Karl May in Esperanto


Schon elf Jahre vor dem Start der Serie "Carl May's gesammelte Reiseromane" im Verlag von F. E. Fehsenfeld (Freiburg i. Br.) wurde erstmals ein ausländischer Verleger auf den deutschen Abenteuerschriftsteller Karl May (1842-1912) aufmerksam. Die katholische Pariser Tageszeitung "Le Monde" begann am 12. November 1881, kurz nach dem Publikationsbeginn in der katholischen Familienzeitschrift "Deutscher Hausschatz", mit dem Abdruck von Teilen des späteren sechsbändigen Orientzyklus und markierte damit den Anfang einer Reihe von May-Übersetzungen, die von Frankreich ausgehend, inzwischen in mehr als drei Dutzend Ländern erschienen.

Bereits 1888 verlegte Herder in München ein unscheinbares Büchlein in Volapük von Dr. Karl May mit dem Titel "Tävaventürs in Kurdän ed in Lapän". Der Übersetzer Hans Baumann wollte offenbar mit der Publikation der Reiseerzählungen "Christi Blut und Gerechtigkeit" und "Saiwa tjalem" für die 1879 entwickelte Plansprache werben.

Im Jahr 1912 lagen bereits Übersetzungen von Mays Reiseerzählungen in 17 Sprachen vor. Bislang sind seine Werke, die inzwischen nicht nur im deutschen Sprachraum zur klassischen Abenteuerliteratur zählen, in 34 Sprachen bibliographisch erfaßt worden. Jüngster Zugang war im April 1998 "Winnetou III" in lateinischer Sprache. Er wurde vom Karl-May-Verlag (Bamberg-Radebeul) im Gewand der den Lesern seit über 100 Jahren vertrauten "grünen Bände" veröffentlicht. In dem 1913 in Radebeul gegründeten Verlag erscheinen neben "Karl Mays Werke" (80 Bände) auch Sonderausgaben und Reprints alter Ausgaben des Autors sowie Sekundärliteratur. Nach einer englischen Ausgabe von "Durch die Wüste" (In the Desert, 1955) und der genannten Latein-Übersetzung nimmt nun der Karl-May-Verlag einen weiteren fremdsprachigen Titel in sein Verlagsprogramm auf. Im Januar 1999 erschien "Liberigo - Eine Befreiung" (240 Seiten, m. Abb., ISBN 3-7802-3005-4, Preis DM 38,-) und damit der erste May-Text in Esperanto.

Kollage: Karl May in Esperanto

Der Erfolgsautor schrieb die Erzählung für den Sammelband "Die Rose von Kairwan" (Osnabrück 1894), in den er noch zwei frühere Arbeiten in Neufassung aufnahm. In "Eine Befreiung" griff der "Reiseerzähler" auf seinen vollen Motivenschatz zurück, den der May-Kenner Prof. Heinz Stolte in einem Essay treffend beschrieb: "Farbenprächtiger Orient mit Land und Leuten, Sitten und Gebräuchen, Geheimnissen und Gefahren, und mitten darin Kara Ben Nemsi, in ganzer Pracht und Herrlichkeit, das große Traum-Ich in großer Aktion, in Kashba und Wüste sich gleichermaßen bewährend."

Buch-RückseiteBuch-Vorderseite

Der Band "Liberigo" wurde mit einem Nachwort zu Mays Leben und Werk herausgegeben von dem Dresdner Karl-May-Forscher Hans-Dieter Steinmetz, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Karl-May-Hauses in Hohenstein-Ernstthal. Diese museale Einrichtung im Geburtshaus des Schriftstellers widmet in ihrer Dauerausstellung den seit 1945 erschienenen ausländischen Karl-May-Ausgaben eine gesonderte Abteilung. Als Textgrundlage diente der Übersetzerin Cornelia Rau aus Freiberg die Fassung der Erstausgabe von 1894, die dem Buch als reprographischer Nachdruck beigegeben wurde. Als Titelbild der Neuerscheinung wurde ein Werk des kongenialen Malers Zdenek Burian (1905-1981) ausgewählt, daß dieser in den dreißiger Jahren für die tschechische Ausgabe der Mahdi-Trilogie schuf und seitdem nicht wieder für eine Buchausgabe verwendet worden ist. Zu den Interessenten für die damit zweisprachige Ausgabe werden nicht nur Esperantisten aus aller Welt gehören, sondern auch May-Leser aus dem deutschen Sprachraum sowie Sammler von Reprintausgaben.


Karl-May-Haus Hohenstein-Ernstthal

Impressum Datenschutz