.

13. Juli 1911. Rückkehr nach Fondo.

14. Juli 1911. Rückkehr auf die Mendel über S. Romeno und S. Romedio.

20. Juli 1911. Abreise von der Mendel über Kaltern mit Ziel Bozen.

21. Juli 1911. Fahrt durch das Eggental über Welschnofen zum Karerpaß.

22. Juli 1911. Reise entlang des Montigler Sees.

26. Juli 1911. Lindau am Bodensee.

14. September 1911. Überlingen. "Wir sind heute Abend im... Badhotel und würden uns sehr freuen, Sie dort, oder morgen Abend in Konstanz zu sehen." (Klara May an Arthur Stengele)

15. September 1911. Überlingen. Zeugenvernehmung in Sachen Beleidigungsklage Karl May gegen Friedrich Wilhelm Kahl.

14./16. November 1911. Weimar. Zeugenvernehmung in Sachen Privatbeleidigungsklage Rudolf Lebius` gegen Karl May.

18. Dezember 1911. Berlin. Vor dem Gericht in Berlin-Moabit wird Mays Berufung gegen das Urteil in Charlottenburg vom 12.4.1910 verhandelt. Lebius wird diesmal wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 100 Mark verurteilt.

22. Dezember 1911. Dresden. Das Landgericht entscheidet endgültig im Münchmeyer-Prozeß zu Gunsten Karl Mays.

1. Januar 1912. Radebeul. "So ganz ungereist bin ich freilich nicht. Von meinen älteren Ausflügen ist alles ausgegeben. Nur von der letzten Amerika- und der letzten, fast zweijährigen Reise in Asien und Afrika besitze ich noch einige Aufnahmen, die ich Ihnen als Gruß auch Ihnen bekannter Orte beilege." (an Hans-Erich Tzschirner-Bey)

18. Januar 1912. Radebeul. "Soeben habe ich mit dem ersten Bande meiner eigentlichen Werke begonnen." (an Friedrich Ernst Fehsenfeld)

15. März 1912. Radebeul. "Ich werde schon vom 20ten an im Hotel Kranz, Kärtnerstraße, wohnen..." (an Unbekannt)

20. März 1912. Wien. Hotel Kranz. May gewährt dem Neuen Wiener Tageblatt ein Interview. Bertha von Suttner besucht den Schriftsteller im Hotel.

22. März 1912. Wien. Vor rund 2000 Zuhörern im vollen Sophiensaal hält May ab 7.30 Uhr auf Einladung des Akademischen Vereins den Vortrag "Empor ins Reich der Edelmenschen!"(53) Am Kopfende des Saales ist eine erhöhte Estrade angebracht, auf der ein mit rotem Tuch ausgeschlagener Lesetisch ruht. Zu beide Seiten des Tisches stehen Palmen. "Er wird jubelnd begrüßt, und da er sich linkisch, unbeholfen, sichtlich überrascht bedankt, wird der Beifall zehnfach stärker. Die Jungen erhoben sich von den Sitzen und grüßten den Mann, der ihnen den Winnetou schenkte... Nach zweieinhalb Stunden schloß Karl May, bejubelt und umringt von seinen Jüngern". (Bericht in der Kleinen Österreichischen Volkszeitung vom 23.3.1912)

23. März 1912. Wien. In zahlreichen Wiener und Österreichischen Zeitungen erscheinen Berichte über den Vortrag vom Vortage.
May und Frau suchen den von ihnen mit der Vertretung ihrer Interessen im Beleidigungsprozeß May-Dr. Hock beauftragten Rechtsanwalt Dr. Lederer in dessen Kanzlei auf. [Drei Monate später, nach Mays Tod, wurde der Prozeß mit einem Vergleich beendet]

Um Ostern 1912. Hohenstein-Ernstthal. Karl May ist zu Besuch bei seiner Schwester Wilhelmine Schöne. Seine Nichte Ilse Schöne erhält vom Onkel zur Einschulung eine Zuckertüte.

30. März 1912. Radebeul. Abends 20.00 Uhr tritt Karl May seine letzte Reise an; er stirbt wahrscheinlich an einem Herzschlag.




Anmerkungen

  1. Maschke, Fritz: Karl May und Emma Pollmer, Bamberg 1973, S.64
  2. May, Karl: Mein Leben und Streben, Reprint der Erstausgabe, mit einem umfänglichen Anhang des Herausgebers Hainer Plaul, Hildesheim/New York 1982, S.92
  3. Die folgenden Daten basieren zu einem großen Teil auf den Arbeiten:
    - Hoffmann, Klaus: Zeitgenössisches über "ein unwürdiges Glied des Lehrerstandes", Jb-KMG 1971, S.110ff.
    - Plaul, Hainer: Auf fremden Pfaden? Eine erste Dokumentation über Mays Aufenthalte zwischen Ende 1862 und Ende 1864, Jb-KMG1971, S.144ff.
    - Plaul, Hainer: Alte Spuren. Über Karl Mays Aufenthalt zwischen Mitte Dezember 1864 und Anfang Juni 1865, Jb-KMG 1972/73, S.195ff.
  4. Die folgenden Daten basieren zu einem großen Teil auf der Arbeit:
    Hoffmann, Klaus: Karl May als "Räuberhauptmann" oder die Verfolgung rund um die sächsische Erde, 1.Teil, Jb-KMG 1972/73, S.215ff., sowie 2.Teil, Jb-KMG 1975, S.243ff
  5. Plaul, Hainer: Redakteur auf Zeit, Jb-KMG 1977, S.164
  6. Maschke, Fritz: Karl May und Emma Pollmer, wie Anm.1, S.158
  7. Plaul wie Anm.2. S.401 (190)
  8. - Serden, Karl: Wann war Karl May in Ossiach?, M-KMG 1988/78, S.44f
    - Rainer, Willi: "Der Lügenschippel", Eine Begegnung mit Karl May in den Lebenserinnerungen Gustav Renkers, M-KMG 1994/99, S.54ff.
    - Rainer, Willi: Kara Ben Nemsi reitet durch Kärnten, Die Kärnter Landsmannschaft, Klagenfurt 1993, Heft 1, S.24ff.
  9. Anhang zur Reprintausgabe von: Satan und Ischariot Bd.I, Hrsg. Roland Schmid, Bamberg 1983, S.A25. Vergl. dazu auch:
    - Guenther, Konrad: Karl May und sein Verleger, Radebeul 1933
    - Guenther, Ekke W.: Karl May und sein Verleger, Jb-KMG 1978, S.154ff.
  10. Heermann, Christian: Karl May, der Alte Dessauer und eine alte Dessauerin, Dessau 1990, S.63
  11. Maschke, Fritz: Karl May und Emma Pollmer, wie Anm.1, S.58f
  12. Mittermaier, Josef: Ein Schriftsteller und sein Fotograf, KMJB 1978, Bamberg/Braunschweig 1978
  13. Heuer, Klaus-Peter: Dr. Carl Jung, ein Freund Karl Mays im Rheingau, M-KMG 1988/75, S.14ff
  14. Amroth, Dr. Fr.: Ein Besuch bei Dr. Karl May, ungedr. Manuskript, veröffentlicht als Archiv-Edition, o.O. (Segeberg) o.J. Der Besuch Amroths fand im Frühjahr 1897 statt.
  15. Die folgenden Daten basieren im wesentlichen auf:
    Maschke, Fritz: Karl Mays Rundreisen, M-KMG 1976/27, S.8ff.
    Ozoroczy, Amand v.: Das zweite Ave Maria, M-KMG 1975/25, S.7ff u. 2.Teil, M-KMG 1975/26, S.3ff.
    Vergl. dazu auch Hatzig, Hansotto: Spätlese in Deidesheim, M-KMG 1974/19, S.9ff., und 2.Teil, M-KMG 1974/20, S.9ff.
  16. Steinmetz, Hans-Dieter: Mariechen, Ferdinand und Onkel Karl, M-KMG 1986/69, S.6ff.
  17. Maschke, Fritz: Karl May und Emma Pollmer, wie Anm.1, S.68f.
    Vergl. dazu auch: Schneider, Alfred: Karl May und seine Hamburger Freunde Carl und Lisbeth Felber, Jb-KMG 1970, S.163ff.
  18. Kettenburg, Clemens Freiherr v.d.: Vor 36 Jahren, KMJB 1933, S.435ff.
  19. Roxin, Claus: Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand, Jb-KMG 1974, S.15ff
    Augustin, Siegfried: Karl May in München, KMJb 1978, S.45ff
  20. Haider, Anton: Karl May in Komotau, M-KMG 1987/72, S.12
  21. Neues Wiener Abendblatt, zitiert nach Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biographie 1967/16
  22. Heuer wie Anm.13
  23. Hecker, Manfred in: M-KMG 1978/37, S.28
  24. Heuer wie Anm.13
  25. Vergl. dazu auch Kralik, Richard v.: Der abenteuerliche Tag, KMJB 1919, S.252ff.
  26. Augustin, Siegfried: Karl May in München, KMJB 1978, S.45ff
  27. Die folgenden Daten basieren im wesentlichen auf:
    Heinemann, Erich: Dr. Karl May in Gartow, Jb-KMG 1971, S.259ff, sowie Hinn-richs, Friedrich: Eine Studienreise Karl May's, KMJb 1924, S.334f.
  28. Lowsky, Martin: "Und ich reite mit", sagte Hanneh - Karl Mays Reise nach Kirchheim unter Teck, Schriftenreihe des Stadtarchivs Kirchheim unter Teck 1992 Bd.15, S.187ff.
  29. Hecker, Manfred/Steinmetz, Hans-Dieter: Karl May in Böhmen, Jb-KMG 1977, S.218ff
  30. Steinmetz, Hans-Dieter: "Sollte ich ihn jetzt fallen lassen?" Egon Erwin Kischs publizistische Hilfe für Karl May, M-KMG 1984/62, S.7ff
  31. Aus der Nachlaßmappe "Wüste"
  32. Karl-May-Jahrbuch 1922, S.51
  33. Aus der Nachlaßmappe "Wüste"
  34. May, Karl: An die 4. Strafkammer des Königl. Landgerichtes III in Berlin. Schriftsatz aus dem Jahre 1911, Erstveröffentlichung aus dem Nachlaß, Bamberg 1982, S.80
  35. Wollschläger, Hans: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens, Zürich 1976, 122.
  36. Finke, Max: Aus Karl Mays literarischem Nachlaß, KMJb 1922, S.48
  37. Finke, S.47
  38. Finke, S.47
  39. Finke, S.48
  40. Finke, S.49
  41. Lebius, Rudolf: Die Zeugen Karl und Klara May, Reprint Lütjenburg 1991, S.23
  42. Bartsch, Ekkehard: Und Friede auf Erden - Entstehung und Geschichte, Jb-KMG 1972/73, S.107
  43. Hatzig, Hansotto: Karl May und Sascha Schneider, Bamberg 1967, S.54
  44. May, Karl: An die 4. Strafkammer des Königl. Landgerichtes III..., wie Anm.34 S.3
  45. Stekl, Konrad: Karl May und die Steiermark, M-KMG 1971/9, S.17f.
  46. Hoffmann, Klaus: Karl Mays Beziehungen zur Lößnitzstadt Radebeul, Jb-KMG 1994, S.22
  47. Bartsch, Ekkehard: Die liebenswürdigste aller Musen. Karl May und das Theater, Jb-KMG 1985, S.367
  48. Hecker, Manfred: Karl Mays Kuraufenthalte 1907 und 1911 (Teil 1), M-KMG 1980/43, S.12ff.
  49. Vergl. Hoffmann, Klaus: Karl Mays Beziehungen zur zeitgenössischen katholischen Presse Sachsens I, in: Jb-KMG 1988, S.393ff.
  50. Schmidt, Hartmut: Anmerkungen zu einer Tagebucheintragung Karl [recte: Klara] Mays, M-KMG 1983/56, S.25ff
  51. Hecker, Manfred: Karl Mays Kuraufenthalte 1907 und 1911 (Teil 2), M-KMG 1980/44, S.7ff.
  52. Hatzig, Hansotto: Mays letzte Reise nach Tirol, M-KMG 1977/34, S.2f.
  53. Bartsch, Ekkehard: Karl Mays Wiener Rede, Jb-KMG 1970, S.47ff.


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