Widmung.
Ich fragte zu den Sternen
Ich fragte zu den Sternen
Ich fragte zu den Sternen
Wohl auf in stiller Nacht,
Ob dort in jenen Fernen
Die Liebe mein gedacht.
Da kam ein Strahl hernieder,
Hell leuchtend, in mein Herz
Und nahm all meine Lieder
Zu dir, Gott, himmelwärts.
Wohl auf in stiller Nacht,
Warum in jene Fernen
Er sie emporgebracht.
Da kam die Antwort nieder:
»Denk nicht an irdschen Ruhm;
Ich lieh dir diese Lieder;
Sie sind mein Eigenthum!«
Wohl auf in stiller Nacht:
»Gilt dort in jenen Fernen
Auch mir die Himmelspracht?«
Da klang es heilig nieder
»Du gingst von hier einst aus
Und kehrst wie deine Lieder
Zurück ins Vaterhaus!«
Grüß Gott, du liebes Tröpflein Thau!
Kommt dann aus gold-brokatnem Thor
In ihrem Kusse aufzugehen.
Ein solches Tröpflein bin auch ich
Da stieg sie auf, so himmlisch klar,
I n h a l t .
So einen Schmuck giebt es wohl nimmer:
Von jedem Hälmchen auf der Au
Spitzt es wie Diamantenschimmer.
Entstammt der Erde, harrst du froh
Dem holden Morgenlicht entgegen.
Tränkst deinen Halm und wirst ihm so
Nicht nur zur Zierde, auch zum Segen.
Die Königin des Tags gestiegen,
So strebst du sehnsuchtsvoll empor,
Dich ihrem Strahle anzuschmiegen.
Du fühlst, du bist ihr unterthan,
Du kannst nicht ohne sie bestehen
Und wirst gezogen himmelan.
Am Lebensmorgen einst gewesen,
Ein Tröpflein, das den andern glich,
Nicht auserwählt, nicht auserlesen.
Ich hing nicht hoch, ich wurde nicht
Von einer Rose stolz getragen;
Tief unten sah ich auf zum Licht
Und durfte kaum zu hoffen wagen.
So gnadenreich, voll Welterbarmen,
Und mich trieb es so wunderbar,
Mit ihr die Menschheit zu umarmen.
Es war, als ob ich beten müßt:
»O komm, und stille mein Verlangen!«
Da hat die Liebe mich geküßt,
Und ich bin in ihr aufgegangen.
Ich sehe Berge ragen
Ich sehe Berge ragen
Ich sehe Berge ragen
Der Himmelsglaube ist nicht Wahn und bringt nicht Wahn, sondern er erlöst vom Wahn.
Dort an der Steppe Rand.
Es soll mein Fuß mich tragen
Hinauf ins bess're Land.
Dort ladet, wie ich glaube,
Zur Ruhe man mich ein,
Und von dem Wanderstaube
Werd ich gereinigt sein.
Empor zum geistgen Ziel.
Es thürmen sich die Fragen,
Doch frage ich nicht viel.
Es wird ja doch beim Steigen,
Halt ich zuweilen an,
Sich ganz von selber zeigen,
Wie weit ich schauen kann.
Bis in des Lichtes Reich.
Der Glaube wird mir sagen
Den Weg, den rechten Steig.
Dort find ich offne Thüren;
Mein Engel tritt heraus
Und wird mich weiter führen
Bis in das Vaterhaus.
Ich bleib dir treu. Du wardst mit mir geboren
Ich bleib dir treu. Es wechselten die Zeiten
Ich bleib dir treu, du herrlicher Gedanke,
Sich vom Bösen befreien, ist das Schwerste, was es giebt, öffnet aber die Seligkeit.
Als mein Begleiter für das Erdenthal.
Wir gingen uns niemals, niemals verloren;
Ich war die Welt; du warst mein Sonnenstrahl.
Ja, ich die Welt! Es ist der Schöpfung Ganzes
Im Menschen klein, doch völlig dargestellt,
Und athmet es im Lichte deines Glanzes,
So ist es eine große, schöne Welt.
Es kamen Jahre, Monde, Tag und Nacht.
Sie waren Bilder einstger Ewigkeiten,
Und du hast sie verständlich mir gemacht.
Ich leb ein äußres und ein innres Leben,
Eins mehr für hier, das andre mehr für dort,
Und soll ich beiden Ziel und Richtung geben,
So find ich nur durch dich das rechte Wort.
Daß Gott auch meine kleine Welt regiert.
Vor dir fällt jede, auch die letzte Schranke,
An welcher selbst der Muth den Muth verliert.
Du warst die einzge Leuchte mir auf Erden
Und wirst sie mir für ewig, ewig sein.
Wer darnach trachtet, selig einst zu werden,
Der wird es nur durch dich, durch dich allein.
Es ward vom Herrn ein großes Wort geschrieben,
Es ward vom Herrn ein großes Wort geschrieben,
Es ward vom Herrn ein großes Wort geschrieben,
Große Gedanken sind Thaten Gottes, von ihm der Menschheit zur Materialisation übergeben.
Wie größer es kein andres, zweites giebt:
Wer Liebe finden will, muß selbst auch lieben,
Weil nur empfangne Liebe wiederliebt.
Und bliebe sie auch ohne Gegenspende,
So ist sie ja die ewge Gotteskraft,
Die aus sich selbst heraus und ohne Ende
Sich stete Fülle, neue Gaben schafft.
Wie größer es kein andres, zweites giebt:
Nur der versteht es, recht und wahr zu lieben,
Der die empfangne Liebe weiterliebt.
So soll von Sieg zu Sieg sie stetig streben,
Allgegenwärtig wie der Sonnenschein,
Zur Allmacht werden auch im Erdenleben
Und die Befreierin der Menschheit sein.
Wie größer es kein andres, zweites giebt:
Einst wird das Kind so, wie der Vater lieben,
Die Kreatur so, wie der Schöpfer liebt.
O Gott, o Liebe, nimm mich ganz zu eigen;
Ich gebe mich dir durch dich selber hin.
Führ mich in dich, und laß zu dir mich steigen,
Bis einst ich auch nur Liebe, Liebe bin!
Ihr sucht und sucht: »Wo ist die Ewigkeit?«
So wird von euch gesprochen und gedacht;
So hört es denn: Die Ewigkeit ist dort,
So lebt ihr also in der Ewigkeit;
Ruinen sind Reste steinerner Hieroglyphenschrift. Wer sie zu lesen und die an sie noch gefesselten Gedanken zu befreien versteht, der hat einen Blick in die Gerichtssitzung des jüngsten Tages gethan.
»Jenseits des Todes! Ueber unsern Sternen!
Hier ist die Zeit, und grad nur in der Zeit
Hat für das ewge Leben man zu lernen.
Hier sind die Jahre, Monde, Tage, Stunden;
Wir leben nach des Uhrenzeigers Lauf.
Hat er die Zwölf, die Mitternacht, gefunden,
So kommt die Ewigkeit, die Zeit hört auf.«
So hören es die Schüler von den Meistern,
Und während Einer frech darüber lacht,
Läßt sich der Andere davon begeistern.
Ihr meint, die Ewigkeit sei nur zu glauben,
Sei eine Zweifelssache, ein Vielleicht,
Und sendet aus der Arche eure Tauben,
Von denen keine auf zur Wahrheit steigt.
Ist hier, ist vor und nach euch, allerorten,
Der Zeitenraum, der grenzenlose Ort,
Der nur im Wechsel endlich ist geworden.
Sobald die ewge Liebe schöpfrisch handelt,
Hat ihren Rathschluß sie in Form gebracht
Und die Unendlichkeit in Zeit verwandelt,
Doch diese Zeit als ewig sich gedacht.
Euch ward die Gnade, sie als Zeit zu fassen.
Benützt ihr sie, so wird als Seligkeit
Der Herr sie euch für ewig, ewig lassen.
Wer dies nicht thut, dem steht der Abgrund offen,
Aus dem die Erdenstunde ihn gebar,
Und nur vom Himmel ist für ihn zu hoffen,
Daß er das wieder wird, was hier er war.
Du rechnest nach der Zeit der Erde
Durch deine Zeit ward dir geboren
Will's Gott in seiner Gnade geben,
Der wichtigste Tag deines jetzigen Lebens ist der allerletzte, der Todestag; aber der entscheidendste kann vor diesem schon jeder andere gewesen sein.
Und ahnst noch nichts von Himmelszeit.
Nach welcher Gott wohl rechnen werde,
Darüber weißt du nicht Bescheid.
Zwar hast du dem metallnen Munde
Die irdschen Zeichen eingeprägt,
Doch hörst du nicht die wahre Stunde,
Die tief in deinem Innern schlägt.
Des Lebens ganze, schwere Last;
Die wahre Zeit ging dir verloren,
Weil du sie nicht begriffen hast.
Nun schmerzt dich manche, manche Wunde,
Doch machte keine noch dich klug:
Du hast versäumt die Gottesstunde,
Als sie in deinem Innern schlug.
Daß sie dir nochmals schlagen mag,
So trittst du in ein neues Leben
An deinem ersten Himmelstag.
Nur lausche, lausche stets der Kunde,
Die dir sein Engel abwärts trägt;
Versäume nicht die Gottesstunde,
Wenn wieder an dein Herz sie schlägt!
Werdet frei! Ihr windet euch in Ketten,
Kam der Hauch des Herrn zur Erde nieder,
Hält die Fremde euch denn so gefangen,
Es giebt ein Geben, welches nimmt, und es giebt ein Nehmen, welches wie eine liebe Gabe erfreut.
Und der Glaube nur kann euch befrein.
Werdet frei! Gott möchte gern euch retten,
Aber grad durch ihn wollt ihrs nicht sein.
Ists so schwer, Verehrung dem zu zollen,
Der da war und ist in Ewigkeit?
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei. die ihr jetzt Sklaven seid!
Daß des Fleisches Ackerknecht er sei?
Oeffnet ihm die Heimatspforte wieder;
Macht ihn vom Gesindedienste frei!
Längst schon ist des Himmels Ruf erschollen;
Ihn zu hören, ists nun höchste Zeit.
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei, die ihr jetzt Sklaven seid!
Daß ihr eure Heimat nicht mehr kennt?
Könnt ihr nicht mehr zu dem Wort gelangen,
Welches euch beim rechten Namen nennt?
Wenn sie es euch offenbaren sollen.
Sind viel heil'ge Stimmen gern bereit.
Werdet frei! Ihr braucht es nur zu wollen;
Werdet frei, die ihr jetzt Skaven seid!
Wie ist der Himmel doch so weit
Wie ist der Himmel doch so nah!
Unendlich und doch endlich ist
Für dich giebts keinen letzten Tag
Der Himmel klopft öfterer bei uns an als wir bei ihm.
Entfernt von mir mit seinen Sternen!
Er baut zur Grenzenlosigkeit
Sich auf durch unmeßbare Fernen.
Es reicht mein schwacher Blick nicht hin,
Mir nur die nächste Welt zu zeigen;
Ich fühle, daß ich Erde bin,
Nicht wert, zu ihr empor zu steigen.
Er strahlt in mir mit tausend Sternen.
Fühl ich ihn nicht, er ist doch da;
Ich muß ihn nur erfassen lernen.
Die ganze Unermeßlichkeit
Der Liebe darf ich in mir tragen;
Es hemmt sie weder Raum noch Zeit,
Mich auf zu Gott, dem Herrn zu tragen.
Der Himmel um die kleine Erde,
Doch du in meinem Herzen bist
Der, den ich ewig haben werde.
Was andern Himmeln drohen mag,
Dir hat es nicht und nie zu gelten:
Und keinen Untergang der Welten.
Wie ist der Himmel doch so weit,
Und wie so nahe kann er liegen,
Wenn über unsre Blödigkeit
Der Glaube und die Liebe siegen.
Ich blick empor; ich schau in mich;
Dort darf ich nichts, hier Alles hoffen.
Mein Gott und Herr, ich bitte dich,
Erhalt mir diesen Himmel offen!
Schau auf, schau auf zum Firmament,
Der einz'ge Sonnenquell des Lichts
Schau auf, schau auf zum Sternenzelt,
Die Liebe ist die einzige wirkliche Macht; alles Andere ist entweder Gewaltthätigkeit oder Verschlagenheit.
Und laß von ihm dir zeigen:
Von allen Sternen, die ihr kennt,
Hat keiner Licht zu eigen.
Trotz ihrer Größe, ihrer Zahl
Sind sie nur Lichtverbreiter;
Ein jeder nimmt des andern Strahl
Und giebt ihn folgsam weiter.
Ist des Allmächt'gen Liebe,
Und selbst auch diese wäre nichts,
Wenn sie nicht leuchtend bliebe.
Sie geht im Strahlenkleide aus,
Sich selbst der Welt zu geben,
Macht jeden Stern zu Gottes Haus
Und küßt ihn wach zum Leben
Und laß von ihm dir sagen:
Die Liebe wird von einer Welt
Der andern zugetragen.
Giebt sie ein Stern dem andern nicht,
Weil er Gott nicht verstanden,
So ist er für sie ohne Licht
Und also nicht vorhanden.
Es fiel ein Stern, habt ihr gedacht,
Ists eine Welt, die im Entstehn
Das werdet ihr vielleicht, vielleicht
Die Auferstehung geschieht nicht erst nach dem Tode, sondern schon hier. Jeder Gedanke, welcher sich vom Irdischen löst, um zum Himmel zu streben, ist Auferstehung und Himmelfahrt zugleich.
Aus weiten, unbekannten Fernen.
Ging unter er in dunkle Nacht?
Blieb er am Himmel bei den Sternen?
Sich Kraft und Stoff zu holen strebte?
Wars eine Welt, die im Vergehn
Durchs Leuchten sich zu Ende lebte?
Durch eure Rohre noch ergründen,
Jedoch wer ihren Weg ihr zeigt,
Kann nur der Glaube euch verkünden.
Ich sah dich oft in stiller Nacht.
Ists um die Körper dir zu thun,
Doch weiter, weiter trachte nicht;
Der Weg zum rechten, wahren Schaun
Den großen Weltzusammenhang
In seiner Wunder ewgem Reich
Willst du ein Intervall verstehn
Dann lausche demuthsvoll und still,
Der nimmt und trägt dich hoch empor,
Die Menschheit lebt das Leben des Einzelmenschen --- und er das ihrige.
Du nahmst ins Rohr des Himmels Sterne
Und hast darüber nachgedacht,
Wie man sie wohl ergründen lerne.
So magst du deiner Forschung leben.
Die Wissenschaft darf nimmer ruhn;
Es ist ihr Schweres aufgegeben.
Die Allmacht läßt sich nicht bestehlen.
Gott gab den Sternen zwar das Licht,
Sie zu ergründen, wird dirs fehlen.
Steigt nicht empor auf Prismenstrahlen.
Es ist da Andres aufzubaun
Als Logarithmen-Dezimalen.
Regiert allein die Hand des Einen,
Durch die sich wie ein Lobgesang
Die Sphärentöne hell vereinen.
Ist keines seiner Schöpfungsworte
Und nie ein Ton dem andern gleich
Und doch harmonisch im Akkorde.
Von deinem Standpunkt aus, der Erde,
So mußt du bittend zu ihm gehn,
Ob er es dir erlauben werde.
Dein ganzes Sein ihm zugewendet,
Bis er dein Flehn erhören will
Und einen seiner Boten sendet.
Wo keine Gegenklänge stören,
Und dann wirst du im Weltenchor
Die Stimme deines Sternes hören.
Geh hin, mein Herz, und kniee nieder,
Geh hin, mein Herz, und kniee nieder,
Geh hin, mein Herz, und kniee nieder,
Geh hin, mein Herz, und kniee nieder,
Und sprich: »Nimm mich, o Vater, wieder!«
Im Himmel war ich mir zu klein;
Ich wollte Herr der Erde sein,
Und um sie ganz und ganz [gar] zu erben,
Gab ich den kühnen Preis, zu sterben.
Und sprich: »Nimm mich, o Vater, wieder!«
Mir war zu eng die Ewigkeit;
Ich trat als Sünder in die Zeit
Und hab in keiner ihrer Stunden
Das, was ich mir versprach, gefunden.
Und sprich: »Nimm mich, o Vater, wieder!«
Ich war verblendet, war bethört,
Als ich mich gegen dich empört,
Und will es niemals wieder wagen,
Dich nach dem Herrscherrecht zu fragen.
Und sprich: »Nimm mich, o Vater, wieder!«
Jetzt ist die Erde mir zu klein;
Ich will im Himmel wieder sein
Und bin bereit, um ihn zu erben,
Dem Irdschen wieder abzusterben.
Die Erde nimmt ohne Dank; Dank kennt nur der Himmel.
Gieb mir, o Mensch, was mir gehört,
Du bist aus deinem Vaterland
Nun will sie durch die Gleisnerin
Drum gieb die Sünde ihr zurück,
Es giebt keinen Tod für den, der ihn nicht zu fürchten braucht.
Und gieb der Welt, was sie dir borgte,
So ist sofort der Wahn zerstört,
Daß sie mehr als ich für dich sorgte.
Als Gast zu ihr hinabgegangen
Und hast dafür aus ihrer Hand
Nichts als die Sünde nur empfangen.
Dich fest und fester an sich binden.
Es soll des Kindes Heimatssinn
Das Vaterhaus nicht wiederfinden.
Und mach dich frei von ihren Ketten;
Bei mir liegt all dein Heil, dein Glück,
Und nur die Umkehr kann dich retten.
Hinauf zu dir will ich nur immer denken,
Hinab in mich will ich nur immer denken,
Hinauf, hinab will ich nur immer denken,
Ist es denn so schwer, anzunehmen, daß vor, hinter und rund um uns die Ewigkeit liegt, von welcher unsere Zeit nicht einmal ein ganzes kleines Tröpflein ist? Wir leben also mitten in der Ewigkeit, und nur der Sprachgebrauch versetzt uns in die willkürlich skandierte Dauer, der wir den Verlegenheitsnamen Zeit gegeben haben.
Hinauf zu dir, der ewig mein gedenkt.
Zu dir, will meinen Flügelschlag ich lenken,
Zu dir, der all mein Sehnen zu sich lenkt.
Es sind nicht stolze Höhen zu ersteigen
Es ist kein Flug, wie der Phantast ihn liebt,
Und doch gilt es, das Höchste zu erreichen,
Was es auf Erden für den Himmel giebt.
Wo es so falsch, so irrig für mich denkt.
In mich hinab will meine Kraft ich senken,
Der andern nach, die sich dorthin gesenkt.
Es sind nicht graus'ge Tiefen zu ergründen,
So weit hinab wie vorher himmelan,
Und dennoch ist der Abgrund unsrer Sünden
Das grausig Tiefste, was es geben kann.
So wie man dort ja meiner stets gedenkt;
Dann werd ich mir das Allerhöchste schenken,
Nachdem ich mir das Tiefste, mich, geschenkt.
Es ist nicht schwerer Rätsel Sinn zu lösen;
Es stürzt kein Himmel, keine Erde ein;
Nur möchte ich mich reinigen vom Bösen
Und gern ein Mensch nach Gottes Willen sein.
Steig nieder, liebes, heilges Wunder,
Steig nieder, liebes, heilges Wunder,
Steig nieder, liebes, heilges Wunder,
Wer sein altes Heim verläßt, pflegt vorher für ein neues zu sorgen. Wirst du dir, wenn du stirbst, eine himmlische Wohnung gesichert haben?
Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.
Senk dich zu mir, in mich herunter,
Und zünd in mir des Altars Kerzen an.
Sie harren dein, schon lange dir bereit;
O komm, o komm, es ist wohl an der Zeit!
Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.
Bring deinen Himmel mir herunter,
Und zünd am meinigen die Sterne an.
Sie harren dein, schon lange dir bereit,
Und sollen leuchten bis in Ewigkeit.
Das ich gern fassen möcht und doch nicht kann.
Dann geht zwar dein Geheimnis unter,
Doch bricht für mich der Tag des Schauens an;
Im Jubelton erschallt der Selgen Chor,
Und du trägst mich zum Wiedersehn empor.
Ich gehe fort, und dennoch geh ich nicht.
Ich gehe fort, und dennoch geh ich nicht.
Ich gehe fort, und dennoch geh ich nicht.
Jeder Mensch ist Schöpfer einer eigenen Welt. Seine Thaten sind die festen, seine Worte die flüssigen, seine Gedanken die imponderabilen Bestandteile dieser Welt. Er schafft sie sich nicht bloß für hier, sondern wird sich auch in jenem Leben nicht von ihr lossagen können.
Ade, mein Heim, und doch auch nicht ade!
Ich scheide zwar, doch leist ich nicht Verzicht,
Daß ich dich einst nach Jahren wiederseh.
Ob dich mein Fuß für eine Zeit verläßt,
Du hältst doch meine ganze Seele fest.
Ans Land, wo meine Wiege einst gestanden,
Bleib ich gekettet mit geheimen Banden.
Ade, lieb Mütterlein, und nicht ade!
Ob auch der Mund das Wort des Abschieds spricht,
Das Herz weiß doch, daß ich nicht von dir geh.
Treibt das Geschick mich in die Welt hinaus,
Es scheint nur so; ich bleib bei dir zu Haus.
Wohl mag der Gram mein Gehn ein Scheiden nennen,
Die Ferne kann nie Sohn und Mutter trennen.
Ade, ihr Lieben, und doch nicht ade!
Trägt mich der Tod jetzt auf zum ewgen Licht,
Wißt, daß unsichtbar stets ich bei euch steh.
Von Gott zu eurem Schutz herabgesandt,
Halt über euch ich meine treue Hand.
Es stirbt der Körper nur, und nach dem Tode
Wird mein Gebet für euch ein Himmelsbote.
Es ging ein Heil von oben aus,
Doch bleibt dem menschlichen Verstand
Er faßt in seiner Prosa nicht
Die Frage, wo das Paradies einst gelegen hat, soll uns nicht quälen. Sobald die Gnade Gottes es uns wieder öffnet, werden wir seine Thore ragen sehen.
Vom Paradies, vom Vaterhaus.
Die Engel trugen es zur Erde,
Damit es uns zu eigen werde.
Die Gottesbotschaft unbekannt,
Weil er das, was er denkt und dichtet,
Nach außen, nicht nach innen richtet.
Des Himmels herrlichstes Gedicht.
Zum Herzen nur ist es gekommen
Und wird von ihm allein vernommen.
Komm her, und sprich ein einzig Wort,
Du sprachst als Kind dies liebe Wort
Nun bist du längst das Kind nicht mehr,
Drum sprich dies Wort nun auch zu mir;
Ohne Tod kein Leben. Das wahre, gesunde Leben ist ein immerwährendes Absterben und Ausscheiden des Unbrauchbaren, um dem Brauchbaren Platz zu machen. Aber ist es erlaubt, dieses Absterben Tod zu nennen?
Ein Wort, so kinderleicht zu sagen.
Komm her, und geh nicht wieder fort;
Du brauchst vor mir ja nicht zu zagen.
Ich warte schon so lange dein;
O laß es nicht vergeblich sein!
So oft und gern, wenn du gelitten;
Es ward gehört am rechten Ort:
Das Vaterherz ließ sich erbitten.
Wie ist dies Wort so klein, so klein,
Und doch kann keines größer sein.
Das du einst warst in jenen Tagen,
Und wie so lang ist der nicht mehr,
Dem du dein Leiden durftest klagen.
Er ging; doch trat ich für ihn ein;
Die Liebe kann nicht sterblich sein.
Es kann dir doch so schwer nicht fallen.
O, hörtest du's im Himmel hier
Von aller Sel'gen Mund erschallen!
Sprich »Vater«, nur dies Wort allein,
Und ich will dir es ewig sein!
Geh hin, und schau in dich hinein
Geh hin, und bitte Gott, den Herrn,
Geh hin, und sündige nicht mehr;
Wer den Maßstab des Endlichen an das Unendliche legt, um es zu erforschen, dem wird bei seinem vergeblichen Bemühen auch noch dieses Maß verloren gehen.
Bis in die tiefsten Herzensfalten;
Dann stellt sich die Erkenntniß ein:
Du mußt dich gänzlich umgestalten.
In Gottes Buche steht ein Wort:
»Es sei denn, du wirst neu geboren,
So sinkst du hier und bist für dort
Und für die Seligkeit verloren.«
Er wolle gnädig dir verzeihen.
Er thut es; ja, er thut es gern,
Ob auch der Fehler viele seien.
Doch wer vielleicht sich darauf stützt,
Daß Gottes Gnade Alles wende,
Und seine Zeit und Kraft nicht nützt,
Für den geht plötzlich sie zu Ende.
Dir wird sehr viel, sehr viel vergeben.
Wird dir die Läuterung zu schwer,
So fehlt der Ernst, sie zu erstreben,
So sehr du dich dagegen bäumst,
Zum Scherz bist du hier nicht auf Erden,
Und Alles, was du jetzt versäumst,
Muß nachgeholt, gebüßt einst werden!
Streckt sich bittend dir entgegen
Güter, die dir Gott gegeben,
Gehst du dennoch da vorüber,
Sollte es wirklich wahr sein, daß es Menschen giebt, welche sich mit Anstrengung aller ihrer Logik bemühen, den Geist in das Reich der Fabel zu verweisen, und aber doch sich selbst für bedeutende Geister halten?
Eines Bettlers arme Hand,
Sei ein Theil ihr von dem Segen,
Der dir wurde, zugewandt.
Sind für Andre dir geliehn,
Und nur was du für das Leben
Brauchst, sollst du davon beziehn.
Wo Erbarmung nöthig ist,
O, so denke dort hinüber,
Wo du auch nur Bettler bist!
Vergieb, mein Herz, so wird auch dir vergeben;
Vergieb, mein Herz, so wird auch dir vergeben;
Vergieb, mein Herz, so wird auch dir vergeben;
Warum übt der Orient auf unsern Geist und unser Herz eine so große Anziehungskraft aus? Aus demselben Grunde, welcher Rückert trieb, sein Lied »Aus der Jugendzeit« zu dichten.
Nie trage nach; nie pflege deinen Zorn!
Es strömt aus dir im Blute mir das Leben;
Für Andre sei ein steter Freudenborn.
Gott machte dich so reich, so reich an Habe,
Doch meine nicht, sie sei für dich allein.
Indem du giebst, empfängst du selbst die Gabe;
Die allerschönste aber ist --- verzeihn.
Denk nicht, du stehest nicht in Andrer Schuld!
Wie lange willst du in derselben schweben?
Wie oft verlangst du, und wie viel, Geduld?
Des Nächsten Conto hältst du aufgeschlagen
Und stöberst seinem Soll und Haben nach;
Geh einmal hin, um bei ihm anzufragen,
Wie's mit dem deinigen wohl stehen mag!
Schau doch empor, und sag, du zittrest nicht!
Du magst es noch so sehr zu leugnen streben,
Da oben wartet deiner das Gericht.
Dann wirst du nicht nach deinem Maß gemessen,
Nach welchem du dir so gerecht erscheinst;
Drum wolle ja die Mahnung nie vergessen:
»Vergieb mein Herz!« D a s r e t t e t d i c h d e r e i n s t !
Hüte dein Auge; bewache es immer,
Hüte dein Auge; bewache es immer,
Hüte dein Auge; bewache es immer,
Stoff und Kraft sind nicht Zweierlei, sondern er ist ihre Materialisation, welche durch Auflösung wieder zur Kraft wird. Die häßliche Kohle verwandelt sich, indem sie durch das Verbrennen in Kraft übergeht, in helles Licht, wohlthätige Wärme und lebensvolle Bewegung.
Denn deine Seele, sie zeigt sich darin,
Sei es in sanftem, erbarmendem Schimmer,
Sei es verdüstert von grollendem Sinn.
Gutes und Böses bereiten die Hände;
Segen und Fluch, sie entquellen dem Mund;
Aber durch wundergeheime Verbände
Thun sie vorher schon im Blicke sich kund.
Nicht wegen Anderen, sondern für dich.
Täuscht dich sonst Alles, das Auge trügt nimmer,
Denn auch nach innen entschleiert es sich.
Prüfe dich fleißig, so wirst du entdecken,
Daß jede Regung ins Aug sich verirrt,
Um dort verräth'rische Lichter zu wecken,
Ehe zum Worte, zum Werke sie wird.
Halte es stetig in sorgender Hut.
Fühlst du im Blick einen glühenden Flimmer,
Warte und schweig, denn -- du bist jetzt nicht gut.
Warte und schweig, bis ein besseres Regen,
Welches die sündige Wallung vertrieb,
Zeit gewann, sich in dein Auge zu legen;
Dann rede frei, denn -- du bist wieder lieb.
Streu Blumen aus auf deinem Lebenspfad;
Streu Blumen aus auf deinem Erdenpfad;
Streu Blumen aus auf deinem Erdenpfad;
Es ist selbstverständlich, daß die forschende Wissenschaft Alles zergliedert, was Glieder hat; aber es ist unerfindlich, aus welchem Grunde der Psycholog auch die Seele wie ein Gliederthier behandelt.
Sie sind dir ja dazu gegeben!
Dies Blumenstreuen ist die beste Saat
Zur Ernte schon in diesem Leben.
Es kehrt ein jedes, auch bescheidnes Glück,
Nachdem es wo ein Leid geendet,
Gewiß verdoppelt und sehr bald zurück
Zu dem, der liebreich es gespendet.
Sie sind dir ja dazu gegeben!
Dies Blumenstreuen ist die beste Saat
Zur Ernte auch in jenem Leben.
Es bleibt die Saat der Liebe ewig grün,
Und ihre Blumen welken nimmer;
Sie werden dir einst schon entgegenblühn
Beim ersten Himmels-Morgenschimmer.
Sag nicht, du seist zu arm zum Geben!
Gelegenheit ist stets zur Liebesthat,
Und Blumen hat das ärmste Leben.
Meinst du, es müssen immer Rosen sein?
Gott kennt ja jede, jede Blüte.
Er fragt nicht, ob die Gabe groß, ob klein,
Er mißt sie nur nach deiner Güte.
Schon weicht das Flache hinter mir;
Es ist, als ob am Horizont
Hinauf, hinauf! Ich raste nicht;
Dann werde ich es heimlich, still,
Ihr kämpft um den Besitz dieser und streitet Euch über das Vorhandensein jener Welt, und doch ist es grad Euer Unfriede, welcher Euch verhindert, diese zu besitzen und jene zu erkennen.
Die Ebene beginnt, zu steigen.
So naht das Herz, Jehovah, dir,
Wenn hinter ihm die Zweifel weichen.
Ich Bergesspitzen leuchten sähe.
So reinigt, läutert, wärmt und sonnt
Die Seele sich in Himmelsnähe.
Ich darf und mag nicht unten bleiben.
Mein frömmstes, herzlichstes Gedicht
Will ich beim Glühn der Alpen schreiben.
In einem Kirchlein niederlegen;
Vielleicht gereicht's, so Gott es will,
Dem, der es findet, dann zum Segen!
Herr, gieb mir Schwingen, aufzusteigen
Herr, gieb mir Schwingen, aufzusteigen
Ja, gieb mir Schwingen, aufzusteigen ---
Warum war deine Kindheit ein irdisches Paradies für dich? Weil du keine Sorge zu haben brauchtest, denn der Vater sorgte für dich. Und doch verzichtest du auf ein viel herrlicheres Paradies, indem du deine Gottesheimath verleugnest und deine irdischen Sorgen höher stellst als die himmlischen des Vaters!
Aus dunkler Nacht zum hellen Licht!
Du willst mir deinen Himmel zeigen,
Und ich, ich komm und komme nicht.
Es halten mich die Eigenschaften
Des Staubes an der Erde hier;
Ich aber will nicht unten haften;
Hilf mir hinauf, hinauf zu dir!
Aus dunkler Nacht zum hellen Tag!
Wie lange Zeit soll noch verstreichen
Bis zu dem ersten Flügelschlag?
Soll bei der starren, irdschen Schwere
Dies mein Gebet vergeblich sein,
So sende deiner Engel Heere,
Daß sie mir ihre Flügel leihn!
O Herr, ich steig, ich steige schon!
Ich seh die Nacht dem Tage weichen
Und nähere mich deinem Thron.
Hinweg mit allen meinen Klagen,
Denn was ich bat, das ist geschehn:
Ich fühle mich emporgetragen
Und werde deinen Himmel sehn!
Ergieb dich drein, du liebes Menschenkind,
Ergieb dich drein, und forsch und hadre nicht;
Ergieb dich drein. Beschwerlich ist der Steg,
Der Körper des Menschen soll sich nach dem Tode langsam unter der Erde auflösen, damit alle seine Bestandteile Zeit finden, die ihnen bestimmte, neue Verbindung einzugehen. Das vorschnelle Verbrennen im Crematorium aber ist keine Auflösung sondern eine gewaltsame Verwandlung in Asche, bei welcher wichtige Imponderabilien dem Uebergange in eine Daseinsform entzogen werden, an der wir uns nicht versündigen sollten. Beim Tode hat nicht der Anatom und nicht der Chemiker das erste und das letzte Wort zu sprechen.
Daß deine Wege nicht die meinen sind.
Es kann nicht Alles so, wie du willst, sein;
Du bist nicht Herr; ergieb dich ruhig drein!
Thu, was die heilge Stimme in dir spricht.
Sie flüstert dir das einzig Richtge ein;
Sie täuscht dich nicht; ergieb dich ruhig drein!
Der deiner harrt, fernab vom breiten Weg.
Schlägst du ihn ein, schlägst du ihn gläubig ein,
So wird er dir ein Pfad zum Himmel sein!
Was thatest du, als ich dich einstens bat,
Was thatest du, als ich dich einst belehrt,
Was thatest du, als ich dich dann verließ?
Jetzt komme ich ein letztes Mal zu dir
Die Phantasie ist etwas ganz Anderes, als Ihr im gewöhnlichen Sprachgebrauche meint. Ihr sprecht von der Phantasie eines Dichters, weil er von Dingen redet, welche der Gegenwart unbekannt, ja ihr unwahrscheinlich sind. Aber nach Verlauf der Zeit werden sie als Wahrheiten offenbar. War er ein Phantast? Nein, sondern ein gottbegnadeter Seher. Die reine, keusche, dichterische Phantasie ist nichts Anderes, als die Seele selbst, welche über Zeit und Raum zu schauen vermag.
Nach Gottes Wohlgefallen nur zu streben?
Ich wollte dir das Glück des Lebens geben;
Nun aber sag, was galt dir da mein Rath?
Daß deine Wege falsche Wege seien?
Ich wollte dich vom Bösen gern befreien;
Nun muß ich fragen: Hast du dich bekehrt?
Ich glaubte wohl, du werdest mich vermissen
Und reuevoll um mich zu bitten wissen;
Nun frag ich dich: Was hat geholfen dies?
Und frage dich: Wozu bist du geboren?
Hörst du auch diesmal nicht, bist du verloren;
Ich bin es, dein Gewissen. Folge mir!
Es naht ein ernster, heilger Tag,
Ich halte da ein streng Gericht
Und wann kommt dieser ernste Tag?
Es giebt ein großes, erhabenes und beglückendes Gesetz, welches noch kein Mensch begriffen hat. Aber der Fürst, welcher sich, wenn auch unbewußt, von diesem Gesetze leiten läßt, wird das Glück seines Volkes sein.
An dem ich in mich forschen gehe,
Nach Allem, was ich suche, frag
Und vor mir selbst als Richter stehe.
Und prüfe nicht etwa gelinde,
Damit dereinst bei Gott ich nicht
Ein niederschmetternd Urtheil finde.
An jedem Morgen kehrt er wieder
Und schreibt der Stunden schweren Schlag
Für einst und ewig in mir nieder.
Schau nicht, schau nicht so um dich her,
Bau nicht, bau nicht ein festes Haus
Trau nicht, trau nicht dem eb'nen Weg,
Die irdische Gesetzgebung macht mit dem Einzelnen zuweilen sehr langen, mit den Völkern aber oft sehr kurzen Prozeß.
Als ob da deine Welt sich breite.
Die Erde nicht und nicht das Meer,
Zieh deinen Blick hinaus ins Weite.
Du wohnst hier nur im Wanderzelt;
Die Heimath fordert all dein Sinnen,
Und suchst du d e i n e w a h r e W e l t ,
So richte deinen Blick nach innen.
Als Heim auf irdschem Grund und Boden;
Man trägt dich doch dereinst hinaus
Und legt als todt dich zu den Todten.
D e i n w a h r e s H e i m , es ist nur dort,
Wohin du lebst und denkst, zu schauen,
Und jede That und jedes Wort
Trägst du ihm zu, um es zu bauen.
Den Tausende durchs Leben wandern.
Weich ab, weich ab zum steilen Steg,
Und laß sie lächeln, all die Andern.
Sieh auf die Thoren nicht zurück,
Und achte nicht auf ihre Stimmen;
Denn wisse wohl, d e i n w a h r e s G l ü c k
Liegt hoch und läßt sich nur erklimmen.
Frag doch einmal, und laß dir endlich zeigen,
Frag nicht die Welt, nicht sterbliche Propheten;
Und weißt du, wo du diese Wahrheit findest?
Ein Fürst, welcher nach den Wünschen seines Volkes fragt, handelt nach dem Vorbilde Gottes, welcher will, daß seine Kinder ihm die ihrigen im Gebete sagen.
Wohin du kommst, wenn du so weitergehst.
Du sollst nicht abwärts sondern aufwärts steigen;
Drum halte ein, und siehe, wo du stehst!
Schon Mancher, Mancher frug sie und beklagts.
Frag nur die Wahrheit, und sie wird dann reden;
Frag nur den Himmel, und der Himmel sagts!
Und weißt du auch, wo dieser Himmel ist?
Ich sehe, wie du dich verlegen windest;
Du weißt es nicht! Nun sag, bist du ein -- Christ?
Hast du gelebt? O, wolle Antwort geben:
Hast du geglaubt? O, wolle mir doch sagen,
Hast du gewirkt? O, wolle mich verstehen:
Die Erde wird dem Völkerfrieden nie freiwillig ihre Thore öffnen. Sie muß dazu gezwungen werden.
Hältst du dein Leben wirklich für ein Leben,
Das dich zu sich zurück, zum Leben, führt?
Wie weit bist du zum Urquell vorgedrungen,
Dem deine Seele, dem dein Sein entsprungen,
Dem deine ganze Strebenskraft gebührt?
Wie viele wohl von deinen Erdentagen
Den wahren, ächten Sonnenschein gekannt.
Der Glaube giebt Unendlichkeit des Schauens
Im klaren, warmen Lichte des Vertrauens
Und zeigt dir jenes, nicht nur dieses Land.
Ich sehe fleißig dich zur Arbeit gehen;
Du sorgst und kämpfest in und mit der Zeit.
Doch, öffnet sich dir einst die dunkle Pforte,
So knarren in den Angeln dir die Worte:
»Hast du gewirkt auch für die Ewigkeit?«
Ring dich nieder; ring dich nieder!
Ring dich nieder, um zu zeigen,
Ring dich nieder, bis zerronnen
Ring dich nieder; gehe unter,
Ring dich nieder; ring dich nieder;
Das Morgenland hat dem Abendlande geistig so viel, so viel geliehen, was dieses ihm mit Zinsen zurückzuerstatten hat. Wir werden noch lange, lange seine Schuldner sein.
Welch ein Wort und wie so wahr.
Sag dir's täglich, stündlich wieder;
Werde dir darüber klar!
Daß du deine Psyche kennst.
Du kannst dich nur dann erreichen,
Wenn du von dir selbst dich trennst.
Ist dein ganzes, ganzes Ich,
Dann hast Alles du gewonnen,
Was verloren ist für dich.
Bis du gänzlich dir entschwebst;
Dann geschieht das große Wunder,
Daß du tausendfältig lebst.
Lös dich auf, und gehe ein;
Sterbend auferstehst du wieder
Und wirst ein Verklärter sein!
Denk nicht an dich, wenn dir ein Weh
Dann fühlst du wohl, daß im Verzeihn
Du prägst jedem Werke deines Geistes oder deiner Hände die Spuren deiner Seele ein und trägst dadurch zur Offenbarung der Seele deines Volkes bei. Hast du jemals an die hieraus für dich entspringende Verantwortung gedacht?
Von irgend Jemand widerfährt;
Denk nur an ihn allein, und geh
Dorthin, wo dich's Gebet verklärt.
Ein zweifach großer Segen liegt:
Du hast nicht über dich allein,
Du hast auch über ihn gesiegt.
Greif zu, o Mensch, greif zu,
Wer diesen Wink des Himmels nicht beachtet,
Greif zu, o Volk, greif zu,
Wenn diesen Fingerzeig du nicht beachtest,
Greif zu, o Fürst, greif zu,
Ein Herrscher der des Himmels Stimme achtet.
Jedem Gedanken eines logischen Denkers entspringen, sobald er zu Ende gedacht worden ist, neue Gedanken, welche sich aus ihm gebären, um nach ihrer Vollendung wieder zu weiteren zu führen. So entwickeln sich im großen Zusammenhange der Gedankenwelten aus jeder zu Ende gelebten Welt neue Welten, um, indem sie sich ausleben, abermals ferneren das Dasein zu geben.
Wenn dir der Himmel reicht die offne Hand,
Sonst denke nicht, daß du
Einst seist im Buch des Glückes mit genannt.
Der sieht auch nicht des Himmels Rathschluß ein
Und wird, wie er auch nach dem Glücke trachtet,
Doch ohne Glück, so lang er trachtet, sein.
Wenn dir der Himmel reicht die offne Hand,
Sonst denke nicht, daß du
Einst seist im Buch der Völker mit genannt.
Wirst du dem Tod, dem Untergang dich weihn
Und, ob du auch nach Glanz und Führung trachtest,
Doch unter Völkern nur ein Völkchen sein.
Wenn dir der Himmel reicht die offne Hand,
Sonst denke nicht, daß du
Einst seist im Buch der Fürsten mit genannt.
Die ihn beruft, der Völker Heil zu sein,
Bei dem stellt sich das Glück, nach dem er trachtet,
Ja ganz von selbst, als Himmelsgabe, ein.
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen,
Die Psalter und die Harfen sind zerbrochen,
Geht nach dem Morgenland; vernehmt die Weisen,
Es giebt nur deshalb keinen Verkehr zwischen hier und dort, weil der Unglaube den Brückenbau von unserer Seite aus verhindert.
Die einst zum Saitenspiele dort erklungen.
Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen
Und wurden doch für Andre auch gesungen.
Die Sänger starben, doch seht ihr die Noten
Der Lieder noch, wenn ihr vor Säulen steht,
Und mit dem Auge hört ihr noch der Todten
Gesänge, wenn ihr durch die Trümmer geht.
Zu denen Davids Stimme man gehört,
Und wo der Herr durch Steine einst gesprochen,
Liegt ihre Harmonie, ihr Reim zerstört.
Doch seht ihr wo ein Kapitäl noch ragen,
Ein steinern Lied, im zarten Mondesschein,
So dürft ihr im Gedicht es heimwärts tragen
Und der Verstorbnen fromme Erben sein.
Die dorten einst in Wort und Werk erklungen.
Sie sollten Gott, den Einzigen, nur preisen
Und wurden doch für ihn nicht ausgesungen.
Die Töne hört, die sich aus Trümmern ringen;
Vernehmt ihr Klagen, und befreiet sie;
Dann wird in Euern Liedern neu erklingen
Des Morgenlandes Gottespoesie!
Es klang ein Lied vom Himmelszelt
Nur durch der Vöglein lauschend Ohr
Doch wo man einen Menschen sieht
Wie es latente Wärme giebt, so giebt es auch latente Liebe. Haben wir sie befreit, so nennen wir sie Dankbarkeit.
Hell über allen Landen,
Doch hat es in der weiten Welt
Wohl Niemand recht verstanden.
Ist tiefer es gedrungen
Und wird seitdem als Frühlingschor
In Feld und Wald gesungen.
Durch Busch und Auen gehen,
So kann er leider dieses Lied
Noch immer nicht verstehen.
Komm her; komm her, du fremder Wandersmann;
Ein jeder Mensch, der nach dem Himmel strebt,
Dort nimmt sie es mit Freuden in Empfang
Gott hat den Eltern einen größern Einfluß gegeben, als sie ahnen. Ihre Macht über die Kinder reicht noch über den Tod, über Körper, Raum und Zeit hinaus.
Geh nicht vorbei an unbekanntem Grabe.
Hör mich, ja auch um deinetwillen, an,
Und glaube, was ich dir zu sagen habe!
Soll hier ein liebes, gutes Wörtlein sagen;
Es wird der Seele, die da oben lebt,
Auf Händen des Gebets emporgetragen.
Und lächelt dankbar auf den Spender nieder,
Und dieses Lächeln strahlt ihm lebenslang
Das, was er gab, mit tausend Zinsen wieder.
Siehst du dort an des Abgrunds Rand
Nun steig einmal, du stolzer Mann,
Du wanderst kühn von Trug zu Trug
Du weißt, daß dein Körper des immerwährenden, unausgesetzten Stoffwechsels bedarf. Deine Seele ebenso. Weißt du auch das? Hast du noch nicht ihren Hunger, ihren Durst beachtet? Gieb ihr, was ihr nöthig ist, aber nicht Lüge anstatt Wahrheit und nicht Finsterniß anstatt Licht!
Die Schaar der Kinder sorglos schreiten?
Kaum noch die Breite einer Hand,
So ist der Sturz nicht zu vermeiden.
Zu ihren Füßen gähnt der Tod;
Vor Angst will dir das Herz erkalten,
Doch ob er grinst, und ob er droht,
Sie werden unsichtbar gehalten.
Hinauf, desselben Wegs zu gehen!
Warum schaust du mich fragend an?
Warum bleibst du so zagend stehen?
Du fragst und zagst ja nie und nicht
Auf deinen steilen Zweiflerspfaden;
Wie kommts, daß jetzt der Muth dir bricht?
Ich glaub, ich habe es errathen.
Am Abgrund deiner geistgen Oede,
Doch hier vor diesem Bergeszug,
Da schwindelt dir, da wirst du blöde.
Nun schau hinauf zum Felsenjoch,
Und sieh den sichern Gang der Kleinen:
Sie haben ihre Engel noch;
Du aber sag, wo sind die deinen?
Ich saß im lieben, trauten Stübchen,
Ich wachte an dem Krankenlager.
Er stand vor mir im halben Dunkel,
Es lag die Bibel aufgeschlagen,
Bin ich dereinst bereit zum Scheiden,
Wer giebt dir das Recht, über den Glauben Anderer zu lächeln? Du glaubst doch wenigstens ebenso fest wie sie, aber freilich nicht an Gott sondern an die Unfehlbarkeit deiner Trugschlüsse.
Grad als der Tag dem Abend wich.
Mein kleines, süßes Herzensbübchen
Schlang seine Aermchen warm um mich.
Da strich, nicht etwa von der Sonne,
An uns vorbei ein lichter Schein,
Und ich gedachte voller Wonne:
»Das wird des Kindes Engel sein!«
Es war so düster in dem Raum!
Der Leidenden Gesicht so hager;
Man unterschied die Züge kaum.
Wir beteten; da plötzlich legte
Sich um ihr Haupt ein lichter Schein,
Der den Gedanken in mir regte:
»Das wird der Kranken Engel sein!«
Die Klinge in der Faust bereit;
Des Augs verrätherisch Gefunkel
Gab mir zum Weichen nicht mehr Zeit.
Da, als er auszuholen wagte,
Floß zwischen uns ein heller Schein;
Es sank die Hand; ich aber sagte:
»Das wird vielleicht dein Engel sein!«
Und der Verleumder stand dabei,
Um auf das heilge Buch zu sagen,
Daß seine Lüge Wahrheit sei.
Da war ein fremder Ton zu hören,
Wie überirdisch, warnend, fein.
Der Mann schrie auf: »Ich will nicht schwören,
Denn das, das wird mein Engel sein!«
Und ihr steht weinend um mich her,
So mag es Tröstung euch bereiten,
Daß ich zurück zum Vater kehr.
Habt Acht auf einen lichten Schimmer,
Auf einen Ton, ersterbend lind,
Und trifft es ein, so zweifelt nimmer,
Daß dies dann meine Engel sind!
Ich hab gefehlt, und du hast es getragen,
Du starbst ja nicht; du bist hinaufgestiegen
Komm mir im Traum; komm in der Dämmerstunde,
Lächle nicht darüber, denn es ist wahr: Deine Gedanken, Worte und Werke werden in das »Buch des Lebens« von keinem Andern als von dir selbst eingetragen.
So manches Mal und, ach, so lang, so schwer.
Wie das mich nun bedrückt, kann ich nicht sagen;
O komm noch einmal, einmal zu mir her!
Zu reinen Geistern, meiner Mutter Geist.
Ich weiß, du siehst jetzt betend mich hier liegen;
O komm, o komm, und sag, daß du verzeihst!
Wenn, Stern um Stern, der Himmel uns umarmt.
Bring mir Verzeihung, und bring mir die Kunde,
Daß auch die Seligkeit sich mein erbarmt!
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
Ich schlafe ein an meiner Mutter Brust;
Sobald der Mensch sich mit Andern um Gott und Gottes Liebe streitet, hat er ihn und sie verloren.
O welche Wonne, welche selge Lust!
Die Mutter ist so fromm; sie ist so rein,
Und ich will so wie sie auch immer sein.
O welche Wonne, welche selge Lust!
Sie ist so lieb; sie ist so mild, so gut;
Ich sag ihr Alles, was mir wehe thut.
O welche Wonne. welche selge Lust!
Geht sie dereinst in Gottes Himmel ein,
Wird sie mein Engel, o mein Engel sein!
Sie trug mich stets auf ihren Armen;
Und wenn ein böser Traum mich schreckte,
Zwar ist sie längst von mir gegangen;
So oft ich Sterne leuchten sehe,
Denke nach! Giebt es einen Menschen ohne Religion? Ja, meinst du. So sag, giebt es einen Menschen ohne Cultus? Gewiß keinen!
Sie lehrte mich den ersten Schritt,
Und weinte ich zum Herzerbarmen,
So weinte sie erbarmend mit.
Wenn sie des Abends mich ins Nestchen
Mit linder Segenshand gebracht,
So bat ich: »Bleibe noch ein Restchen«,
Und meinte da »die ganze Nacht«.
So saß sie da beim kleinen Licht,
Nahm weg den Schirm, der es bedeckte,
Und sah mir liebend ins Gesicht.
Trotz ihrer hellen Augensterne
That ich sodann die Frage doch:
»Ich träume ohne dich nicht gerne;
Großmütterchen, sag, wachst du noch?«
Ich selbst bin alt, fast schon ein Greis,
Und fühl mich doch von ihr umfangen,
Die mich noch jetzt zu segnen weiß.
Stets ist es mir, geh ich zur Ruhe,
Als setze sie sich zu mir hin,
Und wenn ich etwas Wichtges thue,
Kommt sie mir hilfreich in den Sinn.
Hell wie in meiner Jugendzeit,
Hör ich ihr Wort: »Was auch geschehe,
Du und dein Glück, ihr seid gefeit.«
Dann möcht ich, wie in jenen Tagen,
Zwar überflüssig, aber doch
Die lieben, lieben Sterne fragen:
»Großmütterchen, sag, wachst du noch?«
Es ist ein linder Frühlingshauch
In meine Seele ist ein Strahl
Wie gedankenlos wir Menschen in der Bildung und Anwendung von Begriffen und Worten sind! Man spricht z. B. von Ruhe; aber durchforsche die ganze sichtbare und unsichtbare Welt, und bringe mir dann ein einziges Beispiel, welches beweist, daß es Ruhe giebt!
Heut übers Feld gegangen,
Und nun will Wiese, Baum und Strauch
In tausend Blüthen prangen.
Schon morgen wohl, schon über Nacht
Giebts rings ein duftend Sprießen;
O Frühlingswonne, Frühlingspracht,
Sei mir, sei mir gepriesen!
Vom Himmel mir gedrungen,
Und nun sind Blüthen ohne Zahl
Wie draußen aufgesprungen.
Das sproßt und treibt, will dankbar sein,
Will Glück und Freude spenden.
Herrgott, laß diesen Sonnenschein
Doch niemals in mir enden!
Die Sonne krönt den goldnen Tag;
Mein Gott und Vater, nahmst du mir
Wie wird mir doch? Es tagt und tagt
Auch die innere Welt hat ihre Centrifugal- und ihre Centripedalkraft: das Gute, welches nach oben, und das Böse, welches nach unten strebt.
Der Abend nennt die Sterne sein;
Wo nur ein Aug sich öffnen mag,
Glänzt ihm ein Licht, ein Himmelsschein.
Doch all die Wonne, all die Pracht,
Mein todter Blick erfaßt sie nicht;
In meines Daseins dunkler Nacht
Giebts keine Sonne, giebts kein Licht.
Der Erde schönstes, freistes Gut,
So ruf ich flehend auf zu dir
Um deinen Schirm, um deine Hut.
Hör mein Gebet; vernimm den Schrei;
Ich bin dein Kind; verstoß mich nicht.
O halt mich fest, Herrgott, und sei
Du meine Sonne, du mein Licht!
Mir in des Herzens Nacht hinein,
Und eine Stimme in mir sagt:
»Der Herr der Welt erbarmt sich dein!«
Es wird die Seele mir so weit;
Nun bin ich still und zage nicht,
Denn du, o Allbarmherzigkeit,
Bist meine Sonne, bist mein Licht!
Ich bin so müd, so herbstesschwer
Ich bin so müd, so herbstesschwer
Weißt du, was unter »Gebet« zu verstehen ist? Nicht allein der Mensch betet; Gott betet auch!
Und möcht am liebsten scheiden gehn.
Die Blätter fallen rings umher;
Wie lange, Herr, soll ich noch stehn?
Ich bin nur ein bescheiden Gras,
Doch eine Aehre trag auch ich,
Und ob die Sonne mich vergaß,
Ich wuchs in Dankbarkeit für dich.
Und möcht am liebsten scheiden gehn,
Doch, brauche ich der Reife mehr,
So laß mich, Herr, noch länger stehn.
Ich will, wenn sich der Schnitter naht
Und sammelt Menschengarben ein,
Nicht unreif zu der Weitersaat
Für dich und deinen Himmel sein.
Es ging ein Schwert durch meine Seele,
Nun wird es langsam sich verbluten.
Es ist der große Zweck der Leiden,
Kein Mensch ist so vollständig ungläubig, daß ihn der Gedanke, er könne sich vielleicht irren, nicht doch zuweilen ein wenig bange macht.
Wie es einst durch Maria ging.
Ob ichs gesteh, ob ichs verhehle,
Daß ich zu sehr im Irdschen hing,
Es ward durch dieses Schwert getroffen,
Und ich, ich laß die Wunde offen.
Zwar ists mein eignes Blut, das fließt,
Doch auch die Gegnerschaft des Guten,
Die aus der Wunde sich ergießt.
Ich laß das alte Leben rinnen,
Ein neues, bess'res zu gewinnen.
Der durch die ganze Schöpfung geht:
Sie nahen nur, um auszuscheiden,
Was Gottes Rathschluß widersteht.
Ich will im Leid, das mir geschehen,
Nur göttliche Erziehung sehen.
Ich war ein Kind, als hilflos ich gelegen
Ich blieb ein Kind und ruhte wohlgebettet
Ich bin ein Kind noch heut, in Greisesjahren,
Du sagst, du glaubest fest an Gott. Gut! Aber einen wenn auch ganz, ganz, ganz kleinen Götzen hast du doch noch nebenbei? Hand aufs Herz! Ja?
Im Arm der Liebe, die mich einst gebar,
Und diese Kindheit wurde mir zum Segen,
Als außer ihr mir nichts zum Segen war.
Im Gottvertrauen meiner Kindlichkeit.
Sie hat mich tausend-, tausendmal gerettet
Und zeigte mir den Weg zur Seligkeit.
Dein Kind, mein Gott, und strebe zu dir hin.
O wolle diese Kindschaft mir bewahren,
Bis ich bei dir in deinem Himmel bin!
Ich kehre heim! Auch ich ging wie die Andern
Ich kehre heim! Ich sehe rings ein Trachten
Ich kehre heim! Ich bin des Hastens müde
Ich kehre heim! Ich sehne mich nach Ruhe,
Den Zweifler kannst du noch überzeugen, den Ungläubigen nicht; seine Umkehr steht allein in Gottes Hand.
Hinaus ins Leben, in die weite Welt.
Doch nirgends bot sich mir bei meinem Wandern
Die rechte Stelle für mein kleines Zelt.
Es störte mich das Locken und das Prahlen
Mit nichtgem Tand, mit eitlem Trug und Schein;
Ich wollte nicht das Blei mit Gold bezahlen
Und nicht der Erde meinen Himmel weihn.
Nach Zielen, die nicht meine Ziele sind.
Ich will zur Heimath; mag man mich verachten,
Daß da ich sein will, wo ich war als Kind.
Ich will zurück zu jenen selgen Tagen,
Wo ich an dich und deiner Engel Schaar
So innig glaubte, ohne viel zu fragen,
Und nur dein Kind und gar nichts Andres war.
Nach Flitterkram, nach gleißnerischem Ruhm.
Sei du mein Stab; führ mich in deiner Güte
Zu meiner Kindheit süßem Heiligthum!
Ich weiß es ja, dies Trachten und dies Dichten
Bringt nicht das wahre Heil, das wahre Glück;
Ich will so gern, so gern darauf verzichten
Und kehr in meine Jugendzeit zurück.
Und diese find ich nur und nur in dir,
Denn was ich für das Zeitliche hier thue,
Das rächt sich an dem Ewigen in mir.
Ich kehre heim. Mein himmlischer Berather,
Ich bin so gern dein Kind, so gern noch klein;
Du warst schon meiner Jugend Schirm und Vater
Und sollst es, wenn ich sterbe, auch noch sein!
Ich segne dich. Ich sah die Thräne stehn
Ich segne dich. Ich sah dich betend knien;
Ich segne dich, weil du um Gnade batst,
Denke dir im Verkehr mit deinem Nächsten stets, daß bei dir dein und bei ihm sein Engel stehe und der eine sich über dich freuen, der andre dich liebgewinnen will.
Im Auge, das du bittend zu mir hobst.
Ich segne dich. Ich sah dich in dich gehn
Und höre, was du dir und mir gelobst.
Es ist ein Jubeltag dem Paradies
Und allen seinen Seligen bescheert,
Wenn eine Seele, die es einst verließ,
Am Arm der Einsicht reuig wiederkehrt.
Ich hörte es, du habest dich ermannt
Und wollest endlich, endlich heimwärts ziehn,
Da du den Weg zum wahren Heil erkannt.
Ich segne dich, wie Niemand segnen kann
Als ich, die ewge Liebe, nur allein,
Und fühlst du diese meine Liebe, dann
Wirst du für immerdar gesegnet sein.
Denn du warst mir noch immer, immer lieb.
Du Armer wußtest ja nicht, was du thatst,
Als dich der Irrthum aus dem Himmel trieb.
Ich segne dich, und dieser Segen faßt
In sich des Himmels ganze Seligkeit:
So wie Vergebung du gefunden hast,
Sei zum Verzeihen stets auch du bereit!
Wunsch.
Tret in ein Gotteshaus ich ein,
Tret in ein Gotteshaus ich ein,
Tret in ein Gotteshaus ich ein,
Verlange nicht vom einzelnen Tropfen des Meeres, daß er dein Schiff trage, und nicht vom einzelnen Menschen, daß er grad dir Gutes thue. Beurtheilst du deinen Nächsten nur nach seinem Werthe für die Allgemeinheit, so wird es dir nicht mehr schwer werden, die wahre christliche Nachsicht zu üben.
So soll es hell und freundlich sein.
Die Dunkelheit, ich lieb sie nicht;
Ich will es um und in mir licht.
Möcht dennoch es auch schattig sein.
In Gottes Schatten ruht sich's lind;
Ich freue mich, wo ich ihn find.
Soll es des Vaters Haus mir sein.
Wenn seine liebe Glocke schallt,
Komm ich gewiß, komm alsobald.
Ein Glöcklein hör ich klingen
Ein Glück, weil es mich mahnet:
Ein Weh auch, denn nur Einer
Kleine Menschen treiben alles ihnen Unangenehme ins Große und Schlimme. Große Menschen sehen das Schlimme an ihren Mitmenschen entweder klein oder gar nicht.
Wohl über den lauschenden See;
Das will mir immer bringen
Ein wonniges Glück und ein Weh.
»Fahr über, und glaube an mich;
Was keine Erde ahnet,
Bereitet der Himmel für dich!«
Setzt über und betet allein.
Will außer mir denn Keiner
Gerettet und selig dort sein?
Siehst du an des Berges Hange
Liebst du es, mit Gott zu reden,
Bist du Zweifler, nun, so falte
Und bist du vielleicht gescheidter
Ja, siehst du am Bergeshange
Das Ich besitzt Daseinsberechtigung nur für sich selbst. Für Andere muß es als Einzahl verschwinden, um in der Mehrzahl stark und herrlich aufzuerstehen.
Irgendwo ein Kirchlein stehn,
Warte, warte ja nicht lange;
Sei so gut, hinein zu gehn!
Kniee hin, und bete still;
In der Kirche hört er Jeden,
Der ihm Etwas sagen will.
Wenigstens die Hände stumm,
Daß der Herr dich noch erhalte,
Wenn du auch nicht weißt, warum.
Als die »Einfalt, welche glaubt«,
Nun, so thue gar nichts weiter
Als: entblöß dein stolzes Haupt.
Irgendwo ein Kirchlein stehn,
Dieses Opfer währt nicht lange:
Sei so gut, hinein zu gehn!
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Kannst du noch beten? Sag, kannst du es noch?
Irdische Liebe wird die Feindin der Gebenden und der Nehmenden, wenn nicht schützend die Hand des Verstandes über ihnen schwebt.
Wenn nicht, so denk an deine Mutter doch,
Wie sie so liebend über dir gewaltet
Und dir die kleinen Händchen fromm gefaltet,
Damit der liebe Gott ihr Glück bewahre.
Und dieses Glück warst du -- wie viele Jahre?
Wenn nicht, so denk an deine Kinder doch!
Hältst du's für überflüssig, sie zu lehren,
Den Herrn und Vater gläubig zu verehren?
Was kann der irdische von ihnen wollen,
Wenn sie den himmlischen nicht achten sollen?
Wenn nicht, so fasse Muth; versuch es doch!
Es wartet Gott wohl gar Zeit deines Lebens
Nur auf ein kleines Wörtchen, doch vergebens.
Die Todesangst wird dieses Wort dir zeigen,
Vielleicht zu spät; die Antwort ist dann -- Schweigen!
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Sei mir gegrüßt in stiller Stunde,
Dein Scherz sei wie ein frischer, reiner Hauch, der den Staub der Straße von der Blume weht, nicht aber wie der scharfe Windstoß, der sie welken macht.
Du liebes, frohes Händefalten!
Du trägst zum Himmel auf die Kunde,
Daß ich vertraue seinem Walten.
Des Tages Last ist mir genommen,
Und meine Seele ruht im Herrn;
Ich darf mit Dank und Bitten kommen,
Und ich, ich komme ja so gern.
Du liebes, frohes Händefalten!
Du bringst vom Himmel mir die Kunde,
Daß mich des Vaters Hand wird halten.
Des Tages Stimmen sind verklungen,
Und meine Seele ruht im Herrn;
Es tönen in mir andre Zungen,
Und ich, ich höre sie so gern.
Du liebes, frohes Händefalten!
Steig auf und nieder, Himmelskunde,
Mich für das Jenseits zu gestalten.
Will einst der letzte Tag verschwinden,
Ruht meine Seele in dem Herrn
Und wird die Heimath wiederfinden,
Nach der sie sucht so gern, so gern.
Hilf mir, o Gott, nur deinen Weg zu gehen,
Hilf mir, o Gott, stets deiner zu gedenken,
Hilf mir, o Gott, mich endlich zu besiegen;
Mancher Mensch ist im Großen gütig, kann sich aber nicht überwinden, es auch im Kleinen und Einzelnen zu sein. Gottes Güte aber ist im All und im Atom gleich groß.
Den einzgen Weg, der uns zum Heile führt.
Ich fühl um meine Stirn ein lindes Wehen,
Das wie ein Hauch von oben mich berührt.
Dorthin will ich des Glaubens Flügel schlagen,
Die mich durch dich empor und zu dir tragen.
Und was ich thu, auf dich nur zu beziehn.
Woll dich in mich, laß mich in dich versenken
Und Alles, was mich von dir scheidet, fliehn.
Ich will nur dich allein im Aug behalten
Und geistig mich durch dich für dich gestalten.
Ich weiß es ja, ich bin mein ärgster Feind.
Ich will niemals, auch mir nicht, unterliegen;
Nur dieser Sieg ist's, der mich dir vereint.
So hilf mir denn, hilf deinem schwachen Kinde,
Daß ich durchs Vaterherz den Himmel finde!
Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,
Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,
Herr, schau mich an! Ich lieg vor dir im Staube,
Die Kunst ist die irdische Schwester ihrer himmlischen, der Religion. Sie hat die Erscheinungen und Beziehungen des Erdenlebens vom Gesichtspunkte des Schönen und Edlen aus darzustellen und dadurch dahin zu wirken, daß dieses Edle und Schöne sich am Menschen aus dem Ideale zur Wahrheit entwickele. Sie ist also neben der Religion die berufenste Lehrerin des Menschengeschlechtes.
Und bis du mich erhörst, so lange bleib ich liegen.
Wie Noah damals ausgesandt die Taube,
So laß ich mein Gebet nach deiner Gnade fliegen.
Ich sündigte im Himmel und vor dir;
Verzeihe mir, mein Gott, verzeihe mir!
Ein bittend Kind vor seines Vaters Thüre.
Ich hatte dein vergessen, doch erlaube,
Daß mich die Reue wieder zu dir führe.
Ich will hinfort dir gern gehorsam sein;
O laß, mein Gott, o laß mich wieder ein!
Doch hör ich schon des Engels Schritte klingen.
Er naht und wird mir Alles, was ich glaube,
Verzeihung, Hilfe und Erlösung bringen.
Er führt mich wieder, wieder zu dir hin,
Und ich, ich fühl. daß ich im Himmel bin!
Verlaß mich nicht! Ich steh im dunkeln Land.
Verlaß mich nicht! Herr, hör mein Flehen an.
Verlaß mich nicht! Es winkt mir Zion schon.
Das Theater soll nicht ein Rendez-vous für bevorzugte Klassen, sondern eine Volksschule im wahrsten und besten Sinne dieses Wortes sein.
Führ mich zur Wahrheit, Herr, an deiner Hand.
Ich sehne mich nach deinem Licht;
Verlaß mich nicht, o Herr, verlaß mich nicht!
Hinüber schaut mein Aug nach Kanaan.
Gieb mir, was dein Prophet verspricht;
Verlaß mich nicht, o Herr, verlaß mich nicht!
Ich seh den Himmelsglanz um deinen Thron.
Es leuchtet mir dein Angesicht;
Verlaß mich nicht, o Herr, verlaß mich nicht!
Ich ging im Traum zum Himmel ein
Sie schwebten leuchtend hin und her,
Doch ob ich ohne Unterlaß
Das that mir so unendlich leid,
O, könnte Jeder so, wie ich
Nirgends zeigt sich der Mensch mehr als Mensch, als wenn und wo er Mensch sein soll.
Und blieb dort an der Thüre stehen.
Ich sah so viele Engelein
Hinaus und wieder einwärts gehen.
Der Himmel hier und dort die Erde,
Auf letzterer zu fragen, wer
Sich ihnen anvertrauen werde.
Auf ihr Bemühn, ihr Sorgen schaute,
Es war so wunderselten, daß
Sich ihnen Jemand anvertraute.
Daß ich von meinem Traum erwachte
Und nun seitdem und allezeit
Den Engeln zu gehorchen trachte.
Einmal im Traum zum Himmel gehen,
Es würde dieser sicherlich
Nicht mehr vergeblich offen stehen!
Du hast den Kopf zum Sinnen und zum Denken,
Du hast die Hände, welche wirken sollen;
Der gewöhnliche Mensch vergiebt vielleicht einen Fehler; aber die Folgen eines Fehlers wird er nie vergeben.
Kannst auf- und abwärts dein Bestreben lenken;
Laß es zur Höhe oder Tiefe gehen,
Doch harr' des Richters, ob du wirst bestehen.
Du hast das Herz; nie ist's im Leben still;
Es schlägt für gut und bös, wofür es will,
Doch ob es fleißig, noch so fleißig war,
Der Schläge Summe wird einst offenbar.
Sie können nehmen, geben, wie sie wollen,
Doch selbst was sie verborgen hier getrieben,
Das findest du einst Alles aufgeschrieben.
Du hast die Füße, welche selten ruhn,
Kannst vorwärts, rückwärts deine Schritte thun,
Und bist du ungewiß, hast du die Knie',
O, beug sie zum Gebet, o beuge sie!
Es leuchtete in trüber Nacht
Da lächelte mit hellem Strahl
»Es glänzen Millionen hier
Die glücklichste Dichterin ist die Frau, welche ihrem Manne sein Heim zum Gedicht gestaltet.
Vom Himmel einsam mir ein Stern,
Und ich, auch trüb, ich hab gedacht,
Die andern seien mir so fern.
Er mir die ganze Wahrheit zu
Und brachte meines Zweifels Qual
Mit seinem Himmelsgruß zur Ruh:
Ganz in demselben Himmelslicht
Und in derselben Liebe dir,
Dein Auge aber sieht es nicht!«
»Mehr Licht, mehr Licht!« Die Finsterniß
»Mehr Licht, mehr Licht!« Zwar leuchtet mir
»Mehr Licht, mehr Licht!« Am Glauben nur,
Wenn dich die bösen Buben locken, so --- locke du nur wieder.
Läßt mich nur zagend vorwärts gehn;
Ich schreite langsam, ungewiß
Und bleib oft ängstlich tastend stehn.
Die Weisheit dieser klugen Welt,
Doch so, daß sie den Weg zu dir
Verdunkelt, aber nicht erhellt.
An ihm allein, allein gebrichts;
Ihn scheut die irdische Natur
Und mit ihm dich, den Quell des Lichts.
Ich bin bei dir, ob du mich kennst, ob nicht;
Ich bin bei dir; es kann nicht anders sein;
Ich bin bei dir; ich bleibe fort und fort;
Wenn du dein Kind recht erziehst, so ahnst du vielleicht gar nicht, daß du dich zu ihm erhebst und selbst auch Zögling bist.
Hör oder hör es nicht, was meine Stimme spricht.
Du hast die Wahl; du hast auch deine Pflicht;
Nun stürz ins Dunkel, oder steig zum Licht.
Ich bin der, der ich bin, ich ewig nur allein.
Nimm mich als Fels, nimm irdschen Sand und Stein;
ich stütz dein Haus; auf Erde fällt es ein.
Ich warte hier auf dich, doch warte ich nicht dort.
Wo strebst du hin, nach welchem letzten Ort?
Nun sprich es aus, sprich das Entscheidungswort!
O bete gern! Du brauchst dich nicht zu scheun;
O bete oft! Du hast ja Zeit dazu,
O bete kurz! Es gleiche dein Begehr
Ja, bete kurz, doch bete oft und gern;
Glaube ja nicht, daß Gottes Allmacht sich bei deiner Erschaffung mehr angestrengt habe als bei derjenigen des von dir mißachteten Wurmes.
Sei nicht von Sorge um das Wort bethört.
Der Vater wird sich immer, immer freun,
Wenn er die Stimme seines Kindes hört.
Und Wunsch und Dank bringt dir wohl jeder Tag.
Das Kind läßt ja dem Vater auch nicht Ruh,
Bis es gesagt hat, was es sagen mag.
Dem Kuß des Kindes, das den Vater liebt
Und von ihm weiß, daß er so gern noch mehr,
Als was es sich erbitten möchte, giebt.
Der Vater ist dir ja so wohlgesinnt;
Du betest zwar zu Gott, dem Weltenherrn,
Doch bist du dieses Herrn geliebtes Kind.
»Ich liebe« ist ein Gotteswort;
»Ich liebe« kam vom Himmel einst
»Ich liebe« ist nicht ein Begehr;
Die Erde lebt seit Anbeginn
Wer seinen Feind haßt, hat auf die beste Waffe, ihn zu besiegen, verzichtet.
»Ich liebe« dringt ins Herz hinein.
»Ich liebe« will an jedem Ort
Gegeben, nur gegeben sein.
Zu dir, zu mir, zu aller Welt,
Doch ist es nicht das, was du meinst
Und was als Liebe sich verstellt.
»Ich liebe« dient und opfert nur,
Und fällt dir eine Liebe schwer,
So ist sie himmlischer Natur.
Von dem, was ihr der Himmel giebt;
Er aber lebt und giebt sich hin,
Denn daß er lebt, heißt, daß er liebt.
O Liebe, die ich endlich nun erfaßt
Wer sich mit seinem Sein in dich versenkt,
So will ich durch dich und in dir allein
Jedoch damit ich ja nicht irre geh
Verzeihe Andern, aber dir nicht, denn diese Verzeihung hat dir von ihnen zu kommen.
Und die du mich so ganz ergriffen hast,
Daß ich nur dir, nur dir zu eigen bin,
Nimm mich; nimm mich; ich gebe mich dir hin.
Dem wird von dir ein besseres geschenkt,
Denn was du von ihm nimmst, giebst du als Glück,
Als Seligkeit ihm tausendfach zurück.
Nur im Beglücken selbst auch glücklich sein,
Will nimmer rasten und will nimmer ruhn,
Nur was du willst, nichts Anderes zu thun.
Und unter Lieben schwach zu sein versteh,
So gieb mir deinen Bruder an die Hand,
Den klugen Lebensführer, den Verstand!
Ich grüße dich. Du warst als heller Stern
Ich grüße dich, wie ich dich einst gegrüßt
Ich grüße dich. Du bringst die Klarheit mir,
Sonderbar, daß auch der Fehlerhafteste vom Andern verlangt, daß dieser gut sei!
An meinem Himmel leuchtend aufgegangen.
Dein Licht, es zeigte mir den Weg zum Herrn,
An dessen Thron der Engel Chöre klangen.
Ich folgte dir gehorsam, hoch beglückt
Und ließ mir als dein dankbar staunend Eigen,
Dem Kreis der Erde mehr und mehr entrückt,
Der Allmacht und der Liebe Wunder zeigen.
An jedem Tag, den mir der Herr gegeben.
Vielleicht, vielleicht hab ich genug gebüßt
Und darf nun wieder für und durch dich leben.
Ich konnte, was mich leise dir entzog,
Mit meinem schwachen Auge nicht erkennen;
Nun aber weiß ich, daß es mich betrog,
Und lasse mich nicht wieder von dir trennen.
Und nun darf die Genesung ich erwarten.
Es schlägt mein Puls von Neuem auf zu dir,
Und ich, ich lach der Zweifel, die mich narrten.
Ich grüße dich so froh, so dankerfüllt;
Ich konnte irren, doch du mußtest siegen,
Und ob die Brandung hinter mir noch brüllt,
Du warst der Anker -- ich bin ihr entstiegen.
Der Schlehdorn steht in Blüthen,
Der Schlehdorn steht in Blüthen;
Der Schlehdorn steht in Blüthen;
Du sollst nicht nach Reichthum streben, wohl aber nach den erforderlichen Mitteln, in verständiger Weise wohlthun und das Glück deines Nächsten fördern zu können.
Nun da ich scheiden muß.
Die Schwalbe aus dem Süden
Bringt mir den Abschiedsgruß.
So blühst, mein Kind, auch du.
Brich sie für mich, den Müden,
Deck mich mit ihnen zu.
Welch eine süße Last.
Mag dich der Herr behüten,
Wenn du mich nicht mehr hast!
Ich war bei dir und lag doch so entlegen
Du warst bei mir und standest doch so ferne
Wir haben uns, du Geist, ich Staub, gefunden,
Und kann ich diesen Willen nicht begreifen,
Die Menschheit ist eigentlich eine ungeheure Gesellschaft fahrlässiger Selbstmörder, denn seit Anbeginn hat noch kein einziger Mensch so lange gelebt, wie er leben sollte und auch hätte leben können.
Von deiner Wohnung betend auf den Knien.
Ich war bei dir; ich bat um deinen Segen
Und fragte, ob du mir vielleicht verziehn.
Von meinem Erdenheim vor Gottes Thron.
Wir athmen zwar nicht auf demselben Sterne,
Doch fühl ich Segen und Verzeihung schon.
Als ich durch dich den Weg zum Himmel fand,
Und sind wie Leib und Seele nun verbunden,
Wie Gottes Wille und des Menschen Hand.
So giebst du mir ihn klar und klarer kund:
Ich soll durch dich empor und zu dir reifen;
Dann gehn wir weiter; das ist unser Bund.
Nun gehst du hin in Frieden.
Du schöner, goldner Tag.
So werd auch ich in Frieden
Ihr meint, der Glaube sei streng und fordere übergroßen Ernst. O wüßtet Ihr, wie heiter und wunderlieb die wahre Gottesfröhlichkeit ist! Keine Lust und keine Freude beseligt so wie sie.
Bist du von uns geschieden,
Ich doch nicht trauern mag.
Du kehrst doch morgen wieder;
Nicht ewig währt die Nacht;
Dann steigst du vom Himmel hernieder
In neuer uns segnender Pracht.
Von hinnen scheiden gehn;
Es giebt doch schon hienieden
Ein geistig Auferstehn.
Am Firmament geschrieben
Steht mein und euer Glück:
Als segnender Engel, ihr Lieben,
Kehr täglich zu euch ich zurück.
O glaube nicht, du seist verlassen,
O wolle nicht darüber trauern,
O laß dir nicht ins Auge steigen
Ein bekannter Herrscher hat in der Ueberwallung seines Pflichtgefühles den Ausspruch gethan, daß die Fürsten die ersten Diener ihrer Völker seien. Die Wahrheit aber ist, daß jeder Fürst in Gottes Stellvertretung der Vater seines Volkes mit allen Vaterpflichten und Vaterrechten sein soll.
Wenn dir kein Mensch zur Seite steht.
Lern nur den leisen Hauch erfassen,
Der, wenn du klagst, dich lind umweht.
Es zieht ein sinnenfremdes Mahnen
Dein geistig Wesen zu sich hin:
»Willst du, willst du denn gar nicht ahnen,
Daß ich, dein Engel, bei dir bin?«
Daß dich kein Mensch im Herzen trägt.
Dort, jenseits unsrer Kirchhofsmauern,
Giebts einen Puls, der für dich schlägt.
Er hat für dich schon hier geschlagen,
Und fühlst du ihn, so sagt er dir:
»Du wirst auf Flügeln stets getragen;
Ich bin dein Engel; glaub es mir!«
Des Leides stille Thränenfluth.
Wiß, daß grad in den schmerzensreichen
Geschicken tiefe Weisheit ruht.
Grad in des Lebens schwersten Stunden
Spricht tröstend dir dein Engel zu:
»Durchs Leiden hast du mich gefunden;
Ich bin getrost; nun sei's auch du!«
Zu früh, zu spät -- zwei Worte, welche eigen
Es war zu früh, als du die Rechnung schlossest
Es war zu spät, als plötzlich du erkanntest,
Warum sind Theorie und Praxis in vielen Fällen und besonders auf einigen Gebieten so wenig übereinstimmend, ja einander sogar widersprechend? Denke darüber nach, und wenn du es mir dann sagen kannst, so bist du von deiner jetzigen Stufe um viele weitere emporgestiegen.
Dem Menschenleben, auch dem deinen, sind.
Du siehst, daß dir die Stunden schnell verstreichen
Und daß mit ihnen deine Zeit verrinnt.
Du ahnst den Irrthum nicht, an dem du leidest;
Du hast ja Zeit, du hast unendlich Zeit,
Und wenn du dich in ihr zu früh entscheidest,
Entscheidest du für deine Ewigkeit.
Und in das Deficit den Himmel warfst,
Zu früh, als du begeistert überflossest
Für Zwecke, denen du nicht dienen darfst.
Es war zu früh; du warst nicht reif zum Denken,
Als du dein Ziel nur an das Grab gestellt,
Denn du verstandst noch nicht, dich in die Gruft zu senken,
Um aufzustehn schon hier in dieser Welt.
Daß du vielleicht, vielleicht nicht recht gethan,
Zu spät, als du dich halb, nur halb ermanntest,
Denn das »Vielleicht« hielt dich auf falscher Bahn.
Es war zu spät; du hattest dich entschieden
Und lebtest also nicht mehr in der Zeit.
Zwar warst und bist du immer noch hienieden,
Doch wars schon Tod und ist schon Ewigkeit.
Herr, bleib bei uns! Es will die Nacht sich neigen;
Herr, bleib bei uns, und sende deine Boten
Herr, bleib bei uns jetzt und zu allen Zeiten;
Die Sonne reinigt das Wasser, indem sie es ohne Unterlaß von der Erde trennt und emporzieht, um es ihr dann geläutert wieder zu spenden. Ob es wohl in einem andern Reiche einen ähnlichen Vorgang giebt?
Die Sonne sank schon längst hinab zur Ruh.
Herr, bleib bei uns! Es will kein Stern sich zeigen,
Und tiefes Dunkel deckt die Erde zu.
Warst du bei uns, als uns der Tag noch glühte
Und uns sein Strahl hell in das Aug gelacht,
So sei und bleib bei uns, Herr, und behüte
Durch deine Engel uns auch in der Nacht!
Zu uns ins ihnen treue, stille Haus.
Herr, bleib bei uns, und treib die Glaubenstodten
Aus unserm Heim, von unserm Herd hinaus.
Laß uns den Kampf mit ihrer Macht bestehen,
Die aus dem Dunkel zu uns aufwärts stieg;
Laß deine Gnade helfend uns umwehen;
Gieb deinen Engeln, und gieb uns den Sieg!
Vor allem bleib, wenn unser Aug einst bricht.
Laß dein Erbarmen uns hinüberleiten
Zur ewgen Wahrheit und zum ewgen Licht.
Wie dir schon jetzt der Sphären Lieder klingen,
Die von der Last der Schwere du befreit,
So sollen dir auch unsre Lippen bringen
Ein Halleluja, Herr, in Ewigkeit!
Ich ging zum Himmel ein, doch bin ich euch nicht fern;
Ich ging zum Himmel ein, doch bin ich euch nicht fern;
Ich ging zum Himmel ein, doch bin ich euch nicht fern;
Der Schlaf ist nicht blos das, wofür wir ihn bisher hielten. Für den Körper ein Ruhezustand, ist er für die Seele eine Zeit geheimnisvoller Thätigkeit, von welcher wir bis jetzt noch weniger als gar nichts wissen.
Wenn ihr ihn auch nicht seht, den Garten Eden.
Es reicht der Himmel ja von Stern zu Stern,
Umfassend auch den irdischen Planeten.
Vor Gott sind alle, alle Welten gleich,
Die er für seine Selgen vorbereitet,
Und weil es ohne Ende ist, sein Reich,
So liegt es auch um euch rings ausgebreitet.
Denkt ja nicht, daß ich euch entzogen werde.
Der Himmel ist die Herrlichkeit des Herrn,
Und diese leuchtet euch auch auf der Erde.
Es sieht zwar euer Aug das Wunder nicht,
Zu dem ich selig meine Blicke leite,
Doch wenn mein Herz für euch zum Vater spricht,
So kniee betend ich an eurer Seite.
Der Himmel reicht so weit wie Gottes Liebe,
Auch bis zu euch, und wie säh' ichs so gern,
Daß euch der Zweifel nicht aus ihm vertriebe!
O, athmet diese Gottesliebe ein,
Und gebt mit jedem Wort und Blick sie weiter,
So werdet ihr bald hoch gestiegen sein
Auf -- ich wills sagen! -- auf der Himmelsleiter.
Ruh aus von deinem Tagewerke
Ruh aus von deinem Lebenswerke
Die Sorge ist eine zwar ernste aber wohlmeinende Freundin der Menschen --- wenn sie von ihnen verstanden wird. Der Unverstand macht sie sich zur gefährlichen Feindin.
Am Abend, wenn du müde bist.
Du hast es nöthig, aber merke,
Daß es zur Vorbereitung ist.
Erhole dich von deinen Sorgen,
Doch schlafe ohne sie nicht ein;
Vielleicht hast du am nächsten Morgen
Schon keine Zeit mehr, müd zu sein.
Im Alter, wenn du müde bist.
Du darfst es thun, doch aber merke,
Daß dies die letzte Ruhe ist.
Es wird die Arbeit dich begleiten
In jenes andre Land hinein.
Dort ist es aus mit unsern Zeiten,
Auch mit der Zeit zum Müde-sein.
Du sagst, du könnest nicht fassen,
Es kommt genau wie die Sonne;
Nur darfst du dich nicht entziehen
Aus dem Geräusch entstehn die Töne;
Was du zu fassen hast.
Du brauchsts nur wirken zu lassen,
So hast du es gefaßt.
Auch sie ergreifst du nicht
Und grüßest sie doch mit Wonne
Und lebst in ihrem Licht.
Dem oft verkannten Glück.
Wer eilig ist, es zu fliehen,
Dem kehrts wohl kaum zurück.
Die Reglung macht zum Klang den Schall.
Das Häßliche erzeugt das Schöne,
Wenns dem Gesetz gehorcht, allüberall.
Sag, wer du bist! Denk aber vorher nach!
Sag, wo du bist! Du siehst erstaunt mich an
Sag, wie du bist! Natürlich bist du gut -
Man kann die Seele nicht in das Gewand der Tugend kleiden. Die Tugend ist einfach der Gesundheitszustand der Seele.
»Ein Mensch bin ich«, antwortest du erhaben.
Ein Mensch? Sonst nichts? Und dennoch, dennoch sprach
Aus dir der Stolz auf dich und deine Gaben.
Dies letzte Wort berichtet ganz bestimmt
Nicht von Verdiensten sondern von Geschenken,
Und wer sein ganzes »Sein« als Gabe nimmt,
Der hat wohl Grund, bescheidener zu denken.
Und trotzdem meine ich: Blos Mensch ist mir zu klein;
Ich will weit mehr, ich will viel Größres sein.
Und sprichst nichts weiter, als »doch hier auf Erden!«
Wer sich nicht geistig von ihr trennen kann,
Dem wird dies »Wo« niemals begreiflich werden.
Du bist nicht hier, auch noch nicht wieder dort;
Dein »Wo« liegt dir entrückt, ist nicht zu fassen.
Dir fehlt der Halt, der feste, sichre Ort;
Es gab ihn wohl, doch hast du ihn verlassen.
Du hängst arachnengleich im eigenen Gespinnst,
Und deine Welt ist, was du dir ersinnst.
Die Fehler sind für Andre nur vorhanden!
Die deinen aber auch: Sei auf der Hut
Vor Leuten, die vielleicht dich anders fanden!
Es ist nur Einer gut, nur er allein.
Wer darf an Reinheit sich mit ihm vergleichen?
Und willst du so, wie er es fordert, sein,
So kannst du es auch nur durch ihn erreichen.
Zerreiß dein Spinnennetz, und werde dir doch klar,
Daß jeder Faden nur ein Irrthum war!
Schließ ab, schließ ab an jedem Tag des Lebens,
Ein kluger Mann will keine einz'ge Stunde
Wer das nicht thut, der gleicht den armen Frauen,
Wer die Güte Andrer für selbstverständlich hält, wird nie recht dankbar sein können.
Und frage dich, zu welchem Zweck du lebst.
Stets mußt du wissen, ob du wohl vergebens,
Ob mit Erfolg nach diesem Ziele strebst.
Im Zweifel über seine Lage sein;
Er fordert von ihr klare, sichre Kunde
Und prägt sich, was sie sagt, für immer ein.
Die ohne Oel und nie gerüstet sind.
Sie schlafen fort im blinden Selbstvertrauen
Und sind, wie dies Vertrauen, selbst auch blind.
Es kam ein Gast, von Gott gesandt,
Nun hält die Fremde am Gewand
Sie schmeichelt zärtlich dem Verstand,
Er opfert die Vernunft als Pfand
Es wird darum ihm nachgesandt
Jeder Kritiker sollte, ehe er die Feder in die Hand nimmt, wenigstens sich selbst seinen Befähigungsnachweis vorlegen.
Herab ins ferne Erdenland,
Um sich in irdschen Stoff zu kleiden
Und mit und in ihm wieder aufzuschreiten.
Ihn fest mit neidisch starker Hand
Und lügt, er könne hier auf Erden
Auch ohne Himmel wieder himmlisch werden.
Bis ihre List ihn übermannt,
Sich ihr als Pflegling anzutragen
Und seiner Heimath gänzlich abzusagen.
Und ist nun so an sie gebannt,
Daß ihn selbst Gott aus seinen Ketten
Allein durch Liebe nicht vermag zu retten.
Ein starker Engel, Leid genannt,
Der soll den Armen wiederbringen.
Wird es gelingen oder nicht gelingen--?
Ich bin in Gottes Hand, wo ich auch geh und steh;
Ich bin in Gottes Hand, die mich so sicher stellt,
Ich bin in Gottes Hand. Sie hält mich treu und fest
Schon mancher Mensch hat, als er den Muth faßte, seinem Feinde in das Angesicht zu schauen, ihn achten und sogar lieben gelernt und ist sein Freund geworden. So ist es auch auf geistigem Gebiete. Nur Muth! Gegenströmungen gar nicht an sich herankommen zu lassen, entnervt und ist eine Feigheit, welche sehr leicht zur Ungerechtigkeit wird.
Seit meinem ersten Tag bin ich geborgen.
Er kennt mein Herz mit allem seinem Weh,
Mit seinen großen, seinen kleinen Sorgen.
Es schützen stetig mich bei Tag und Nacht
Die lichten Engel, die er mir gesandt;
Drum giebts für mich nichts, was mich bange macht;
Ich weiß es ja, ich steh in Gottes Hand.
Daß keinem Feind ich in die Hände falle.
Drum fürcht ich mich nicht vor der ganzen Welt,
So lang ich gläubig seine Pfade walle.
Ich bebe nicht, mag kommen was da will;
Ich zittre nicht selbst an des Abgrunds Rand;
Er führt mich doch dahin, wohin er will;
Ich weiß es ja, ich steh in Gottes Hand.
Wenn andre Hände gierig nach mir fassen.
Da sein Erbarmen nimmer mich verläßt,
So müssen sie doch endlich von mir lassen.
Mit ihm vereinigt mich für alle Zeit
Mein Glaube als ein unzerreißbar Band.
Sein Eigenthum bin ich in Ewigkeit;
Ich steh und bleib in meines Gottes Hand.
So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,
So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,
So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,
So, wie der Hirsch nach frischem Wasser schreit,
Wir lächeln mitleidig über den Gespensteraberglauben und ahnen gar nicht, wie viele Gespenster wir uns selbst geschaffen haben, um uns vor ihnen gruseln zu können.
So rufe ich, o Herr, nach deiner Güte.
Ich ging von dir hinweg so weit, so weit;
O werde im Verzeihen nimmer, nimmer müde!
So rufe ich, o Herr, nach deiner Gnade.
Send mir die Fluthen der Barmherzigkeit.
In denen ich mich rein von meinen Sünden bade!
So rufe ich, o Herr, nach deinem Segen.
Erlaube mir, mit meinem Herzeleid
Vor deinem Throne tief mich in den Staub zu legen!
So steh ich am Verschmachten, am Vergehen.
Es ist die höchste, allerhöchste Zeit;
O laß dich, Herr und Vater, laß dich doch erflehen!
Siehst du die Berge kahl sich legen
So liegt vor seinem Angesichte
Und dieses Recht, es gilt auf Erden;
Man spricht vom Leben jedes einzelnen Menschen; ebenso könnte man von dem Sonnenlichte, von der Luft jeder Person sprechen. Auch das Leben ist ein Ganzes. Nicht das Leben tritt in das Geschöpf, sondern das Geschöpf tritt in das Leben ein.
Fernhin, so weit das Auge reicht?
Ein Schreien ists um Thau und Regen,
Und Gott, der Herr, erhörts vielleicht.
Der Orient in heißem Flehn
Und fordert von der Weltgeschichte
Sein Recht, sein geistig Auferstehn.
Es werde ihm von uns gebracht:
Sobald wir wahre Christen werden,
Ist er mit uns vom Tod erwacht.
Mich jammert dein, du armer, armer Stern,
Nun wartet er von Anbeginn der Zeit
Die Sonne sendet Fluthen dir des Lichts,
Indem wir denken, verwandeln wir Körperliches unausgesetzt in Geistiges und tragen dadurch unser Theil bei zur Rematerialisation des Stoffes in Kraft.
Geschaffen einst wie alle andern Welten,
Daß dein Geschlecht dies möge Gott, dem Herrn,
Durch Liebessinn und Liebesthat vergelten.
Bis heutgen Tags, doch wartet er vergebens.
Es scheint, als sei ununterbrochner Streit
Der erste und der letzte Zweck des Lebens.
Daß dir das Herz erwärmt, geöffnet werde;
Von Liebe aber, Liebe, sieht sie nichts;
Wo hast du deinen Dank, du Volk der Erde?!
Wo gingst du hin? Ich weiß es leider nicht.
Wo gingst du hin? O wüßte ich es doch!
Wo gingst du hin? Ist diese Frage klar?
Ob sich wohl die Bewohner der Sterne, wenn es welche giebt, in derselben Weise mit den Bewohnern der Erde beschäftigen, wie diese mit ihnen?
Du gingst und bist wahrscheinlich doch geblieben.
Obzwar die Trauer gern vom Scheiden spricht,
Der Himmel hats wohl anders vorgeschrieben.
Du hörst vielleicht mein Wort, hörst meine Fragen,
Doch ahne ich, du weißt es selbst schon kaum,
Und fühlst du es, so kannst du es nicht sagen;
Im Grabe spricht kein Schläfer mehr im Traum.
Ich muß ja auch denselben Weg einst gehen
Und werde in der letzten Stunde noch
Mit dieser Frage vor der Pforte stehen.
Denselben Weg? Und auch dieselbe Pforte?
Wer darf wohl sagen ja, und wer wohl nein!
Giebt es denselben Ort am selben Orte?
Und wer da kommt, tritt der auch wirklich ein?
Ist wohl die Trennung örtlich zu verstehen?
Wo hier der Mensch mit seiner Seele war,
Dorthin wird sie, sobald sie frei ist, gehen.
Wir waren Eins im Glauben und im Lieben;
Du trachtetest wie ich nach Gottes Licht;
So sind wir also doch vereint geblieben
Und beide glücklich; ich verlor dich nicht!
Ich bin im Traum gewesen
Ich hab im Traum gesehen
Ich konnt im Traume schauen
Und als ich dann erwachte,
Nun sinn ich täglich, stündlich,
Doch wenn ich im Gebete
Dann macht der Traum als Wahrheit
Der Dank ist wohl das aller-, allereinzige Verdienst, welches sich der Mensch vor Gott erwerben kann. Wie leer, wie traurig leer sind also die Hände des Undankbaren!
Am einstgen Paradies
Und hab ein Blatt gelesen,
Das streng zurück mich wies.
Ins Innre mir alsbald
Und wie es konnt geschehen,
Daß dieses Blatt mir galt.
Weit über alle Zeit
Und fühlte da ein Grauen
Vor meiner Ewigkeit.
Blieb mir ein Ahnen kaum
Von dem, was er mir brachte,
Doch wars ein Wahrheitstraum.
Was auf dem Blatt wohl stand;
Es ist mir unergründlich
Und bleibt mir unbekannt.
Zu meinem Gott und Herrn
Recht gläubig, innig trete,
So sagt er mir es gern.
Mich von der Sünde rein,
Und ich tret in die Klarheit
Des Paradieses ein.
Laß dich führen; laß dich führen,
Laß dich leiten; laß dich leiten;
Laß dich tragen; laß dich tragen
Wenn ein Kanzelredner, und sei er noch so gewandt, nicht aus dem Leben redet, so spricht er auch nicht für das Leben.
Ob du redest, ob du handelst;
Thust du das, so wirst du spüren,
Daß du unter Leitung wandelst.
Du allein kannst nichts erringen.
Auf den Berg der Seligkeiten
Tragen dich nur Engelsschwingen.
Ohne Wehr und Widerstreben;
Dann wird dir ein Himmel tagen,
Den kein Mensch vermag zu geben.
Gieb dich nicht hin dem irrigen Gedanken,
Du wirst sehr bald ein göttlich Walten spüren,
Zwar wird von ihr dem Unverstande nimmer
Und ist die Sonne heute dir entschwunden,
Der Fürst soll für des Volkes und das Volk für des Fürsten Wohlfahrt sorgen. Nur wenn beides geschieht, ist das richtige, beglückende Verhältnis da.
Daß du ein Spielball blinden Looses seist.
Befreie dich von deinen engen Schranken,
Und such nach ihm, der für dich Zufall heißt.
Wohin du blickst, sei nah es oder fern,
Und dies Empfinden wird dich weiter führen,
Bis du sie deutlich fühlst, die Hand des Herrn.
Das, was er will, schnell in den Schooß gelegt,
Doch kennt die Weisheit und die Liebe immer
Den Wunsch, der sich in deinem Herzen regt.
So wirst du sie schon morgen wiederschaun.
Es hängt der Rathschluß Gottes nicht an Stunden;
Er fordert nur Gehorsam und Vertraun.
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort,
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
Ade, ade! Ich ziehe von dir fort
Man spricht so oft von höherer Inspiration und hat doch nicht den Muth, zu sagen, woher sie kommt.
Kenn nicht das Ziel, kenn weder Zeit noch Ort.
Das Auge weint; es thut das Herz mir weh,
Doch zag ich nicht. Ade, ade, ade!
Und nehm den Glauben mit als meinen Hort.
Er kündet mir, indem ich von dir geh,
Ein Wiedersehn. Ade, ade, ade!
Und sage dir ein liebes, schönes Wort:
Wenn ich auch nicht an deiner Seite steh,
Es schützt dich Gott. Ade, ade, ade!
Geh still, geh still durchs Leben hin!
Schließt deines lautern Wortes Gold
Sei still, wenn deine Eigenart
Vor Allem dann sei still, ganz still,
Siehst du dich deines Ziels bewußt
Steig weiter nur, bergan, bergan,
Was uns an Vorzügen des Geistes abgeht, das müssen wir durch das Streben nach guten Eigenschaften des Herzens zu ersetzen suchen.
Geräusch wohnt nur im Hohlen, Leeren,
Und nie wird edler Mannessinn
Sich durch Trompetenschall entehren.
Den Demant des Gedankens ein,
So sei die Sparsamkeit ihm hold
Und lasse es nicht billig sein.
Jetzt noch nicht Anerkennung findet.
Du weißt ja, wer die Kränze spart
Und wem die Nachwelt einst sie windet.
Und geh nicht ein auf niedern Zwist,
Wenn dich der Neid befeinden will,
Weil du ihm überlegen bist.
Und weißts auf gutem Grunde stehen,
So ist es für dich kein Verlust,
Den Weg allein und still zu gehen.
Wie deine ernste Pflicht es will,
Und da man dir nicht folgen kann,
Wirds ganz von selbst da unten still
Laßt euch ein ernstes Wort der Liebe sagen,
Es ist das Beider Pflicht, vom Herrn geboten,
Und wer sich weigert, hier den Dank zu zollen,
Die Erziehung auf der Erde ist nur eine kurze Episode unserer Entwickelung für jenes einstige Leben, das wir ahnungsvoll Seligkeit nennen.
Und grabt es tief in eure Herzen ein:
Der Starke hat den Schwachen hier zu tragen,
Und dieser soll ihm dafür dankbar sein.
Und wer sie nicht erfüllt, hat einst und dann
Als seelisch Todter bei den seelisch Todten
Weit mehr zu tragen, als er tragen kann.
Wenn ihn die Hülfe liebevoll umarmt,
Der wird einst gerne, gerne danken wollen,
Doch Niemand finden, der sich sein erbarmt.
Auf, wappne dich, ein Held zu sein;
Entstammt dem niedrigsten Geschlecht
Auf, wappne dich; er kommt nicht erst;
Es ist Gesetz im Himmel und auf Erden:
Es gilt ein Ringen sondergleichen.
Nicht hüll dich in den Panzer ein;
Nicht sollst das Schlachtroß du besteigen.
Es ist kein glänzendes Turnier
Mit einem ebenbürtgen Recken,
Und doch gleicht er in Allem dir
Und ist ein Hüne zum Erschrecken.
Und trotzger Gegner allen Rechtes,
Ist er ein ungetreuer Knecht
Und doch der strengste Herr des Knechtes.
Nicht edlen Waffengang gewohnt,
Hat er die Tücke sich erkoren,
Und wen im Streite er verschont,
Der ist gewiß erst recht verloren.
Er ist schon da, ists stets gewesen.
Wie sorglos du mit ihm verkehrst,
Kannst du in deinem Herzen lesen.
Und fragst du doch: »Wer ist gemeint?
Ich kann mich seiner nicht erinnern,«
So wisse es: Dein ärgster Feind,
Er wohnt in deinem eignen Innern.
Wer tragen will, muß selbst getragen werden.
Denk stets an dich! Nie darfst du dich vergessen.
Die Zahl der Unmündigen kann nicht ausgesprochen werden; es giebt nur einen einzigen Mündigen: Gott.
Wer sich vergißt, denkt immer nur an sich.
Es wurde deine Welt dir zugemessen
Niemals für dich und dennoch nur für dich.
Nimm sie nur hin! Sie ist ja ganz dein Eigen,
Und dennoch soll sie nicht dein Eigen sein.
Nie darf sie dir sich unterthänig zeigen,
Und trotzdem ist sie dein, nur immer dein.
Wer an sich denkt und seine Welt bezwingt,
Macht sich zur Gabe, die der Welt er bringt.
Vergiß dich ganz! Nie darfst du an dich denken.
Wer an sich denkt, vergißt sich ganz und gar.
Strebst du, in deine Welt dich zu versenken,
Wird sie nur dir, doch nur für Andre klar.
Gieb sie nur hin! Du darfst sie nicht behalten,
Denn dann, erst dann nimmst du Besitz von ihr.
Hör niemals auf, als Herr sie zu verwalten,
Denn keinen Augenblick gehört sie dir.
Wer sich vergißt und in die Welt versenkt,
Hat sich und sie dem Herrn zurückgeschenkt.
Dich hör im Leide oft ich klagen,
Und dich hör ich im Glück oft sagen,
Der Verkehr der Volksseelen soll nur ein friedlicher sein. Angriffs- und Vertheidigungswaffen sind ihnen fremd. Werden sie ihnen aufgezwungen, so giebt es nur scheinbare Siege, aber wirkliche Niederlagen.
Daß du von Gott verlassen seist.
Wie darfst du so zu lästern wagen!
Ihn, den der Himmel Loblied preist!
Vertraue; sei nicht ungeduldig,
Und denk an die Gerechtigkeit.
Gott bleibt dir keinen Heller schuldig,
Doch zahlt er nur zu seiner Zeit.
Daß du von Gott erlesen seist.
Wie darfst du so zu lästern wagen!
Ihn, den der Himmel Loblied preist!
Er ist mit dir nichts als geduldig;
Spiel nicht mit der Gerechtigkeit!
Gott bleibt dir keinen Heller schuldig,
Doch zahlt er nur zu seiner Zeit.
Du warst bei mir, an meinem Grabe,
O, wüßtest du, wie man empfindet,
O, könntest du --- doch muß ich schweigen;
Du warst bei mir, an meinem Grabe,
Und dieses Graun blieb unverstanden,
Nun möcht ich dir wie gern gestehen,
O, komm noch oft zu meinem Grabe;
Was gab dir Gott?
Hast nach dem Blumenkranz geschaut.
Er war die letzte Erdengabe,
Vor der im Leben mir gegraut.
Wenn solchen Kranz man liegen sieht
Und sich hinausgetragen findet
Beim Sterbe-, beim Begräbnißlied!
Verstorbenen versagt das Wort,
Denn wiß, es giebt lebendge Leichen
Und todte Geister hier wie dort. ---
Hast nach dem letzten Kranz geschaut.
Wie hat mir einst vor dieser Gabe
Und vor dem letzten Lied gegraut!
Wie's auch zu dir vergebens spricht;
Die Mahnung Gottes war vorhanden,
Jedoch bei uns der Glaube nicht.
Daß wir gefehlt, daß wir geirrt,
Sonst muß es dir wie mir ergehen,
Wenn dir nicht baldigst Hülfe wird.---
Knie nieder dort, und bete still,
Und was ich dir zu sagen habe,
Sagt dir dein Herz --- so Gott es will!
Er gab dir Alles, aber auch Alles, was du bist und was du hast.
Was giebst du ihm? Bitte, zähle es auf!
Wach auf, wach auf, du deutscher Wald;
Hörst du denn nicht der Aexte Schlag
Wach auf, wach auf im Dichterwald,
Siehst du denn nicht die heilge Kunst
Es gingen hundert Menschen in die Kirche; aber nur einem von ihnen merkte man es noch am nächsten Tage an, daß er am vorhergehenden in der Kirche gewesen war.
Laß deinen Sang nicht schweigen!
Ich such und such, ob sich wohl bald
Ein Kehlchen möge zeigen.
Der Häher schreit am Wasserfall;
Der Ammer zankt im Ried.
Doch wo, wo bleibt die Nachtigall
Und wo der Drossel Lied?
Durchs Heiligthum erschallen,
Und siehest du nicht Tag für Tag
Die Säulen niederfallen?
Berechnend tritt der Tod heran,
Vor dem das Leben flieht,
Und wenn es stirbt und schwindet, dann
Stirbt mit ihm auch das Lied.
Du Sang, der einst erklungen!
Wirst du im neuen Reich nicht bald
Auch wieder neu gesungen?
Ich such den klaren, warmen Ton,
Der durch die Herzen zieht.
Der Worte giebt es Legion;
Wo aber bleibt das Lied?
Ins Ausland betteln gehen,
Weil um der Magdalenen Gunst
Die hagern Dichter flehen?
Such nicht, such nicht nach Liebesdank
Bei der, die man verrieth,
Denn ist des Volkes Seele krank,
Krankt auch des Volkes Lied.
Hat meine Stunde einst geschlagen,
Es lag in mir ein doppelt Leben;
Drum trauert nicht, wenn mir die Stunde,
Dann, wenn ihr seht, daß ich geschieden,
Legt eine einzge, kleine Blume
Dann sollt ihr in das Grab mich legen,
Ich will ja nicht von hinnen scheiden,
Viele Menschen setzen nur deshalb die Worte Kraft, Natur, All etc. etc. für Gott, um sich der persönlichen Verehrung und Verantwortung zu entheben.
Die ernsteste, die es wohl giebt,
So soll kein Herze um mich klagen,
Und wenn es noch so sehr mich liebt.
Ich habe mich dann durchgerungen
Und werf das enge Kleid von mir,
Hab meine Seele freigesungen,
Geh heim, doch noch nicht fort von hier.
Das eine kennt die Erde nicht;
Das andre hab ich euch gegeben;
Es wurde für euch zum Gedicht.
Macht dieses Leben euch zu Eigen;
Denkt und empfindet euch hinein,
So werde ich die Hand euch reichen
Und niemals ferne von euch sein.
Die mich zum Vater ruft, einst schlägt.
Sie bringt mir ja die frohe Kunde,
Nach der mein Herz Verlangen trägt.
Ihr Ernst wird mir die Wangen bleichen,
Doch wenn ihr um mich steht und bebt,
So wird sich auch mein Glaube zeigen:
»Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.«
Daß ich, man sagt, gestorben bin,
So stört mir nicht den Himmelsfrieden,
Begrabt mich nur nach meinem Sinn.
Auch todt will ich die Hände halten
So fromm, wie ihr es täglich seht.
Ich bitte euch, sie mir zu falten,
Als läge still ich im Gebet.
Mir auf die eingesunkne Brust.
Ihr wißt, ich hielt nichts von dem Ruhme,
Ich war der Fehler mir bewußt.
Tragt mich hinaus, nicht mit Gepränge;
Es ist des Sünders letzter Gang.
Vermeidet prahlerische Klänge;
Wählt einen ernsten Bußgesang.
Die Handvoll Erde mit hinein,
Und eines Priesters Gottessegen,
Der soll und wird mein Helfer sein.
Ein Denkmal ist euch streng verboten,
Doch sei der Hügel grün berankt.
Mit Erz und Stein dankt man den Todten;
Ich weiß, daß ihr mir besser dankt.
Und ihr, ihr laßt mich auch nicht fort;
Der Tod wird zwar mich anders kleiden,
Doch wechsele ich nicht den Ort.
Den Körper trägt man wohl zu Grabe,
Den Menschen und den Dichter nicht.
Der Eine sei euch Himmelsgabe;
Der Andre bleib euch -- kein Gedicht!
Siehst du das Leid der Erde
Es wird das Leid der Erde
Es bleibt das Leid der Erde
Es geht das Leid der Erde
So nimm das Leid der Erde
Wer die Begriffe Kunst und Moral trennt, der ist entweder gar kein oder kein wahrer Künstler.
An deinem Lager stehn,
So denke nicht, es werde
Schon morgen wieder gehn.
Aus Liebe dir gesandt,
Daß es dein Führer werde
Hinauf ins Vaterland.
Dir treu, so lang du lebst,
Damit errungen werde
Der Sieg, den du erstrebst.
Selbst in den Tod mit dir,
Auf daß es dort dir werde
Das Gegentheil von hier.
Gern auf als Kamerad,
Daß es zur Freude werde,
Wenn sich der Himmel naht!
»Ich bins!«
»Ich wills!«
»Ich kanns!«
»Ich schweig!«
Früher hatte man Schüler; heut macht man Schule.
Jawohl, du bists, mein Ich;
Gestatte mir, dich zu erkennen!
Du rühmst und lobst und brüstest dich,
Stets fertig, dich mein Ich zu nennen.
Doch, seh ich dich mir in dem Licht
Der Wirklichkeit genauer an,
So bist du es und doch auch nicht.
Du weißt, was ich nicht sagen kann!
Jawohl, du willsts, mein Ich;
Gestatte mir nur, dich zu kennen!
Du rühmst und lobst und brüstest dich,
Stets fertig, dich mein Ich zu nennen,
Du hast schon viel, schon viel gewollt,
Doch, sah ich mirs genauer an.
So war es nie, was ich gesollt.
Du weißt, was ich nicht sagen kann!
Jawohl, du kannsts, mein Ich;
Gestatte mir nur, dich zu kennen!
Du rühmst und lobst und brüstest dich,
Stets fertig, dich mein Ich zu nennen.
Du hast schon viel, schon viel gekonnt,
Doch, sah ich mirs genauer an,
So hast du dich in mir gesonnt.
Du weißt, was ich nicht sagen kann!
Jawohl, mein liebes Ich;
Gestatte mir, dies klug zu nennen!
Du bist nur Staub, nur Staub für mich,
Und von dem Staub muß ich mich trennen.
Denn, seh ich dich mir in dem Licht
Der Ewigkeit genauer an,
So brauche ich dich einstens nicht.
Das ists, was ich dir sagen kann!
Wo liegt dein Heil? Liegt es in deinem Leibe,
Schau dir ihn an! Sieh krank und siech ihn liegen
Nun denke nach! Er selbst wird ja gehalten
Weißt du es nun? Es geht und strahlt die Liebe
Wo liegt dein Heil? O, laß dich doch belehren;
Hast du schon einmal das reine, selbstlose Glück empfunden, welches aus dem wahren, freudigen Gehorsam fließt? Dann, aber auch nur dann hast du mit Seligkeit gefühlt, daß das, was du ihm aufopferst, für dich und Andere einen Werth besitzt. Und diese unschätzbare Belohnung ist es, welche dem Gehorsam schon und blos aus sich selbst erwächst.
Für den du dich und tausend Andre plagst?
Denkst du, daß er dein Mittelpunkt verbleibe,
Um den du dich im Kreise treibst und jagst?
Du widmest ihm fast jeden der Gedanken,
Und deine Pläne, deine Wünsche ranken
Sich nur um dieses theure Götzenbild,
Das dir als Krone aller Schöpfung gilt.
Zu seiner eignen und des Nächsten Pein!
Der winzigste Bacill kann ihn besiegen,
Der kleinste Fehltritt ihm verderblich sein.
Betrachtest du sein Kommen und sein Gehen,
So wirst du's nicht begreifen, nicht verstehen,
Daß dieser Schwächling dir als fester Halt
Für deinen Geist, für deine Seele galt.
Anstatt daß er zu stützen je verstand:
Die Liebe will das Kind zum Mann gestalten;
Sie thut es freundlich durch die Elternhand.
Die Gattenliebe führt ihn dann durchs Leben,
Um Festigung und Reife ihm zu geben,
Und wenn er scheiden geht, sagt ihm das Weh
Der Liebe seiner Kinder noch Ade.
Für alle Welt von Gottes Himmel aus,
Und ob sie lange, ob sie kurz nur bliebe,
Sie kommt und weilt und wirkt in jedem Haus.
Sie ist die einzge Stütze jedes Lebens;
Ein Leben ohne Liebe ist vergebens,
Denn wo sie fehlt, da flieht das innre Glück,
Und dann bleibt freilich nur der Leib zurück.
Die Leibessorge bietet dir es nicht,
Du hast fortan nach innen dich zu kehren,
Wo Gott durch deine Seele zu dir spricht.
Und diese Stimme wird auf deine Fragen
Dir jederzeit die rechte Antwort sagen.
Nur sie, nur sie verkündet dir dein Heil,
Und folgst du ihr, so wird es dir zu theil.
Kennst du den Stoff? Ich kenne ihn noch nicht;
Kennst du die Kraft? Ich kenne sie noch nicht;
Kennst du den Geist? Ich kenne ihn noch nicht,
Ich weiß nur, daß auch er dem Menschen schwindet,
Kennst du die Seele? Nein, du kennst sie nicht,
Ich weiß nur, daß sie uns nie, niemals schwindet,
Das Leben bringt genug Wolken. Schaffe dir nicht auch selbst noch welche! Sie enthalten den Blitzstoff, den du nicht beherrschen kannst.
Ich hab noch kein Atom, kein Molekül gesehen.
Er liegt zwar vor mir, schwer genug und dicht,
Doch sein Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weiß nur, daß er sich verändert, schwindet,
Und frage fleißig mich: Wozu, wohin?
Und wenn dann meine Kraft die Antwort findet,
Erfahr ich nur, daß ich ein Stoff auch bin.
Ich hab von ihr bisher die Wirkung nur gesehen.
Zwar hör ich's, daß sie Stahl und Felsen bricht,
Doch ihr Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Ich weiß nur, daß sie mir zuweilen schwindet
Und frage forschend mich: Warum, wohin?
Und wenn sodann mein Geist die Antwort findet,
Erfahr ich nichts, als daß auch Kraft ich bin.
Ich habe nur Beweise, daß er wirkt, gesehen.
Zwar hör ich seine Stimme, wenn er spricht,
Doch sein Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Und frage mich erstaunt: Weshalb, wohin?
Und wenn die Seele dann die Antwort findet,
Erfahr ich nichts, als daß auch Geist ich bin.
Und auch mein Auge hat noch keine je gesehen.
Sie ist zwar meines Daseins Zuversicht,
Doch ihr Entstehn ist leider ohne mich geschehen.
Schwebt sie auch oft zu ihrem Ursprung hin,
Und weil mein Glaube mich mit ihm verbindet,
Weiß ich von dort, daß ich auch Seele bin.
Du warst kein sogenanntes »schönes« Kind.
Wir kannten nicht der Jugend Sonnenschein;
Führt mich mein Herz in jene Zeit zurück,
Wie gern, wie gern ich dich als Mutter sah!
Du spannst so gern, so heimlich, ungesehn;
Als du mir schiedest, welch, o welch ein Tag!
Kannst du dir über Wesen und Zweck des Bösen nicht klar werden, so denke an den Stoffwechsel, den nicht nur der Körper sondern auch die Seele hat. Sie ist rein und soll es bleiben. Sie nimmt, grad so wie der Körper, Nahrung auf. Das, was ihr dienlich ist, soll sie behalten, das Andere aber ausscheiden. Thut sie Letzteres nicht, so tritt Vergiftung ein -- die Sünde ist in dir. Nenne sie Erbsünde, weil das Nahrungsbedürfniß ein anererbtes ist.
Auch ich ward nicht vom Arm des Glücks getragen.
»Wie häßlich diese beiden Kleinen sind!«
So hörte über uns wie oft ich sagen.
Das hat so wehe, wehe mir gethan,
Nicht etwa meinet-, sondern deinetwegen.
Was diese Oberflächlichen nicht sahn,
Für mich hats nicht zu tief in dir gelegen,
Denn als ich einst vor Hunger leise weinte,
Hast du, selbst hungrig, mir dein Brot gebracht,
Und das, das wars, was uns fortan vereinte,
Weils dich für mich so schön, so schön gemacht.
Wir lebten; aber schwer war es, zu leben.
Den kargen Trost, den haben wir allein,
Du mir, ich dir im Stillen uns gegeben.
Wir waren häßlich, aber ohne Neid;
Wir waren arm, doch fleißig und zufrieden
Und darum immer, immer dankbereit
Für das, was uns der liebe Gott beschieden.
Und als wir endlich am Altare standen,
Wo dir an Stolz und Demuth Keine glich,
Und wir für ewig, ewig uns verbanden,
Wie warst du da so schön, so schön für mich!
Wie muß ich da im Tode noch dich lieben!
Ein kleines Häuschen, doch ein großes Glück;
Das Häuschen wuchs; das Glück ist ihm geblieben.
Du bautest es mit mir zu einem Haus,
In dem der Himmel auf der Erde wohnte.
Du gingst als seine Seele ein und aus,
Die meinen Fleiß fast überreich belohnte.
Mir wars, wenn du so still und fromm gewaltet,
Als stündest du in heilger Engel Dienst,
Und niemals ist mein Herz für dich erkaltet,
Weil du mir stets so schön, so schön erschienst.
Bin ich denn deiner wirklich werth gewesen?
Ich glaub es nicht, obgleich es oft geschah,
Daß ich in deinem Aug ein Ja gelesen.
Du gabst mir lächelnd immer, immer Recht,
Wenn wir um die Erziehung Rath gepflogen,
Doch ward nicht nur das jüngere Geschlecht,
Nein, auch der Vater wurde mit erzogen.
Erzogen? Ja: Du öffnetest die Pforte
Und führtest uns hinauf zu Gottes Höhn.
Dein Beispiel wars; es waren nicht die Worte,
Und dieses Beispiel war so schön, so schön!
Sogar auch mir verbargst du deinen Faden.
Doch war die stille, gute That geschehn,
So hab ich deine liebe Hand errathen.
So spannst du fort. Wir wurden beide grau,
Doch spannst du weiter, immer, immer weiter.
Du spannst, glaub ich, du liebe Herzensfrau,
In deiner Güte unsre Himmelsleiter.
Ich seh dich heute noch, so freundlich sinnend,
Wie ich dich einst, als du noch lebtest, sah,
An einem neuen Liebeswerke spinnend,
Und fühls: Wie schön, wie schön warst du mir da!
Wars nur der Sarg? Sah ich auch dich versenken?
Ich will die Todte nicht, die vor mir lag,
Denn ich kann dich mir nur als lebend denken.
Du giebst ja noch; du giebst durch meine Hand;
Sie ist ja dein, durch Liebe dir erworben.
Du wirkst noch so, wie ichs von dir gekannt,
Bist bei mir, in mir, bist mir nicht gestorben.
Du zeigst dich nicht, doch fühl ich deine Nähe,
Und dies Gefühl, fast gleicht es dem Gesicht.
Wenn ich dich jetzt, jetzt vor mich treten sähe,
Wie schön wärst du, wie engelgleich, wie licht!
Es war im Wald. Die Bäume alle schliefen;
Da kam ein linder, milder Hauch gezogen,
Dort schwebte sie zur ewgen Gnadenquelle,
»Es preisen dich des Firmamentes Heere,
»Von da soll er aus tausend Quellen fließen,
»Doch schau hinab! Die Menschen, die du segnest,
»Sie haben weder dich, o Herr, verstanden,
»Laß mich nicht sterben, laß mich nicht verschmachten,
Sie schwieg und senkte wartend ihren Schleier;
Der Wald erwachte, und der Vöglein Lieder
Sie tauchte in des Weihers klare Welle
»Ich ließ für dich das Sabathglöcklein lauten:
»Er wird nun deine Sänger nicht nur hören;
Wie der Untergang der Sonne für den Westen der Erde ihren Aufgang bringt, so bedeutet der Tod für eine andere Himmelsgegend eine Geburt.
Der Mond belauschte lächelnd ihren Traum.
Die Schatten lagen ruhig in den Tiefen;
Die Welle küßte still des Weihers Saum.
Des Träumenden gewürzger Athemzug,
Der in des Maienduftes zarten Wogen
Des Waldes Seele auf zum Himmel trug.
Vor der die Bitte um das Leben kniet,
Und wie vom Vöglein an der Waldkapelle
Erklang ein sanftes, frommes Klagelied:
Auf deren Licht dein Ruhm herniederschallt.
Von ihm erfüllt sind alle Weltenmeere;
Im Thau und Regen trinkt ihn auch der Wald.
Dem Erdenland zum Heil und Segen sein,
In alle Flüsse, Ströme sich ergießen
Und dich verkünden, Vater, dich allein.
Begreifen deine Gottesweisheit nicht.
Die Liebe, die du ihnen niederregnest,
Wird ihrem Unverstand zum Strafgericht.
Nach deines freundlichsten Gesetzes Sinn;
Drum handeln sie, als sei ich nicht vorhanden,
Obgleich ich ihnen unentbehrlich bin.
Sonst ists auch um ihr eignes Heil geschehn.
Lehr sie, den Wald mit Liebe zu betrachten,
Damit sie endlich seine Seele sehn!«
Der Traum entfloh; es war die Nacht vorbei.
Die Erde lag in stiller Morgenfeier;
Ein Glöcklein kündete, daß Sabbath sei.
Erklangen jubelnd über Berg und Thal.
Die Seele kehrte aus dem Himmel wieder,
Getragen von dem ersten Sonnenstrahl.
Und stieg sodann ans thauesfrische Land,
Empfangen von dem Kehlchen der Kapelle,
Bei dem sie nun des Vaters Antwort fand:
Es läutete den Waldesfrieden ein.
Das hat für dich Erhörung zu bedeuten;
Du sollst fortan dem Menschen heilig sein.
Er wird das, was sie singen, auch verstehn:
"Hör auf, hör auf, die Wälder zu zerstören,
Sonst wirst mit ihnen du auch untergehn!"«
Sei lieb; sei gut, und zürne nicht!
Schau dir die liebe Sonne an!
Sie küßt die Sterne ohne Wahl;
Und daß sie keinen Dank begehrt,
Was man auf Erden von ihr meint,
Sei lieb; sei gut, und zürne nicht;
Wer ahnt, der ist gewarnt worden. Von wem? Denke darüber nach!
Warum willst du nicht gütig sein?
Dein Leben sei wie ein Gedicht,
Das Titelwort »Nur Sonnenschein«.
Ihr Segen reicht so weit, so weit.
Sie leuchtet nicht blos dann und wann;
Sie thut es stets, zu aller Zeit.
Sie weiß von Gunst und Vorzug nichts.
Es trifft den Berg wie auch das Thal
Die ganze Fülle ihres Lichts.
Das weißt du wohl schon längst von ihr.
Sie denkt ja, was sie dir bescheert.
Gehöre Alles, Alles dir.
Das stört sie nicht in ihrem Lauf.
Sie hat geschienen, und sie scheint;
Sie hört auch nicht zu scheinen auf.
Denk immer an den Sonnenschein;
Dann wird dein Leben ein Gedicht
Des Himmels für die Erde sein!
Hab Dank, hab Dank, du liebes Vaterhaus!
Ich mußte fort von dir und meinem Glück,
Hab Dank, hab Dank, du lichtes Vaterhaus!
Ich sehne mich hinauf, zu dir empor.
Wir sprechen von unserm geistigen Auge, aber nicht von unserer geistigen Zunge. Sie ist ebenso vorhanden, wie das Auge des geistigen Erkennens. Und wo, wann, wie und was sie redet und erzählt, wenn wir das Alles wüßten!
Du schirmtest meiner Jugend selges Leben.
Wie denk ich dein und denk es doch nicht aus,
Was du mir warst und was du mir gegeben.
Kein einziger von allen Erdenorten
Wird jemals so, wie du, mir heilig sein,
Denn was ich bin, bin ich durch dich geworden;
Das weiß ich nun; ich seh es endlich ein.
Hab nirgendwo ein andres Glück gefunden.
Dann kehrte ich zu spät, zu spät zurück,
Denn als ich kam, da warest du verschwunden.
Doch hab ich dich ganz so, wie du gewesen,
In meinem Herzen wieder aufgebaut
Und steig zu dir hinab, um zu genesen,
Wenn ich mich an der Welt hab krank geschaut.
Du warst ein Gnadenwerk, von Gott geschehen.
Du dehntest deine Hallen um mich aus,
Und ich, das Kind, ich hab sie nicht gesehen.
Doch, als ich dann die Räume meiner Jugend
Bei meiner Heimkehr nicht mehr stehen sah,
Da standest du, hell wie die Himmelstugend,
Vor meinem innern Auge plötzlich da.
Ich glaube ja und möchte gern auch hoffen.
Wie groß, wie weitgeöffnet ist dein Thor;
O stünde es für mich, für mich auch offen!
Ich seh den Weg und will ihn ernstlich gehen;
Der Hüter winkt; er läßt, er läßt mich ein!
Ich muß hinauf, darf nicht mehr wartend stehen;
Ich will in meinem Vaterhause sein!
Betrachte dich, und werde, was du bist!
Als Mann ererbtest du die heilge Pflicht,
Betrachte dich, und werde, was du bist!
Als Weib ererbtest du die heilge Pflicht,
Betrachtet euch, und werdet, was ihr seid!
Als Mann und Weib ererbtet ihr die Pflicht,
Es ist falsch, sich den Himmel unendlich weit von uns zu denken. Zwischen ihm und der Erde liegt keine Spur von Raum. Wir wissen ja, daß für ihn weder Raum noch Zeit vorhanden ist.
Ein Mann bist du, und hasts doch erst zu werden.
Weißt du vielleicht, was an dir männlich ist?
Der Körper, die Bewegung, die Geberden.
Du bist so ernst, energisch, alles Das,
Was man am Manne lobt, wenn man es findet,
Und weißt auch leicht zu überwinden, was
Ein Anderer nur mühsam überwindet.
Und doch, und doch -- o sähest du es ein! --
Bist du noch weit entfernt, ein Mann zu sein.
Zu suchen, was der erste Mann verloren,
Das Paradies, und findest du es nicht,
So wurdest du für hier umsonst geboren.
Denk dich als Den, der aus dem Eden ging,
Und sinne nach, so wirst du dich erinnern.
Such nach der Heimath, die dich einst umfing;
Den Schlüssel trägst du stets in deinem Innern.
Liebst du dein Weib, so führs dort wieder ein;
Dem wahren Manne wird es möglich sein.
Ein Weib bist du, und hasts doch erst zu werden.
Weißt du vielleicht, was an dir weiblich ist?
Der Körper, die Bewegung, die Geberden,
Du bist so fromm, versöhnlich, mild und zart;
Du liebst die Deinen, wie nur Frauen lieben.
Du warst als Kind von guter Kinder Art
Und bist so herzig, wie du warst, geblieben.
Und doch und doch -- o sähest du es ein! --
Bist du noch weit entfernt, ein Weib zu sein.
Zu suchen, was das erste Weib verloren.
Das Paradies, und findest du es nicht,
So bist und hast du hier umsonst geboren.
Denk, du seist Die, die einst der Herr verstieß,
Weil sie die Himmelsliebe nicht verstanden.
Such nach der Heimath, nach dem Paradies;
Es bleibt der Liebe ewig zugestanden.
Den Mann, das Kind, führ sie dort mit dir ein;
Dem wahren Weibe wird es möglich sein.
Ja, ihr seid Mann und Weib; ich hörs euch sagen.
Das heißt, Ihr seids geworden für die Zeit,
In welcher euch die Erdenstunden schlagen.
Und wer als Christ sich zeigen will, der spricht:
Den Bund der Herzen trennen selbst die Schauer
Des Todes und des offnen Grabes nicht;
Er ward geweiht und ist von ewger Dauer.
Und doch, und doch -- o sähet ihr es ein! --
Liegts euch noch ferne, Mann und Weib zu sein.
Zu suchen, was das erste Paar verloren,
Das Paradies, und findet ihr es nicht,
So werden euch die Engel wohl geboren,
Die euch mit liebewarmem Kindermund
Das selige Geheimniß offenbaren:
»Das Eden« hieß die ganze Erdenrund,
Als noch die Menschen Gottes Kinder waren.
Tritt diese Gotteskindschaft wieder ein,
Dann wird das Paradies geöffnet sein.
Vom Himmel geht ein Segen aus
Vom Himmel geht ein Segen aus
Vom Himmel geht ein Segen aus
Vom Himmel geht ein Segen aus
So geht vom lieben Vaterhaus
Wir lesen, daß die Engel singen, nicht aber, daß sie spielen. Der Himmel bedarf keiner Instrumente, um Gott zu preisen; er rühmt die Güte des Vaters aus seinem eigensten Wesen, aus seinem tiefsten Innern heraus.
Wie hier vom lieben Vaterhaus,
In dem der Vater nie vergißt,
Daß er des Hauses Säule ist.
Wie hier vom lieben Vaterhaus,
In dem die Mutter nie vergißt,
Daß sie des Hauses Seele ist.
Wie hier vom lieben Vaterhaus,
In welchem nie ein Kind vergißt,
Was es den Eltern schuldig ist.
Wie hier vom lieben Vaterhaus,
In welchem Keiner je vergißt,
Daß jeder Mensch ihm Bruder ist.
Ein wahrer Himmelssegen aus,
Und ließ die Welt ihn bei sich ein,
Sie würde bald ein Himmel sein.
Wer geht mit mir? Ich bleibe nicht!
Welch eine Welt liegt rings umher:
Man weiß ein wunderbares Land
Und doch, wie ist dies Nichts belebt,
Wer geht mit mir? Ich bleibe nicht!
Hast du jemals eine Gabe gespendet, ohne daß du dich wenigstens in deinem Innern ihrer wohlgefällig rühmtest? Beobachte dein Ich, so wirst du bemerken, daß es stets auf der Lauer liegt, dich um den Werth dessen, was du thust, zu betrügen.
Warum soll ich noch länger warten?
Ich lege ferner kein Gewicht
Auf Dinge, die bisher mich narrten.
Wozu in aller Welt der Streit,
Das fieberhafte Vorwärtseilen,
Wenn man dabei doch weit und breit
Nur um sich schlägt mit Vorurtheilen!
Wohin ich schau, nur Fragezeichen!
Ist denn die Antwort gar so schwer?
Natürlich, schwerer als das Schweigen!
Man denkt, man fühlt, man ahnt Etwas
Doch wagt man nicht, es laut zu sagen.
Es droht der Spott; es droht der Haß,
Und das verursacht Unbehagen.
Jenseits der Fragezeichen liegen,
Doch der verständige Verstand
Versteht es nicht, sich zu besiegen.
Es ängstigt ihn das »leere Nichts«,
Das zwischen hier und dort sich breitet
Und ihm »das ganze Reich des Lichts«
Und »seine Seligkeit« verleidet.
Genau, genau wie unsre Erde!
Und wie ist dieses Nichts bestrebt,
Daß es ein Etwas für uns werde!
Jedoch in Vorurtheilen blind,
Vermögen wir nicht, es zu sehen,
Und bleiben wir so, wie wir sind,
Kanns durch ein Wunder nur geschehen.
Ich will nun endlich vorwärtsschreiten.
Wem es dazu an Muth gebricht,
Der bleib; er ist nicht zu beneiden.
Des Glaubens Schuhe zieh ich an;
Die Hoffnung gürtet mir die Lenden,
Und was nicht ich vollbringen kann,
Das wird ein Anderer vollenden!
»Ich bin nicht frei. Ich werde fest gehalten.
»"Komm mit! Ich trage dich auf leichten Schwingen
»Ich seh der Erde finstre Schatten fallen,
»"Das ist nicht Erdenglanz und nicht ihr Schatten;
»Der zweiten Welt? Ist das nicht auch die Erde?
»"Du siehst den Trieb nach oben und nach unten,
»Es leuchtet mir, den Nebeln hoch entstiegen,
»"Einst wird sie kund. Und wehe, wehe Allen,
»Ich sehe plötzlich sich vor mir entfalten
»"Es mag dir dies Empfinden offenbaren,
»Die Tiefe dort? Ich seh auch sie sich regen,
»"Du kennst dies Werk. Ich hab von ihm gesprochen,
»Ich danke dir! Dies Wort aus deinem Munde,
»"Nur dich allein? Auch sie ist frei geworden,
Kennst du die einsamen Berge, welche in deinem Innern ragen? Sie senden dir die Wasser des Lebens, und doch steigt dein Dank so selten hinauf. - Kennst du die hehren, stillen Wälder in dir, welche diese Quellen schützen? Du athmest viel zu wenig ihren Odem, obgleich er dir so nöthig ist. - Kennst du die geräuschvollen Städte und Ortschaften, zu denen dein Inneres den Boden liefert, ohne daß du besorgt bist, eine kluge Wahl zu treffen? Du besuchst sie, ohne daß du es weißt, wohl mehr als oft genug. - Wolltest du doch beachten, wie sehr dein inneres deinem äußern Leben gleicht!
Ich fühls, hab oft darüber nachgedacht.
Ich will nach Gottes Willen mich gestalten,
Und das wird mir so schwer, so schwer gemacht.
O, dürfte meine Frage aufwärts schweben,
Wie ichs für sie ersehne, himmelan,
Empor zur Wahrheit, die mir Antwort geben,
Die mich befrein, die mich erlösen kann!«
Von dieser Erde fort zur zweiten Welt.
Ich kann dich nicht bis in den Himmel bringen;
Er öffnet keinem Sterblichen sein Zelt;
Doch will ich dir eins seiner Wunder zeigen,
Wenn du dich meiner Führung anvertraust.
Dein Staunen braucht nicht gegen mich zu schweigen.
Du darfst mir Alles sagen, was du schaust."«
Unendlich weit, auf Ewigkeiten hin,
Und hör aus ihnen grelle Stimmen schallen
Empor zum Glanz, in dem ich mit dir bin.
Wir schweben hoch, im sanften Erdenscheine,
So mild, wie ihn die stille Mondnacht liebt,
Und um uns klingen überirdisch reine
Accorde, die es nicht auf Erden giebt.«
Das ist der Seelen Finsterniß und Licht.
Dort fehlt das Licht, weil sie es niemals hatten,
Doch hier wars stets, drum fehlt auch jetzt es nicht.
Wo du hier bist, das bleibe dir verschwiegen,
Doch deiner Seele ist es wohlbekannt.
Schau hin, schau hin! Siehst du es vor dir liegen,
Der zweiten Welt geheimnißvolles Land?"«
Gebirge, Land und Wasser, Feld und Au,
So gleich, so ähnlich, daß fast irr ich werde,
Sogar der Dörfer und der Städte Bau!
In klarer Schönheit ragt empor das Reine,
Als hab es sich vom Irdischen befreit;
Ein Nebelzwielicht sondert das Gemeine;
In finstern Schluchten haust die Niedrigkeit.«
Die Flug- und Zugkraft dieser Wunderwelt.
Die Gegensätze scheinen zwar verbunden,
Doch nur, bis Gott die letzte Frage stellt.
Nun schau, wie ihr auf sie euch vorbereitet,
Indem ihr hier an eurer Antwort baut!
Das Sein, das sich vor deinem Auge breitet,
Es spricht schon jetzt bestimmt genug und laut."«
Als träumte ich, ein nie geahntes Land.
Ich seh es wie ein Eden vor mir liegen,
Gesegnet überreich von Vaters Hand.
Doch unter jener Dämmrung gähnt der Schauer
Erbarmungslos herauf aus Schlucht und Schlund.
Schwarz liegt dort das Verderben auf der Lauer;
Wem wird wohl seine ganze Tiefe kund!«
Die dieses Abgrunds Rachen zugestrebt!
Wem muß der Mensch denn beim Gericht verfallen?
Doch wohl nur dem, wofür er hier gelebt!
Dann wird auch kund, wie hoch die Berge steigen
Für Jeden, der das Graun der Tiefe flieht.
Es soll sich dir die erste Stufe zeigen.
Berichte mir, was jetzt dein Auge sieht!"«
Ein Leben, wie in einem Zauberreich.
Es regt sich wie von menschlichen Gestalten,
Und doch sind sie nicht völlig menschengleich.
Es ist ein Kommen und ein wieder Gehen,
So leicht und licht, so lieb, so wunderbar;
Ich kann es nicht begreifen, nicht verstehen,
Und doch empfinde ich in mir es klar.«
Daß deine Seele dieses Leben kennt.
Du sollst die Wahrheit über das erfahren,
Was ihr auf Erden Seelenleben nennt.
Hier wohnt die Seele, nicht in deinem Leibe;
Du wirst von ihr besucht -- du sagst »beseelt«.
Daß sie nicht immerwährend in dir bleibe,
Das ists, das dort die Tiefe dir verhehlt."«
So deutlich und doch ebenso versteckt,
Es ist ein unheilkündendes Bewegen,
Das mich im Innern warnt, weil es erschreckt.
Mir scheint, ein Höllennest von Geisterspinnen
In Menschenform sei nur darauf bedacht,
Sich immer neue Fäden auszusinnen
Für ein mir unbekanntes Werk der Nacht.«
Als über das Verhehlen ich geklagt:
Dort wird durch falsche Fäden unterbrochen,
Was deine Seele deinem Geiste sagt.
Dann steigt der reine Lobgesang der Sphären
Nicht zu dir nieder in das Erdenthal,
Und es vermag dich nicht mehr zu verklären
Hier dieser Berge heilger Sonnenstrahl."«
Wie groß ist es, wie groß und schön zugleich!
Es bringt von meiner Seele mir die Kunde
Aus einem andern, nicht des Körpers Reich.
Wie gern kann auf den Irrthum ich verzichten,
Der sich den Leib von ihr bewohnt gedacht!
Wer will, mag sich auch ferner nach ihm richten,
Mich aber hast du von ihm frei gemacht.«
Weil du sie dir nicht mehr im Fleische denkst.
Sie kommt zu dir nun durch die sichern Pforten,
Zu denen du ihr die Erlaubniß schenkst.
Sie wird von keinem Netz mehr aufgehalten,
Das ihr der Feind des lichten Himmels stellt;
Sie kann nun ihre Flügel frei entfalten,
Um dich zu tragen nach der zweiten Welt."«
Wir glauben! Lächle nicht; es ist uns Ernst!
Wir glauben! Wüßtest du doch, was das heißt!
Wir glauben! Großes ist damit gesagt!
Wir glauben! Dessen schämen wir uns nicht!
Wir glauben! Aber wer sind diese »Wir«?
Wir glauben! Das ist höchste Thätigkeit!
Wir glauben! Welche Wonne, welche Lust!
Wir glauben! Erstes, doch nicht letztes Wort!
Es ist keine Welt so groß, daß sie nicht in dir geistig Raum finden könnte.
Du kennst den Glauben nicht, und ich kann dir nicht zeigen,
Daß wir mit ihm hinauf in alle Himmel reichen,
Von denen du dich mehr und mehr entfernst.
Es ist so leicht, den Himmel Himmel sein zu lassen;
Es ist so schwer, vom Himmel aus die Erde zu erfassen;
Das ist der Grund, daß du nicht glauben lernst.
Denk dir es nicht als ein persönliches Empfinden;
Denk dirs als Meer, in dem wir Nahrung finden,
Denk aber nicht, daß du es dann schon weißt.
Der Glaube bildet eine Welt, in der wir leben,
Und dieser Welt allein ist Seligkeit gegeben;
Er ist der Raum, in dem die Hoffnung kreist.
Das, was ihr wißt, verdankt ihr nur den äußern Sinnen,
Doch giebts nicht blos ein Außen, sondern auch ein Innen,
Dem eine Sonne um die andre tagt.
Und öffnet dieses Innen muthig seine Augen,
So dürfen sie den Blick in Herrlichkeiten tauchen,
An welche eure Brille nie sich wagt.
Es ist der Mensch verpflichtet, diesem Erdenleben
Für sich und seine Brüder, was ihm fehlt, zu geben:
Dem Herzen Liebe, dem Verstande Licht.
Wir fragen nicht: Wird diese Gabe angenommen?
Wir wissen nur: Es ist die Zeit dazu gekommen,
Und darum sind wir voller Zuversicht.
Gieb dir nicht Mühe, unsre Ziffer zu bestimmen.
Wolltst du uns sehn, so müßtest Berge du erklimmen,
Und diese Berge stehen nicht nur hier.
Doch, wo nach Licht, nach Liebe sich ein Sehnen findet,
Da offenbart sich dir das Band, das uns verbindet;
Wir führen »Licht und Liebe« im Panier.
Du meinst, der Glaube sei uns nur ein Ruhekissen,
Auf dem wir unsre Psyche wohl zu pflegen wissen;
Ich gebe dir ganz anderen Bescheid:
Wir baun im Stillen, rastlos, uns und euch zum Glücke,
Von Tag zu Tage neue Pfeiler, eine Brücke
Hoch übers Grab hinweg zur Ewigkeit.
Wie freun wir uns darauf, den Vorhang zu entfernen;
Wie wirst du da des Glaubens Walten kennen lernen,
Die Brücke sehn, von der du nichts gewußt!
Du wirst dann schaun wie wir, nimmst Theil an unsern Gaben,
Doch ohne so wie wir, vorher geglaubt zu haben,
Für dich ein unersetzlicher Verlust!
Dies erste Wort, ich hab es heut zu dir gesprochen.
Das zweite hat schon längst die Gräber aufgebrochen,
Doch leider warf der Unverstand es fort.
Das letzte hat sich unser Vater vorbehalten,
Und ließest du nur ihn und seine Gnade walten,
So hörtest du's schon hier und nicht erst dort.
Im Tagesgrauen schlief das stille Thal,
Nun ging des Tages Engel über Land,
Er stieg den Berg, den steilen Fels hinan,
So liegt des Menschen Herz in dunkler Nacht,
Dann steig empor, steig nieder in das Land,
So wird sie dir vielleicht wohl lieb und werth;
Wollten die Menschen doch endlich einsehen, welch ein Unterschied ist zwischen »dem« Glauben und »einem« Glauben! Zähle die, welche »den« und die welche »einen« Glauben haben, und wundere dich dann noch darüber, daß es uns unmöglich ist, mit »unserm« Glauben Berge zu versetzen!
Und seine Schönheit war mir noch verborgen;
Dann plötzlich kam der erste Sonnenstrahl,
Und mit ihm ward es heller, goldner Morgen.
Es fluthete das Licht vom Himmel nieder,
Als habe er sich selbst herabgesenkt,
Und laut erklangen alle Morgenlieder,
Die er allein, allein dem Walde schenkt.
Ging durch den Hag, ging über Feld und Auen,
Und überall, wo er ein Blümlein fand,
Bog er sich nieder, um es anzuschauen.
Er kam auf allen Wegen hergeschritten,
Und sah er wo ein wartend Fensterlein,
So ließ er sich nicht lange darum bitten,
Er gab ihm Licht und gab ihm Sonnenschein.
Klomm auf die Firnen, in die Kletscherspalten;
Er kletterte in alle Tiefen dann,
Kam über schroffe Hänge, todte Halden,
Und überall, am höchsten, tiefsten Orte
Ward ihm der Mensch, das Thier, der Baum, der Stein
Zum mahnenden, zum heilgen Gottesworte:
»Gieb Liebe hier; auch diese Welt ist mein!« -
Wenn sich die Andern ihm nicht gütig zeigen;
Doch, wird der Strahl der Liebe ihm gebracht,
So wird das Dunkel bald dem Lichte weichen.
Dann zeigen sich in Blüthen seine Auen;
Es sprudeln alle Quellen hell und klar,
Und du kannst Alles, Alles deutlich schauen,
Was ohne Liebe dir verborgen war.
Das sich in reicher Schönheit vor dir breitet;
Doch thue es mit schonendem Verstand,
Der niemals über Heiligthümer schreitet.
Und willst du weiter, immer weiter gehen,
Bis dort, wohin vielleicht noch Niemand kam,
So wirst du bald erkennen und verstehen,
Wer dieser Welt das Licht, die Wärme nahm.
Du lernst sie besser, immer besser kennen;
Sie bietet dir des Freundes Haus und Herd;
Du möchtest dich nicht wieder von ihr trennen.
Und wenn sie so dir eigen ist geworden,
Ist sie, die früher fremde, gänzlich dein.
Es kann die Welt an allen, allen Orten,
Wenn du die Menschen liebst, die Deine sein.
Trag nicht empor ins Himmelreich,
Erscheint dir eine Last zu schwer,
So soll Gott Alles für dich thun;
Und gläubig schnaubend, lächelst du,
Und dieser Glaube will der Welt
O, glaub an diesen Glauben nicht!
Nun steig empor ins Himmelreich,
Kennst du die rollenden Spiralen der Chiesa Santa Maria della Salute in Venedig? Sie streben, Propheten tragend, nach allen Richtungen hinaus in die Weite, doch fest verbunden mit der Kuppel bleibend. Der Körper lastet; der Geist allein ist es, welcher wirkt. Das ist ein monumentaler, aber leider bisher unverstandener Ruf zur ächten christlichen Mission: »Gehet mit eurer Kraft hinaus in alle Welt, doch Alles, was da lastet, bleibe daheim!«
Was auf der Erde hat zu bleiben!
Du bist noch lange Gott nicht gleich
Und willst dich ihm doch einverleiben.
Du wirfst ihm alle irdschen Fragen
Zur pflichtgemachten Lösung hin;
Die Allmacht soll sich für dich plagen;
Das ist des Glaubens Zweck und Sinn.
Will Etwas dir nicht gleich gelingen,
So sorgt dich das nicht allzusehr,
Du kannst es ja dem Vater bringen.
Du bist von ihm einst ausgegangen
Und kehrest einst zu ihm zurück;
Du brauchst von ihm nur zu verlangen,
Dein Heil ist ja sein eignes Glück.
Er soll sogar auch für dich lieben.
Auf seiner Güte auszuruhn,
Ist dir verbrieft, ist dir verschrieben.
Du brauchst nichts weiter, als zu glauben,
Daß er die Welt zum Besten lenkt,
Und eifrig gegen den zu schnauben,
Der Gottes Reich sich anders denkt.
Erfüllt von heilgem Himmelsfeuer,
Dem Nächsten Gottes Liebe zu --
Die deinige ist dir zu theuer.
Die göttliche reicht für die Schaaren
Der Ungezählten ewig aus;
Die menschliche hat man zu sparen;
Sie geht nicht übers Ich hinaus.
Durch diese Liebe Frieden bringen
Und läßt als Herrscher und als Held
Sein »Et in terra pax« erklingen!
Und dieser Glaube, viel zerrissen,
Stets mit sich selbst in Zank und Streit,
Er will allein zu finden wissen
Das, was ihm fehlt, die Einigkeit!
Glaub nur allein an Gottes Liebe.
Was er der Menschheit auch verspricht,
Nichts ist, was er nicht schuldig bliebe.
Es kann nur e i n e n Glauben geben,
Wie es nur e i n e Liebe giebt,
Und beide sind vereint im Leben
Dann, wenn der Mensch den Menschen liebt.
Und bring herab den Völkerfrieden!
Er ist dem Dort und Hier zugleich,
Der Erde nicht allein, beschieden.
Hol uns den e i n e n Glauben wieder,
Der auch nur e i n e Liebe kennt,
Dann schwebt mit ihm der Engel nieder,
Den man den Völkerfrieden nennt.
Laß uns hinauf zu jenen Bergen steigen,
Doch heut? Verschwunden sind die stolzen Vesten;
Laß uns hinauf zu jenen Bergen steigen,
Und heut? Noch rühmen ihn der Himmel Heere;
Das Geld soll der Wertmesser für unsere Leistungen sein. Wer es aber verschwendet, der belohnt das Unverdienst, honoriert das Laster und macht sich zum Beschützer unlauterer Denk- und Handlungsweise.
Auf denen einst die Macht der Welt gestanden!
Du sollst mir ihre starken Burgen zeigen
Und was von ihnen heut noch ist vorhanden.
Sie legte ihre Faust in jede Wage,
Und was sie that, das machte sie zum Recht.
So wurde sie, die Welt, der Welt zur Plage;
Der Mensch war nur ihr Sklave, nur ihr -- Knecht.
Nur Trümmer mahnen an vergangne Zeiten.
Bisweilen stöbert unter diesen Resten
Die Gegenwart nach Sehenswürdigkeiten.
Und was sie findet, immer ists das Eine,
Wovon der Himmel täglich zu uns spricht.
Hier sagt ers in der Sprache dieser Steine:
»Die Welt vergeht; sie kennt die Liebe nicht!«
Auf denen einst die Macht des Herrn gestanden!
Du sollst mir seiner Liebe Wunder zeigen
Und was von ihnen heut noch ist vorhanden.
Sie legte ihre Hand auf jedes Leben,
Um es zu segnen, gnadenreich und lind,
Und wer sich ihr zu Eigen wollte geben,
Den nahm sie freudig auf, der war ihr -- Kind.
Noch wird auf jedem Stern sein Lob gesungen;
Noch preisen ihn die Berge und die Meere;
Noch ist der Dank für ihn nicht ausgeklungen.
Noch stehen seiner Kinder selge Schaaren
Vor seinem Angesichte, dankbereit
Und hören nimmer auf, zu offenbaren:
»Die Liebe Gottes bleibt in Ewigkeit!«
Denk oft zurück ins eigne Leben;
Du hast den Schwachen gern zu schonen;
Und bist du auch nicht ganz zufrieden
Du solltest dich darüber freuen,
Drum laß den Zorn nicht überfließen;
Die Weltgeschichte ist zu neun Zehnteilen Kriegs- und Eroberungsgeschichte. Wenn sie einst in demselben Maße Geschichte einer friedlichen Entwickelung geworden ist, dann mag der Mensch beginnen, von Nächstenliebe zu sprechen, eher aber nicht!
Verlang von Andern nicht zu viel!
Du weißt, es führte dich dein Streben
Auch nur so nach und nach ans Ziel.
Du wurdest doch wohl auch geschont.
Die Liebe wird bei ihm sich lohnen,
Wie sie sich einst bei dir gelohnt.
Mit dem, was er für dich gemacht,
Wir Menschen sind ja so verschieden:
Er hat es anders sich gedacht.
Daß er dir guten Willen zeigt.
Auch du hast Manches zu bereuen,
Auch dir fiel wohl nicht Alles leicht.
Ueb immer Nachsicht, hab Geduld;
Denn, wenn dich Etwas will verdrießen,
Bist du vielleicht auch selbst mit schuld.
Es wird ein Engel dir gesandt,
Es wird ein Engel dir gesandt,
Es wird ein Engel dir gesandt,
Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist ein so natürliches, daß es keiner Erklärung bedarf. Wer das Verhältnis zwischen Gott und Mensch mit Hülfe des Verstandes erklären will, der entweiht die heilige Natürlichkeit desselben und wird, weil er es nicht zu durchschauen vermag, Satzungen aufstellen, welche unmöglich die Wahrheit enthalten können.
Um dich durchs Leben zu begleiten.
Er nimmt dich liebend an der Hand
Und bleibt bei dir zu allen Zeiten.
Er kennt den Weg, den du zu gehen hast,
Und trägt mit dir der Erde Leid und Last.
Dem sollst du dich gern anvertrauen.
Auf ihn soll stets und unverwandt
Das Auge deiner Seele schauen.
Er trägt zu deinem Schutz das Schwert des Herrn
Und ist dir nie mit seiner Hülfe fern.
Dem sollst du niemals widerstreben,
Und hast du ihn vielleicht verkannt,
So zwing ihn nicht, dich aufzugeben,
Denn bautest du auf deine Kraft allein,
Es würde nur zu deinem Unglück sein.
Geh nicht zu Denen, welche von sich reden;
Geh nicht zu Denen, welche von sich schweigen;
Und mußt du doch als Mensch zu Menschen gehen,
Während nie zwei Personen, und wenn sie noch so eng neben einander ständen, denselben Zenith haben können, so werden grad im Gegenteile alle gläubigen Menschen, selbst wenn sie körperlich und geistig noch so entfernt von einander wären, von der Kraft ihres Glaubens nach einem und demselben Himmelspunkte getragen -- zu Gott.
Sie kennen nur das eigne, liebe Ich.
Ein feines Ohr vermeidet die Trompeten;
Der Weise hält am liebsten sich für sich.
Auch sie verehren nur ihr liebes Ich.
Sie wollen sich als große Schweiger zeigen;
Der Weise hält am liebsten sich für sich.
So sprich und schweig, doch Beides nicht für dich.
Das Sprechen sei für die, die dich verstehen,
Das Schweigen für der Andern liebes Ich.
Sei still in Gott, still wie das Meer!
Sei weit in Gott, weit wie das Meer!
Sei tief in Gott, tief wie das Meer!
Ja, sei, mein Herz, stets wie das Meer
Hast du schon bemerkt, daß die Hoffnung auf die Ewigkeit sich nach zwei Richtungen bewegt? Je höher sie steigt, um so tiefer senkt sie sich auch in dich hinein.
Nur seine Fläche streift der Wind,
Und tobt als Sturm er noch so sehr,
Wiß, daß die Tiefen ruhig sind.
Es wogt nicht blos am heim'schen Strand.
Und wird dirs auch zu glauben schwer,
Wiß, drüben giebts doch wieder Land.
Nach dort, wo dich die Welt vergißt,
Sei dein Verlangen, dein Begehr.
Wiß, daß die Tiefe Höhe ist.
In Gott so still, so tief, so weit!
Dann landest du nicht hoffnungsleer
Am Küstensaum der Ewigkeit.
Es fiel ein Thau wohl über Nacht
Nun aber sendet Tag und Nacht
Die Seele des Menschen ist nach ihrem Wesen nichts als Gottesliebe. Beginnt der Geist des Menschen, diese Liebe zu empfinden, so sagt er, weil er sie nicht begreift: »Ich glaube,« anstatt: »Ich liebe!«
Rings auf die durstig matten Auen,
Und früh war in der Sonne Pracht
Des Schöpfers Lob und Preis zu schauen.
Ein diamantnes Leuchten sprühte
Von Strauch zu Strauch, von Halm zu Halm,
Und von Milliarden Perlen glühte
Zu ihm empor ein Dankespsalm.
Der Vater seinen Segen nieder,
Und hat der Segen Glück gebracht,
Wo bleiben dann die Dankeslieder?
Es hat der Mensch so viel zu sagen,
Doch Dank an Gott, den sagt er nicht.
O, möchte er den Thau doch fragen,
Der lehrte ihm die Dankespflicht!
Komm mit, komm mit, und folge mir;
Wir fangen an beim Anbeginn
Und da wir bei dem Anfang schon
Und während dieser Ewigkeit
Die Welt nimmt immer die Miene und das Gebahren dessen an, den sie umgarnen und bethören will. Sie spielt mit dem Spieler, trinkt mit dem Trinker, studiert mit dem Forscher und -- beugt die Kniee mit dem Beter.
Ich führe dich so gern, so gern.
Ich zeige und erkläre dir
Die ganze Welt von Stern zu Stern.
Und hören auf beim Ende dort;
Wir gehen gleich zu Beiden hin,
Denn Beide sind derselbe Ort.
Am Ende angekommen sind,
So ist die Ewigkeit entflohn
Wie so geschwind, wie so geschwind.
Hab ich erklärt wieviel, wieviel?
Und ihr in eurer Spanne Zeit
Treibt ganz genau dasselbe Spiel!
O lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
O, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
O, lacht doch nicht! Treibt ja nicht euern Spott
Die Völker stehen in Wechselbeziehungen zu einander, von denen jeder Einzelne mehr oder weniger berührt wird. Glaubt er, diese Berührung nur zu seinem Nutzen ausbeuten zu müssen, so entzieht er Denen, die er auszubeuten trachtet, sowohl die Möglichkeit als auch den guten Willen, ihm auch fernerhin zur Bereicherung zu dienen.
Mit unserm Glauben, denn ihr lästert Gott.
Nicht diesem Glauben, Gott gilt euer Lachen;
Ich sage euch: Ihr habt es quitt zu machen!
Mit unsrer Liebe, denn ihr lästert Gott.
Ein solches Lachen kann nur Schmerz bereiten;
Ich sage euch: Ihr habt es quitt zu leiden!
Mit unsrer Hoffnung, denn ihr lästert Gott.
Dies Lachen wird einst theuer euch erscheinen;
Ich sage euch: Ihr habt es quitt zu weinen!
Sei ruhig; stürme, stürme nicht!
Sei ruhig; dräng dich nicht voran!
Sei ruhig, doch versäume nichts!
Sei ruhig, immer unbeirrt!
Sei ruhig, wenn das Ende naht!
Der Verbrecher ist nicht als Abschaum der Menschheit zu behandeln, sondern als das öffentlich hervorgetretene Symptom einer Krankheit, an welcher der ganze Organismus leidet. Zu diesem Organismus gehörst auch du. Nach vollbrachter Buße ist der Sünder wenigstens ebenso rein, wie Derjenige, dessen Fehler nicht gerichtet worden sind.
Warum sollst du dich überstürzen?
Thu recht und billig deine Pflicht;
Du kannst die Zeit doch nicht verkürzen.
Es gilt, die edle Kraft zu sparen.
Wer diese Kraft nicht zügeln kann,
Der wird mit ihr nicht glücklich fahren.
Es darf sich keine Lücke zeigen.
Willst du empor zum Quell des Lichts,
Hast du behutsam aufzusteigen.
Laß dich von Andern nicht bethören;
Denn wer sich selber untreu wird,
Der ist von ihnen leicht zu stören.
Bist du nicht zaghaft wie so Viele,
So bringt die letzte, schwerste That
Auf Engelsschwingen dich zum Ziele.
Wo gehst du hin! Du bist auf falschen Pfaden
Hast du nicht auch nach Pylos zu gelangen,
Drum traue nicht dem Außen, nicht den Sinnen;
Wenn du nicht an ein Leben nach dem Tode glaubst, so kann man dir in gewisser Beziehung nicht ganz unrecht geben, denn es wird leider für Viele, sogar für sehr Viele nichts weniger als ein Leben sein.
Und lässest dich von einem Mund berathen,
Der auf die Frage nach der Wahrheit schweigt.
Du hast weit mehr als nur dein eignes Leben
Vertrauensvoll in eine Hand gegeben,
Die dir das Ziel in falscher Richtung zeigt.
Du merkst es nicht, daß dich der Irrthum leitet
Und mit dir nach verborgnen Tiefen schreitet.
Um Kunde dort vom Vater zu empfangen,
Wie einstens Telemach von Ithaka?
Weißt du nicht mehr, daß ihn die Weisheit führte
Und daß er ihre Hand gehorsam spürte,
Obgleich er nicht als Himmlische sie sah?
Dort mußte sie sich äußerlich gestalten;
Für dich darf sie sich in dir selbst entfalten.
Richt alle Sorgen um dein Heil nach innen,
Denn nur das Herz hört, was der Vater spricht.
Und will ein fremder Ton dies schmeichelnd rügen,
So trachtet dich ein Gleißner zu betrügen;
Sei klug, und folge dieser Stimme nicht!
Nur die Verführung kann das Kinn dir streicheln;
Die Wahrheit aber wird dir niemals schmeicheln.
Geh nicht, geh nicht zurück zur Welt,
Sie ruft, sie lockt, sie winkt dir zwar
Geh nicht zurück! Sie bietet dir
Gelingt es ihr zum zweiten Mal,
Geh nicht, geh nicht zurück zur Welt,
Steig nun auch in dich selbst hinein,
Wenn du offenen Auges in das Leben schaust, so wirst du bald erkennen, wer unter allen Feinden des Menschen sein größter ist -- der Trotz.
Nachdem du glücklich ihr entstiegen!
Du bist als Mensch nicht immer Held
Und könntest ihr noch unterliegen.
So liebevoll, zurückzukehren,
Doch diese Freundschaft ist nicht wahr;
Sie will dir nur den Sieg erschweren.
Zunächst nichts gegen dein Gewissen,
Dann aber, dann verfällst du ihr
Mit Allem, was du ihr entrissen.
Dich bis zur Ohnmacht zu umspinnen,
So bleibt dir wohl kein Hoffnungsstrahl,
Ihr jemals wieder zu entrinnen.
Nachdem du glücklich ihr entstiegen!
Auch noch auf einem andern Feld
Hast du zu kämpfen und zu siegen.
Wo deine stärksten Gegner wohnen.
Willst du befreit von ihnen sein,
So darfst du sie und -- dich nicht schonen!
Es klingt ein Ruf aus alter, alter Zeit
Du willst so gern in deine Zukunft schaun;
Sind diese Normen dir vielleicht bekannt?
Was kümmert dich das, was verschwunden ist!
Und solche Sühne ist auch unsre Pflicht,
Drum wünschest du nach dieser, deiner Zeit
Dort liegt der Quell, der unaufhaltsam fließt,
Von dort erklang zuerst das große Wort
Dort liegt vergraben, was der Tag einst sagt,
So gehe hin, und forsche, forsche gern;
Es wird für dich dann diese Spanne Zeit,
Du steigst empor, nicht wie man Stufen steigt;
Hinter jeder Tugend lauert ihre sündhafte Schwester, welche nichts als ihre Uebertreibung ist.
An unser Ohr wie aus Prophetenmund:
Ist dir verborgen die Vergangenheit,
So thut sich dir das Werdende nicht kund.
Da mußt du erst die Gegenwart begreifen,
Und diese hat sich stetig neu zu baun
Nach Normen, die aus dem Vergangnen reifen.
Ward eine dir von ihnen offenbar?
Du kennst ja nicht das ferne, ferne Land,
In dem die Gegenwart einst Zukunft war.
Soll sich die Nachwelt nicht um uns bekümmern?
Es hat die Menschheit das, was sie vergißt,
Zur Sühne auszugraben unter Trümmern.
Die wir vergaßen, was die Vorwelt gab.
Erkennen wir der Menschheit Seele nicht,
So sind wir nichts, als dieser Seele Grab.
Den Kommenden als lebend dich zu zeigen,
So geh zum Ursprung, zur Vergangenheit,
Um dann belehrt aus ihr emporzusteigen.
Weil jede, jede Stunde vorwärts geht,
Und sich als Tugend über den ergießt,
Der dieser Stunden ernsten Wink versteht.
Vom Leben, von gesprengten Todesbanden;
Von dort erklingt es heut noch fort und fort,
Und wer es achtet, der ist auferstanden.
Der uns das Leben aus dem Leben giebt;
Dort liegt vergraben, was dies Leben fragt,
Wenn man nichts als nur dieses Leben liebt.
Such nicht das Wort; such den, der es gesprochen;
Dann leuchtet dir die Herrlichkeit des Herrn,
Und alle Erdenketten sind zerbrochen.
Die du so fälschlich in Minuten trennst,
Zum untrennbaren Theil der Ewigkeit,
Die du als dir gehörig kennen lernst.
Es giebt für dich nicht Jahre und nicht Stunden,
Und wenn sich dann dir keine Zeit mehr zeigt,
So bist du Sieger und hast überwunden.
Sprich nie ein liebeloses Wort,
Es geht mit dir, wohin du gehst,
So wächst die liebelose Schaar,
Bitte, drehe das Rohr um, wenn Du nach einem Mitmenschen schaust! Du hast es fast immer verkehrt in der Hand.
Denn es ist nicht ein leerer Schall.
Du sendest es zwar von dir fort,
Doch bleibt es bei dir überall.
Begleitet dich auf Schritt und Tritt,
Und ob du es auch nicht verstehst,
Es nimmt sogar noch andre mit.
Die nichts als Böses von dir spricht,
Und was zuerst ein Wort nur war,
Das wird zum Spruch einst im Gericht.
Hast du geliebt? Weißt du wohl, was das heißt?
Hast du geliebt? Es wird ein Ja verlangt,
Hast du geliebt? So wirst du einst gefragt,
Der Mann, welcher sich bei Allem auf Gottes Hülfe verläßt, ist keineswegs ein frommer Mensch. Thatkraft in Beziehung auf irdische Angelegenheiten ist auch dem wahrhaft Frommen nöthig.
Denk nach, denk nach, wenn du es noch nicht weißt.
Die Frage wird dir jeden Tag gegeben;
Die Antwort hast du jeden Tag zu leben.
Weil Jeder so wie du nach Liebe bangt.
Was du ihm giebst, sein Engel trägts nach oben,
Und dort, dort wird es für dich aufgehoben.
Wenn das Gericht des Allerforschers tagt.
Das Urtheil hast du dir dann selbst zu geben;
Es liegt schon da: Es ist dein Erdenleben!
Schau dir die Menschen geistig an;
Es dehnt sich da ein weites Land
Und dieses Land ist reich belebt
Schau dir die Menschen geistig an,
Bist du Dichter, so beobachte dich einmal recht aufmerksam während der Arbeit. Du wirst gewiß bemerken, daß Gedanken und Reime aus ganz verschiedenen Richtungen kommen.
Dein leiblich Aug sieht weiter nichts,
Als was es eben sehen kann
Im Schein des äußerlichen Lichts.
Es wohnt in einem andern Lichte
In ihm ein andres, zweites Sein,
Und dieses zu erkennen, richte
Den andern Blick in ihn hinein.
Oft abgrundstief, oft steil empor.
Es dürstet da der Wüste Sand,
Es spritzt der Sumpf, es weint das Moor.
Es rauscht der Wald; es stehn zur Ernte
Der Garten und das Feld bereit,
Und sonnig hell steigt das entfernte
Gebirge auf zur Ewigkeit.
Von flüchtgen Wesen ohne Zahl.
Das lacht und weint, das sorgt und strebt,
Bald hoch empor, bald tief zu Thal.
Es sind die rührigen Gedanken,
Die niemals schweigen, nimmer ruhn,
Heut aufrecht gehn und morgen schwanken,
Hier Gutes und dort Böses thun.
Dann siehst du diese andre Welt,
Die ihr Gebiet nicht Jedermann
Bequemlich vor die Augen stellt.
Dann tagt wohl auch in deinem Innern
Die Welt, die dort vorhanden ist,
Um dich zu mahnen, zu erinnern,
Wie viel du ihr noch schuldig bist.
Nehmt mir den Stein von meinem Grabe;
Warum das Weinen und das Klagen,
Ich bin im Geist bei euch geblieben,
Zwar könnt ihr mich jetzt nicht mehr sehen,
Und dieses Kleid, ich soll es tragen
Doch, wenn ihr weint, dürft ihr nicht wähnen,
Laßt sie fortan nicht weiter fließen,
Drum, nehmt den Stein von meinem Grabe,
Sei so gut, und sage mir einmal, was du in deinem Leben gethan hast, ohne irgend einen andern Menschen dazu gebraucht zu haben!
Für mich giebts keinen Leichenstein!
Ich, der ich nun verklärt mich habe,
Will doch für euch kein Todter sein!
Wozu der Gram, das Herzeleid?
Was ihr von mir hinausgetragen,
War nur das abgelegte Kleid.
Für den es keine Trennung giebt,
Und werde euch auch ferner lieben,
So, wie ich euch bisher geliebt.
Obgleich ihr mir noch sichtbar seid,
Doch ist ja weiter nichts geschehen,
Als: ich bekam ein andres Kleid.
Zu meinem Heil, zu meinem Glück.
Das alte - tröstend will ichs sagen -
Ich wünsche es mir nicht zurück.
Ich könne mich euch selig nahn;
Es thut mir jede eurer Thränen
Noch weher, als sie euch gethan.
So lieb ihr es auch mit mir meint;
Sie auf den Hügel auszugießen,
Dazu sind sie doch nicht geweint.
Da ihr nun wißt, ich lebe noch!
Wenn ich euch auch verlassen habe,
So bleibt euch meine Seele doch.
Siehst du ein Menschenkind in Thränen,
Vermeide es, ihn zu berathen;
Berührt ein kalter Schall die Wunde,
Vor einem Wort am rechten Orte
Der Tod ist der Sünde Sold, doch die Sünde kann, soll und muß gesühnt werden. Gäbe es einen Menschen, dem es gelänge, schon auf Erden gut zu machen, was er hier Uebles that, so würde er, ohne zu sterben, direct aufsteigen, wie einst Elias aufgestiegen ist.
Verhaltnes Schluchzen in der Brust,
So wolle ja nicht, ja nicht wähnen,
Daß du mit Worten trösten mußt.
Geh weiter, aber sende dann
Die Liebe, die in stillen Thaten
Ihm heimlich, heimlich helfen kann.
So schmerzt er nur und heilt sie nicht;
Der Trost wohnt nicht im leeren Munde,
Er ist des Herzens tiefste Pflicht.
Kehrt wohl der Harm beruhigt um,
Doch wahrer Schmerz hat keine Worte,
Und auch der wahre Trost ist stumm.
Es klingt ein Lied vom Himmel nieder
Es kommt ein Strahl vom Himmel nieder;
Und käm der Himmel selbst hernieder,
Die Macht des Geldes wirkt auf den Menschen genau wie jede andere irdische Macht: wohlthätig, so lange er sie beherrscht, verderblich aber, sobald er ihr zu gehorchen beginnt.
So wunderlieb, so klar, so rein,
Und deine Seele singts ihm wieder;
Sie will dem Himmel dankbar sein.
Die Andern lauschen rings im Kreise;
Dann siehst du, daß sie lächelnd weitergehn.
Sie sind zu klug, sie sind zu weise,
Um das, was dich beseligt, zu verstehn.
Er leuchtet in dein Herz hinein,
Und dieses strahlt ihn Andern wieder;
Es will dem Himmel dankbar sein.
Doch diese Andern stehn im Kreise
Und lächeln über dich, das große Kind.
Sie sind zu klug, sie sind zu weise
Und drum für das, was dich beseligt, blind.
Um dankbar dann auch dir zu sein,
Und füllte alle deine Lieder
Mit seinem ganzen Sonnenschein,
Die Andern ständen rings im Kreise
Und fiel das Lächeln ihnen wohl nun schwer,
Sie blieben doch so klug, so weise
Für das, was dich beseligt, wie vorher.
Ich war bei dir, in einem andern Leben,
Es schien mir wie in unbekannter Ferne,
Ich hatte dich so oft, so gern gesehen,
Nun war ich bei dir, jetzt, emporgetragen
Mir ist ja die Erkenntniß aufgegangen,
Als dieser Ton bin ich emporgeklungen
Ich dachte dein und durfte zu dir steigen;
Die Grenze zwischen Land und Wasser verläuft meist nicht in gerader Linie. So hat auch im Menschen die Scheidelinie zwischen dem Guten und dem Bösen ihre Buchten und Winkel, welche der Bildung von Sümpfen Vorschub leisten.
Und doch, ein andres Leben war es nicht.
Ich sah dich wie in Lichtes Fluthen schweben,
Und doch und doch gebrach es mir an Licht.
Ich war bei dir, ich weiß nicht, ob am Tage,
Ob auch vielleicht in sternenarmer Nacht,
Und finde keine Antwort auf die Frage,
Welch Intervall mich dir emporgebracht.
Und doch war diese Ferne mir bekannt;
Du strahltest wie auf einem andern Sterne,
Und doch war dieser Stern mein Vaterland.
Wir trafen uns so weltenabgelegen,
Ich weiß es nicht, in welchem Geisterreich;
Du kamst wie eine Fremde mir entgegen,
Und doch und doch erkannte ich dich gleich.
Als pilgernd ich zum Morgenlande kam;
Ich sah dich leiden, und so ists geschehen,
Daß ich dein Bild im Herzen mit mir nahm.
Du gingst von dort nach allen, allen Landen,
Doch, wo du grüßtest, dankte man dir kaum.
So bliebst du unbeachtet, unverstanden,
Ein armes Weib der Menschheit Jugendtraum.
Von meiner Liebe, die dir treu verblieb,
Denn wie sie dich geliebt in jenen Tagen,
So hat dich meine Seele jetzt noch lieb.
Und wie mein Herz dein Weh mit dir gelitten,
Der Menschheit großes, selbstverschuldet Leid,
So hab ich muthig stets für dich gestritten
Und bin für dich auch ferner kampfbereit.
Die leider nicht ein Jeder in sich trägt,
Daß der Verwandtschaft Bande uns umfangen
Und daß mein Puls grad wie der deine schlägt.
Ich weiß es, daß ich mit dir steh und falle,
Daß deine Zukunft auch die meine ist
Und daß als leiser Ton ich mit erschalle
In dem Accorde, dessen Klang du bist.
Auch heut zu dir und klinge fort und fort;
Als dieser Ton hab ich auch mitgesungen
Dein Klagelied, dein holdes Friedenswort.
Ich weiß es wohl, es wird umsonst erklingen,
So viel der Mensch vom Völkerfrieden spricht;
Ihn kann ja nur die wahre Liebe bringen,
Und diese, diese kennt der Mensch noch nicht.
Es war so licht, so hell, so klar bei dir,
Und dennoch konntest du dich mir nicht zeigen,
Denn dunkel, menschendunkel wars bei mir.
Du gingst vorüber, und in frommer Feier
Verklang in mir der Wehmuth heilger Ton;
Es legte sich um mich der Hoffnung Schleier --
Du warst verschwunden, warst der Welt entflohn.
Denk nicht, das Leben sei ein Spiel!
Du gehst auf einem weiten Moor,
Denk nicht, das Leben sei ein Spiel;
Wenn mancher Mensch wüßte, nicht was, sondern wer sein Gewissen eigentlich ist, er würde sich noch viel mehr vor ihm fürchten, als er es vielleicht so schon thut.
Es meints gar ernst, ja, mehr als ernst.
Erforsche seinen Zweck, sein Ziel,
Damit du es begreifen lernst!
Du gehst behaglich hier spazieren,
Machst dirs so viel wie möglich leicht
Und glaubst was wunder zu verlieren,
Wenn sich ein Tag nicht folgsam zeigt.
Und brauchst du irgend welche Sorgen,
So muß die Erde sie dir borgen.
Das du wohl fest und sicher nennst,
Nur weil du seinen Blumenflor
Nicht als zum Sumpf gehörig kennst.
Du sollst hinüber, sollst dich retten
Und bist verloren, bleibst du stehn;
Wirst du gehalten von den Kletten,
So sinkst du ein, mußt untergehn.
Und zieht dich das Verderben nieder,
So giebt es dich dann niemals wieder.
Es ist die Rettung vor dem Tod,
Der Schritt um Schritt, bis an das Ziel
Stets unter deinen Füßen droht.
Du gehst darüber, täglich, stündlich
Und siehst es nicht, wie tief es ist;
Es ist ja grad so unergründlich,
Weil du so oberflächlich bist.
O, denke tiefer dich ins Leben,
Dann kanns für dich noch Rettung geben!
Schließ auf das Thor; laß seine Flügel springen;
Schließ auf den Schrein, vor dem wir betend knieen,
Schließ auf die Herzen; nirgends stehn sie offen,
Schließ auf das Paradies; gieb es uns wieder!
Wenn der Mensch sich gewöhnen wollte, Alles von dem ihm möglich höchsten Gesichtspunkte aus zu betrachten, so würde das Leben ihm ganz anders erscheinen und seine Welt eine viel reinere und glücklichere werden.
Zünd deine Leuchte an in allen Landen!
Mir ist, als hörte ich den Ruf erklingen,
Es sei der Tod zum Leben auferstanden.
Breit deine Fluren aus und deine Pfade;
Laß deine Wasser klar und freundlich fließen,
Und von dem Himmel möge sich die Gnade
Auf Alles, was die Erde trägt, ergießen.
Schließ auf das Thor; es tritt die Menschheit ein;
O, laß ihr diesen Schritt gesegnet sein!
Dem wir die Liebe, die Verehrung zollen,
Die wir auf seinen Inhalt doch beziehen
Und nicht dem Menschenwerke widmen sollen!
Laß uns erkennen, was wir nicht erkannten,
Weil uns der Geist die Seele stets verhehlte;
Laß uns verstehen, was wir nicht verstanden,
Weil uns die wahre Liebe nicht beseelte.
Schließ auf den Schrein, und zeig, was er enthält,
Daß mit dem Schleier auch der Irrthum fällt!
Denn jedes will nur für sich selbst empfinden,
Und doch ist es ihr eignes, schönstes Hoffen,
Daß sie in Liebe sich zusammenfinden!
Laß diese Liebe endlich doch erwachen
Und aus dem Ich heraus ins Leben steigen,
Die Menschen zur gesammten Menschheit machen
Und sich als Seele dieses Leibes zeigen.
Schließ auf die Herzen; lehre sie verstehn,
Daß alle Pulse nur als einer gehn!
Wir wollen heim; wir wollen Frieden halten.
Der Vater ist das Haupt; wir sind die Glieder;
Nur seine Güte soll im Hause walten.
Sei du die Zeit, die uns um ihn versammelt,
Zeig uns der Worte köstlichstes auf Erden,
Das unsre Bitte um Versöhnung stammelt,
Dann wirst du eine Zeit des Edens werden.
Schließ auf das Paradies, das Gottesland,
Und sei uns zur Erleuchtung zugesandt!
Ade, ade, ihr wohlgemeinten Worte,
Geht hin, geht hin! Es wird euch stets begleiten
Doch sollt ihr nicht das Schwert des Glaubens schwingen,
Gesprochen für der Menschheit Heil und Glück.
Es bleibt euch offen die vertraute Pforte,
O kehret gern, kehrt als Gebet zurück!
Ihr tönet nicht von unbekanntem Orte.
Ihr seid nicht leerer, wesenloser Schall.
Im großen, frommverstandnen Weltaccorde
Ist heilges Leben jedes Intervall.
Der Glaubensmuth, der laut zu sprechen wagt,
Um Liebe, nichts als Liebe zu verbreiten,
Wo man euch freundlich ein Willkommen sagt.
Es wechseln in der Sterblichkeit die Zeiten,
Der Glaube aber bleibt unwandelbar
Und wird einst siegreich über Alles schreiten,
Was ihn verhöhnte, weil es sterblich war.
Nein, nur des Glaubens Schild ist euch erlaubt.
Ihr habt als Friedensworte zu erklingen,
Weil nur der Friede an den Frieden glaubt.
Es hat der Mensch sich selbst erst zu bezwingen
Und darum immer kampfbereit zu sein,
Doch will er dann die Feinde niederringen,
So kann er das durch Liebe nur allein!