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Nachlese zur 21. Jahrestagung der KMG in Wolfenbüttel (6.-9.10.2011) (Meldung vom 16. Oktober 2011)
Nachlese zur. 21. Jahrestagung der KMG in Wolfenbüttel (6.-9.10.2011)
Vom 6.-9. Oktober fand in Wolfenbüttel die 21. Jahrestagung der Karl-May-Gesellschaft statt. Der Kongress bot eine Reihe hochinteressanter Vorträge, und gleichzeitig wurden auf der Mitgliederversammlung die Posten des stellvertretenden Vorsitzenden, des wissenschaftlichen Mitarbeiters und des Geschäftsführers neu besetzt.
Vom 6.-9. Oktober fand in Wolfenbüttel die 21. Jahrestagung der Karl-May-Gesellschaft statt. Nach einem Empfang des Vorstandes am Donnerstagmorgen im Rathaus wurde die Veranstaltung am Nachmittag im Anschluss an eine kurze Mitarbeitersitzung vom KMG-Vorsitzenden Dr. Johannes Zeilinger eröffnet. Joachim Biermann, Geschäftsführender Herausgeber der Historisch-kritischen Ausgabe (HKA) und Spezialist für Karl Mays "Kamerad"-Erzählungen, referierte danach im Eröffnungsvortrag des Kongresses über die teilweise umfangreichen Änderungen, die aufgrund der Illustrationen in der Buchausgabe von Der Sohn des Bärenjägers und Der Geist des Llano estakado vom Verlag an Mays Text vorgenommen worden waren, um den Inhalt an die Abbildungen anzupassen.
Den Freitag - traditionell der Hauptvortragstag - eröffnete Prof. Dr. Hinderk Emrich (Hannover) mit einem hochinteressanten Vortrag über Karl Mays Psyche, der durch atmosphärisch dichte Bilder aus Mays Heimat kongenial unterstützt wurde. Sein Resümee, Karl May endlich aus dem Status des "Patienten" zu befreien, fand in der anschließenden Diskussion ungeteilten Beifall, insbesondere durch den langjährigen KMG-Vorsitzenden und heutigen Ehrenvorsitzenden, den Strafrechtsexperten Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin. Im Anschluss daran konnten die Mitglieder im Vortrag des Filmproduzenten Prof. Bastian Clevé von der Filmakademie Baden-Württemberg erfahren, warum das in den letzten Jahren immer wieder angedachte Projekt eines neuen, großen Karl-May-Films letztlich nicht zustande gekommen war. Das Referat war ein Indiz dafür, dass die Öffnung der Karl-May-Gesellschaft hin zur Erforschung auch der Rezeptionsgeschichte Mays, die sich schon mit dem Vortrag von Prof. Dr. Helmut Schmiedt in Essen 2005 angedeutet hatte, inzwischen Realität geworden ist. Nach der wohlverdienten Mittagspause referierte der Dresdener Slawist Prof. Dr. Holger Kuße über die unterschiedlichen irenischen Konzepte, also die Vorstellungen eines radikalen Pazifismus, in den Spätwerken von Karl May und Lew Tolstoi. Ausklingen ließ den freitäglichen Vortragsmarathon Dr. Henning Franke (Chemnitz) mit einem detailreichen Referat über die Figur des Old Surehand in Roman, Film und Freilichtspiel. Im Anschluss an die Vorträge fand die - wie immer nur KMG-Mitgliedern zugängliche - traditionelle Buchauktion statt, für die Wolfgang Hermesmeier in gewohnt hoher Qualität einen Katalog zusammengestellt hatte und durch die Christoph Blau ebenso routiniert wie launig führte. Als Ergebnis ließ sich nach gut zwei Stunden und 280 Aufrufen konstatieren: "Nicht bei Hermesmeier/Schmatz" bringt tendenziell einen höheren Preis!
Die Mitgliederversammlung am Samstagvormittag war mit knapp 180 Teilnehmern ähnlich gut besucht wie bei den letzten Kongressen und markierte das Ende einer Ära: Nach zwölf Jahren schied Hans Grunert als Geschäftsführer der Karl-May-Gesellschaft aus, zu seinem Nachfolger wählte die Mitgliederversammlung Ulf Debelius. Auch Dr. Gudrun Keindorf schied aus dem Amt der stellvertretenden Vorsitzenden aus, ihre Nachfolge tritt der bisherige Wissenschaftliche Mitarbeiter Prof. Dr. Hartmut Vollmer an. Auf dessen bisherigen Posten wählten die Mitglieder Dr. Florian Schleburg. In ihren Ämtern bestätigt wurden Dr. Johannes Zeilinger als Vorsitzender, Prof. Dr. Helmut Schmiedt als stellvertretender Vorsitzender, Joachim Biermann als Schriftführer und Udo Lippert als Schatzmeister. Nach der Mittagspause informierte der Historiker Dr. Clemens Bergstedt (Ziesar) über das Bild der Quitzows in Literatur und Geschichtsschreibung und relativierte das - auch von Karl May in seinem Quitzow-Roman kolportierte - Bild der gesetzlosen Raubritter, deren Treiben erst die seit Anfang des 15. Jahrhunderts als Markgrafen von Brandenburg dort ansässigen Hohenzollern Einhalt geboten hätten. Der traditionelle ökumenische Gottesdienst fand am späten Nachmittag in der Trinitatiskirche statt. Er war wegen der ebenso launigen wie auch nachdenklich stimmenden Predigt Willi Strobands und der Teilnahme der Jugendkantorei der Domsingschule Braunschweig, die den Gottesdienst mit Liedern Mays - unter anderem seinem Ave Maria - musikalisch begleitete, ein Höhepunkt des Kongresses, bei dem die Teilnehmer den viel zu früh verstorbenen Pfarrer Manfred König schmerzlich vermissten. Der gesellige Abend fand in festlicher Umgebung im Renaissancesaal des Wolfenbütteler Schlosses statt und wurde mit einem Gesangsbeitrag des Männerquartetts ARTonal eröffnet. Wer nachmittags beim Gottesdienst gewesen war, hatte nunmehr die Möglichkeit eines direkten Vergleiches zwischen zwei völlig verschiedenen Interpretationen von Mays Ave Maria. Welche Version dem sterbenden Winnetou wohl besser gefallen hätte?
Am Sonntag hielt Prof. Gerd Biegel vom Instititut für Braunschweigische Regionalgeschichte an der TU Braunschweig einen ebenso amüsanten wie informativen Vortrag über die historische Figur des Fürsten Leopold von Anhalt-Dessau (1676-1747), dem May mit seinen "Dessauer-Geschichten" ein literarisches Denkmal gesetzt hat. Der von den KMG-Mitgliedern vor Ort hervorragend vorbereitete und daher rundum gelungene Kongress klang am Mittag für die meisten Mitglieder mit einem Besuch der berühmten Herzog-August-Bibliothek aus, bevor man sich danach wieder für zwei Jahre in alle Winde zerstreute.
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