Materialien zur Karl-May-Forschung
Band 13


Herausgegeben von Karl Serden, Ubstadt im Auftrag der Karl-May- Gesellschaft e.V.

Erich Heinemann

"Dichtung als Wunscherfüllung"

Eine Sammlung von Aussprüchen über Karl May



Zeichnungen:
Carl-Heinz Dömken

1992

Druck und Verlag: Karolus Bruchsal


//IV//

Abkürzungen:

Jb -KMG = Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft
S -KMG = Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft
M -KMG = Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft
KMJB = Karl-May-Jahrbuch (Radebeul)

Umseitiger Titel nach einem Ausspruch des Dichters Hermann Hesse

ISBN 3 - 921983 - 21 - 5
Zweite, völlig überarbeitete und erweiterte Auflage von Band 5 der Reihe Mat. z. KMF; mit Anhang
Redaktion: Hansotto Hatzig, Max-Planck-Straße 8, 6836 Oftersheim
Reinschriften: Adelheid Caspari-Wychlacz, Buschhoven
Frontispiz: Carl-Heinz Dömken

Alle Rechte vorbehalten
© by Verlag Heimat- und Volkskunde (KMG-Presse) 7526 Ubstadt (Baden)

Gesamtherstellung: Druckerei Karolus, Wolfgang Dörr GmbH 7520 Bruchsal
Printed in Germany
Nachdruck für die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft


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Inhaltsverzeichnis

        Seite

Vorworte VII
Günter Eich, Fährten in die Prärie XIII
Zitate 1

A N H A N G 173

Karl May, Sei uns willkommen 175
Erich Heinemann, Ein späterfüllter Knabentraum 177
Erich Heinemann, Radebeul, Kirchstraße 5 183
Hans-Dieter Steinmetz, Wanderungen in Radebeul 193
Biogramme 215

Bildseiten

Konrad Adenauer, Hans Albers, Ingeborg Bachmann, Werner Bergengruen 11
Willy Birgel, Ernst Bloch, Heinrich Böll, Bertolt Brecht 24
Pierre Brice, C. W. Ceram, Marion Gräfin Dönhoff, Marie Luise Droop 35
Albert Einstein, Hans Fallada, Joseph Kardinal Frings, George Grosz 48
Thea von Harbou, Ernest Hemingway, Hermann Hesse, Theodor Heuss 65
Ricarda Huch, Ernst Jünger, Erich Kästner, Helmut Käutner 78
Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Siegfried Lenz, Karl Liebknecht 91
Fedor Mamroth, Heinrich Mann, Thomas Mann, Walter von Molo 103
Robert Neumann, Amand von Ozoroczy, Will Quadflieg, Joachim Ringelnatz 116
Peter Rosegger, Max Schmeling, Euchar Albrecht Schmid, Arno Schmidt 132
Albert Schweitzer, Ina Seidel, Heinrich Spoerl, Bertha von Suttner 149
Kurt Tucholsky, Franz Werfel, Carl Zuckmayer, Arnold Zweig 163


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Karl May 1875 und 1912

Carl-Heinz Dömken schuf dieses Doppelporträt nach zeitgenössischen Fotografien von Karl May


//VII//

Auch als Künstler ist Karl May manchen
Irrweg gegangen. Dennoch sind Teile seines
breiten Œuvres, nicht nur das Alterswerk,
von klassischem Maß. Ist er auch kein ganz
Großer der Menschheitsgeschichte,
ein Hauch von Größe aber umweht auch ihn.


Erich Heinemann
Deutschlandfunk am 31. März 1987

Vorwort(1)

zur ersten Auflage von 1980

Über Karl May, den literarischen Außenseiter, den zum Jugendschriftsteller Gestempelten, den Verehrten und Verpönten, den durch alle Zeitströmungen unvermindert Dauernden, den Anführer auf Bestsellerlisten, dessen Leser in aller Welt wohnen - über diesen Karl May aus Sachsen, geboren 1842 und gestorben 1912, wird seit 80 Jahren unentwegt gesprochen, geschrieben, diskutiert, polemisiert, gerechtet, gerichtet. Mehr als 50 Millionen(2) Exemplare seiner Bücher - drei Viertel davon gedruckt nach 1945 - sind zwar ein Abstimmungsergebnis, das für sich spricht. Wie ist es aber um das Votum einzelner bestellt? Wie wirkte Karl May auf eine "geistige" Leserschicht?

Bekannt ist, daß er unter der jungen literarischen Avantgarde in der Zeit nach der Jahrhundertwende Anhänger hatte. Bekannt ist, daß der Wiener Künstlerkreis um Robert Müller und Berthold Viertel ihm sein warmherziges Interesse entgegenbrachte.(3) Bekannt sind die Aussprüche eines Hermann Bahr, Ernst Bloch, Hermann Hesse, Heinrich Mann, Carl Zuckmayer. Sie werden oft und gern zitiert. Aber noch viele andere bedeutende Personen haben sich über Karl May geäußert: Schriftsteller, Künstler, Gelehrte, Politiker - Männer und Frauen aus acht(4) Jahrzehnten.


1 Leicht gekürzt.

2 inzwischen 80 Millionen.

3 Näheres im Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft,1970, S. 92ff., 98 ff. Und 106 ff.

4 Mittlerweile mehr als neun Jahrzehnte.


//VIII//

Eine repräsentative Auswahl dieser unterschiedlichen Äußerungen unterschiedlicher Geister und Temperamente zusammenzutragen, systematisch zu sammeln und gesammelt vorzulegen, erschien uns als eine wirkungsgeschichtlich bedeutsame Aufgabe im Rahmen der Karl-May-Forschung.

Die Idee zu der vorliegenden Sammlung kam eigentlich von selbst. Seit mehr als zehn Jahren betreue ich die Kolumne "Neues um Karl May", die regelmäßig in den "Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft" erscheint; außerdem gestalte ich die Mitteilungs-Beilage INFORM. Im Laufe der Zeit sammelte sich bei mir ein umfangreiches Material an, eingesandt von Mitgliedern der Karl-May - Gesellschaft, Redaktionen, Verlagen, Rundfunkanstalten. Aus diesen Quellen bezog die vorliegende Sammlung ihr Hauptpotential. Weiteres Quellenmaterial lieferte die gesamte breitgefächerte Sekundärliteratur.

Wir haben uns auf eine Auswahl von rund 300 Namhaften, die über Karl May etwas ausgesagt haben, beschränkt. Der besondere Charakter dieser Anthologie liegt darin, nur Personen mit einem bestimmten Bekanntheitsgrad zu Wort kommen zu lassen. Ein solches "Ausleseverfahren" birgt seine eigene Problematik in sich. Wo beginnt, wo endet die "Berühmtheit"? Wir haben uns um größtmögliche Objektivität bemüht. Wer als "namhaft" im Sinne der hier zu treffenden Auswahl zu gelten hat, sollten im wesentlichen die einschlägigen Nachschlagewerke bestimmen, insonderheit der Literatur- und der Gelehrtenkalender von Kürschner, Meyer's Enzyklopädie und der "Große Brockhaus".

Menschen unterschiedlicher Herkunft, Erziehung, Geschichte, Kultur, politischer Anschauung und Nationalität sprechen über Karl May, für und gegen ihn, abwägend und differenzierend. Manche begeistert, manche gelassen oder ironisch; manche verständnisvoll, von Mitgefühl erfüllt, manche oberflächlich, klischeehaft. Oft schwingt Jugenderinnerung in den Worten mit. Überhaupt wird hier deutlich, wie das frühe Leseerlebnis unverschüttet im Bewußtsein lebendig bleibt. Neben Verehrern melden sich auch Gegner zu Wort - wie der inquisitorische Lebius, der unserem


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Autor anfangs noch Bewunderung zollte; wie Carl Muth, wie Hermann Cardauns, wie Ferdinand Avenarius. Obwohl keinerlei Zensur stattfand, die den freundlichen Äußerungen den Vortritt einräumte, es überhaupt fern lag, eine neue Verteidigungsschrift zu liefern (für eine solche besteht heute wirklich kein Bedürfnis mehr), bleibt im Ergebnis festzustellen, daß die positiven Stimmen bei weitem überwiegen.

Die Texte sind ganz einfach nach den Verfassern in alphabetischer Reihenfolge geordnet, nicht nach Jahreszahlen, nicht nach inhaltlichen oder anderen Gesichtspunkten. Zuweilen war es schwierig, aus dem reichlichen Angebot eines einzelnen Kritikers eine kurze treffende Passage herauszulösen; das trifft besonders auf Autoren zu, die Bücher über Karl May verfaßt haben. Mancher Benutzer wird die eine oder andere Textstelle vermissen oder mit der Auswahl des Zitates nicht einverstanden sein. Wir nehmen alle Hinweise dankbar entgegen!

In etlichen Werken der Literatur läßt sich der Einfluß Karl Mays nachweisen. Ihre Verfasser übernahmen von ihm Gestalten oder Symbolmotive - so Leonhard Frank (Die Räuberbande), Günter Eich (Fährten in die Prärie), Romain Gary (General Nachtigall), Curt Goetz (Peterhans von Binningen), Erich Maria Remarque (Die Nacht von Lissabon), Urs Widmer (Die gelben Männer). Hans Hauser, Peter Groma, Jonny Behm haben, von Karl May inspiriert, vielbeachtete Reisebeschreibungen veröffentlicht. Im Geiste Karl Mays schreibt Edmund Theil eine neue Orientreise, die Kara Ben Nemsis Abenteuer fortsetzt.

Wenn es vertretbar erschien, haben wir, in Ermangelung von Originalzitaten, die Aussagen von Mittelspersonen übernommen. Ein Beispiel ist Hitler, der sich wiederholt über May geäußert haben soll. Diese Äußerungen sind uns von seinen Biographen (Fest, Irving, Ziegler) und in Speers "Spandauer Tagebüchern" glaubhaft überliefert worden. Ähnlich verhält es sich mit Konrad Adenauer, Berthold Brecht, Kardinal Frings, Balduin Möllhausen, Richard Tauber, Georg Trakl. In einigen Fällen langte das vorhandene Material nicht zu mehr als zu einem bloßen Hinweis. Wir


//X//

haben auf diesen dann jedoch nicht verzichtet, wenn es sich um eine bedeutende Person handelte.

Den Namen der Zitierten haben wir nur Beruf und Lebensdaten beigegeben; ein Mehr an Biographie hätte den Rahmen gesprengt. Besondere Aufmerksamkeit verwendeten wir auf die Quellenangaben, da diese für den wissenschaftlichen Benutzer besonders wichtig sind.

Ich übergebe diese Sammlung nach mehrjähriger Arbeit der Öffentlichkeit in der Hoffnung, mit diesem Beitrag zur Wirkungsgeschichte Karl Mays eine Lücke zu schließen. Mein Dank gilt zahlreichen Mitgliedern der KMG, die mich kontinuierlich mit Material und Hinweisen versorgen. Für besondere Mühe beim Zustandekommen dieses Bandes danke ich meinen Freunden Hansotto Hatzig, Claus Roxin und Karl Serden. Ich danke ferner Herrn Andreas Graf aus Köln, der mir aus seinem Besitz wertvolle Briefe zur Verfügung stellte. Carl-Heinz Dömken hat eigens zu dieser Sammlung eine Reihe von Köpfen gezeichnet. Die KMG verdankt seiner Zeichenfeder inzwischen eine stattliche Anzahl von Illustrationen, von denen eine Auswahl diesem Band beigegeben ist.

Hildesheim, im Mai 1980 Erich Heinemann


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"Ich will von seinem Leben erzählen -
von seinem Werk, das uns alle überleben
und noch zu den Kindern unsrer Kinder reden wird."


Carl Zuckmayer über Karl May (1929)

Vorwort

zur zweiten Auflage von 1992

Seit dem Erscheinen dieser Sammlung ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen. Zwar ließ die rege Nachfrage schon bald an eine Neuauflage denken, wir meinten aber, damit noch warten und weiter sammeln zu sollen. Dieses Abwarten hat sich gelohnt. Nicht zuletzt dank der rührigen Mithilfe unserer Leser und dank der Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft, deren Kolumne "Neues um Karl May" inzwischen Herbert Wieser betreut, konnten wir die Zahl der Zitate um die Hälfte vermehren, von knapp 300 der ersten Auflage auf rund 450, wobei wir, wohlgemerkt, nicht von unseren bisherigen Auswahlprinzipien abrückten.

Der Inhalt des ersten Bandes wurde, was sich von selbst versteht, vor einer Neuausgabe kritisch durchgesehen. Wir haben dabei auch einzelne Texte ausgewechselt, wenn sich von dem Verfasser inzwischen treffender Formuliertes anbot, und einige Zitate so weit verlängert, daß ihr Sinn unmißverständlich zum Ausdruck kommt. Darin folgten wir Anregungen, die an uns herangetragen worden waren. Nochmals sei, wie schon im Vorwort zur ersten Auflage, betont: Wir verfolgen mit dieser Sammlung nicht die Absicht, für Karl May zu werben oder ihn zu verteidigen.

Eine neue Gestalt erhielten Bildteil und Anhang. Meine Erzählung "Ein später Gang", die ich mit einem neuen Schluß versah, heißt jetzt "Ein späterfüllter Knabentraum". Ich füge einen pragmatischen Beitrag über die "Villa Shatterhand" mit einem Grundriß der Räume und ihrer Ausstattung an. Hans-Dieter Steinmetz steuert einen interessanten Führer durch Radebeul bei, Untertitel: "Nicht nur auf den Spuren Karl Mays", mit Plan und Fotos.


//XII//

So darf der Band, den ich hiermit vorlege, wohl mit einigem Recht als eine Neuerscheinung angesehen werden. Wir hielten es deswegen für angebracht, einen neuen Buchtitel zu wählen. Zudem entsprach es auch einem schon vorher geäußerten Wunsch, den Titel "Über Karl May" zu ändern.

Es kommt wohl nicht alle Tage vor, daß über einen einzelnen Schriftsteller ein ganzer Band mit Aussprüchen und Äußerungen, Meinungen, Urteilen und Epigrammen zusammengetragen wird. Auch hierin haben wir es bei Karl May mit einer Ausnahme zu tun.

Ich möchte abschließend meinen besonderen Dank aussprechen an Ulrike Müller-Haarmann, Adelheid Caspari-Wychlacz, Hansotto Hatzig, Walther Ilmer, Karl Serden und Uwe Kahl, die an der Neuauflage tatkräftig mitarbeiteten.

Hildesheim, im Januar 1992 Erich Heinemann


//XIII//

Günter Eich

Fährten in die Prärie

Gedenke noch bisweilen
der Knabenphantasie:
Einst über Meer und Meilen
flogst du in die Prärie.

Sie hält nicht nur die Spuren
von Huf und Mokassin, -
all deine Träume fuhren
mit übers Grasland hin ...

Der Rauch der Lagerfeuer,
wenn sich die Dämmrung naht,
wölkt um die Abenteuer
am Indianerpfad.

Aus dem gleichnamigen Hörspiel des Berliner Rundfunks vom 11. Juli 1936 mit dem Untertitel "Spiel aus der untergehenden Welt Old Shatterhands und Winnetous", Regie Harald Braun.

(Zitiert nach: Kunst und Literatur im deutschen Faschismus. J. B. Metzler, Stuttgart 1978, S. 147.)


[//XIV//]

Karl May der Old Shatterhand / Kara Ben Nemsi der Reiseerzählungen und der Dichter der symbolischen Alterswerke


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